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Kontroversen um die Bibel

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Bibelkritik ist die kritische Auseinandersetzung mit dem Inhalt der Bibel, der Heiligen Schrift des Christentums.

Sie geht üblicherweise davon aus, daß die Bibel ein Werk menschlicher Verfasser, also nicht göttlich inspiriert ist. Sie ist demnach nicht unmittelbar Gottes Wort, sondern antike Literatur und als solche kritisierbar. Diese Annahme wird z.B. gestützt durch Widersprüche in der Bibel selbst und durch Unterschiede zwischen Textüberlieferungen.

Das Zeitalter der Aufklärung hat zu einem starken Anwachsen der Bibelkritik geführt, eine bis heute anhaltende Erscheinung.

Die Kritik an der Bibel spaltet sich auf in die Kritik an der Bibel als Ganzes und die Kritik an einzelnen Passagen in der Bibel. Ein Auszug aus dem Katalog der Kritikpunkte folgt:

Kritik an der Bibel als Ganzes

Kritik an den darin vermittelten moralischen und ethischen Grundsätzen

Religiöse Intoleranz

Schon im ersten der zehn Gebote (1.Mo 20,5) wird Gott als eifersüchtiger und rachsüchtiger Gott beschrieben, und durch das ganze Alte Testament hindurch gibt es zahlreiche Beispiele, in denen Gott die Bestrafung oder Ausrottung von Andersgläubigen und deren Kult fordert, veranlaßt oder gutheißt (z.B. 2.Mo 34,11ff; 5.Mo 9). Die Feindschaft zu Andersgläubigen wird geradezu als Tugend herausgestellt. Das findet seine Fortsetzung im Neuen Testament, auch der ansonsten gern als sanftmütig dargestellte Jesus predigt und praktiziert religiöse Intoleranz (z.B. Mt 15,21-28; Mk 16,16). Das findet seine Fortsetzung in Tiraden von Paulus (Röm 1,18ff).

Exzessive Gewalttätigkeit

Exzessive Gewaltanwendung gegen andere Ethnien, Andersgläubige und andere Abweichler sind in der Bibel weit verbreitet und werden als von Gott gebilligt, gewünscht oder verübt beschrieben. Eroberungskriege einschließlich damit einhergehendem Völkermord werden von Gott angeordnet (z.B. 4.Mo 31; 5.Mo 7; 5.Mo 20). Meutereien, religiöse oder sexuelle Abweichungen, oder Aufsässigkeit wird drakonisch - in der Regel mit dem Tod - bestraft (2.Mo 22,17ff; 2.Mo 32,25ff; 5.Mo 13,7ff; 5.Mo 21;18ff). Nicht selten kommt dabei Gott in Rage, weil seine Anhänger zu lasch vorgehen, er ermahnt sie daher immer wieder, kein Mitleid bei der Bestrafung walten zu lassen (z.B. 5.Mo 25,12).

Sippenhaftung

Patriarchat und Unterdrückung der Frau

Kritik an einzelnen Bibelpassagen

Genesis (1.Mo)

Schöpfungsgeschichte (1.Mo 1 bis 1.Mo 3)

Die Schöpfungsgeschichte steht im Widerspruch zu naturwissenschaftlichen Theorien über die Entstehung des Universums, der Erde und der Lebewesen auf der Erde, einschließlich des Menschen. Die weithin anerkannten, wenn auch nicht unumstrittenen wissenschaftlichen Theorien dazu sind z.B. die Theorie vom Urknall und von der Entstehung der Galaxien, Sonnensysteme und Planeten und die Theorie von der Evolution.

Die Schöpfungsgeschichte in der Bibel dagegen läßt Gott das Universum, die Erde und den (männlichen) Menschen in sechs Tagen erschaffen, mit einem folgenden siebten Tag als Ruhetag.

Weitere Kritikpunkte sind: - Die Erschaffung der Frau aus dem Mann, wodurch das Patriarchat gerechtfertigt werden kann. - Der Sündenfall, bei dem die Frau verantwortlich gemacht wird, was ebenfalls zur Rechtfertigung des Patriarchats, sowie der Geburtsschmerzen herangezogen wird. - Das "Essen vom Baum der Erkenntnis" also das Streben nach Erkenntnis, die wissenschaftliche Neugier, wird als Ursache für die Vertreibung aus dem Paradies dargestellt, folglich als Ursache für die Mühsal, das Leiden und den Tod der Menschen.

Exodus (2.Mo)

Die zehn Gebote (2.Mo 20)

Bei den zehn Geboten, einer Grundlage christlicher Moral, fällt z.B. auf, daß die ersten drei Gebote, die sich um religiöse Vorschriften drehen, besonders ausführlich formuliert sind, während die Übrigen eher knapp gehalten sind. Wenn man vom Umfang auf die Bedeutung schließen kann, dann sind offensichtlich die Gebote zur Ausschließlichkeit des christlichen Gottes und zu seiner Verehrung die wichtigsten. Das oft zitierte fünfte Gebot "Du sollst nicht töten" gehört demgegenüber mit den anderen "kriminellen" Geboten zu den knappsten. Im Zusammenhang mit weiteren Bibelstellen drängt sich die Vermutung auf, daß diese mit einem Körnchen Salz zu nehmen sind. So läßt zum Beispiel Moses kurz nach dem Empfang der Gebotstafeln eine Meuterei in seinem Lager - offensichtlich mit Billigung Gottes - blutig niederschlagen (2.Mo 32). Fälle von Diebstahl, Ehebruch, Mord und weiteren Gräueltaten im alten Testament finden ebenfalls die Billigung Gottes, bzw. sind von ihm angeordnet. Im Gegensatz dazu werden Verstöße gegen die ersten drei Gebote mit äußerster Härte verfolgt, und es kann kein Zweifel daran bestehen, daß diese sehr ernst gemeint sind.

Die Psalmen (Ps)

Die Mehrzahl der Psalmen hat die Bitte an Gott um Unterstützung gegen Feinde zum Thema. Dabei kommt es zu verbalen Exzessen mit haßerfülltem und grausamem Inhalt (z.B. Ps 109, Ps 137). Viele solche Psalmen stammen von David, von dem man nach solcher Lektüre den Eindruck gewinnen muß, es handle sich um einen selbstgerechten, haßerfüllten Eiferer. Dabei hat David nach vielen Bibelstellen Gottes Wohlwollen genossen.

Das Johannesevangelium als das zeitlich am spätesten verfaßte Evangelium unterscheidet sich inhaltlich stark von den anderen drei Evangelien. Wie man z.B. an der Kreuzigungsgeschichte (Joh 18f) erkennt, wird Jesus hier stark verklärt als göttliche Gestalt dargestellt, die mit den Vorgängen auf der Erde schon nicht mehr viel zu tun hat. Jeder Hinweis auf Schmerz, Agonie oder Verzweiflung wird vermieden. Wo im Markusevangelium Jesus noch ruft: "Mein Gott, mein Gott, warum hast Du mich verlassen?" (Mk 15,34) da sagt er bei Johannes: "Es ist vollbracht" und übergibt den Geist.


Weiterführende Literatur

Bibel
Franz Buggle "Denn sie wissen nicht, was sie glauben" ISBN 3-932710-77-0
Karlheinz Deschner Kriminalgeschichte des Christentums
Voltaire "La Bible enfin expliquée"