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Ágnes Heller

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Ágnes Heller (* 12. Mai 1929 in Budapest/Ungarn) ist eine bedeutende Philosophin des 20. Jahrhunderts.

Leben

Ágis Familie

Ágis Großmutter väterlicherseits, Sophie Meller, wurde in Wien geboren und studierte Geschichte und deutsche Literatur. Sie unterrichtete in der ungarischen Stadt Modra an der Mädchenbürgerschule und später in Neusatz am königlichen katholischen Hauptgymnasium Ungarisch und Deutsch. Nach dem Tod von Ágis Großvater heiratete Großmutter Meller Sándor Grósz, den Direktor der General-Versicherung, einen vornehmen Lebensmann. Ágis Großmutter hatte drei Kinder zur Welt gebracht. Familie und Gemeinschaft war das Wichtigste bei den Mellers, deswegen gab es allmonatlich einen „jour fixe“ bei Großmutter Sophie, wo sich die Familie traf.

Ágis Onkel Móric war Rechtsanwalt und bestand darauf, dass Ágis Vater, Pal Heller, Jura studierte, obwohl er lieber Klavierkonzerte gab als zu lernen. Er bekam 1911 sein Anwaltsexamen und war im 1. Weltkrieg beim Kriegsgericht tätig. Ágis Vater gehörte eine zeitlang den bürgerlichen Demokraten an. Er wollte kein Geld verdienen, viel lieber schrieb er Romane. Ágis Mutter verdiente ihr Geld trotz Handelsabitur als Hutmacherin. 1927 hatten die beiden geheiratet. Am 12.Mai 1929 wurde Agnes in der Straße Zsigmond utca 1 geboren.

Ágis Vater brachte oft falsch Pässe nach Deutschland für die Juden, die flüchten wollten. Er konnte so mit gefälschten Papieren und Scheinehen einige Menschen vor dem Transport nach Kamenez-Podolskij bewahren. Er war nicht strenggläubig, aber respektierte das Judentum und verleugnete seine Herkunft nicht. Immer wieder war Ágis zu Hause auch Unterschlupf für jüdische Flüchtlinge. Ágis Vater wurde schließlich von der deutschen Gestapo den ungarischen Behörden überstellt, die ihn als Juden ins Internierungslager Csepel steckten.

Die Familie von Ágis Vater war "eine typisch aufgeklärte deutsch-österreichische Familie, wo Moral und gegenseitige Solidarität hoch im Kurs standen."1 In der Familie Auer spielte die Musik eine ebenso wichtige Rolle wie in der Familie Heller-Meller die bildende Kunst. Die mütterliche Seite der Familie war stets auf die Religion und die Tradition des Judentums bedacht, wohingegen die väterliche Seite eher die Bildung bevorzugte.

Ágis Kindheit und Jugend

Ágnes lernte Geige bei ihrem Onkel Pista Mádai, ein ehemaliger Konzertmeister. Später lernte sie bei Tante Zseni bis sie 15 Jahre alt war. Seit ihrem fünften Lebensjahr war sie eine hoffnungsvolle Elevin der Tanzschule von Sári Berczik. Sie besuchte die Grundschule in der Straße Margit korút, in der strenge Disziplin herrschte. Strenge Tradition und Religion spielte für sie eine weniger wichtige Rolle, als der Glaube an etwas. „Entweder man glaubte oder man glaubte nicht, ein Hin und Her gab es für mich nicht.“ 2 Ágis erste Publikation erschien in einer kleinen Zeitung mit dem Titel Agi will nicht zu spät zu Mittag essen, wo sie sich über die veränderten Schulbeginnzeiten beschwerte.

Im September 1939 wurde Ági aufs Maria-Theresia-Gymnasium aufgenommen und gleich darauf wieder davon verwiesen, wegen des Numerus Clausus. Also kam sie aufs jüdische Gymnasium, wo ihre Tante, Margit Bán, ungarische Literatur lehrte. Dort musste man Schulgeld bezahlen, welches schwer aufzubringen war. Alle Schüler mussten einheitliche Uniformen tragen. Im selben Monat brach der Krieg aus. „Solange wir lebten, wollten wir normal leben, wie Menschen, und uns unseren Humor nicht nehmen lassen. Wollten uns mit Jungen befreunden und so tun, als sei die Welt um uns herum völlig normal.“ 3

