Nunchaku
Nunchaku; eine in China entwickelte und auf Okinawa perfektionierte Waffe die in Verbindung mit Elementen das Karate eingesetzt wird. Bekannt geworden ist es in Europa durch die meisterhafte Handhabung von Bruce Lee.
Konstruktion
Das Nunchaku besteht aus zwei Holzstücken (Rundhölzer), die mit einer Kette (jap: Kusari) oder mit einer Schnur (jap: Himo) verbunden sind. In der Regel haben die Hölzer eine Länge von 30cm, wobei handgefertigte der Unterarmlänge des Benutzers angepasst werden, und die Schnur oder Kette weist im Normalfall eine Länge von 10 - 15 cm auf.
Unterteilt wird das Nunchaku in:
- Himo oder Kusari = Schnur oder Kette
- Kontoh = Das obere Ende
- Jokon-Bu = Das obere Drittel
- Chukon-Bu = Das mittlere Drittel
- Kihon-Bu = Das untere Drittel
- Kontei = Basis/Ende
Varianten
Es gibt viele Arten das Nunchaku, wobei die obere Beschreibung auf die meist verbreitete Art zutrifft.
- Hakakukei nunchaku: Ein Nunchaku mit zwei gleichlangen Hölzern, wobei es sich nicht um Rundhölzer, sondern um Achtkanthölzer handelt.
- Rokakukei nunchaku: zwei gleichlange Sechskanthölzer.
- Marugata nunchaku: zwei gleichlange zylindrische Hölzer.
- Sosetsukon nunchaku: Nunchaku aus einem langen und einem kurzen Holz. In der Regel ist der lange Teil 3x so groß wie der kurze.
- Sansetsukon nunchaku: Besteht aus drei gleich langen Hölzern.
- Yonsetsukon nunchaku: Ein Nunchaku, das aus vier Hölzern besteht, den 2 langen links und rechts außen und den beiden kurzen, die sich innen befinden.
Das sind die Arten des Nunchaku, wie sie seit hunderten von Jahren bekannt sind. Es gibt aber auch in der heutigen Zeit noch Veränderungen bzw. Weiterentwicklungen. Wie zum Beispiel:
- Soft/Sport Nunchaku. Diese Nunchakus sind für Trainingszwecke entwickelt worden, da sie wesentlich leichter sind als normale und mit Schaumstoff ummantelt werden. Außerdem weisen sie eine Sollbruchstelle auf, die bewirkt, dass bei dem Versuch jemanden mit dem Nunchaku zu erwürgen, die Hölzer brechen. Diese Form des Nunchaku ist die einzige, die laut deutschem Waffenrecht erworben werden darf.
Entwicklung: Kugellager
Eine andere moderne Weiterentwicklung ist das Kugellager, das sich am oberen Ende (Kontoh) befindet. Somit ist die Kette nicht mehr direkt am Holz fixiert, was das Wirbeln mit den Nunchakus erleichtert ohne das sich die Kette aufzwirbelt.
Entwicklung: Metallummantelung
Eine weitere Variante war, die Hölzer mit Metall zu ummanteln, was die Nunchakus schwerer und die Wucht beim Auprall härter machte. Ebenfalls stieg damit die Haltbarkeit, da die Holznunchakus bei wuchtigen Schlägen oder langem Einsatz zu splittern anfingen oder sogar zerbrachen.
Das chinesische Nunchaku
Nach einer alten chinesischen Geschichte soll der Kaiser CHAO K'UNG YIN die Nunchakus erfunden haben. Des Kaisers liebste Waffe soll der Speer gewesen sein, und mit dieser trat er auch in einem Wettkampf gegen einen sein Offiziere an. Der Offizier zerschlug mit seinem Schwert den Speer des Kaisers in drei Stücke. Diese drei Teile soll der Kaiser dann mit einer Kette miteinander verbunden haben. Später erwies es sich als effektiver, nur 2 Hölzer zu verwenden. Als er seine Waffe meisterte, forderte er den Offizier erneut und besiegte ihn. Die Variante des Kaisers bestand aus einem Langen Holz (ca: 1m) und einem kurzen (ca: 30cm). Diese ursprüngliche Form des Nunchakus war es auch, die um 1300 ihren Weg nach Okinawa fand, wo sie perfektioniert wurde.
