Liste von Hochwasserereignissen an der Ahr
Die Liste der Hochwasserereignisse an der Ahr und ihrer Nebenbäche basiert auf Aufzeichnungen, die bis in das 14. Jahrhundert zurückreichen.
In einer umfassenden Zusammenstellung der Hochwasserereignisse an der Ahr von Karl August Seel[1] traten von 64 erfassten Hochwässern 31 in einem Sommerhalbjahr (Mai – Oktober) und 33 in einem Winterhalbjahr (November April) auf. Von 9 Hochwässer mit besonders hohen Pegelständen sind 5 Sommerhochwässer (1601, 1804, 1818, 1848, 1910) und 4 Winterhochwässer (1687, 1739, 1795, 1880). Die folgenschwersten Hochwässer sind aufgrund der überlieferten Schäden die von 1601, 1804 und 1910, allesamt durch Gewitter ausgelöste Sommerhochwässer.
Das Charakteristikum der sommerlichen Hochwässer der Ahr ist der schnelle Pegelanstieg verbunden mit großer Strömungsgeschwindigkeit und ein schneller Rückgang. Winterhochwässer dagegen schwellen langsam an, haben zumeist eine Vorphase mit hohem Wasserstand und eine längere Dauer, um allmählich wieder auf mittleren Wasserstand zu fallen.
Datum | Ort | Ereignis |
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16. Aug. 1348 | Bachem | Ein Kaufvertrag über Wiesenland enthält Sicherungsklausel gegen Landverlust durch Flußbettverlagerung infolge des Ahrhochwassers. |
27. Okt. 1410 | Wadenheim | Landübertragung als Pfand wegen erlittenen Schadens durch Hochwasser. |
1410 | Green | Die Greener Mühle wurde durch Hochwasser weggerissen. |
1488 | Ahrweiler | Die wilde Ahr hat die Brücke zerbrochen (Ratsprotokoll). |
1547 | Hemmessen | Durch Hochwasser wird die Mühle zu Hemmessen beschädigt. |
8. Nov 1582[2] | Bad Neuenahr | Mühle in Bad Neuenahr durch Hochwasser beschädigt. |
1598 | Hemmessen | Wiesen mit Hochwasserschlamm überflutet. |
6. Juli 1598 | Ahrtal | Hochwasser nach Gewitter (Rhein-Zeitung 12. 7.1959). |
Mai 1590 | Hemmessen | Durch Unwetter mit Platzregen schwoll die Ahr stark an, der Mühlenteich der Landmühle wurden schwer beschädigt. |
30. Mai 1601 | Ahrweiler | Ein Ungewitter mit Regen und Hagel führt zu unvorstellbaren Wassermassen, die 16 Gebäude (Häuser Scheunen und Stellungen) zerstören, 9 Personen ertranken. |
1603 | Hemmessen | Anhaltende Überschwemmungen der Ahr führen zur Verwüstung der Mühlenklausen und -teiche. |
5. Mai 1606 | Hemmessen | Durch Überschwemmungen der Ahr wurde das freiadelige Haus und Hof völlig zerstört und weggeschwemmt. |
1618 | Wadenheim | Verschiedene Wiesen durch Hochwasser verwüstet. |
1659 | Hemmessen | Die Hemmesser Mühle wurde durch Hochwasser zerstört, sie wurde oberhalb des Flusses wieder aufgebaut. |
1663-1671 | Ahrweiler | Bewirtschaftetes Land immer wieder durch Hochwasser zerstört. |
2. Febr. 1677 | Hemmessen | Die Hemmesser Landmühle wurde durch Hochwasser weggerissen. |
1680 | Hemmessen | Das Dorf und die kurfürstliche Landmühle wurden durch Hochwasser bedroht. |
1686 | Hemmessen | Die Landmühle wird durch Hochwasser erheblich beschädigt. |
Febr. 1687[2] | Ahrweiler | Durch Schneeschmelze ausgelöste große Überschwemmung wurden mehrere Brücken, davon 2 in Ahrweiler weggerissen. |
April 1687 | Wadenheim, Hemmessen | Landmühle zu Hemmessen und einige Häuser wurden vom Hochwasser bedroht. |
Aug. 1719 | Heppingen | Mauerwerk und Straßenbelag wurde durch Überschwemmungen weggerissen. |
18. Mai 1721 | Beul, Wadenheim | Überschwemmung |
16. Jan. 1739 | Ahrweiler | Durch Eisstau verursachte eine große Überschwemmung, die die steinerne Brücke in der Nähe des Ahrtors zerstörte. |
1761 | Green | Das Dorf wurde durch Hochwasser teilweise zerstört. |
1764 | Mayschoß | Vom Hochwasser Straßen überflutet. |
