ÖBB 1142
ÖBB 1142 | |
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![]() ÖBB 1142 694 mit altem Logo ohne UIC-Nummer
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Anzahl: | 45 noch im Einsatz bei den ÖBB (Bestand am 1. März 2019), ca. 25 noch einsatzbereit |
Hersteller: | SGP Graz |
Baujahr(e): | 1995 bis 2001 (Umbau aus ÖBB 1042.5) |
Ausmusterung: | 2002– |
Achsformel: | Bo’Bo’ |
Länge über Puffer: | 16.220 mm |
Dienstmasse: | 83,5 t |
Höchstgeschwindigkeit: | 150 km/h |
Dauerleistung: | 3.800 kW |
Anfahrzugkraft: | 225 kN |
Stundenzugkraft: | 140 kN |
Treibraddurchmesser: | 1.250 mm |
Stromsystem: | 15 kV 16,7 Hz |
Zugbeeinflussung: | Sifa, Indusi/PZB 90 (31 Stk.), PZB 60 (34 Stk.) |
Die Reihe 1142 der ÖBB ist eine Elektrolokomotive, die durch Umrüstung der Reihe 1042.5 (ab 1042.531 bis 1042.707, 177 Stk. geliefert) auf Wendezugbetrieb entstand. Für den relativ spät aufkommenden Wendezugbetrieb bei den ÖBB befand man die 1042.5 als besonders geeignet, da diese Maschinen, zum Teil noch bis in die späten 1970er Jahre gebaut, noch vergleichsweise jung waren und ein Umbau im Zuge fälliger Hauptuntersuchungen wirtschaftlich vertretbar war.
Technik und Umbau zur 1142
Die ÖBB 1142 548 verließ als erste Lok dieser neuen Baureihe im April 1996 die Linzer Hauptwerkstätte. Der mechanische Teil blieb unverändert und gleicht daher der Reihe 1042.5, äußerliche Unterschiede sind nur am Fahrzeugkasten zu finden. Anfänglich wurde der Umbau auf 1142 nur im Rahmen einer fälligen Hauptausbesserung durchgeführt. Im Zuge dessen wurden nicht nur die Komponenten für den Wendezugbetrieb eingebaut, sondern auch einige optische Veränderungen am Lokkasten vorgenommen. So wurden die Scheinwerfer durch neue, kleinere ersetzt und die Verschiebergriffe neu positioniert. Später wurden auch die Konsole für das dritte Schlusslicht nicht mehr mit einer Blechscheibe verschlossen, sondern komplett entfernt. Außerdem wurde bei eine Zeit lang bei den zur Hauptausbesserung einberufenen Loks je Führerstand die rechte Einstiegstür entfernt und verblecht. Die derartig umgebauten Loks wurden im neuen Valousek-Design lackiert.

Erst später wurde der Umbau auf 1142 auch im Zuge einer Teilausbesserung durchgeführt. Hierbei wurde optisch an den Lokomotiven bis auf das Entfernen des dritten Schlusslichtes und das Verschließen der nun leeren Konsolen nichts verändert. So entstanden die blutorangen Loks dieser Baureihe, die nach wie vor die ursprünglichen, großen Scheinwerfer besitzen.
Der elektrische Teil wurde unverändert beibehalten. Der Fernsteuerkasten für die Wendezug- und Vielfachsteuerung sind im Führerstand 2 untergebracht. Der Datenaustausch zwischen Steuerwagen und Lok erfolgt via Zugbussystem über eine 18-polige UIC-Leitung.

Der Umbau der 1042.5 auf 1142 erfolgte im TS-Werk Linz der ÖBB.

Ende Mai 2001 wurde die 1142 676 als letzte Lok der Nummernserie 531 - 707 fertiggestellt und dem Betrieb übergeben. Nur ein Jahr später wurden die ersten Loks kassiert, da mit der ÖBB 1116 Neubauloks in großer Stückzahl geliefert wurden.

