Wilhelm Worringer
Wilhelm Worringer (* 1881 in Aachen; † 1965 in München) war ein deutscher Kunsthistoriker. Er war verheiratet mit der Künstlerin Marta Worringer, geb. Schmitz.
Methode
Seine methodische Herangehensweise präsentiert sich am klarsten in seiner Dissertation Abstraktion und Einfühlung (1907 bei Artur Weese in Bern). Darin teilte Worringer die Strömungen in der Kunst allgemein in Abstraktion (man könnte sagen, dass er damit einen primitiven Zug im stilistischen Ausdruck meint) und Einfühlung (die er mit einem realistischen Zug gleichsetzt). Er setzte somit auf einem (in der Philosophie der Romantik wurzelnden) komplexen theoretischen Gebäude die abstrakten Kunstformen mit den mimetischen Kunstformen auf eine Stufe. Sich an Alois Riegl anschließend legte er damit die Grundlage, die im Entstehen begriffen klassische Moderne und den Expressionismus in die Tradition der europäischen Kunstgeschichte einzubinden. Schon Berhard Myers schreibt Worringer zusammen mit Henri Bergsons Schöpferische(r) Entwicklung einen bedeutenden Anteil an der ideologischen Fundierung des deutschen Expressionismus zu. Er arbeitete auch früh zum Expressionismus selbst.
Lehrtätigkeit
Nach seiner Habilitation unter dem Titel Formprobleme der Gotik 1909 in Bern lehrte Worringer ab 1915 als Privatdozent und von 1925-28 als außerordentlicher Professor am Kunsthistorischen Institut der Universität Bonn. 1928 wurde er Professor an der Universität Königsberg. Hier blieb er von 1933 bis 1945 als einziger deutscher Kunsthistoriker in innerer Emigration, indem er seine Publikationen einstellte. 1945 trat er eine Professur an der Universität Halle an, die er 1950, nach der Gründung der DDR, aus politischen Gründen verließ.
Werke
- Schriften. Hrsg. v. Hannes Böhringer, Helga Grebing, Beate Söntgen. München 2004, 2 Bde. und 1 CD-ROM, ISBN 3-7705-3641-x
- Abstraktion und Einfühlung. München 1908
- Formprobleme der Gotik. München 1911
- Vorwort zum Neudruck: Abstraktion und Einfühlung. Ein Beitrag zur Stilpsychologie. München 1948
- Problematik der Gegenwartskunst. München 1948
- Lächelt die Mona Lisa wirklich?, in: Thema. Zeitschrift für die Einheit der Kultur, 2/1949, S. 25-29
- Jean Fouquet und Piero della Francesca, in: Das Kunstwerk, 3/1949 (1), S. 24-30
Literatur
- Metzler Kunsthistoriker Lexikon. Stuttgart/Weimar 1999, S. 493-495
- Frank Büttner: Das Paradigma "Einfühlung" bei Robert Vischer, Heinrich Wölfflin und Wilhelm Worringe, in: Christian Drude (Hg.): 200 Jahre Kunstgeschichte in München. München 2003, S.82-93
- Heinrich Dilly: Wilhelm Worringers hallesche Publikationen, in: Wolfgang Schenkluhn (Hg.): 100 Jahre Kunstgeschichte an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg. Halle 2004 (= Hallesche Beiträge zur Kunstgeschichte, 5/6), S. 163-180
- Udo Kultermann: Die Geschichte der Kunstgeschichte. München 1990, S.192/193
- Heinrich L. Nickel: Der Wiederbeginn nach dem Zweiten Weltkrieg. Erinnerungen an Wilhelm Worringer und Hans Junecke, in: Wolfgang Schenkluhn (Hg.): 100 Jahre Kunstgeschichte an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg. Halle 2004 (= Hallesche Beiträge zur Kunstgeschichte, 5/6), S. 181-190
Ikonographie
Charles Crodel: Wilhelm Worringer und Herbert Koch, 1922 Farbholzschnitt (Werkverzeichnis Nr. 150)
Siehe auch
- Liste bekannter Kunsthistoriker
- Kunsthistoriker
- Kunstgeschichte von A - Z
- Bildende Kunst
- Theorie der Kunst
Weblinks
- Vorlage:PND
- Geschichte des Instituts für Kunstgeschichte Uni Bonn: [1]
- Uni Karlsruhe: Forschungsprojekt Kunstgeschichte im Nationalsozialismus, Uni Königsberg: [2]
- Geschichte des Instituts für Kunstgeschichte Uni Halle: [3]
- Uni Karlsruhe: Forschungprojekt Kunsthistorische Institute 1945-55, Uni Halle: [4]
Personendaten | |
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NAME | Worringer, Wilhelm |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Kunsthistoriker |
GEBURTSDATUM | 1881 |
GEBURTSORT | Aachen |
STERBEDATUM | 1965 |
STERBEORT | München |