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Globale Erwärmung

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Globale Jahresmitteltemperaturen der letzten 125 Jahre auf der Erdoberfläche relativ zum Mittelwert im Zeitraum 1951–1980, basierend auf Messungen der Boden-Lufttemperatur durch Wetterstationen sowie Messungen der Meeresoberflächentemperatur durch Schiffe und Satelliten. Quelle: NASA GISS Surface Temperature Analysis 2005

Die globale Erwärmung beschreibt den aktuellen Anstieg des globalen Wärmegehalts, sichtbar unter anderem am messbaren Anstieg der weltweiten Durchschnittstemperatur. Ihre Ursache liegt vor allem im Verbrennen fossiler Brennstoffe und den resultierenden Emissionen von Kohlenstoffdioxid (CO2) sowie der Freisetzung weiterer Treibhausgase.

Die Bezeichnung globale Erwärmung wurde im Verlauf der 1980er und 1990er Jahre geprägt und wird besonders im deutschsprachigen Raum oft gleichbedeutend mit dem allgemeineren Begriff Klimawandel verwendet. Während Klimawandel ursprünglich natürliche Prozesse beschreibt, bezieht sich globale Erwärmung besonders auf durch Menschen verursachte (anthropogene) Veränderungen des globalen Klimas. Diese Veränderungen bestehen nicht nur im Anstieg der Durchschnittstemperatur der Erde, sondern werden von einer Vielzahl globaler, regionaler und lokaler Phänomene begleitet.

Grundsätzliches

Die Entwicklung der globalen Durchschnittstemperatur während der letzten 2.000 Jahre, nach verschiedenen Quellen rekonstruiert und seit dem 19. Jahrhundert direkt gemessen.
Entwicklung der CO2-Konzentration während der letzten 420.000 Jahre. Neuere Forschungen erweiterten den Zeitraum auf 650.000 Jahre, veränderten das grundlegende Bild jedoch nicht.

In der Klimatologie geht man heute davon aus, dass die gestiegene Konzentration der vom Menschen in die Erdatmosphäre freigesetzten Treibhausgase die wichtigste Ursache der globalen Erwärmung ist. Ohne sie sind die gemessenen Temperaturen nicht zu erklären.[1] [2] An diesen Effekt ist des Weiteren eine große Zahl anderer Faktoren und Rückkopplungen verstärkend wie bremsend gekoppelt.

Der atmosphärische Treibhauseffekt ist eine Folge davon, dass Treibhausgase wie Kohlenstoffdioxid (CO2), Methan (CH4), fluorierte Verbindungen (FCKW und FKW) oder Distickstoffoxid (N2O) die (kurzwellige) Strahlung der Sonne weitgehend ungehindert auf die Erde durchlassen, die (längerwellige) Wärmeabstrahlung von der Erde in den Weltraum aber in bestimmten Wellenlängenbereichen absorbieren. Dadurch erhöht sich die Temperatur der unteren Atmosphäre, die Troposphäre genannt wird. Die Gasteilchen strahlen die dabei aufgenommene Energiemenge ihrerseits als Wärmestrahlung ab, und zwar in alle Richtungen gleich viel, also je zur Hälfte nach oben (in den Weltraum) und nach unten (zurück zur Erdoberfläche). Diese zurück zur Erdoberfläche gehende Strahlung wird, da sie der Wärmeabstrahlung der Erde entgegengesetzt gerichtet ist, auch als atmosphärische Gegenstrahlung bezeichnet.

Die atmosphärische Gegenstrahlung wärmt die Erdoberfläche (und die untersten Luftschichten) zusätzlich zur Sonneneinstrahlung auf. Die wärmere Erdoberfläche sendet wiederum entsprechend mehr Wärmestrahlung aus. Dieser Prozess der Erwärmung und Strahlungszunahme setzt sich so lange fort, bis der nicht absorbierte Anteil der Wärmeabstrahlung der Erdoberfläche und die nach außen gerichtete Strahlung der Atmosphäre zusammen genommen genau so groß sind, wie die Sonneneinstrahlung auf die Erde. Dann herrscht, auf erhöhtem Temperaturniveau, ein Gleichgewicht zwischen der Erdoberfläche und den untersten Luftschichten.

Die physikalischen Antreiber und ihr Anteil an der globalen Erwärmung

Treibhausgase gibt es in der Atmosphäre auch von Natur aus; insbesondere Wasserdampf und Kohlendioxid sind hier von Bedeutung. Die von ihnen verursachte Temperaturerhöhung wird als natürlicher Treibhauseffekt bezeichnet. Ohne diesen läge die längerfristig und global gemittelte bodennahe Lufttemperatur der Erde bei etwa −18 °C und damit um etwa 33 K unter dem heute tatsächlich vorhandenen Mittelwert von etwa +15 °C – die Erde wäre damit für die meisten höheren Lebewesen unbewohnbar. Die vorindustrielle Konzentration von CO2 in der Atmosphäre betrug 280 ppm (parts per million, Teile pro Million). Dieser Wert ist auf heute über 380 ppm gestiegen. Nach Messungen aus Eisbohrkernen ist dies die höchste Konzentration seit mindestens 650.000 Jahren.[3]