Am 19. März 1944 besetzten die Deutschen Ungarn. Der Treffpunkt für Ági und ihre Freunde war die Margareteninsel. Dort konnten sie frei und unbeschwert ihre Jugend leben und stundenlang reden. Infolge der Deportationen waren nach 1945 alle fort die Ági am Herzen gelegen waren. „Die Insel war versunken, da alle, die dort gelebt hatten, tot oder verschollen waren, und die andere Insel [die Schule] war keine mehr.“ 4

Im Juli 1944 wurde Ágis Vater von der Gestapo verschleppt. Von da an mussten Ági und ihre Mutter den gelben Judenstern tragen. Ági und ihre Mutter zogen zusammen zu Freundinnen ihrer Mutter in ein Haus mit gelbem Stern. „Man sperrte uns zusammen, um uns leichter liquidieren zu können.“ 5 Sie wurden aufgefordert sich ins Ghetto zu bewegen. Mit einem gefälschten Schutzpass kamen sie ins internationale Ghetto, weil sie dort mehr Hoffnung auf Leben vermuteten. Nach mehreren, kleineren „Sexrazzien“ kamen die großen Razzien, die entweder gleich zur Erschießung führten oder zum Transport nach Österreich.

Der Krieg und seine Folgen

1943 starb Ágis Urgroßmutter und 1944 ihre Großmutter. Sie hatte die Verhaftung von Ágis Vater nicht mehr miterlebt, der im Gefängnis seinem Schicksal erlag. Am 16. Jänner 1945 kamen die Russen und machten dem verlausten Dasein ein Ende. Ági und viele andere hatten die Überzeugung, dass Hitler selbst Gott werden wollte, indem er das auserwählte Volk Gottes, die Juden, vernichtete und somit die Spuren, die zu Gottes Existenz hinführen. Ági war Zionistin, dann Kommunistin. „Ich verrücktes Huhn trat in die kommunistische Partei ein, um bei den Armen zu sein.“ 6

„Nach 1956 verlief die Geschichte meines Lebens, allen Fehlern, Verrücktheiten, Irrungen und längst abgelegten Überzeugungen, allen äußeren Abnormitäten zum Trotz, in normalen Bahnen.“ 7 Nach dem Ghetto waren Ági und ihre Mutter wieder in die alte Wohnung zurückgekehrt. Ági hatte inzwischen versucht ihre schrecklichen Erlebnisse in Form von Gedichten in einem kleinen Büchlein niederzuschreiben. Freunde und Verwandte wohnten bei ihnen.

Ági schloss sich der zionistischen Jugend an. „Wir lernten, wie man Morsezeichen gab, ein Feuer machte und löschte, nachts Wache stand, Knoten knüpfte und andere praktische Dinge.“ 8 „Mit Hilfe der Zionisten befreite ich mich von einem Teil der bedrückenden Erinnerungen und spürte keinen Grund mehr, nicht in Ungarn zu bleiben...“ 9 „Wieder kam eine Zeit langer Gespräche, über Theorien, Bücher, Menschen. Ich lernte, Vorträge zu halten und Diskussionen zu leiten.“ 10

Das Leben beginnt

1949 heiratete Ági Pista Hermann, den sie im zionistischen Lager kennengelernt hatte. Ági ging auf die Péter-Pázmány-Universität um Physik zu studieren. Sie wechselte bald zu Philosophie. Ági war sowohl im jüdischen, als auch im ungarischen Studentenbund Mitglied.

Für ein Jahr immatrikulierte sie in die Theaterwissenschaft um zusammen mit Pista Hermann freien Eintritt in alle Theater zu haben. Hermann bekam nirgends eine gute Arbeitsstelle. Schließlich wurde er als Mittelschullehrer am Stadtrand in Pestszentlorin engagiert. Weil Pista und Ági ihre eigene Meinung bei den Parteitreffen kundgaben wurden sie aus der kommunistischen Partei ausgeschlossen. Ági ließ sich schließlich von Hermann scheiden, weil er sich entschieden hatte nicht seine eigenen Überzeugungen zu vertreten, sondern sich in die Gesellschaft einzufügen, doch Ági war eine Frau, die immer schon ihren eigenen Weg gegangen war.

