Bernstein
Für Persönlichkeiten mit dem Namen "Bernstein" siehe Bernstein (Begriffsklärung)
Bernstein (v. mittelniederdt.: bernestein Brennstein) bezeichnet einen klaren bis undurchsichtigen gelben Schmuckstein aus fossilem Harz, aus dem auch ein Holzlack hergestellt wird.Der madegassische Bernstein kann durch chemische Einschlüsse sogar grünlich bis bläulich gefärbt sein - diese seltenen Varietäten sind extrem begehrt und teuer.
Bernstein ist bis zu 260 Millionen Jahre alt. Aus dem zähflüssigen Harz damaliger Bäume wurde im Laufe der Zeit eine feste Substanz. Somit ist Bern"stein" nicht mineralisch und zählt folglich strenggenommen auch nicht zu den Edelsteinen.
Bernstein gehört zu den ältesten Schmucksteinen. Einige alt-ägyptische Objekte sind über 6000 Jahre alt. Das wohl berühmteste Kunstobjekt aus Bernstein war das Bernsteinzimmer, das seit dem Zweiten Weltkrieg verschwunden ist.
Dem Bernstein wurden früher Heilkräfte zugeschrieben, und er wurde in zerriebener Form gegen verschiedene Krankheiten eingenommen. Auch bei uns trägt ihn manche/r als Amulett oder Schmuck bzw. dient die Bernsteinsäure als Geschmacksverstärker.
Für die Wissenschaft, insbesondere für die Paläontologie, ist Bernstein mit Einschlüssen, so genannten Inklusen, von Interesse. Diese Einschlüsse sind Fossilien von kleinen Tieren oder Pflanzenteilen, die im Bernstein konserviert wurden.
Der Name Bernstein, Brennstein stammt vom niederdeutschen börnen (brennen). Früher wurde er auch als Luchsstein bezeichnet, da man annahm, er wäre aus dem Harn des Luchs entstanden, der bei starker Sonneneinstrahlung hart geworden wäre. Der griechische Name des Bernsteins ist elektron. Da Bernstein elektrostatisch (Reibungselektrizität)aufgeladen werden kann, wurden frühe Versuche zur Elektrizität mit Bernstein durchgeführt. Bernstein wurde daher zum Namensgeber für das Elementarteilchen Elektron und die Elektrizität.Die Römer nannten den Bernstein succinum ("Saft")in der richtigen Vermutung,er sei aus Baumsaft entstanden.Die germanische Bezeichnung des Bernsteins lautet nach Plinius glaes(um) (Glas). Ein anderer Name für Bernstein lautet "gelbe Ambra".
Eigenschaften
Bernstein ist meistens hell- bis goldgelb und altert zu rötlich- oder bräunlich- gelb,im Extremfall zu Rottönen.Trüber Bernstein kann weißgelb oder weiß sein.Je nach Verschmutzung oder Schwefeleisenbildung in Spalten werden die Farben abgedunkelt.
Er ist im Gegensatz zu Kunstharzimitationen brennbar. Deswegen heißt er Brennstein.Er kann leicht angezündet werden und zeigt während des Brennens eine helle Flamme,die stark rußt.Dabei duftet er harzig-aromatisch und verläuft an der Flamme zu einer schwarzen,spröde erhärtenden Masse.Daher eignet er sich zum Räuchern und als Weihrauch-Ersatz für sakrale Zwecke,zum Beispiel in Indien.
Bernstein kann sich elektrostatisch aufladen,wenn man ihn unter trockenen Bedingungen mit Wolle oder einem Tuch oder an Kunststoff reibt.Er kann dann kleine Papierschnipsel,Stofffasern oder Wolle anziehen.
Er ist nur wenig schwerer als Wasser.Wegen seiner geringen Dichte (um 1,07) geht er in Süßwasser sogleich unter,schwimmt aber in stark salzhaltigem Wasser(gesättigte Kochsalzlösung).
