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Anton Pallavicini

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Anton Pallavicini (* 30 Juli 1922 in Budapest, Ungarn † 10. Dezember 1957 ebd.) war ein ungarischer Markgraf, Militär und an dem Ungarischen Volksaufstand des Jahres 1956 beteiligt. An der Freilassung des Fürstprimas von Ungarn, József Kardinal Mindszenty hatte er einen wesentlichen Anteil.

Leben

Anton (ung. Antal) Pallavicini wurde als jüngster Sohn des ungarischen Markgrafen György Maria Pallavicini (* 1881, † 1946) und dessen Ehefrau, der Gräfin Barbara Andrássy (* 1890, † 1968) geboren. Er war der Urenkel des bekannten ungarischen Politikers Gyula Andrássy, der den Posten des Außenministers in Österreich-Ungarn innehatte. Der Vater, Markgraf György war Abgeordneter im Ungarischen Reichstag. Die Pallavicinis waren, ähnlich wie die Andrássys, eine konservative Adelsfamilie in welcher die Politik immer eine große Rolle spielte. Die Familie war sehr wohlhabend und besaß zahlreiche Güter im damaligen Königreich Ungarn.

Anton entschloß sich für die Militärlaufbahn und besuchte ab 1940 die ungarische Militärakademie Ludoviceum die er 1943 im Range eines Leutnants abschloß. Er trat freiwillig in die Königlich Ungarische Honvédarmee ein und beteiligte sich am Zweiten Weltkrieg. Nach der Besetzung Ungarns durch deutsche Truppen im Jahre 1944 ging er in den Widerstand und schloß sich der Gruppe Magyar Front[1] ('Ungarische Front') an. Bei Temeschburg wurde er von der Roten Armee gefangen genommen und kam in sowjetische Kriegsgefangenschaft. Im Februar 1946 wurde er aus der Kriegsgefangenschaft entlassen und kam zurück nach Ungarn. Nach erfolgreicher politischer Kaderüberprüfung durfte er in der ungarischen Armee verbleiben.

Im Jahre 1947 trat Pallavicini der Ungarischen Kommunistischen Partei[2] bei. Für seine antifaschistische Tätigkeit wurde er mit der "Ungarischen Freiheitsmedaille" (ung. 'Magyar Szabadság Érdemrend') ausgezeichnet. Wegen seiner adeligen Herkunft genoß er jedoch nicht das Vertrauen der kommunistischen Machthaber Ungarns. Deshalb legte er sein Adelsprädikat ab und änderte im Jahre 1951 seinen Namen auf "Pálinkás". Trotzdem wurde er wegen seiner aristokratischen Herkunft im Jahre 1954 aus der Partei ausgeschloßen.

Im Jahre 1955 wurde Pallavicini in die Garnison nach Rétság[3] abkommandiert. Hier war er im Range eines Majors Ausbilder des dortigen Panzerregiments. Hier ereilten ihm auch die Ereignisse des Ungarischen Volksaufstandes des Jahres 1956.

Zeit des Ungarischen Volksaufstandes, Verurteilung und Tod

Nach dem Ausbruch des Aufstandes wurde Pallavicini am 30. Oktober 1956 zum Vorsitzenden des "Revolutionären Militärkomitees" in Rétság gewählt.

In jener Zeit wurde der Primas von Ungarn, József Kardinal Mindszenty, der bereits seit dem 26. Dezember 1948 Gefangener des kommunistischen Regimes in Ungarn war, im Hausarrest im Einzelhaft in ungarischen Almásy-Schlösschen in Felsőpetény[4] gefangen gehalten.

Bereits am 28. Oktober 1956 erschien vor dem Schlösschen eine Gruppe von etwa zweihundert Revolutionären, die die Freilassung Kardinal Mindszentys forderten. Innerhalb der kommenden zwei Tage spitzte sich die Situation dermassen zu, dass der für die Gefangenschaft verantwortliche Agent der kommunistischen 'Staatsschutzbehörde' Államvédelmi Hatóság (ÁVH) dem Drohen der Massen nachgab und die Verantwortung für Mindszenty der Ortsverwaltung übertrug. János Janecskó, Vorsitzender der 'revolutionären Dorfgemeinschaft' wandte sich in seiner Not an die nahegelegene Garnison von Rétság und bat um Instruktionen, wie er im 'Fall Mindszenty' weiter verfahren solle.

Anton Pallavicini ordnete - nach Rücksprache mit dem Büro des Ministerpräsidenten in Budapest an, Mindszenty solle vorerst in die Kaserne von Rétság gebracht und am kommenden Tag nach Budapest überstellt werde. Hier fand auch die erste Zusammenkunft zwischen Kardinal Mindszenty und Anton Pallavicini alias Pálinkás statt.

Literatur

[1] Magyar Életrajzi Lexikon (ungarisch, online)

  • [2] Henrik Hegedüs: A rétsági katona kötél általi halállal lakolt Mindszenty '56-os kiszabadításért (ungarisch)

Einzelnachweise

  1. Nach der Besetzung Ungarns durch deutsche Truppen im März 1944 bildeten Vertreter verschiedenster ungarischer politischer Parteien im Mai 1944 eine Widerstandsgruppe, die den Namen 'Magyar Front' erhielt. Die Gruppe bestand bis zum Dezember 1944.
  2. Die Ungarische Kommunistische Partei (ung. 'Magyar Kommunista Párt') wurde am 5. November 1944 nach dem Einmarsch der Roten Armee in Szegedin neu gegründet. Im Jahre 1948 wurde sie in die Partei der Ungarischen Werktätigen (ung. Magyar Dolgozók Pártja) überführt. Diese Partei wurde während des Ungarischen Volksaufstandes im Jahre 1956 aufgelöst. Ihre Nachfolgerin wurde die Ungarische Sozialistische Arbeiterpartei (ung. 'Magyar Szocialista Munkáspárt', kurz MSZMP) die nach der politischen Wende 1989 aufgelöst wurde.
  3. Die Stadt Rétság war eine bekannte ungarische Garnisonsstadt. Die örtliche Kaserne wurde 1936 erbaut. Die Garnison wurde jedoch 1997 gänzlich aufgelöst.
  4. Felsőpetény ist eine kleine Ortschaft im Komitat Nógrád mit 567 Einwohnern (2015). In dieser Ortschaft befindet sich auch das 1902 errichtete Almásy-Schlösschen in welchem Mindszenty zwischen dem 2. November 1955 und 30. Oktober 1956 gefangen gehalten wurde.