Nach 1952 war Ági als Aspirantin tätig. „Mein Stipendium betrug hundert Forint, die Miete bezahlte meine Mutter und wenn mir nicht gerade die Essensmarken entzogen worden waren, aß ich in der Mensa.“ 11

Mit Pista bekam sie ihre Tochter Zsuzsa. Ági beschäftigte sich zu dieser Zeit mit Ethik, auch um die Freundschaft zu Georg Lukács zu bewahren, der sich mit Ästhetik beschäftigte.

Im Jahr 1953 erfuhren sie alles Schreckliche was geschehen war. Sie wussten nun von der Existenz der Todes- und Konzentrationslager. „Es hat keinen Sinn, ein absolut Böses neben ein anderes absolut Böses zu stellen. Wer wie viel gelitten hat, lässt sich nicht messen. Das begriffen wir 1953.“ 12

Die Arbeitswelt

1954 unterrichtete Pista am Technikum für Finanzwesen. Ágis Überzeugung: „Die Moral beruht immer auf individuellen Entscheidungen, die nicht aus sozialen Determinationen verstanden werden können.“ 13 Nach 1955 ging Ági auf Lukacs Vorschlag hin ans Lenin- Institut. Seit 55 arbeiteten Pista und Ági zusammen auf der Uni. Er lehrte Ästhetik. Später wurde er Professor der Philosophie.

1955 wurden sie als Literaturkritiker in den Schriftstellerverband aufgenommen. Anfang `56 war Ági Redakteurin der neugegründeten Zeitschrift Filozófiai Szemle, Kandidatin der Wissenschaften und lehrte an der Universität Philosophie. Im März 1956 machte sie ihre einzige offizielle Auslandsreise von Ungarn zu der Konferenz Das Problem der Freiheit im Lichte des wissenschaftlichen Sozialismus. 1956 kam Imre Nagy in die Regierung. Am 4. November kamen die Russen zurück. Für Ági war 1956 das Jahr der Revolution. Aus politischen Gründen musste Ági 1958 die Uni verlassen, da ein Parteiverfahren gegen sie, wegen veröffentlichten, konterrevolutionären Schriften lief.

Ági, Pista und ihre Freunde waren das Nebelkloster und schrieben gemeinsam über die Philosophie. „Der Traum von Gemeinschaft, die sich um persönliche Freundschaften herum organisiert und ihre Kohäsion aus gemeinsamen Denken und gemeinsamen Engagement gewinnt, die sich nicht aus politischer, sondern aus menschlicher und geistiger Zusammengehörigkeit speist.“ 14

Nach 61 kam Ági ans Zsuzsa- Kossuth-Gymnasium und lehrte ungarische Literatur, Deutsch und Französisch. „Die Philosophie war so eine andere Welt, man konnte aus der Welt der Wirklichkeit in die der Märchen hinüberwechseln.“ 15 1960 bekam Ági einen weltweit gültigen Pass.

Der neue Mann an Ágis Seite

„Ein einziges Mal habe ich mich betrunken, absichtlich: als ich Pista sagte, dass ich mich von ihm scheiden lassen wolle.“ 16 „Ich ging schon auf die Fünfzig zu, als die Gesellschaft zu tolerieren begann, dass Frauen auch ohne Ehe Kinder haben konnten.“ 17

Im Juni 1962 war Agi zu Feri gezogen. Er war Aspirant bei Lukács gewesen. Zwei Jahre später, im Herbst 1964 kam ihr gemeinsamer Sohn Gyuri zur Welt. Feri kam nach seinem Studium als Ungarischlehrer ans Technikum für Maschinenbau Loyes Kossuth. Als Zehnjähriger war er Leichentransporter im Ghetto gewesen und kannte somit die Schrecken des Krieges, den auch Ági miterlebt hatte. Im Oktober 1964 wurde Feri von der Polizei verhört und wegen staatsfeindlicher Hetze verwarnt. „Polizeiliche Verwarnungen gehörten zum Leben.“ 18

Zsuzsa lebte zuerst bei Hermann und seiner zweiten Frau, dann im Internat und schließlich bei Ági. Hermann und seine Frau hatten sich Anfang der Siebziger dafür eingesetzt Feri und Ági als Volksfeinde vor Gericht zu bringen. Das war auch der Zeitpunkt, als sich Zsuzsa von ihnen lossagte.

