Christina Baum
Christina Baum (geb. Sauser; * 21. März 1956 in Mühlhausen/Thüringen) ist eine deutsche Zahnärztin und Politikerin (AfD). Sie gehörte von 2016 bis 2021 dem Landtag von Baden-Württemberg an. 2016 war sie stellvertretende Sprecherin des Landesvorstandes der AfD Baden-Württemberg.
Baum ist Vorsitzende des AfD-Kreisverbandes Main-Tauber und enge Vertraute von Björn Höcke. Sie gilt als süddeutsche Stimme des Flügels.[1]
Leben
Baums Eltern sind der Industriekaufmann Gerhart Sauser und dessen Ehefrau Herta Sauser. Sie wuchs in Kleingrabe in Thüringen auf. Nach einem Umzug 1961 nach Mühlhausen/Thüringen wurde Baum 1962 eingeschult. Im Jahr 1974 legte sie das Abitur ab. Danach studierte sie bis 1976 Zahnmedizin an der Karl-Marx-Universität Leipzig und im Anschluss an der Medizinischen Akademie Erfurt. Sie schloss 1979 das Studium als Diplom-Stomatologin ab und begann eine Weiterbildung zur Fachzahnärztin für Allgemeine Stomatologie an der Poliklinik Mühlhausen, die sie 1984 beendete. Von 1983 bis 1989 arbeitete Baum als Betriebszahnärztin im VEB OT Mülana.
Baum stellte 1985 einen Ausreiseantrag, der vier Jahre später bewilligt wurde. Nach ihrer Ausreise in die Bundesrepublik wurde sie 1990 an der Universität Würzburg mit einer Schrift über den Einfluss des Waschprozesses und der Dampfsterilisation auf den Verschleiß von OP-Textilien promoviert.[2][3]
Baum ist verheiratet und hat eine Tochter. Sie führt seit 1992 gemeinsam mit ihrem Mann eine Zahnarztpraxis in Lauda-Königshofen.[3]
Politik
Baum ist seit 2013 Mitglied der Alternative für Deutschland. Sie erhielt bei der Landtagswahl in Baden-Württemberg 2016 im Wahlkreis Main-Tauber (Wahlkreis 23) 17,2 Prozent der Stimmen und zog mit einem Zweitmandat in den Landtag von Baden-Württemberg ein.[4]
Baum entschied sich bei der Spaltung der AfD-Fraktion im Baden-Württembergischen Landtag nach der Causa Gedeon, in der AfD-Fraktion zu bleiben. Kurz darauf wurde sie von ihrer Fraktion für die AfD in den NSU-Untersuchungsausschuss des Landtages entsandt,[5] wo sie sich durch mangelnde Mitarbeit erhebliche Kritik einbrachte.[6]
Bei der Bundestagswahl 2017 trat Christina Baum im Wahlkreis Odenwald – Tauber an und erreichte dort 13,6 %, hinter Alois Gerig (CDU, 46,9 %) und Dorothee Schlegel (SPD, 19,1 %). In der Nacht zum 17. Oktober 2019 wurde auf ihr Wahlkampfbüro in Tauberbischofsheim ein Anschlag verübt, bei dem erheblicher Sachschaden entstand.[7] Bei der Landtagswahl 2021 trat Baum erneut als Kandidatin der AfD im Main-Tauber-Kreis an.[8] Sie erhielt 10,7 Prozent der Stimmen und verpasste damit den Wiedereinzug in den Landtag.[9]
Zur Bundestagswahl 2021 kandidiert Baum im Wahlkreis Odenwald – Tauber[10] und auf Platz 8 der Landesliste der AfD Baden-Württemberg[11].