Das okinawanische Nunchaku
Auf der Insel Okinawa erfuhr das Nunchaku einige Veränderungen. Man verwendete nun gleich lange Hölzer und experimentierte mit Kanthölzern wie zum Beispiel Acht/Sechskant und veränderte die Länge der Kette/Kordel. Ebenfalls wurde erst auf Okinawa aus dem Nunchaku eine Waffe und die dazugehörige Technik entwickelt. Ursprünglich wurde das Nunchaku als Handwerksgerät der Bauern verwendet. Die Bauern droschen damals ihren Reis mit dem Doppelholz und trennten ihn damit von den Hülsen, vergleichbar mit unserem Dreschflegel. Doch als dann durch den Satsuma-Clan sämtliche Waffen eingesammelt, wurden übersah man das Nunchaku da niemand erwartet hatte dass aus dem primitiven Werkzeug eine tödliche Waffe entwickelt werden konnte, die einem bewaffneten Satsuma Samurai gefährlich werden konnte. Doch dies geschah im 17. Jahrhundert als die unauffällig zu tragende Waffe an Popularität gewann.
Umgang mit dem Nunchaku
Das Nunchaku offenbart dem Anwender eine Vielzahl unterschiedlicher Techniken:
Stoß: Es ist durchaus möglich im Nahkampf, mit dem Nunchaku zuzustoßen, wobei man beide Hölzer in der Hand hält und die etwas spitzer zulaufenden Enden(Kontoh) in die Nervenaustrittspunkte rammt (minimale anatomische Kenntnisse vorausgesetzt).
Wirbeln: Eine andere Möglichkeit ist das Wirbeln, wobei man eines der Hölzer am unteren Teil (Kikon-Bu) hält und das an der Kette baumelnde Stück schwingt. Damit haut man dann nicht ziellos durch die Gegend, sondern man "malt Figuren" in die Luft wie zum Beispiel die Achterschleife. Die Achterschleife ist eine einfache Figur, die aussieht wie eine auf der Seite liegende Acht, wobei der frei schwingende Holzstück von rechts oben nach links unten und von links oben nach rechts unten schwingt. Das ganze geschieht bei geübten Leuten so schnell, dass man das Nunchaku kaum noch sieht, dafür aber hört und den Luftzug spürt. Das ganze verhält sich wie ein Ventilator, in den bestimmt niemand seine Hand, geschweige denn ein Messer stecken möchte. Durch Drehung um die eigene Achse lassen sich so sogar Gegner aus verschiedenen Richtungen in Schach halten.
Schwingen: Beim Schwingen wird wieder ein Teil des Nunchaku gehalten und mit dem anderen zugeschlagen. Das ganze kann ein Rundumschlag sein, von links nach rechts oder von oben nach unten wie auch umgekehrt. Nach dem Schwung fängt man das Ende wieder auf. Aufgefangen wird durch Abbremsen des Nunchaku am eigenen Körper, der freien Hand oder den Achselhöhlen.
Würgen: Eine andere Methode ist das Würgen, das beim Kampf oder der Selbstverteidigung jedoch nicht vorkommt, sondern beim vorsätzlichen Töten des Gegners. Dazu tritt man hinter den Gegner, legt die Kette um den Hals und fast die Hölzer mit gekreuzten Armen. Rechte Hand am linken Holz und umgekehrt. Wenn man nun die x-förmig gekreuzten Hölzer zusammenzieht, wird sowohl die Luft wie auch die Blutzufuhr unterbunden, da die Hölzer auch die Halsschlagadern abdrücken. Durchaus üblich ist diese Methode aber am Handgelenk oder der Waffe des Gegners, wie zum Beispiel einem Baseballschlager. Auf diese Weise läßt sich der Gegner leicht entwaffnen.
Wirkung
Die Wirkung dieser Waffe kann sowohl in den Händen eines Anfängers wie auch in denen eines Meisters fatal sein. Ein Anfänger verletzt nicht nur Gegner mit ungewollter Härte, sondern er verletzt unter Umständen Unbeteiligte oder sich selbst. In den Händen eines Meisters erreicht das Nunchaku gut und gerne eine Geschwindigkeit von 240 km/h und eine Aufschlagskraft von 725 kg/cm². Um das Ganze zu veranschaulichen: Der menschliche Schädel bricht bei einem Aufschlag von 3,6 kg/cm². Also ist von der Anwendung dieser Waffe dringend abzuraten. Ebenso ist es zu empfehlen, das Weite zu suchen, falls doch mal jemand mit einem solchen Gerät auftaucht.
Selbstverteidigung
Von der Selbstverteidigung mit dieser Waffe ist abzuraten, da sie als versteckte Waffe verboten ist. Außerdem stellt sie ohne mehrjähriges Training (mindestens 3 Jahre) für den Verteidiger selbst eine erhebliche Gefahr dar.
Sportgerät
Als Sportgerät trainiert das Nunchaku vor allem die Hand-Augen-Koordination und die Konzentration des Trainierenden. Außerdem lassen sie sich gut mit einer Vielzahl von Übungen aus dem Karate kombinieren.
--TMaurer 22:17, 4. Jul 2004 (CEST)