Bernstein hat eine Härte von 2-2,5(Mohs-Härte)und ist damit ein recht weiches Material.Glas und Stein sind deutlich härter.Man kann also mit einer Stecknadel eine Furche in die Oberfläche des "Steins" ritzen.
Er glänzt,da er eine hohe Lichtbrechung hat,wenn er feucht oder geschliffen ist.
Bernstein verwittert ständig,besonders durch Luftsauerstoff und Lichteinwirkung .Dabei dunkelt er in den äußeren Schichten nach.Und von der Oberflächen und vorhandenen Hohlräumen aus beginnt eine zunehmende Rißbildung,die mit der Zeit zu einer rauhen und bröckligen Oberfläche führt,wodurch Einschlüsse zerstört werden.
Er reagiert mit Äther nur an der Oberfläche,die nach längerer Einwirkungszeit matt wird.So widerstandsfähig ist jedoch nur der Naturbernstein.Preßbernstein wird bei längerer,ebenso wie Kopal und Kunstharz bei kürzerer Einwirkungsdauer,teigig und weich.
Naturbernstein und Preßbernstein
Bernstein-Einschlüsse:Inklusen
Inhalt
Im erstarrten Harz des Bernsteins finden sich konservierte Lebenformen, die vor Millionen von Jahren auf der Erde in Wäldern gelebt haben:
Zum einen findet man viele verschiedene Gliederfüßer,vor allem Fliegen, Mücken, Libellen, Stechmücken, Ohrwürmer, Tausendfüßler, Termiten, Flöhe, Heuschrecken, Zikaden, Asseln, Würmer und Spinnen. Man findet vereinzelt auch Krustentiere, Schnecken, Vogelfedern und Haare von Säugetieren.
Zum anderen findet man Pflanzen wie Schimmelpilze, Moose und Flechten, aber auch Lärchen, Fichten, Tannen, Palmen, Zypressen, Eiben, Araukarien und Eichen. Manchmal entdeckt man auch Inklusen mit Wassertropfen oder Lufteinschlüssen.
Obwohl es damals relativ viele Arten gab, sind Inklusenfunde selten.Nur etwa jedes 500-te Bernsteinstück hat einen Einschluss, wobei in den Funden oft nur Fragmente vorliegen.Häufig sind die Inklusen auch beschädigt. Deshalb sind Stücke mit vollständig erhaltenen Zeugnissen des damaligen Lebens besonders wertvoll.
Entstehung
Damit Harz zu Bernstein und etwas zur Inklusse wird,müssen folgende Voraussetzungen erfüllt sein:
1.Insekt (oder Pflanze) müssen formstabil bleiben,bis das Harz erhärtet ist.
2.Das Harz darf während des Erhärtens nicht schrumpfen und auch nicht durch später auflastende Gesteine beansprucht werden.
3.Das Harz muss durch Sonnen- und Hitzeeinwirkung auf natürliche Weise geklärt werden.
Ist das Insekt von nachfließendem Harz umschlossen,beginnt der Abbau der Weich-teile in seinem Körperinneren.Muskeln,Drüsen,Körperflüssigkeit treten dabei durch Mund,After und Körperwandung aus.Deshalb ist die Umgebung der Inklusen häufig milchig-trübe. Mit der Zersetzung der Weichteile setzt bereits die Erhärtung des Harzes ein. Sind diese Prozesse beendet,und ist das Harz im Waldboden eingebettet,so wird nach Millionen von Jahren das Harz zu Bernstein und das Insekt zur Inkluse.
Alter,Entstehung und Verbreitung der Bernsteinarten
Man unterscheidet nach Ursprungsort, Alter und der produzierenden Pflanze verschiedene Arten von Bernstein. Am bekanntesten sind der baltische Bernstein (Ostsee, ca. 50-65 Millionen Jahre (Ma) alt, Bernsteinkiefer), der Madagaskar-Bernstein (Madagaskar, 1.000-10.000 Jahre alt, Bernsteinpinie) und der insbesondere durch seine Klarheit und seinen Reichtum an fossilen Einschlüssen bekannte "dominican Amber" aus der Dominkanischen Republik (Laubbaum "El Algorobo" vor 25 Ma). Die ältesten Bernsteine sind sporadisch aus dem Devon bekannt.
