Weltkarte des Andreas Walsperger
Andreas Walsperger
Andreas Walsperger wurde um das Jahr 1415 als Sohn eines Tischlers in Radkersburg geboren. 1434 wurde er Benediktinermönch, weitere Stationen seines Lebens sowie sein Todesjahr sind nicht überliefert. Er fertigte die Weltkarte 1448/9 in Konstanz an.
Sie ist das einzige erhaltene Kulturdenkmal dieser Art aus dem deutschen Sprachraum und gilt als ein Meilenstein der historischen Kartografie.
Die Karte
Die Rundkarte auf Pergament hat die Ausmaße 57,7 x 75 cm.
Eine genaue Betrachtung der Karte zeigt die logischen Probleme bei der Darstellung der Erde als von Wasser umgebene annähernd runde Scheibe, aber umgeben von den sieben Sphären der Himmelkugel nach Ptolemäus. Wie damals üblich ist Norden unten und Jerusalem annähernd in der Mitte der Welt dargestellt.
Legende
Die Legende lautet in der Übersetzung:
"In dieser Figura ist die Weltkarte oder geometrische Beschreibung der Erde enthalten, aufgestellt nach der Kosmographie des Ptolemaeus je nach den Längengraden, Breitengraden und Klimaunterteilungen. Und mit einer wahrheitsgetreuen und vollständigen Karte der Navigation auf den Meeren. So kann jeder hier genau ersehen, wie viele Meilen eine Gegend oder Provinz von einer anderen entfernt ist oder welche Fläche sie besitzt von Osten nach Westen und von Süden nachach Norden. Die Erde ist weiß, das Meer grün, die Süßwasserströme sind blau, die Gebirge verschiedenfarbig. Und die roten Punkte bezeichnen die christlichen Städte, die schwarzen Punkte die Städte der Ungläubigen auf dem Land und im Meer.
Wer also auf dieser Zeichnung messen will, wie viele Meilen ein Gebiet oder eine Stadt von einer anderen entfernt ist, nehme einen Zirkel und setze eine seiner Spitzen in die Mitte des Punktes, der durch den Namen einer Stadt gekennzeichnet ist, und die andere Spitze auf den Punkt der anderen gewählten Stadt. Dann setze er den offenen Zirkel auf die untenstehende Skala; auf dieser Skala entspricht jeder Strich, unabhängig von seiner Farbe, zehn deutschen Meilen, Zu beachten ist, daß eine deutsche Meile zehntausend Schritt enthält und ein Schritt zwei Fuß."
Besitzer der Karte
Vermutete Besitzer im 16. Jahrhundert waren die Fugger, bevor sie 1622 durch Maximilian I. von Bayern an Papst Gregor XV. kam. Die Karte befindet sich heute in der Vatikanischen Bibliothek Palatina (Lat. 1362 B).
1987 brachte der Belser Verlag Zürich eine Faksimile-Ausgabe heraus: Weltkarte des Andreas Walsperger / Erl. von Edmond Pognon. - Faks.-Ausg. [d. Kt.] Pal. lat. 1362B, 1448, Biblioteca Apostolica Vaticana. Zürich: Belser, 1987. - 1 Kt.; Blattgr. 59 x 72 cm (Codices e Vaticanis selecti quam simillime expressi; 52)
Links und weiterführende Literatur:
http://www.jever-online.de/fvbiblio/weltka.html
http://www.henry-davis.com/MAPS/LMwebpages/245.html
Meine, Karl-Heinz: Zur Weltkarte des Andreas Walsperger, Konstanz 1448 1:17–30; in:
Kartenhistorisches Colloquium Bayreuth '82. Vorträge und Berichte. Herausgegeben von Wolfgang Scharfe, Hans Vollet und Erwin Herrmann in Verbindung mit dem Arbeitskreis «Geschichte der Kartographie» der Deutschen Gesellschaft für Kartographie und dem Historischen Verein für Oberfranken. Berlin: Dietrich Reimer Verlag, 1983. X, 227 Seiten mit 89 Abbildungen und 6 Tabellen. ISBN 3-496-00692-7
Gallez, P., "Walsperger and His Knowledge of the Patagonian Giants, 1448", Imago Mundi, vol. 33, pp. 91-93.