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Cercopoidea

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Schaumzikaden
Erlenschaumzikade (Aphrophora alni), Aphrophoridae.
Vorlage:Taxonomy
Vorlage:Superclassis: Sechsfüßer (Hexapoda)
Vorlage:Classis: Insekten (Insecta)
Vorlage:Ordo: Schnabelkerfe (Hemiptera)
Vorlage:Subordo: Rundkopfzikaden (Cicadomorpha)
Vorlage:Superfamilia: Cercopoidea
Wissenschaftlicher Name
Cercopoidea
Evans, 1946
Familien

Die Cercopoidea sind neben den Membracoidea und den Cicadoidea eine Überfamilie in der Unterordnung der Rundkopfzikaden (Cicadomorpha, Clypeorrhyncha). Sie umfasst die Familien Blutzikaden (Cercopidae), Schaumzikaden (Aphrophoridae), Epipygidae, Clastopteridae und Machaerotidae. Weltweit sind bis heute etwa 3000 Arten beschrieben worden[1]. Sowohl die erwachsenen Insekten als auch die Larven aller Vertreter der Cercopoidea sind Pflanzensaftsauger und teilweise als Überträger von Viruserkrankungen (Pflanzenvirosen) von wirtschaftlicher Bedeutung.

Gesichert ist, dass die Larven der Vertreter der Unterfamilien Cercopidea, Aphrophoridae und Clastopteridae in selbst erzeugten Schaumnestern leben. Eine Ausnahme sind die tropischen Machaerotidae, deren Larven in wassergefüllten, selbst erzeugten kalkhaltigen Röhrchen existieren.[2] Die Larven der Epipygidae produzieren offenbar keinen Schaum, verfügen aber ansonsten über alle kennzeichnenden Merkmale der Cercopoidea.[3]

Äußere Gestalt

In ihrerer äußeren Gestalt unterscheiden sich die Arten der Cercopoidea zum Teil beträchtlich. Sie sind meist unauffällig strohfarben, bräunlich oder schwarz gefärbt. Blutzikaden sind dagegen oft auffällig schwarz-rot oder braun-orange gezeichnet. Die Körperform ist überwiegend länglich- oder breitlänglich-oval. Die behaarten oder unbehaarten Flügeldecken sind oft ledrig und mit Punktgruben besetzt (Cercopidae, Aphrophoridae) oder hyalin mit deutlicher Aderung (Macaerotidae, Clastopteridae). Sie verfügen wie alle Zikaden über eine dachartige Flügelhaltung in Ruhestellung. Unter den Vorderflügeln liegen die häutigen Hinterflügel.

Die Füße (Tarsen) sind dreigliedrig. Die Schienen des hinteren Beinpaares (Tibien) sind meist rund und oft relativ kurz. Die Schienen der Hinterbeine tragen kräftige Dornen sowie einen Dornenkranz (Meron) an der Basis. Die kräftigen Beine verleihen ihnen eine gute Sprungkraft.

Der Kopf verfügt über zwei Punktaugen (Ocellen), ein Paar Facettenaugen und einem Paar kurzer borstenförmiger Fühler (Antennen). Die Stirnplatte (Clypeus) ist von vorn und seitlich betrachtet je nach Art mehr oder weniger blasenförmig vorgewölbt und beinhaltet die sogenannte Saugpumpe. Diese scheint jedoch bei den Epipygidae reduziert zu sein.

Wie alle Zikaden verfügen auch die Cercopoidea über einen Saugrüssel zur Aufnahme von Pflanzensäften. Die Unterlippe (Labium) der Tiere ist als Gleitschiene für die aus den Mandibeln und Maxillen bestehenden Stechdornen ausgebildet. Innerhalb der Lacinien (einem Teil der Maxillen) verläuft ein Kanal, durch den gesaugt werden kann, sowie ein Speichelkanal, durch den Speichel in die Fraßstelle geleitet wird. Teile der Mundhöhle sind wie bei allen Schnabelkerfen zu einer Saugpumpe umgestaltet.