Kontroverse um bekritzelten Geldschein
2018 veröffentlichte Christina Baum auf Facebook das Foto eines 50€-Scheins mit der Aufschrift „DEUTSCHE FRAU FIKEN, DANN TOT MACHEN“[12]. Den Schein soll nach eigenen Angaben eine Bekannte an einem Automaten der Sparkasse Bad Mergentheim erhalten haben. Ein Sprecher des Sparkassenverbands Baden-Württemberg äußerte, dass alle Scheine aufwendig auf aufgemalte Schriftzüge und Zeichen überprüft werden, bevor sie in die Geldautomaten kommen. Der entsprechende Schein wäre demnach im Normalfall aussortiert worden, ausschließen wollte er die Authentizität der Schilderung jedoch nicht. Baum wurde im Anschluss auf Facebook wegen Hetze für 30 Tage gesperrt.[13][14]
Positionen
Baum gehörte zu den Erstunterzeichnern der Erfurter Resolution. Eines ihrer politischen Hauptanliegen ist die Meinungsfreiheit, die sie in Deutschland nach eigener Aussage durch eine „rot-grün-linke Meinungsdiktatur“[15] bedroht sieht.[3][16] Sie lud 2016 gegen die offizielle Linie des Landeschefs Meuthen den Thüringer AfD-Landeschef Björn Höcke zu einem Wahlkampfauftritt ein. Baum selbst war bereits im Herbst 2015 als Gastrednerin auf der von Höcke organisierten Erfurter AfD-Demonstration aufgetreten[17]. Die Stuttgarter Zeitung zählt Baum zum „deutschnationalen Flügel“ der Partei.[16] Baum verwendet Begriffe wie Umvolkung oder Bevölkerungsaustausch und taucht in einem Gutachten des Verfassungsschutz zur AfD mehrfach auf.[8]
Nach Ansicht Baums bewirkt die Flüchtlingspolitik von Bündnis 90/Die Grünen einen schleichenden Genozid an der deutschen Bevölkerung. Zudem sei die Wahl von Muhterem Aras zur Landtagspräsidentin ein Angriff auf die AfD sowie ein ganz klares Zeichen, dass die „Islamisierung Deutschlands“ in vollem Gang sei.[18]
Baum wirbt auf ihren Präsenzen in den sozialen Medien für Corona-Proteste und nahm auch selbst an entsprechenden Kundgebungen teil.[19]
Schriften
- Christina Baum: Der Einfluss des Waschprozesses und der Dampfsterilisation auf den Verschleiß von OP-Textilien. Würzburg 1989.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ https://blog.zeit.de/stoerungsmelder/2021/03/11/afd-kandidaten-am-rechten-rand_30630
- ↑ Baum, Christina: Der Einfluss des Waschprozesses und der Dampfsterilisation auf den Verschleiss von OP-Textilien. Würzburg 1989.
- ↑ a b c In der DDR Ausreiseantrag gestellt In: Main-Post. Abgerufen am 16. März 2016.
- ↑ Gewählte Bewerberinnen und Bewerber. Statistisches Landesamt Baden-Württemberg, abgerufen am 14. März 2016.
- ↑ AfD Baden-Württemberg schickt Christina Baum in NSU-Ausschuss. Archiviert vom (nicht mehr online verfügbar) am 19. Juli 2016; abgerufen am 19. Juli 2016. Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑ Stuttgarter Nachrichten, Stuttgart Germany: Alternative für Deutschland: Die Bekanntschaften der Christina Baum. Abgerufen am 10. April 2020.
- ↑ [1], chronik.blackblogs.org abgerufen am 27. Oktober 2019
- ↑ a b tagesschau.de: AfD in Baden-Württemberg: Extrem rechts im Wahlkampf. Abgerufen am 24. Februar 2021.
- ↑ Dr. Christina Baum nicht mehr im Landtag - Region Main-Tauber. In: Fränkische Nachrichten. Abgerufen am 15. März 2021.
- ↑ Christina Baum zur AfD-Bundestags-Direktkandidatin gewählt. In: mainpost.de. Mainpost, 16. Juni 2021, abgerufen am 23. Juli 2021.
- ↑ Aktuelles. In: afd-bw.de. AfD Baden-Württemberg, abgerufen am 23. Juli 2021.
- ↑ Volker König: Wie eine AfD-Landtagsabgeordnete sich um Kopf und Kragen lügt. 24. Juni 2018, abgerufen am 22. April 2020 (deutsch).
- ↑ Stuttgarter Zeitung: AfD-Politikerin sorgt für Wirbel: Baum veröffentlicht bekritzelte Banknote und weist Fake-Vorwürfe zurück. Abgerufen am 22. April 2020.
- ↑ Bekritzelte Banknote: Wirbel um Facebook-Post von AfD-Politikerin. 25. Juni 2018, abgerufen am 22. April 2020.
- ↑ Christina Baum. Abgerufen am 10. April 2020.
- ↑ a b Julia Bosch, Dieter Fuchs, Knut Krohn, Oliver im Masche: Das sind die 23 Abgeordneten der AfD. In: Stuttgarter Zeitung. 18. März 2016, abgerufen am 22. März 2016.
- ↑ Otto Brenner Stiftung (2016): Die AfD vor den Landtagswahlen 2016 Programme, Profile und Potenziale [barsinghausen-ist-bunt.de/typo3/fileadmin/Files/AP20_AFD.pdf] Seite 15
- ↑ http://www.swr.de/landesschau-aktuell/bw/erste-sitzung-des-neuen-landtags-in-stuttgart-aras-wahl-stoesst-afd-abgeordneter-sauer-auf/-/id=1622/did=17412922/nid=1622/9hngdl/
- ↑ Verfassungsschutzbericht Baden-Württemberg 2020, S. 187
Personendaten | |
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NAME | Baum, Christina |
KURZBESCHREIBUNG | deutsche Politikerin (AfD), MdL |
GEBURTSDATUM | 21. März 1956 |
GEBURTSORT | Mühlhausen/Thüringen |