Der ungarische Ministerpräsident, Andreas Hegedüs, gründete ein kommunistisches Institut in das er Ági aufnahm. Ihr neues Leben bestand aus wandern mit Feri und ihren Freunden, Schallplatten anhören und Konzerte besuchen. Lukács war aus einem längeren Aufenthalt in Rumänien zurückgekehrt, der Kontakt war jedoch nie abgebrochen. Die Begegnung mit Lukacs und ihr Kennenlernen mit Feri bildete eine neue Gemeinschaft, ähnlich dem Nebelkloster. Es war die Budapester Schule.

Ágis Reisen und Lukacs’ Schicksal

1965 wurde Ági während der Sommeruniversität auf die jugoslawische Insel Korcula eingeladen einen Vortrag zu halten. Im Mai `68 war Ági über Korcula nach Paris gekommen. „Den Pariser Mai feierte ich, als wäre es meine eigene Konfirmation. Alles, was ich als Revolution des Alltagslebens vorhergesehen hatte, schien sich zu erfüllen.“ 19 „Der Sommer tobte. Das war kein gewöhnlicher Sommer, sondern der von `68. Ein Sommer, angefüllt mit Paris und Prag.“ 20 Es war auch die Zeit, als die Russen die Tschechoslowakei besetzten. Daraufhin versuchten Ági und ihre Freunde von Paris aus gegen die Intervention der Sowjetunion und der Ungarns zu protestieren. Es kam der Tag des Einmarsches in Prag und der Tag an dem Ági sich für die Neuen Linken entschloss. „Die Parteimitgliedschaft war wie eine Tradition unklaren Ursprungs, in die man hineingeboren wurde.“ 21

1970 reisten Feri und Ági nach Klausenburg in Siebenbürgen und in die Berge zum St.Anna-See und zu den Klöstern in Bukowina. „Bei den Minderheiten entwickelt sich eine sehr angenehme Eigenschaft, das lernte ich in Siebenbürgen: Sie machen ihr Schicksal nicht davon abhängig, was die Zentrale erlaubt, sondern sie schaffen sich ihre eigene Lebensform.“ 22

1971 erkrankte Lukács. Er vererbte sein Geld seinen Schülern, die Erfüllung seines Lebenswerks. Im selben Jahr bekam Ági einen Einladung in die Vereinigten Staaten zur Konferenz der City University. Sie reiste nach Boston, New York und Philadelphia. Im Juni 1971 starb Lukács mit der Gewissheit, dass seine Lehre sogar in Amerika verbreitet wurde.

1972 wurde Ági zu einem Gastseminar an die Berliner Freie Universität eingeladen. Im selben Jahr war die Bewegung der Neuen Linken in Deutschland auf dem Höhepunkt.

Ein neuer Lebensabschnitt auf einem fremden Kontinent

In Australien bekam Ági 1977 einen Job an der Melbourner Universität La Trobe. Mit Feri zusammen fuhr Ági drei Monate durch Europa bevor sie im November nach Australien gingen. „Die Wohnung und alles was wir hatten überließ ich meiner Tochter Zsuzsa.“ 23 „Zum dritten Mal ließ ich mein ganzes Leben hinter mir. Das erste Mal fiel in die Zeit des Holocaust. Als andere, um sich zu wärmen, unsere Bücher verbrannten und uns nichts mehr blieb. Nach meiner Scheidung fing ich das zweite Mal bei Null an: alles, auch die von mit verfassten Bücher, blieben bei Hermann, ich ging nur mit einem Koffer. Nun war ich fast fünfzig und stand wieder an der Startlinie, mit dem gleichen Koffer in der Hand.“ 24

In Australien begann eine neue Ära für die kleine Familie. Gyuri lernte Englisch. Sie hatten ein kleines Haus gemietet. Im Jänner begann Ágis Arbeit in Melbourne.

Am Ende des ersten Australien Jahres reisten Ági und Feri nach Israel. „Kaum in Australien angekommen, waren wir [also] schon wieder unterwegs; das Reisen wurde zu einem organischen Bestandteil unseres Lebens.“ 25

1979 reiste Ági wieder nach Ungarn. „Wir fühlten uns in Budapest als Gäste, als Touristen, wie wir uns eingestehen mussten.“ 26

Eine andere Welt

1984 ginge Feri und Agi nach Amerika. „Dann kam ich nach Amerika in eine vollkommen neue Welt von der sich herausstellte, dass sie Europa geographisch zwar näher, geistig aber viel ferner lag als Australien.“ 27 Er bekam nach zwei Jahren ohne Arbeit eine Gastprofessur an der New School für Social Research für ein Semester. Ági wurde nach Madison eingeladen zur Leitung eines wissenschaftlichen Seminars. Dort blieben sie 1 ½ Jahre.