Innerer Bau und Physiologie

Die innere Anatomie und die Physiologie der Cercopoidea entspricht weitgehend jenem der Insekten. In Anpassung an die spezielle Ernährung verfügen Cercopoidea wie alle Rundkopfzikaden jedoch über eine besondere Konstruktion des Verdauungstraktes, um überschüssiges Wasser beziehungsweise Kohlenhydrate abzugeben. Im Darm der Pflanzensaftsauger existiert einen Filterkammer, die eine Übergangsregion zwischen Vorder- und Mitteldarm und dem Hinterdarm herstellt. Sie ermöglicht die direkte Ableitung des überschüssigen Wassers und der Kohlenhydrate in den Enddarm.[4] Ferner sind die Zentren der für Insekten typischen Strickleiternervensysteme bei den Rundkopfzikaden nur noch im Kopf und in der Brust vorhanden; der Hinterleib wird vom Nervenzentrum der Brust versorgt[5].

Verbreitung

Die Cercopoidea sind weltweit verbreitet. Sie sind in den Tropen am artenreichsten, wobei nur ein geringer Prozentsatz beschrieben ist. Es wird angenommen, dass hier noch etliche neue Arten entdeckt werden könnten.[1]

Phylogenie und Systematik der Cercopoidae

Phylogenetische Beziehungen der Cercopoidea innerhalb der Cicadomorpha (nach Cryan Oktober 2005, vereinfacht)

Eine umfassende phylogenetische Analyse der Überfamilie der Cercopoidea anhand der Ermittlung der ribosomalen 18S-rDNA, 28S-rDNA und Histone3 bestätigt die Monophylie der Überfamilie. Ferner wurde die Unterfamilie der Cercopidae als monophyletische Gruppe identifiziert. Von den möglicherweise paraphyletischen Aphrophoridae ist eine weitere, die neotropisch verbreitete Familie Epipygidae, abgespalten worden. Die Clastopteridae und die Macherotidae sind Schwesterntaxa, wobei noch nicht endgültig geklärt ist, ob letztere als Unterfamilie (Macherotinae) der Clastopteridae aufzufassen sind.[3]

Quellen und weiterführende Informationen

Einzelquellen

  1. a b K. G. Andrew Hamilton: A new family of froghoppers from the American tropics (Hemiptera: Cercopoidea: Epipygidae). Agriculture and Agri-Food Canada Research Branch Ottawa, Ontario, Canada K1A 0C6 [1], PDF, abgerufen am 14. August 2006
  2. C.H. Dietrich: Evolution of Cicadomorpha (Insecta, Hemiptera). In: Zikaden, leafhoppers, planthoppers and cicadas (Insekta, Hemiptera, Auchenorrhyncha) 2002, In: Denisia 4, S. 155–169, 2002. ISBN 3-85474-077-8
  3. a b Jason R. Cryan: Molecular phylogeny of Cicadomorpha (Insecta: Hemiptera: Cicadoidea, Cercopoidea, and Membracoidea): adding evidence to controversy. Systematic Entomology 30 (4), Oktober 2005, Seite 563-574.
  4. Wilfried Westheide & Reinhard Rieger (Hrsg.): Spezielle Zoologie, Teil 1: Einzeller und Wirbellose Tiere. Gustav Fischer Verlag, Stuttgart, Jena, New York, 1996. Seite 650-651
  5. R. Remane & E. Wachmann: Zikaden – kennenlernen, beobachten – Naturbuch Verlag, Augsburg 1993. ISBN 3-89440-044-7

Weiterführende Literatur

  • Reinhard Remane & Ekkhard Wachmann: Zikaden – kennenlernen, beobachten. – Naturbuch Verlag, Augsburg 1993. ISBN 3-89440-044-7