Hackbrett

Das Hackbrett ist der Gruppe der Zupfinstrumente zuzuordnen. Es kann Trapez-, Halbtrapez-, Rechteck- oder Flügelform aufweisen. Moderne Instrumente haben die Form eines gleichschenkligen Trapezes. Darüber laufen meist über zwei Stege Metall-Saiten. Pro Ton sind in der Regel zwei, drei oder mehr Saiten gruppiert, das Hackbrett ist also zwei-, drei- oder mehrchörig. Die Saiten werden mit Stimmwirbeln gestimmt. Es wird jedoch nur selten wie die Gitarre gezupft, sondern seine Saiten werden mit kleinen Schlägeln oder Klöppeln aus Holz, die auch mit Leder oder Filz überzogen sein können, angeschlagen. Bauart und Auswahl der Schlägel haben eine wesentliche Auswirkung auf die Klangfarbe.
Geschichte
- Die These von Curt Sachs, dass der Ursprung des Hackbretts in Arabien liegt, ist von neueren Forschern (Heyde, Gifford) widerlegt worden. Möglicherweise stammt es aus Persien, der persische Name Santur wird jedenfalls in einem Gedicht aus dem 11. Jahrhundert erstmalig erwähnt.
- Nach englischen Quellen wurde das Hackbrett im Verlauf der Kreuzzüge aus dem mittleren Osten nach England gebracht.
- Zweifelsfrei belegt ist das Hackbrett seit 1370, und zwar in einer Reihe mitteleuropäischer Darstellungen als langgestrecktes Bassinstrument, das zunächst mit nur einer, später mit bis zu drei Saiten bezogen ist. Der Korpus des Instruments wurde beim Spielen an der Schulter angelehnt
- Um 1450 werden die Bezeichnungen Dulce Melos (überregional) und Hackbrett (Zürich) gebraucht. Ein Kupferstich aus dem Jahr 1470 zeigt ein weiterentwickeltes Instrument, gespielt von einer Dame höheren Standes. Es ist mit vier Saiten über zwei Teilungsstegen ausgestattet und somit auf eineinhalb Oktaven (diatonische Stimmung) erweitert.
- Ein Altarblatt des holländischen Malers Oostzanen bezeugt bereits 1512 die wechselweise Saitenführung über einen Teilungssteg und durch dessen Öffnungen hindurch.
Verbreitung
- Unter der Bezeichnung Dulcimer ist das Hackbrett 1470 in England nachweisbar, außerhalb Europas erstmals 1480 als Santur im Iran.
- Das osteuropäische Cymbal ist erstmals Mitte des 16. Jahrhunderts in Ungarn belegt. Dieses wird seit 1637 auch von jüdischen Wandermusikanten genutzt. In Prag stoßen diese dabei die böhmische Cymbaltradition an, die wiederum über die Grenze nach Deutschland einwirkt.
- In dieser Tradition steht die Entwicklung des zu seiner Zeit legendären „pantalonischen Cymbals“ 1697 von Pantaleon Hebenstreit in Leipzig. Hebenstreit stattete das Instrument mit einem doppelten Resonanzboden aus und verwendete sowohl Metall- als auch Darmsaiten.
- 1717 fasst das englische Dulcimer an der Küste Nordamerikas Fuß, gleichzeitig wird es in China als Yangqin (yang ch'in, fremde Zither) adaptiert.
- Währenddessen findet das Hackbrett in der Gestalt des „Salterios“ (salterio tedesco, wörtlich deutsches Psalterium), Eingang in die italienische und spanische Barockmusik.
- 1874 erfindet Schunda in Budapest das in kürzester Zeit sehr erfolgreiche Pedalcymbalon, kurz vor dem II. Weltkrieg der Salzburger Tobias Reiser ein vollchromatisches Hackbrett ohne Teilungsstege.
Etymologie
Die in den verschiedenen Ländern gebräuchlichen Bezeichnungen für Hackbrett lassen sich zu drei Gruppen ordnen:
- „Hackbrett“ deutet einerseits auf die Schlagtechnik, andererseits auf die Baumform: Niederländisch Hakkebord oder Hakbord (niederländisch), Hakkebraedt (dänisch), Hackbräde (schwedisch).
- Schlagtechnik wie bei den Tympani (Pauken): Tympanon (französisch), Timpano (französisch), Timpan oder Tiompan (irisch).
- Schlagtechnik wie bei Zimbeln (lateinisch Cimbala, Cymbala): Cymbali (russisch), Cymbalki (polnisch), Cimbalo (serbokroatisch), Cimbolai (litauisch), Cymbalom (ungarisch).
Die in Italien verwendete Bezeichnung salterio tedesco (wörtlich „deutsches Psalterium“) für das Hackbrett deutet darauf hin, dass in Italien das Instrument wie ein Psalterium gezupft wurde, während es nördlich der Alpen vorwiegend geschlagen wurde.
Schulen
In Budapest, Minsk und Peking ist das Hackbrett in seiner jeweiligen landestypischen Erscheinungsform in den akademischen Lehrbetrieb aufgenommem worden, ebenso in Bayern und Österreich.
Alpenländische Formen
- Steirisches Hackbrett: diatonisch gestimmt, mit Quinten- und Bass-Steg. Spielt in der Tanzmusik vor allem als Rhythmus- und Harmonie-Instrument eine wichtige Rolle. Der Qintensteg teilt die darüber gespannten Saiten im Verhältnis 2 zu 3. Auf der selben Saite erklingt also rechts etwa ein c, links ein g.