1784 | Wadenheim | Ahrhochwasser |
23. Juli 1788 | Müsch, Dernau | Ahrhochwasser |
20. – 26. Jan. 1789 | Hemmessen | Ahrhochwasser |
1790 | Wadenheim | 30 Häuser mit Scheunen und Ställen wurden durch das Hochwasser weggespült und zum »Steinhaufen« gemacht. |
3. Febr. 1795 | Beul | Durch Hochwasser mit Eisgang wurden alle Brücken an der Ahr fortgerissen. |
21. Juli 1804[3][4] | Hochwasser der Ahr | Es war das größtes und folgenschwerstes Hochwasser der Ahr. Durch Gewitterregen führte die Ahr bereits seit Tagen Hochwasser, als am 21. Juli 1804 ein erneutes Unwetter in der Hoch- und Ahreifel sich mit riesigen Niederschlägen entlud. Alle zur Ahr führenden Nebenflüsse, vor allem der Trierbach, Adenauer Bach und Kesselinger Bach, schwollen innerhalb kürzester Zeit stark an. Der Höchststand des Hochwassers betrug in Antweiler 2,50 m und in Dernau 1,85 m.
Das Hochwasser forderte 63 Menschenleben; 129 Wohnhäuser, 162 Scheunen und Stallungen, 18 Mühlen, 8 Schmieden und nahezu alle Brücken, insgesamt 30, wurden von den Wassermassen weggerissen. Weitere 469 Wohnhäuser, 234 Scheunen und Ställe, 2 Mühlen und 1 Schmiede wurden beschädigt, 78 Pferde und Zugrinder kamen in den Fluten um, die gesamte Ernte wurde vernichtet. |
17. Mai 1818 | Mayschoß | Durch Starkregegen wurden am Oberahr alle Brücken weggerissen. |
25. Juni 1838 | Bengen | Das Dorf wurde durch das Hochwasser des Bengener Bachs überschwemmt. |
13. Juli 1839 | Bengen | Erneute Überschwemmung. |
23. Juni 1844l | Ahrweiler, Bengen | Bei Ahrweiler wurden zahlreiche Weinberge in die Tiefe gerissen und große Erd- und Schuttmassen verfrachtet. In Bengen wurde ein Haus zerstört. |
Juli 1848 | Grommes | Im Trierbachtal verursachte das Hochwasser große Schäden, u. a. stürzten einige Fachwerkwände von Häusern an der Hauptstraße ein. |
11. Juni 1859 | Kreis Ahrweiler | Das Unwetter hatte im gesamten Kreis schwere Schäden von mehr als einer halben Million Thaler verursacht und viele Menschenleben gefordert. |
22. Juli 1870 | Dernau | Das Hochwasser reichte bis zur Hauptstraße. |
Jan. 1880 | Bodendorf | Als das Eis des zugefrorenem Ahrflusses losbrach wurden durch das Treibgut von Blankenheim bis nach Bad Neuenahr alle Brücken fortgeschwemmt sowie auf der Strecke mehrere Gebäude schwer beschädigt. |
März 1880 | Ahrtal | In Folge des starken Frostes und des schnell eintretenden Tauwetters stieg die Ahr so hoch an, dass sie den Höhenstand des Jahrhunderts zweimal erreicht hatte und wieder viele Schäden verursachte. |
10.-27. Nov. – Dez.1882 | Bodendorf | Hochwasser durch langanhaltendem Regen nach vorangegangenem kalten Trockenen Wetter. |
1885 | Sinzig | Unwetter mit Überschwemmung |
23. – 24. Juni 1888[3] | Kreis Ahrweiler | Durch Gewitterregen in der Eifel traten die Ahr und der Brohlbach über die Ufer und richten große Schäden an. Im Bereich von Ahrweiler werden 3 Brücken beschädigt oder zerstört. |
24. Juni 1888 | Dernau | Durch wolkenbruchartige Gewitter wurde der ganze Ort unter Wasser gesetzt. Weinbergmauern stürzten ein, Terrassen und Muttererde wurden abgeschwemmt, alle Keller geflutet, die Vorräte verdarben. |
23. Jan. 1890 | Ahrtal | Ahrhochwasser durch Schneeschmelze |
30. Juni 1891 | Ahrtal | Ahrhochwasser |
2. Febr. 1893 | Ahrtal | Ahrhochwasser durch Schneeschmelze |
Febr. 1901 | Bodendorf | Das Hochwasser ging überall zurück. |
12. – 13. Juni 1910[3][5] | Hochwasser an der Ahr | Nach vorangegangenen, anhaltenden Regenfällen zwischen Hohe Acht und Hochkelberg schwollen die zur Ahr entwässernden Bäche stark an und führten in der Ahr zu einem Pegelstand von 5,0 m.