Die größten Lagerstätten von Bernstein befinden sich bei Jantarnij (Palmicken) an der Bernsteinküste der Ostsee (Samland nordwestlich Kaliningrads (Königsberg), an der Ostsee in Russland, und in der Mark Brandenburg. Aber auch in Bitterfeld wurde zu Zeiten der DDR Bernstein systematisch abgebaut. Erstere Vorkommen erwähnt auch Tacitus in seiner Germania erwähnt. Er spricht vom Volk der Aesti, das mit Bernstein handelt, und dokumentiert die Bezeichnung glesum.
Auch an der niederländischen, deutschen und dänischen Nordseeküste kann Bernstein nach Stürmen gefunden werden.
In Deutschland sind große Vorkommen in märkischen Gebieten - z.B. im Naturpark Barnim zwischen Berlin und Eberswalde. Man fand sie in Talsandflächen des nach Thorn ziehenden Urstromtales durch Regulierungen und Kanalbau. Archäologen vermuten nahe der Grenze zum heutigen Polen ein Handelszentrum.
Die Handelswege des Bernsteins
nennt man Bernsteinstraße. Sie verlaufen bündelförmig nach Süden zum Mittelmeer.
- nach Aquileia: Plinius der Ältere (23-79 n. Chr.) berichtet, dass Bernstein von der Ostseeküste nach Aquileia gebracht worden sei. Die bereits in der Urgeschichte bedeutsame Bernsteinstraße folgt in Niederösterreich der March, überquert bei Carnuntum östlich Wiens die Donau und führt über Slowenien an die Adria. Südlich der Donau wurde sie als wichtige Verkehrsroute schon um die Zeitenwende von den Römern ausgebaut.
- ins westliche Mittelmeer: auf verschiedenen Routen von Hamburg nach Marseille.
Legendäre Heilkräfte des Bernsteins
Verarbeitung von Bernstein
Fälschungen,Manipulationen,Verwechslungen,Lügen
Schon im 18.Jahrhundert wurden Bernsteineinschlüsse gefälscht.Man versuchte damals, Tiere wie Frösche oder Eidechsen zu Inklusen zu machen,was auch heutzutage noch gang und gäbe ist.
Bernstein wird oft mit durchscheinendem gelbem Feuerstein verwechselt,der an seiner Oberfläche auch glänzt.Aber im Gegensatz zum leichten und warmen Bernstein ist Feuerstein kalt und härter als Glas.
Manche Bernsteinsorten unterscheiden sich mit Ausnahme von ihrem Brenngeruch undihrer geringen Härte bzw. Dichte nur knapp von entsprechend gefärbten Kunststoffen.
Häufig werden Mischungen von Bernstein und Kunstharzen als Bernstein angeboten. Sie sind durch die deutlich abgesetzten eingegossenen Bernsteinstücke leicht zu erkennen.
Zum Prüfen,ob man es mit einem Original oder einem Imitat zu tun hat,eignet sich eine glühende Nadel am besten.
Siehe auch: Bernsteinpolynom,Bernsteinsäure,Bernsteinstraße,Bernsteinzimmer,Elektrizität
Literatur
- Jens Grzonkowski, Bernstein, Hamburg: Ellert&Richter 1996 ISBN 3-89234-633-X
Weblinks
- http://www.german-amber-museum.de Deutsches Bernsteinmuseum
- http://home.t-online.de/home/naturbernstein Naturbernsteinseite
- http://home.t-online.de/home/Arnold-Heide Bernsteinseite
- http://www.bernsteine.com Seite über Bernsteinschmuck
- http://www.bernsteinhexe.com Die "Bernsteinhexe"