Gänseblümchen
Gänseblümchen | ||||||||||||
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![]() Gänseblümchen (Bellis perennis) | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Das Gänseblümchen (Bellis perennis) ist eine Blütenpflanze aus der Familie der Korbblütengewächse (Asteraceae). Deutsche Synonyme sind: Angerbleamerl, Augenblümchen, Himmelsblume, Maiblume, Marienblümchen, Maßliebchen, Mondscheinblume, Morgenblume, Osterblume, Regenblume, Sonnenblümchen und Tausendschön.
Beschreibung
Die Pflanze ist eine ausdauernde, bis zu 20 cm große, krautige Pflanze, teilweise stark basal verzweigt und reichlich mit Adventivwurzeln ausgestattet. Die Blätter wachsen in einer dichter Blattrosette, sind grundständig, oval, spatelförmig bis verkehrt eiförmig; gestielt; sattgrün und 1-6cm lang. Was der Laie beim Gänseblümchen für die Blüte hält, ist jedoch tatsächlich ein Blütenstand (Blütenköpfchen) aus mehreren Hundert Einzelblüten. Zentral sind die gelben, zwittrigen, fünfzipfeligen, trichterförmigen radiärsymmetrischen Röhrenblüten und randständig die weißen, zygomorphen weiblichen Zungenblüten lokalisiert. Der Fruchtknoten ist stets unterständig, einfächrig und aus zwei Karpellen zusammengesetzt. Anstelle des Kelches sind Haare (= Pappus) vorhanden, die der reifen Frucht als Flugorgan dienen. Die Scheibenblüten enthalten den Wirkstoff Saponin, ätherisches Öl, Bitterstoff und Schleim. Das Köpfchen richtet sich immer nach der Sonne und schließt sich bei schlechtem Wetter und abends.
Verbreitungsgebiet
Das Gänseblümchen ist ursprünglich nur in Europa (mediterran) beheimatet. Bellis perennis ist ein Archäophyt, der erst durch Schaffung künstlicher Lebensräume in vorgeschichtlicher Zeit zur Ausbreitung kam. So hat sich diese Art auch in Nord- und Südamerika, längs der pazifischen Küste, auf Madeira und Neuseeland angesiedelt. Insgesamt gibt es acht verschiedene Gänseblümchen-Arten, die neben dem uns bekannten "Gänseblümchen" (Bellis perennis = Mehrjähriges Gänseblümchen) hauptsächliche im mediterranen Raum anzutreffen sind. Bevorzugte Standorte sind Weiden, Parkrasen und Gärten auf nährstoffreichem Untergrund,auf bewachsenen Bahndämmen, ein regelmäßiger Schnitt ist erforderlich, da die Gräser und Wildblumen sonst die niedrig wachsenden Gänseblümchen überwuchern.Da Bellis perennis eine Speicherpflanze ist, überlebt sie den Winter im Schnee.

Vermehrung
Das Gänseblümchen vermehrt sich generativ durch Samen (Achänen) und vegetativ durch Adventivwurzeln. Die Früchte sind vom Pappus gekrönte Schließfrüchte, bei der Frucht- und Samenschale miteinander verwachsen sind. Die Samen sind endospermlos. Samenbildung ist durch Fremd- wie Selbstbestäubung (jedoch nur Geitonogamie, nicht Autogamie) möglich.
Verwertung
Das Gänseblümchen wird gelegentlich als Futterpflanze sowie als Heilkraut genutzt. Die Blüten können auch im Salat verwendet werden.
Namensherkunft und Mythologie
Carl von Linné wusste das Gänseblümchen zu schätzen: Bellis (lat.) = schön, hübsch, perennis (lat.) = ausdauernd, mehrjährig, nannte er die Pflanze. Andere Namen finden ihren Ursprung im Germanischen oder dem Keltischen.
In der nordischen Mythologie war das Gänseblümchen unter anderem der Frühlingsgöttin Ostara gewidmet. Die germanischen Stämme im nebligen Norden bekamen das klare Blau des Himmels nur selten zu Gesicht. Ihnen verkündete das Gänseblümchen mit dem Öffnen seines Blütenkelches die Anwesenheit des Sonnengottes Baldur. Sie gaben ihm den Namen Baldurs Auge oder Baldurs Braue, auch die Volksnamen Augenblümchen oder Sonnenblümchen geben einen Hinweis auf diese Assoziation.
Die Gans und die Gänsemagd und damit der Name Gänseblümchen entspringt dem imaginativen Denken der Kelten: Die Gans, deren jährliche Migration der Sonne folgt, gehört ebenso zur Sonne wie das Gänseblümchen. So ist die kosmische Göttin, die kosmische Gänsemagd, die wie das Dorfmädchen das Federvieh am Morgen (Frühling) auf die grüne Wiese und am Abend (Herbst) wieder in den dunklen Stall treibt, in den Blumen vertreten, und am besten in den Blumen, die auf dem Dorfanger immer zu blühen scheinen.
Nach der Missionierung Europas wurde die Verehrung der Sonnengöttin auf die Jungfrau Maria übertragen, so dass das Gänseblümchen zum Marienblümchen wurde. Eine christliche Legende sagt, dass die zarten Blümchen den Tränen Marias entsprangen, als die Heilige Familie auf der Flucht aus Ägypten war. Eine andere deutet die rötliche Randfärbung als Blut des Jesukindes. Alternativ war das bescheidene Pflänzchen der heiligen Margarete (auch die Schutzpatronin unehelicher Kinder) geweiht und gehörte als "Blume der Bauernpatronin" zum einfachen Volk.
Erst später kam es zu ungeahntem Ruhm, als es vom französischen König Ludwig IX. (1214-1270) zusammen mit der Lilie in sein Wappen aufgenommen wurde. Dazu ließ er sich einen Ring mit einem geflochtenen Blütenkranz anfertigen.
Wahrscheinlich keltischen Ursprungs ist der Aberglaube, dass der Genuss der kleinen Pflanze das Wachstum dämpfen kann. Eine irische Sage erzählt von der Fee Milkah, die dem Kind des Königs heimlich „Gänseblümchenspeise“ zu essen gibt, damit es nie erwachsen wird. Noch heute gibt es auf den britischen Inseln und bei spanischen Zigeunern den Brauch, jungen Welpen Gänseblümchen zu fressen zu geben, damit sie nicht groß werden.
Das Gänseblümchen ist eines der ersten Frühlingsboten und es heißt, wer die ersten drei Gänseblümchen im Frühjahr isst, wird das restliche Jahr von Zahnschmerzen, Augenbeschwerden und Fieber verschont. Und wer getrocknete Gänseblümchen bei sich trägt, die am Johannistag mittags zwischen 12 und 13 h gepflückt wurden, der/dem geht keine wichtige Arbeit schief...