Durch mitgeschwemmte Hölzer, Baugerät und anderes Material der gerade im Bau befindlichen Bahnstrecke Dümpelfeld–Lissendorf wurde die Wirkung des Hochwassers vor allem im oberen und mittleren Ahrtal noch verstärkt. Insgesamt kamen 52 Menschen (eine andere Quelle nennt 70 Menschen), zumeist Bahnarbeiter um, die sich teilweise mit ihren Baracken befanden. Alle Ortschaften im Tal des Trierbach, Adenauerbach und der oberen und mittleren Ahr erlitten erhebliche Schäden, nahezu alle Brücken wurden zerstört. |
15.-27. Jan. 1918 | Ahrtal | Hochwasser durch Schneeschmelze, Höchststand am 16. Januar. |
11.-19. Jan. 1920 | Antweiler | Am 11.01. 6:10 Uhr Wasserstand Pegel Müsch 2,30 m, das Hochwasser hielt etwa 8 Tage an, Höchststand am Pegel Müsch 2,90 m. |
Mai 1922 | Bodendorf | Durch Hochwasser wurde die neue eiserne Brücke und das Mühlenwehr stark beschädigt. |
Nov. 1924 | Bodendorf | Durch Hochwasser Flutung der Weinkeller, dabei wurde viel Most, der noch in Gärung war, geschädigt. |
31. Dez. 1925 – 1. Jan. 1926 | Bodendorf, Reimerzhoven | Durch Schneeschmelze und Regen starkes Hochwasser, das starke Schäden anrichtete, Höchststand am Pegel Reimerzhoven. |
Mai 1936 | Bodendorf | Durch Starkregen Hochwasserschäden an mehreren Gebäuden. |
14. Jan. 1938 | Bodendorf | Ahr-Hochwasser Infolge rascher Schneeschmelze. |
23. Dez. 1952 | Bodendorf | Die starken Regenfälle der letzten Tage führten an Rhein und seinen Nebenflüssen zu Hochwasser. |
22. Febr. 1953 | Ahrtal | Frühlingswetter mit 15° C führte zur Schneeschmelze in der Eifel und Hochwasser der Ahr. |
24. März 1955 | Ahrtal | Durch anhaltenden Schneefall und folgende Schneeschmelze führt die Ahr Hochwasser, neuer Sportplatz und Straße bis Haus Lenz überschwemmt. |
1. Febr. 1961 | Ahrtal | Enormes Hochwasser durch Schneeschmelze ließ die Keller am Ahrweg aus dem angeschwollenen Mühlenteich sowie den Sportplatz und die Straße bis zum Cafe Lenz für 2 Tage überfluten. |
3. Juni 1961 | Ahrtal | Hochwasser nach tagelangem Regen ließ den Sportplatz, die Bäderstraße bis zum Haus Wirte-Koch, die Keller der Häuser am Goldguldenweg und einen Teil der Bäderstraße überfluteten. |
1. April 1962 | Ahrtal | Tagelanger Regen und Schneeschmelze führte zum Hochwasser. |
6.12.1965 | Ahr-Mündungsgebiet | Hochwassert durch Tauwetter und Rückstau des hochgehenden Rheins. |
23./24.2.1970 | Ahrtal | Hochwasser im gesamten Ahrgebiet durch Schneeschmelze und anhaltende Niederschläge. |
16. Aug. 1972 | Ahrtal | Hochwasser durch starke Sommergewitter in Rhein- und Ahreifel, besonders betroffen wart die Untere Ahr. |
7. – 9. Juli 1975 | Adenau | Hochwasser der Ahr durch starke Regenfälle. |