Ági bekam an der New School for Social Science eine Professur angeboten. Sie ging aber nach Australien zurück. In den lezten beiden Jahren in Australien hatten sie ein Auto und arbeiteten beide an derselben Universität. Ági hatte die Stelle in Amerika angenommen. Ági war nun Leiterin des Lehrstuhls für Philosophie an der Uni in Amerika. Gyuri hatte inzwischen Ökonomie in Australien studiert und Zsuzsa engagierte sich für das Samisdat. 1990 erwarben Ági und Feri eine Eigentumswohnung in der West End Avenue.

Abschiede

1991 verbrachten sie ein halbes Jahr in Ungarn. „1991 fingen wir an, in der ungarischen Presse auf aktuelle Fragen zu reagieren und uns in die ungarischen Angelegenheiten einzumischen, also auch geistig heimzukehren.“ 28 Im selben Jahr war Ági zum Korrespondierenten Mitglied der Akademie gewählt worden. Für die ordentliche Mitgliedschaft bekam sie 94 den Szechenyi- Preis. 1981 hatte sie bereits den Lessing- Preis erhalten. „Meine Erfolge waren auch seine Erfolge, sie waren das Feedback über den Erfolg seiner Arbeit. Er managte mich, und er managte die Budapester Schule.“ 29 Ab 1992 reisten sie zwischen Ungarn und Amerika hin und her. Anfang Mai `94 zogen sie in eine ungarische Wohnung. Am 16. Juni 1994 starb Feri.1995 starb Ágis Mutter. Ági bekam in Ungarn eine Professur am Lehrstuhl für Ästhetik. „Mit Pista Hermann habe ich seit unserer Scheidung keinen Kontakt mehr gehabt. Von meiner Tochter weiß ich, dass er `87 gestorben ist.“ 30

Zitate

„Wenn es von mir abhinge, wäre mir die Freundschaft auch heute noch wichtiger als das, was ich in der Philosophie geleistet habe. Aber ich habe es geleistet.“ 31 „Was mir mit meinen Fähigkeiten möglich war, habe ich geleistet, Neues werde ich auf diesem Gebiet nun nicht mehr vollbringen. Ich kann nur noch eins tun: aus meiner Welt aussteigen und mich etwas ganz anderem zuwenden." 32

„Wir sind nicht nur um unseres Lebensunterhalts willen auf die Lehre angewiesen, die Lehre gibt uns auch die Möglichkeit, das Geschriebene in mündliche Kommunikation zurückzuverwandeln, zum Leben zu erwecken.“ 33

Quelle

1-33 Heller, Ágnes. Bearb. von János Kőbányai. Aus dem Ungar. von Christian Polzin und Irene Rübberdt. Der Affe auf dem Fahrrad. Eine Lebensgeschichte. Berlin; Wien: Philo 1999.

Auszeichnungen

Literatur

  • Alltag und Geschichte - Zur sozialistischen Gesellschaftslehre. Neuwied: Luchterhand, 1970.
  • Das Alltagsleben. Versuch einer Erklärung der individuellen Reproduktion. Edition Suhrkamp Band 805. Herausgegeben und eingeleitet von Hans Joas. Frankfurt: Suhrkamp, 1978.
  • Theorie der Gefühle. Hamburg: VSA, 1980.
  • Der Mensch der Renaissance. Aus dem Ungarischen von Hans-Henning Paetzke. Frankfurt/M: Suhrkamp, 1988.
  • Ist die Moderne lebensfähig? Frankfurt/M.: Campus, 1995.
  • Der Affe auf dem Fahrrad: Eine Lebensgeschichte. Bearbeitet von János Köbányai. Aus dem Ungarischen von Christian Polzin & Irene Rübbert. Berlin, Wien: Philo 1999.
  • Die Auferstehung des jüdischen Jesus. Aus dem Ungarischen von Christina Kunze. Berlin, Wien: Philo, 2002.

Literatur über Ágnes Heller

  • Jöhl, Theres: Ágnes Heller: Paradoxe Freiheit. Eine geschichtsphilosophische Betrachtung. Oberhausen: Athena, 2001.