Um das Jahr 2005 herum erhielten die meisten Loks der Nummerngruppe 665 bis 707, die keine Hauptausbesserung erhalten hatten und bis dahin bis auf die 1142 691 noch im ursprünglichen blutorangen Design im Einsatz standen, eine Teilausbesserung mit Neulack im Valousek-Design. Sie behielten dabei allerdings die großen Scheinwerfer. Einzige Ausnahme stellte die 1142 682 dar, die trotz Ausbesserung nicht neu lackiert worden ist und so bis zu ihrer Abstellung am 1. Juni 2019 noch im ursprünglichen Design mit drei Zierlinien im Einsatz stand.
Einsatzgeschichte
Die ÖBB 1142 war ursprünglich als Universallok konzipiert und wurde im Laufe ihrer Einsatzjahre sowohl vor Schnell- und Nahverkehrszügen als auch vor Güterzügen eingesetzt. Dabei kommen sie auch in Mehrfachtraktion mit gleichartigen 1142 und als Vorspann vor Taurus-Maschinen und 1144 zum Einsatz, hauptsächlich am Semmering. Durch die Lieferung von Neubauloks bzw. den Verlust von Leistungen an private Eisenbahnverkehrsunternehmen wurden immer weniger ÖBB 1142 im Güterverkehr benötigt.
Im Personenverkehr bespannte sie um die Jahrtausendwende vor allem über den Semmering, den Tauern oder auf inneralpinen Linien (Graz – Linz/Salzburg/Innsbruck) noch regelmäßig Fernzüge, doch diese Einsätze wurden im Laufe der Jahre immer seltener. Von Beginn an war sie vor allem für den Nahverkehr wichtig. Anfänglich konnte nur die ÖBB 1142 im Wendezugbetrieb mit CityShuttle-Wagen oder Doppelstock-Wagen eingesetzt werden. Später wurden immer mehr ÖBB-Taurus-Loks oder ÖBB 1144 auch im Nahverkehr eingesetzt, doch die Hauptlast trug lange Zeit die ÖBB 1142. Erst durch die Lieferung der ÖBB Talent und ÖBB 4744 wurden derartige Leistungen immer weniger – die frei werdenden Loks werden seither bei größeren Schäden oder bei Fälligwerden einer Teilausbesserung meist abgestellt und ausgemustert.
Ab 2013 nahm der Einsatzbestand der 1142 aufgrund des zusätzlichen Bedarfs an Lokomotiven wieder zu. Einige ÖBB 1116 wurden für die neu geschaffenen Verkehre in Osteuropa benötigt. Um den Lokmangel im Inland befriedigen zu können, wurden einige bereits abgestellte Loks der Baureihe 1142 wieder repariert bzw. ausgebessert und zurück in den Betriebsstand geholt. Bis 2015 stieg die Zahl an einsatzfähigen Maschinen dadurch wieder auf 65 an. Seither werden die Loks bei größeren Schäden oder der Fälligkeit einer Teilausbesserung wieder abgestellt und in weiterer Folge als Ersatzteilspender verwendet und schlussendlich verkauft. Im Juni 2019 wurden die letzten beiden Loks in blutoranger Lackierung (564 und 682) abgestellt. Weitere Loks sind wegen größerer Schäden oder der Fälligkeit einer Teilausbesserung in Wien Westbf, Wien Matzleinsdorf, Linz, Wels und Selzthal hinterstellt. Eine weitere Lok wird in der HW Simmering als Vorheizlok für Railjet-Garnituren verwendet.
Im November 2019 sind die Lokomotiven der Baureihe noch im Raum Wien, Linz und Graz anzutreffen. Der Einsatz im Personenverkehr wurde deutlich reduziert, es verkehren in Oberösterreich noch einige Regional-/S-Bahn-Züge, in Niederösterreich auf der Franz-Josefs-Bahn einige REX-Züge und im innerösterreichischen IC-Verkehr einige Maschinen.
Aktuelles
Aufgrund der stetig ansteigenden Anzahl an Cityjet-Garnituren wird die ÖBB 1142 immer mehr aus dem Personennahverkehr verdrängt. Das Haupteinsatzgebiet liegt derzeit im Nahverkehr im Großraum Linz mit CityShuttle-Wendezügen sowie vereinzelt auch noch auf der Westbahn zwischen Wien Westbf und St. Pölten Hbf (via Neulengbach), auf der Franz-Josefs-Bahn mit Dosto-Wendezügen und im Raum Graz. Mit Güterzügen sind die Loks noch in Wien, Niederösterreich, Oberösterreich, der Steiermark, Kärnten sowie vereinzelt in Salzburg und dem Burgenland (Ostbahn) anzutreffen.