12. – 15. Juli 1980 | Ahrtal | Hochwässer durch anhaltende Niederschläge in der Hocheifel. |
12. Jan. 1993 | Altenahr | Pegel Altenahr / Hochwasserstand: 293 cm[6] |
21. Dez. 1993 | Altenahr | Pegel Altenahr / Hochwasserstand: 349 cm |
31. Dez. 1993 | Altenahr | Pegel Altenahr / Hochwasserstand: 233 cm |
23. Jan. 1995 | Altenahr | Pegel Altenahr / Hochwasserstand: 311 cm |
03. Jan. 2003 | Altenahr | Pegel Altenahr / Hochwasserstand: 288 cm |
28. Sept. 2007 | Altenahr | Pegel Altenahr / Hochwasserstand: 254 cm |
02. Juni 2016[2] | Altenahr | In Altenahr standen nach den starken Regenfällen zahlreiche Straßen unter Wasser, auch Bundes- und Landesstraßen mussten für den Verkehr gesperrt werden. Insgesamt 25 Menschen wurden mit Booten und einem Hubschrauber vom Campingplatz bei Altenahr gerettet.
Pegel Altenahr / Hochwasserstand: 371 cm |
14. bis 17. Juli 2021 | Hochwasser Landkreis Ahrweiler | Im Landkreis Ahrweiler hinterließ das Hochwasser der Ahr eine Spur der Zerstörung. In der Gemeinde Schuld stürzten sechs Häuser ein, zahlreiche weitere wurden schwer beschädigt.[65][66] Im Kreis wurden 62 Brücken zerstört und weitere 13 schwer beschädigt, auch erlitten 19 Kindertagesstätten und 14 Schulen Beschädigungen durch das Hochwasser. Mehr als 330 Menschen konnten mit Hubschraubern von Dächern und Bäumen gerettet werden. In der Stadt Sinzig starben zwölf Bewohner der Behinderteneinrichtung „Lebenshilfe-Haus“. Auf der Ahrtalbahn wurden mindestens sieben Eisenbahnbrücken und rund 20 Kilometer Gleis durch Über- und Unterspülungen zerstört.
Pegel Altenahr / Hochwasserstand: ca. 700 cm |
(Anmerkung: Der Zeitabschnitt von 1980 bis 2021 ist noch unvollständig mit Ereignisdaten belegt.)
Siehe auch
- Hochwasser der Ahr am 21. Juli 1804
- Hochwasser der Ahr am 13. Juni 1910
- Hochwasser in West- und Mitteleuropa 2021 (inklusive des Hochwassers der Ahr im Juli 2021)
- Liste von Hochwasser-Ereignissen
Einzelnachweise
- ↑ a b Seel, K. A.: Die Ahr und ihre Hochwässer in alten Quellen, Heimatjahrbuch des Kreises Ahrweiler 1983.
- ↑ a b c Ahr-Hochwasser haben Geschichte In den Chroniken, Bonner General-Anzeiger vom 02.07.2016.
- ↑ a b c Thomas Roggenkamp und Jürgen Herget: Historische Hochwasser der Ahr, Die Rekonstruktion von Scheitelabflüssen ausgewählter Ahr-Hochwasser.
- ↑ Petra Ochs: Als die Ahr Tod und Verwüstung brachte, Rückblick Wie aus einem lieblichen Flüsslein ein reißender Strom werden kann, 8. Juni 2014 .
- ↑ Horst Happe: Die Nepomuk-Brücke in Antweiler, Bauwerk dürfte 1910 errichtet worden sein, Antweiler und seine Brücke wurden mehrfach vom Hochwasser der Ahr heimgesucht.
- ↑ Übersicht des Pegels Altenahr, Hochwassermeldedienst, Landesamt für Umwelt, Rheinland-Pfalz, 25. Juli 2021.