Erscheinung des Herrn
Epiphanias bzw. Epiphanie oder Erscheinung des Herrn ist der ursprüngliche und heute noch meist gebrauchte Namen des am 6. Januar begangenen christlichen Festes. Im Volksmund und in vielen Kalendern ist es auch als Dreikönigsfest oder Theophanie, früher auch als "Groß-Neujahr" oder "Hoch-Neujahr" bekannt. In Österreich heißt dieser Tag auch Weihnachtszwölfer (zwölfter Tag nach dem 1. Weihnachtsfeiertag).
Geschichte und Inhalte
Die Ursprünge des Festes gehen auf den spätantiken Kaiserkult zurück, dessen göttliche Erscheinung zum Zeremoniell gehörte. Nach der konstantinischen Wende gingen viele Elemente dieses Kultes auf Christus übertragen in die Liturgie ein. Die kaiserlichen Epiphanie-Riten hielten sich in Byzanz bis zum Untergang des oströmischen Reiches, allerdings eingeschränkt, indem die Herrscher nicht mehr als Götter, sondern nur noch als Stellvertreter Christi angesehen wurden.
Im 4. Jahrhundert entstand in der Ostkirche das Epiphanias- oder Theophaniefest (gr. epiphaneia tou kyriou für dt. "Erscheinung des Herrn" - "Epiphanias" ist der griech. Genitiv; theophania "Erscheinung Gottes"), das vermutlich ein altes Jahreszeitenfest heidnischer Götter verdrängte. Mit Erscheinung ist die menschliche Gegenwart Gottes durch Jesus gemeint.
Dabei gedachte man der Geburt Jesu mit der Verehrung durch die jüdischen Hirten, der Anbetung der Weisen, seinem kindlichen Wirken bis zur seiner Taufe im Jordan (Matthäus 3, 13-17) und seinem ersten Wunder bei der Hochzeit zu Kana (Johannes 2,1-11)
Die abendländische Kirche (Westkirche), die Jesu Geburt am 25. Dezember (Weihnachten) beging, übernahm gegen Ende des 4. Jahrhunderts das Epiphanie-Fest, feiert jedoch statt der Geburt die "drei Wunder" der Anbetung der Weisen, der Taufe im Jordan und der Hochzeit zu Kana (Taufe des Herrn heute als eigenes Fest am Sonntag nach Epiphanie).
Die Ostkirche feiert seit der Einführung des 25.12. als Weihnachten im Festkalender Epiphanias nur mehr die Taufe Jesu. (Da ein Teil der Orthodoxie, v.a. Russland und Serbien, liturgisch am julianischen Kalender festhält, wird Weihnachten in den betroffenen Ländern derzeit am 6. Januar, Epiphanie am 19. Januar begangen.)
Der 6. Januar wird in der katholischen Liturgie als Hochfest gefeiert (Erscheinung des Herrn). Auch der Kalender der lutherischen Kirche verzeichnet ihn (siehe Kirchenjahr).
Der 6. Januar ist ein staatlicher Feiertag in Österreich, Italien, Spanien, Finnland, Griechenland, Zypern, Rumänien, Litauen, Tschechien und der Slowakei. In Deutschland entscheiden die Bundesländer über die Einrichtung dieses Feiertages, der gegenwärtig lediglich in Baden-Württemberg, Bayern und Sachsen-Anhalt arbeitsfrei ist.
Brauchtum
Bis zur Festsetzung des Neujahrstages im Jahr 1691 durch Papst Innozenz XII. auf den 1. Januar galt in weiten Teilen Europas der 6. Januar als Jahresbeginn. Dieser Termin markierte das Ende der winterlichen Erstarrung und zugleich den bevorstehenden Aufbruch in die Vegetationsperiode. Nach dem Volksglauben zogen sich die stürmischen Mächte der Mittwinterzeit in der Nacht auf den 6. Januar wieder zurück, "die wilde Jagd" begab sich am Ende der Rauhnächte zur Ruhe.
Viele alte Bräuche wurden auf das Fest übertragen. Man reinigt z. B. an diesem Tag Wohnräume und Stallungen mit Weihrauch von bösen Wintergeistern. Im Volksbrauchtum des Ostens wurde das Epiphaniasfest reduziert auf das Motiv der
Heiligen Drei Könige, der Weisen aus dem Morgenland. Bei den Krippen werden die Figuren am Dreikönigstag um die drei Weisen aus dem Morgenland ergänzt und die - als Heilige Drei Könige verkleideten - Sternsinger ziehen von Haus zu Haus, singen Lieder oder sagen Gedichte auf und sammeln dabei für karitative Zwecke. Sie segnen das Haus und schreiben hierfür „20 C M B xx“ auf die Haustüre, wobei xx für die letzten beiden Ziffern der Jahreszahl steht. Diese Aufschrift wird mit Kreuzen als Segenszeichen versehen, die den Unkundigen oft an Pluszeichen erinnern. Dabei gibt es mehrere Traditionen, etwa „20 C+(M+)+B xx“ (das eingeklammerte M+ soll bedeuten, daß auf oder unter das M ein Kreuz gemacht wird), „20 C+M+B xx“, „20*C+M+B+xx“ u.a.
Das C M B steht für den lateinischen Segenswunsch „Christus mansionem benedicat“, was auf deutsch „Christus segne diese Bleibe“ bedeutet. Häufig wird es auch auf die Namen der Heiligen Drei Könige, Caspar, Melchior und Balthasar, gedeutet; die Annahme ist verbreitet, dass sich die Legende von diesen Namen eben auf Grund des genannten Segenswunsches gebildet hat.
Häufig findet man auch „K M B“. Dann wurde Kaspar mit K gemeint; doch kann man auch hier einen passenden Segensspruch finden, der allerdings eine seltsame Mischung aus Griechisch und Lateinisch darstellt: „Kyrios mansionem benedicat“ (Kyrios ist griechisch) für „der Herr segne diese Bleibe“.
Im Bereich der schwäbisch-alemannischen Fasnet beginnt traditionell am Dreikönigstag die Fasnacht mit verschiedenen Bräuchen.
Für den Dreikönigstag gelten Wetterregeln:
- "Dreikönigsabend hell und klar, verspricht ein gutes Weinjahr"
- "Ist bis Dreikönig kein Winter, folgt keiner dahinter"
In manchen Ländern gibt es auch den Brauch des Dreikönigskuchens, einem Hefegebäck in Form einer Krone.
Siehe auch
Literatur
- Friedhelm Mann, Hans-Christoph Schmid-Lauber: Epiphaniasfest I. Kirchengeschichtlich II. Praktisch-theologisch. In: Theologische Realenzyklopädie 9 (1982), S. 762-770 (wiss. Überblick)