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Marcus Iunius Brutus

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Marcus Iunius Brutus

Marcus Iunius Brutus Caepio (* 85 v. Chr., † 42 v. Chr.), meist kurz Brutus genannt, war ein römischer Politiker in der Zeit der späten Republik und einer der Mörder Cäsars.


Abstammung

Brutus' Vater war ein Volkstribun gleichen Namens; seine Mutter Servilia Caepionis war die Halbschwester des jüngeren Cato. Servilia war eine Geliebte Cäsars und nach einigen Quellen soll möglicherweise Cäsar Brutus' wahrer Vater gewesen sein. (Allerdings war Cäsar bei Brutus' Geburt erst 15 Jahre alt.) Als junger Mann wurde Brutus von seinem Onkel Servilius Caepio adoptiert und fügte dessen cognomen seinem Namen an. Er heiratete seine Cousine Porcia Catones, eine Tochter Catos, und verfasste nach dessen Tod eine Schrift, in der er die Vorzüge seines verstorbenen Schwiegervaters pries. Brutus stand in engem Kontakt zu Cicero, mit dem er Briefwechsel pflegte.

Politische Karriere

Brutus begann seine politische Karriere 58 v. Chr. als Assistent Catos, als dieser Statthalter von Zypern war. Während dieser Zeit bereicherte er sich durch die Vergabe von Krediten gegen hohe Zinsen. 53 v. Chr. war er Quästor in Kilikien.

Wie sein Vater und sein Schwiegervater war er überzeugter Republikaner und unterstützte von seinem ersten Auftritt im Senat an die Partei der Optimaten gegen das von Crassus, Pompeius und Cäsar gebildete Erste Triumvirat. Da Pompeius im Jahr 77 v. Chr. seinen Vater hatte ermorden lassen, hatte Brutus allen Grund ihn zu hassen. Dennoch schloss er sich seinem alten Feind Pompeius an, der der Führer der Optimaten war, als es im Jahr 49 v. Chr. zum Bürgerkrieg zwischen Cäsar und Pompeius kam, und kämpfte gegen Cäsar in der Schlacht von Pharsalus. Nach der Niederlage bat er Cäsar in einem Brief um Verzeihung, welche dieser ihm sofort gewährte. Cäsar nahm ihn sogar in den Kreis seiner engsten Vertrauten auf; er schätzte ihn sehr und respektierte seine Ansichten. Von 48 bis 46 v. Chr. machte er Brutus zum Statthalter von Gallien. Im Jahr 44 v. Chr. erhielt Brutus die Prätur.

Die Verschwörung gegen Cäsar

Brutus gilt neben seinem Freund und Schwager Cassius als das Haupt der Verschwörung gegen Cäsar; er missbilligte Cäsars Bestrebungen die Macht in seiner Hand zu vereinigen, nachdem er bereits zum Diktator auf Lebenszeit ernannt worden war. An den Iden des März (15. März) 44 v. Chr. ermordete eine Gruppe von Senatoren Cäsar, unter ihnen auch Brutus.


Der Bürgerkrieg

Unmittelbar nach dem Mord gewährte der Senat den Mördern Caesars Amnestie. Doch schon nach kurzer Zeit wandte sich die öffentliche Meinung in Rom ggen die Verschwörere, als Marcus Antonius, der Führer der cäsarianischen Partei in seiner berühmt gewordenen Grabrede das Testament des Diktators bekannt gab, nachdem jeder Einwohner Roms eine gewisse Geldsumme erhielt. Um einer Anklage zu entgehen, flüchtete Brutus nach Athen. Dort widmete er sich einerseits dem Studium der Philosophie, andererseits aber rüstete er sich für den bevorstehenden Kampf gegen Cäsars politische Erben Antonius und Octavian. Die Entscheidung fiel im Oktober 42 v. Chr. in zwei Schlachten bei Philippi. Am 3. Oktober konnte Brutus zwar Octavian schlagen, doch Cassius unterlag Antonius und beging Selbstmord, da er nichts von Brutus' Sieg wusste. In der zweiten Schlacht am 23. Oktober wurde auch Brutus' Armee entscheidend geschlagen. Brutus konnte zwar entkommen, nahm sich jedoch das Leben. Octavian ließ seinen Kopf später vor der Statue seines Großonkels Caesar in Rom niederlegen.

Brutus als literarische Figur

Die Figur des Marcus Brutus tritt in der abendländischen Literatur immer wieder als Protagonist völlig gegensätzlicher Haltungen auf. Je nach Einstellung des Autors gilt er einmal als mutiger Tyrannenmörder, der die Pflicht über seine persönlichen Gefühle stellt, mal als niederträchtiger Verräter.

Für Dante beispielsweise war Brutus das Musterbeispiel schändlichen Verrats. Im 24. Gesang (Verse 64-67) des Abschnitts Inferno der Göttlichen Komödie befindet er sich zusammen mit Judas Ischariot und Cassius im innersten Kreis der Hölle, wo Satan beständig an ihm nagt, ihn aber nie völlig verzehrt.

William Shakespeares Tragödie Julius Cäsar dagegen schildert ihn als "ehrenwerten Mann", der im besten Glauben handelt, von Cassius aber zu einer Tat getrieben wird, mit der Shakespeare sich nicht identifiziert.