- Osttiroler Hackbrett: diatonisch gestimmt, jedoch höherer und größerer Korpus, schwerere Stahlsaiten als das Steirische Hackbrett. Mit kleinen, zusätzlichen Stegen ausgestattet („Schneller“, „Pedale“ oder Leittonscharniere genannt), kann man rasch mit der Hand einen Saitenchor durch Verkürzung um einen halben Ton höher stimmen.
- Salzburger Hackbrett: chromatisch gestimmt. Für die Alpenländische Volksmusik vom Salzburger Volksmusikanten Tobi Reiser und dem Instrumentenbauer Heinrich Bandzauner neu entwickelt (nach Bericht Reiser ca. 1920 bei einem steirischen Holzarbeiter gesehen) und 1927 nach dem Vorbild eines Osttiroler Hackbretts (38 Kilogramm schwer, der Korpus mit Eisenstangen verstärkt) umgebaut: statt diatonischer chromatische Stimmung, statt der blanken Holzschlegel mit Filz belegte. Es findet als leiseres Instrument vor allem in der sogenannten „Stubenmusik“ Verwendung (In: „Sänger- und Musikantenzeitung“, Bayerischer Landwirtschaftsverlag, München, Jahrgang und Nummer unbekannt, siehe [1])
Beispiele in der Kunstmusik
- Christoph Willibald Gluck schrieb zwei Hackbrett-Partien in seiner Oper Le cadi dupé (Der betrogene Kadi, 1761).
- Paolo Salulini: Concerto G-Dur für Salterio, Streicher und Continuo (1751)
- Niccolò Jommelli: Sinfonia G-dur für Salterio, Streicher und Continuo
- Leopold Mozart setzte in seiner Sinfonia D-Dur Die Bauernhochzeit (1755) das Hackbrett nicht konzertant, sondern zur Erzeugung des bäuerlichen Kolorits ein. Er schrieb an seinen Verleger in Augsburg: „Hier ist die ‚Bauernhochzeit‘ ... Es wäre gut, wenn sie auch ein Hackbrett oder Cymbal darbei hätten ...“. In diesem Stück sind auch Drehleier und Dudelsack vorgesehen.
- Carlo Monza: Sonate Nr. 1 C-Dur, Nr. 2 G-Dur für Hackbrett und Continuo
- Melchior Chiesa: Sonate Nr. 1 G-Dur für Hackbrett und Continuo
Mit der Erfindung des Hammerklaviers, dessen Mechanik das Anschlagen von Saiten mittels eines Hämmerchens übernahm, verschwand das Hackbrett für lange Zeit aus der europäischen Kunstmusik.
In einigen Stammregionen des Hackbretts, z.B. Ungarn, Weißrussland und Oberbayern schrieben und schreiben akademische Komponisten für das Instrument; es ist damit regelmäßig mit Uraufführungen vertreten, die auch bei den entsprechenden Rundfunkanstalten Beachtung finden
Rockmusik
- Brian Jones' Hackbrettspiel in „Lady Jane“ von den Rolling Stones ist der wohl berühmteste Einsatz dieses Instruments in der Rockmusik.
Geschichte der Hackbrettpädagogik
Bis ins 17. Jahrhundert hinein ist nicht einmal ansatzweise etwas über pädagogische Aktivitäten im Hackbrettbereich bekannt. Wie z.T. noch bis heute dürfte sich Hackbrettpädagogik in laienhaften Anleitungen aus dem engeren Umfeld von Anfängern erschöpft haben. Der erste professionelle Hackbrettlehrer war Pantaleon Hebenstreit. Er, der selbst Autodidakt war, hatte den vom Kaiser nach Dresden geschickten Max Hellmann auf dem Pantaleon auszubilden, was fünf Lehrjahre erforderte.
Im Jahr 1754 erschien das erste Lehrheft in der Geschichte des Hackbretts. Es stammt von Minguet y Irol, ist für das südländische Salterio geschrieben und befasst sich ausschließlich mit der Technik des Zupfens. Nachdem diese bereits gegen 1800 völlig außer Gebrauch kam, fristete das Werk nur ein sehr kurzlebiges Dasein.
Ab Mitte des 19. Jahrhunderts kam die Hackbrettpädagogik dann richtig in Gang: 1848 veröffentlichte C. Haight in Amerika sein "Complete System for the Dulcimer", Joszef Schunda fügte in Budapest dem von ihm 1874 vorgestellten Pedalcymbalon eine methodische Spielanleitung hinzu, 1886 veröffentlichte C. Roylance in London sein Heft "How to learn the Dulcimer". Danach verlangsamte sich der Aufschwung deutlich: Erst 1920 zog man in China mit der Hackbrettschule "Yue-diao-qin-zue-bian" nach und die weißrussische Variante von Zhinovich ließ bis nach dem II. Weltkrieg auf sich warten.
In dieser Zeit begann sich in Österreich und Oberbayern eine neue Art des Hackbretts zu verbreiten, die kurz vor dem Krieg von Tobi Reiser entwickelt worden war: das heute "Salzburger Hackbrett" genannte Instrument ohne Teilungsstege und in voll chromatischer Stimmung. Natürlich dauerte es seine Zeit, bis man sich in diese Neuerung eingearbeitet hatte, ab den 60ger Jahren erschienen dann aber in rascher Folge mehrbändige Unterrichtswerke, zunächst vom Münchner Hackbrettdozenten Karl-Heinz Schickhaus, anschließend von seiner Nachfolgerin Birgit Stolzenburg.
Weblinks
- Das Hackbrett in der Schweiz vor 1800
- Hackbrett Schweiz - Homepage Verband Hackbrett Schweiz (VHbS)
- Hackbrett.de - Umfassendes Online-Portal mit Informationen über das Hackbrett.
- Volksmusikschule - Geschichte des Hackbretts, Stimmung der Saiten
- Das Hackbrett im Iran
- Das Hackbrett in England und Kanada