Im März 2020 wurden aufgrund der Corona-Krise und dem daraus resultierenden Verkehrsrückgang weitere sechs Loks abgestellt. Von den restlichen Loks, die grundsätzlich noch einsatzfähig wären, werden derzeit pro Tag nur mehr zwischen fünf und zehn Stück benötigt. Aufgrund der großen Abstellwelle der ÖBB 1144 Ende 2020 sind alle mit vertretbarem Aufwand zu reparierenden Loks (ohne Teilausbesserung) wieder zurück in den Fahrbetrieb geholt worden. Im Sommer 2020 waren nur mehr rund 15 Loks tauglich, zu Jahresbeginn 2021 sind es rund 25.
Unfälle
- Linz, Oberösterreich – Eilzug kollidiert mit Lokzug
1996 kollidierte 1142 548 mit 1141 030. Dabei wurden 50 Reisende verletzt. Der Lokführer des Lokzuges hatte ein halt zeigendes Signal übersehen. Beide Loks wurden nach diesem Unfall aus dem Plandiest genommen und später der Alteisenverwertung zugeführt.
- Villach, Kärnten – Güterzug fährt in besetztes Gleis
- Am 16. November 2001 kam es zu einem Zusammenstoß zweier Güterzüge im Villacher Westbahnhof: Dabei wurde ein Lokomotivführer schwer verletzt. Ursache des Unfalls war die Einfahrt eines Zuges in ein besetztes Gleis. Dabei wurde die ÖBB 1142 695 derart schwer beschädigt, dass sie an Ort und Stelle verschrottet wurde.[1]
- Wampersdorf, Niederösterreich – Bremsversagen eines Güterzugs
- Am 26. Februar 2002 prallte auf der Pottendorfer Linie in Wampersdorf ein aus 28 Wagen bestehender Güterzug Sopron–Ebenfurth–Wien Zvbf, bespannt mit der ÖBB 1142 685, auf eine mit 21 Lastwagen beladenen Rollende Landstraße (RoLa) zusammen. Der Begleitliegewagen der RoLa wurde völlig zerstört. Von den 21 Lkw-Fahrern wurden 6 getötet und 15 teils schwer verletzt. Ursache des Unfalls war Bremsversagen. Bereits auf der Fahrt von Sopron nach Ebenfurth zeigte der Zug eine schlechte Bremswirkung, weil die letzten beiden Wagen nicht an der Druckluftbremse angeschlossen waren. Weil in Ebenfurth nach dem Richtungswechsel die Bremsprobe nicht korrekt durchgeführt wurde, bemerkte man den geschlossenen Bremshahn vom nun zweiten zum dritten Wagen nicht. Die 1142 685 wurde nach dem Unfall wieder instand gesetzt und behielt dabei sogar ihr blutoranges Farbkleid. Eine der beiden Fronten, die besonders stark in Mitleidenschaft gezogen worden war, ist dabei mit kleinen Scheinwerfern aufgebaut worden, während die zweite Seite das ursprüngliche Aussehen mit den großen Scheinwerfern behielt. Somit hat diese Lok zwei unterschiedliche Fronten. Mit diesem Aussehen ist die 1142 685 nach wie vor unterwegs, allerdings trägt sie jetzt das neuere Valousek-Design.[2] Nachdem sie im Jänner 2020 abgestellt wurde, stand sie ein Jahr und wurde im Jänner 2021 reaktiviert.
Verbleib

Steiermarkbahn
Seit Herbst 2018 besitzt die StB TL die vormals bei ESG im Einsatz befindlichen Lokomotiven 1142 562 und 578[3] und verwendet sie im österreichischen Binnenverkehr sowie im grenzüberschreitenden Verkehr nach Deutschland. Im Sommer 2019 hat die STB zusätzlich die bei den ÖBB seit längerer Zeit abgestellten 1142 613, 623 und 628 gekauft. Während Erstgenannte bereits im STB-Schema unterwegs ist, wird 623 derzeit in der Hauptwerkstätte Linz aufgearbeitet, 628 steht auf einem Werksgelände in Retznei in der Südsteiermark.
