Zum Inhalt springen

Eva Kemlein

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 10. August 2004 um 03:10 Uhr durch Triebtäter (Diskussion | Beiträge) (schindlerfix). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Eva Kemlein (* 4. August 1909 in Charlottenburg (jetzt: Berlin); † 8. August 2004 in Berlin; geborene Eva Ernestine Graupe) war eine deutsche Fotografin.

Leben und Werk

Eva Kemlein wurde als Tochter jüdischer Eltern geboren. Zur Fotografie fand sie über ihre Berufsausbildung zur Medizinisch-Technischen-Assistentin Ende der 1920er Jahre durch medizinische Fotografien. Auf einer Reise nach Italien lernte sie Anfang der 1930er Jahre ihren späteren Ehemann Herbert Kemlein kennen. 1933 heirateten sie und gingen nach der Machtergreifung Hitlers nach Griechenland ins Exil. Sie lebten dort von Eva Kemleins Fotografie. Herbert Kemlein schrieb dazu als Journalist Artikel für deutsche Zeitungen. Nach der Einführung der Nürnberger Rassegesetze erhielt Eva Kemlein Berufsverbot und auch ihr Ehemann hatte aufgrund der Mischehe Probleme, seine Artikel bei deutschen Zeitungen abzusetzen. Eva Kemleins Vater schickte ihnen Geld, damit sie in Griechenland überleben konnten.

1937 wurde das Ehepaar dann völlig überraschend aus Griechenland ausgewiesen. Es blieb nur die Rückkehr nach Berlin. Herbert Kemlein ließ sich von seiner jüdischen Frau scheiden, um wieder arbeiten zu können. Eva Kemlein blieb allein mit ihrer Mutter in Berlin. Ihr Vater war mittlerweile gestorben und ihre zwei Brüder hielten sich im ausländischen Exil auf.

In dieser Zeit lernte Eva Kemlein den Schauspieler Werner Stein kennen. Kemlein als Jüdin und Stein als politischer Linker gingen in den Untergrund. Die schlimmste Zeit erlebten sie in den Jahren des Bombenkrieges, als sie ihr bescheidenens Hab und Gut verloren. Nur eine Leica blieb Eva Kemlein und mit ihr machte sie bereits während des Krieges Aufnahmen vom zerstörten Berlin. Ständig auf der Suche nach einer neuen Bleibe, ohne Möglichkeit bei den Luftangriffen einen Bunker aufzusuchen, überlebten sie den Krieg und erlebten die Befreiung durch die Rote Armee.

Politisch links arbeiteten sie mit am Aufbau eines neuen Kulturlebens im Ostteil der Stadt. Die Leica hatte den Krieg ebenso überlebt und mit ihr dokumentierte Eva Kemlein in Tausenden Bildern das Leben in der Trümmerstadt. Ihre ersten Bilder erschienen bereis Ende Mai 1945 in der neu gegründeten Berliner Zeitung.

Gemeinsam mit ihren Lebenspartner Werner Stein zog sie in die Berliner Künstlerkolonie nach Steglitz. Ihre Arbeit konzentrierte sich dennoch weiterhin auf Ost-Berlin und durch den Schauspieler Stein begann ihre Arbeit als Fotografin, sich auf das Theater zu spezialisieren. Zu Beginn standen jedoch Aufnahmen vom Ensemble des Deutschen Theaters, das sie fotografierte, während sie die Trümmer ihres Theaters wegräumten. Die Freundschaft mit dem Künstlerkolonienachbarn Ernst Busch ließ sie teilhaben an der Gründung und dem Aufbau des Berliner Ensemble. Hier stand dann auch die Wiege der Theaterfotografin Kemlein, die sämtliche legendären Inszenierungen von Bertolt Brecht mit der Kamera festhielt.

Eva Kemlein war bis zu ihrem Tod der Theaterfotografie treu geblieben. In den 1970er Jahren begann sie auch im Westteil Berlins, - hier vor allem Fotos der Inszenierungen von Peter Stein an der Schaubühne - auf den Proben der Theater ihre Fotos zu machen. Bis zuletzt war sie mit ihrer Kamera häufig Gast bei Generalproben.

Aufsehen erregte sie in den letzten Jahren mit ihren Fotos vom Berliner Stadtschloss, als die Diskussion aufbrannte, das 1950 gesprengte Schloss wieder aufzubauen. Eva Kemlein war eine der letzten Zeitzeugen und hatte in den Tagen der Sprengungen jeden einzelnen Raum des Schlosses dokumentiert. Somit sind ihre Fotos wichtige Grundlagen für die Planer eines eventuellen Neubau des Schlosses.

Ihr Archiv von über 300.000 Negativen übergab sie 1993 an das Berliner Stadtmuseum - darunter die Fotos vom Nachkriegsberlin sowie Fotos aus über 50 Jahren Berliner Theatergeschichte.

Eva Kemlein lebte bis zu ihrem Tod in der Berliner Künstlerkolonie am Südwestkorso. Sie starb wenige Tage nach ihrem 95. Geburtstag in einem Berliner Krankenhaus.