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AFN-Berlin in der Podbielskiallee 28 in Berlin-Dahlem (ca. 1950)
Am 17. Juli 1945 erreichten mehrere GI's Berlin mit ihrem Jeep und dem Auftrag innerhalb von 17 Tagen einen Radiosender zu errichten. Ihnen folgten zwei Lastwagen mit einer mobilen Sendeanlage, die unweit des zukünftigen Standortes des Senders stationiert wurden. Ein 250 Watt starker Sender versorgte die Hörer in einem Radius von nur zwei Meilen.[1] Der stationäre Sendebetrieb wurde am 4. August 1945 um 12 Uhr mit der Rhapsody in Blue von George Gershwin aus einer beschlagnahmten Villa in der Podbielskiallee 28 aufgenommen. Es wird zwar immer wieder kolportiert, dass diese Villa dem Außenminister Joachim von Ribbentrop gehörte, dies ist aber nicht nachvollziehbar. Laut Berliner Adressbuch von 1943 gehörte das Haus dem Bankdirektor Dr. M. Schlenker.[2] Von Ribbentrop wohnte nicht weit entfernt in der Lentzeallee 7–9.[3] Die Wahl fiel auf diese Villa, weil diese mit Eisengittern gesichert war. Einige Häuser weiter, so sagte der erste station manager in einem Interview, wurde außerdem die Villa von Max Schmeling beschlagnahmt, um das Personal unterzubringen. Als Sendeantenne wurde zu Anfang ein zwischen zwei Bäumen gespannter Draht genutzt.
Während der Berliner Blockade sendete der AFN Berlin erstmals rund um die Uhr, um den Luftbrückenpiloten zu ermöglichen, das Radiosignal des AFN Berlin als Peilsender für den Landeanflug in Tempelhof zu nutzen. Nach dem Bau der Berliner Mauer im August 1961 sendete AFN Berlin ab dem 20. März 1962 dauerhaft ein 24-Stunden-Programm, nachdem Radio Moskau nach AFN-Sendeschluss die freie Nachtfrequenz unberechtigt zu propagandistischen Zwecken in englischer Sprache genutzt hatte. Mit der Sendung "935 for night people", die sich auch an die Soldaten im Schichtdient wandte, füllte AFN Berlin als erste Station des europäischen Sendenetzes die bis dahin bestehende fünfstündige nächtliche Sendepause[4]. AFN Berlin war auch ein Baustein des Notfallplans der US Army Berlin Brigade für den Krisenfall[5]. Obwohl das Programm des AFN nur für die Angehörigen des US-Militärs und ihrer Angehörigen bestimmt war, erfreute sich das Programm wegen seiner ungezwungenen Moderation und der aktuellen Musik aus den USA einer großen Beliebtheit bei der deutschen Bevölkerung, besonders bei der Jugend[6].
Nach der deutschen Wiedervereinigung 1989/1990 und dem darauf folgenden Abzug der alliierten Truppen aus Deutschland stellte auch der AFN Berlin seine Sendungen ein. Am 15. Juli 1994 lief simultan auf UKW und Mittelwelle eine dreistündige Sondersendung, die in 54 Länder übertragen wurde. In dieser Sendung interviewte der letzte Station Commander, Greg Foss, zahlreiche aktive und ehemalige Mitarbeiter. Danach beendete der AFN Berlin wenige Sekunden vor 14 Uhr den Sendebetrieb mit dem Abspielen der Nationalhymne der Vereinigten Staaten von William Rivelli.
AFN Television Berlin
Logo AFN TV Berlin
Am 17. April 1967 begann die Ausstrahlung des AFN TV Berlin in schwarzweiß. Das Studio befand sich im Gebäude des ehemaligen Amerikanischen Postamtes in der Saargemünder Straße in Dahlem. Erster Station Commander war 1st Lt. Rallin J. Aars[7]. Die ersten Sendungen in Farbe wurden im Februar 1977 im amerikanischen NTSC-Verfahren ausgestrahlt[8]. Ab 1984 erfolgten Live-Sendungen über Satellit direkt aus den USA.
Empfang
Der AFN Berlin auf dem Volksfest 1986Disc-Jockey im AFN-Studio ca. 1968
AFN Berlin begann seine Ausstrahlungen auf der Mittelwellenfrequenz 1420 kHz (211 meter)[9] und wechselte später auf 935 kHz, mit einer Sendeleistung von 10 kW. Dazu gab es eine zusätzliche Ausstrahlung über UKW ab 1961 zuerst auf 99,75 MHz, ab 1962 auf 90,9 MHz und 1963 auf der Frequenz 87,85 MHz mit 1,5 kW (schließlich 87,90 MHz), was auch Stereosendungen (ab 1972[10]) und zusätzliche Programme neben dem Mittelwellenangebot ermöglichte. Das Fernsehprogramm wurde auf Kanal 29 ausgestrahlt. Es war allerdings nur mit NTSC-Farbdekoder und nur im Südwesten von Berlin empfangbar. Ein weiterer, schwacher, Fernsehsender auf Kanal 12 versorgte die Einrichtungen der US Air Force auf dem Flughafen Tempelhof.[11]
Die Mittelwellenfrequenz 935 kHz wurde bis zum 23. November 1978 genutzt. An diesem Tag trat der Genfer Wellenplan in Kraft und die Ausstrahlung wechselte auf 1107 kHz.[12] Der 120 Meter hohe Sendemast stand bis zum 16. Dezember 1996 auf dem Gelände der Domäne Dahlem in der Pacelliallee.
Mark White (2. Januar 1925 – 26. Dezember 2013), der ehemalige Programmdirektor von AFN-Berlin (1950–1988), starb am 26. Dezember 2013 im Kreis seiner Familie in Berlin.[14]
Am 2. September 2014 wurde vor dem ehemaligen Studiogebäude in der Podbielskiallee 28 eine Gedenktafel eingeweiht. Unter den Gästen waren Bezirks-Kulturstadträtin Cerstin Richter-Kotowski, Moderator Rik De Lisle, Siegrid White – die Witwe des Programmchefs Mark White – und Moderator Bill Gaylord.[15]
↑Lentzeallee 7.9. In: Berliner Adreßbuch, 1940, Verwaltungsbezirk Zehlendorf, Dahlem, S. 1421 (1940 zuletzt vermerkt, danach als "unbewohnt" eingetragen).
↑The Berlin Observer Vol 18 No. 12 vom 23. März 1962