Grampetcargo Austria
Das österreichische Tochterunternehmen des rumänischen Transportunternehmens hat die ex ÖBB 1142 630 und 696 erworben und in Rumänien aufarbeiten lassen. Dort sind die Loks auch in Hellblau/Hellgrau neu lackiert worden. Die Loks sind seit Mitte 2018 hauptsächlich im Osten Österreichs im Einsatz.[4] Seit März 2020 sind auch 1142 642, 1142 646 und 656 für Grampetcargo im Einsatz, nachdem sie in Rumänien aufgearbeitet und in Straßhof wieder in Betrieb gesetzt worden sind.
ProLok
Die Loks 1142 617, 671 und 679 sind von den ÖBB erworben worden, die 1142 579 und 635 sind von einer deutschen Privatbahn gekauft worden und wieder nach Österreich zurückgekehrt. Die beiden tragen noch das orange Farbkleid. Die blutorange 1142 679 dient als Ersatzteilspender, die anderen vier Loks sind selten, aber doch im Einsatz zu beobachten.
Hector Rail 142
Insgesamt zwölf dieser Lokomotiven hat das schwedische Eisenbahnverkehrsunternehmen Hector Rail um das Jahr 2006 gekauft. Die Baureihenbezeichnung in Schweden ist 142. Es handelt sich um die Lokomotiven 1142.661, 645, 660 (142.001–003), 1142.551, 558, 563, 588, 629, 650 (142.104–108, 110) und 1142.605, 657 und 590 (142.209, 211 und 212). 142.107 erlitt am 23. Juni 2011 einen Brandschaden.[5][6]

Deutschland
Der Eisenbahndienstleister ESG aus Bietigheim-Bissingen verfügte über zwei Maschinen (562 und 578) wie auch der Sonderzuganbieter Centralbahn AG ((1042) 520 und 704) und der Lokvermieter northrail (579 und 635). Letztgenannte wurden Anfang 2018 von Northrail wieder nach Österreich an ProLok verkauft. Die Schienenverkehrsgesellschaft Stuttgart setzt seit Juni 2014 die 654 für eigene Sonderzüge ein. Außerdem haben Privatunternehmen einige Loks der Baureihe 1142 gekauft, welche jetzt im Sonderzugverkehr unterwegs sind.
Bilder
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1142.698-8 mit blutorangem Farbkleid
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1142.625-1
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aufgebockte 1142 mit ausgebautem Fahrmotor
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1142.694-7 und Originalscheinwerfern vor einem Doppelstocksteuerwagen bei Aschbach
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1142.579 und 635 rangieren am Bahnhof von Emmerich.
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ÖBB 1142 am Grazer Hauptbahnhof.
Literatur
- Klaus-J. Vetter: Das große Handbuch der Elektrolokomotiven. Sconto, München 2003, ISBN 3-7654-4066-3
- Klaus Eckert/Torsten Berndt: Lexikon der Lokomotiven. Komet Verlag GmbH, Köln, 2005, ISBN 3-89836-505-0
- Robert Kabelac: Anpassung von ÖBB-Lokomotiven für den Einsatz in Schweden. In: Eisenbahn-Revue International. Heft 3/2006, ISSN 1421-2811, S. 122–124.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Taurus100: 1142 695. In: Das digitale Eisenbahn-Fotoarchiv. 2. August 2003, archiviert vom (nicht mehr online verfügbar) am 18. Mai 2015; abgerufen am 1. Mai 2015. Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑ Alfred Horn: Der Zusammenstoss in Wampersdorf. In: Eisenbahn Österreich. Nr. 4/2002. Minirex, ISSN 1421-2900, S. 173.
- ↑ Pressemitteilung der Steiermarkbahn, veröffentlicht durch Styria-Mobile
- ↑ http://www.grampetcargo.at/unsere-1142er-lokomotiven/
- ↑ Hector Rail AB. HCTOR 142. In: svenska-lok.se. Abgerufen am 11. Februar 2017 (schwedisch).
- ↑ Hector Rail class 142. (PDF) hectorrail.com, abgerufen am 11. Februar 2017 (englisch).