Benutzer:Brainswiffer/Arbeit01
Die Redlichen sind ein Phänomen der deutschen Netzkultur. Auf den ersten Blick handelt es sich um Personen, die ein gemeinsames Ziel verfolgen: den angeblichen, in der heutigen Gesellschaft bestehenden Werteverfall aufzuhalten und den Mitmenschen, insbesondere Jugendlichen, christliche und konservative Werte ins Bewusstsein zu rufen. In Wahrheit handelt es sich bei den "Redlichen" und ähnlichen Gruppierungen um einen losen Verbund von Hobbykomikern, die mitunter verblüffend gute Satiren zuwege bringen, mitunter aber auch aus reinem Mitläufertum bestehen, wobei nicht selten einer vom anderen abschreibt.
Die "Redlichen" vertreten scheinbare konservative Ideale, wie beispielsweise die Eindeutschung sämtlicher IT-Fachbegriffe (z. B. "Heimseite" statt "Homepage"). Die Personen, die sich damit als "Redliche" ausgeben, beharren in der Regel darauf, authentisch zu sein. Tatsächlich werden von vielen Internetbesuchern auch die haarsträubendsten Darstellungen für bare Münze genommen. Oftmals werden die "Redlichen" mit Strafanzeigen bedroht und in ihren Foren geht es hoch her. Teilweise wird die Redlichkeit aber auch zum "Selbstläufer" und die Beteiligten nehmen "ihre Sache" zu Ernst. Es kommt zu regelrechten Hahnenkämpfen, wer denn nun die "wahre Redlichkeit" vertrete. Ein "Redlicher" wird häufig einen Namen haben, wie man ihn im wirklichen Leben kaum vorfindet - "Karl Bunsenbrenner", u. ä. Beliebt sind auch Adelstitel und akademische Grade. Darüberhinaus ist es verpönt, jung zu sein. Jugend ist fast immer suspekt und eine Sünde an sich. Der "Redliche" wird meistens eine Fotografie von sich ins Netz stellen, die ein möglichst unvorteilhaftes Gesicht darstellt; insofern sind Fotoprogramme zum Verzerren von Bildern nicht selten eine kleine Hilfe. Bisher sind die "Redlichen" - im Laufe der Jahre in verschiedenen Manifestationen - ausschließlich im Internet und sporadisch im Usenet aufgetreten.
Geschichte
Christliche Liga zur Rückbesinnung Jugendlicher auf Werte und Tugenden CLRJ
Die vermutlich erste "redliche Gruppierung" war die "Christliche Liga zur Rückbesinnung Jugendlicher auf Werte und Tugenden", kurz CLRJ. Sie trat 1998 erstmals in Erscheinung. Zwei Jahre später stellten die Mitglieder der CLRJ nach und nach ihre Tätigkeiten ein. Heute ist die CLRJ nicht mehr aktiv.
Institut Dr. Kirch
Im Jahre 1999 wurde das "Institut Dr. Kirch" "gegründet". Der Witz dieser Seite lag darin, einerseits ultrakonservative, hochseriöse Mitarbeiter mit einer extrem altmodischen Ausdrucksweise vorzustellen, die sich aber andererseits bei jeder Gelegenheit prügelten und Passanten zum Bierkonsum anhielten. Diese Seite ist in ihrer ursprünglichen Form nicht mehr vorhanden, einzelne Unterseiten lassen sich aber in einer Internetsuche noch auffinden. Das vom Institut betriebene "Christliche Forum der keuschen Redlichkeit" ist das letzte verbliebene Forum aus der ersten Generation der "Redlichen".
Pfarrpfeifer und Kaplan
In der Zwischenzeit waren auch weitere "Redliche" auf den Zug aufgesprungen, hier sind in erster Linie die virtuellen Personen "Reinhard Pfarrpfeifer" und Johannes Kaplan zu nennen. So trat im Frühjahr 1999 "Pfarrpfeifer" in den "redlichen Foren" in Erscheinung. Zunächst agierte er als einer der schärfsten Kritiker; er unterstrich, dass es sich um Fakes handelt. Dann wollte er jedoch teilnehmen und wechselte ins Lager der "Redlichen". Er ist Mitbegründer des "Forums der guten Menschen", das hohe Zugriffszahlen aufzuweisen hat, in dem es "vom Temperament her" aber eher beschaulich zugeht. "Johannes Kaplan" unterhielt über Jahre hinweg neben einer Homepage ein sehr erfolgreiches Forum. Er nahm sein Forum und seine Seite am 6. April 2006 ohne Erklärung und Vorankündigung vom Netz.
Das Neue Christentum
Die "redlichen Seiten" der "Nach-CLRJ-Epoche" stellten zum großen Teil die Redlichkeit als eine vom Christentum entkoppelte Tugend dar. Eine neue Epoche läutete "Gottfried Hanninger" im Jahre 2001 ein, als er das "Neue Christentum" gründete. Menschen, die nicht die CDU wählen, Metal hören, Harry Potter lesen oder Gewaltspiele spielen, werden als Satanisten bezeichnet. Somit ist die Gruppe derer, die durch die Seiten des "Neuen Christentums" provoziert werden sollen, ziemlich breit gefächert.
Heinrich Poff
Kurz nach der Gründung des Neuen Christentums im Jahr 2001 wurde diese Seite unter dem Phantasienamen Heinrich Poff online gestellt, die einige aktuelle Jugendtrends kritisierte. Gerne wendete sich der Autor und sein Sohn Erich Poff an die Eltern und gab Erziehungstipp's. Mitte 2003 wurde die Webseite geschlossen.
Reinhard Pfaffenberg
Eine umfangreiche "redliche Heimseite" betreibt "Reinhard Pfaffenberg". Er lebt, so wird es dargestellt, mit einer Untermieterin und einer Katze in der Nähe von München. Siehe: Reinhard Pfaffenberg
Gehirnverschmutzung
Eine redliche Seite über den Jugendschutz. Auch wenn die Heimseite nicht mehr regelmäßig aktualisiert wird, ist das Forum dort noch mehr als aktiv, mit teils sehr emotionalen Diskussionen über Killerspiele und Gewaltvideos. Speziell Spieler der Spiele Counterstrike (redlich: Gegenschlag) und World of Warcraft (redlich: Welt der Krieges um Gott zu töten) werden hier regelmäßig thematisiert und verurteilt.