Als Hauptbeweis für die derzeitige globale Erwärmung gelten die seit etwa 1860 vorliegenden weltweiten Temperaturmessungen, sowie die Auswertungen verschiedener Klimaarchive. Diese zeigen, dass die längerfristig und global gemittelte bodennahe Lufttemperatur im 20. Jahrhundert um 0,6 °C ± 0,2 °C zugenommen hat. Am ausgeprägtesten ist die Erwärmung von 1976 bis heute. Die zweitstärkste deutliche Erwärmungsphase war zwischen 1910 und 1945 zu beobachten. Gemessen am Mittel der vergleichsweise kühlen Jahre 1880 bis 1920 stieg die globale Durchschnittstemperatur bis 2005 um beinahe 0,8 °C, davon allein 0,6 °C in den zurückliegenden 30 Jahren. 2005 war das wärmste Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen.[4]

Verglichen mit den Schwankungen der Jahreszeiten sowie beim Wechsel von Tag und Nacht erscheinen diese Zahlen gering, als globale Änderung des Klimas bedeuten sie jedoch sehr viel – besonders wenn man bedenkt, dass die Durchschnittstemperatur während der letzten Eiszeit um nur 5 bis 6 °C niedriger lag als heute. Wissenschaftler der National Academy of Science gehen davon aus, dass die Erde gegenwärtig die höchsten Temperaturen seit mindestens 400 Jahren, wahrscheinlich sogar seit wenigstens 1.000 Jahren erlebt.[5]

Zukünftige Erwärmung

Projektionen der Temperaturentwicklung bis 2100
Eine Karte der berechneten globalen Erwärmung zum Ende des 21. Jahrhunderts. In diesem verwendeten HadCM3-Klimamodell beträgt die durchschnittliche Erwärmung 3 °C

Abhängig von den Zuwachsraten aller Treibhausgase und dem angewandten Modell wird damit gerechnet, dass sich die globale Durchschnittstemperatur bis 2100 um 1,4 bis 5,8 °C erhöht.[6] Bei einer Verdoppelung der CO2-Konzentration in der Atmosphäre geht die Klimaforschung davon aus, dass die Erhöhung der Erdtemperatur und damit die Klimasensitivität mit 95%iger Wahrscheinlichkeit innerhalb von 1,5 - 4,5 °C liegen wird.[7]

Wissenschaftler der University of California, Berkeley rechnen damit, dass der Kohlendioxidgehalt der Atmosphäre sich von den derzeitigen etwa 380 ppm bis 2100 auf etwa 550 ppm erhöht, wenn nicht gegengesteuert wird. Dies ist allein der von der Menschheit bewirkte anthropogene Zuwachs. Das Treibhaus Erde wird dann um etwa 5,8°C wärmer, ein Resultat am oberen Ende der vorliegenden Abschätzungen. Dieses Ergebnis ist aber nach Meinung dieser Experten nur ein Teil der Wahrheit. Sie machen darauf aufmerksam, dass die erhöhte Temperatur selbst wieder ökologische und chemische Prozesse anstößt oder verstärkt, die zu zusätzlicher Freisetzung von Treibhausgasen, insbesondere Kohlendioxid und Methan, führen. Sie nennen die bei ansteigender Temperatur erhöhte Freisetzung von Kohlendioxid aus den Weltmeeren und die beschleunigte Verrottung von Biomasse, was zu zusätzlichen Mengen an Methan und Kohlendioxid führt. An Ende kommen sie zu dem Ergebnis, dass die globale Erwärmung noch um 2 °C stärker ausfallen kann, als dies mit den Klimasimulationen ohne Berücksichtigung dieser Rückkopplung der Fall wäre. Damit ergibt sich als Szenarioendwert ein Anstieg der Temperatur der Erdoberfläche um 7,5 bis 8 °C bis 2100, wenn nicht der Ausstoß von Treibhausgasen drastisch reduziert wird.[8]

Auswirkungen

Hauptartikel: Folgen der globalen Erwärmung

Wegen der potenziellen Auswirkungen auf menschliche Sicherheit, Gesundheit, Wirtschaft und Umwelt ist die globale Erwärmung mit großen Risiken behaftet. Einige mit ihr zusammenhängende Umweltveränderungen sind schon wahrzunehmen. Diese Veränderungen wie die verringerte Schneebedeckung, der steigende Meeresspiegel, die Gletscherschmelze und Wetterveränderungen gelten als abgeleitete Belege. Sie sind Beispiele für jene Konsequenzen der globalen Erwärmung, die nicht nur Aktivitäten des Menschen beeinflussen, sondern auch die Ökosysteme. Die Risiken für Ökosysteme auf einer erwärmten Erde steigen erheblich mit dem weiteren Anstieg der Temperatur. Unterhalb einer Erwärmung von 1 °C sind die Risiken vergleichsweise gering, für anfällige Ökosysteme jedoch nicht zu vernachlässigen. Zwischen 1 °C und 2 °C Erwärmung liegen signifikante und auf regionaler Ebene mitunter substanzielle Risiken vor. Eine Erwärmung oberhalb von 2 °C birgt enorme Risiken für das Aussterben zahlreicher Tier- und Pflanzenarten, deren Lebensräume nicht länger ihren Anforderungen entsprechen. Diese Arten werden verdrängt oder können aussterben, wenn sie den sich geografisch schnell verschiebenden Vegetationszonen nicht folgen können.[9] Andere Arten können sich unter den veränderten Bedingungen stärker ausbreiten. Über 2 °C drohen sogar kollabierte Ökosysteme, deutlich verstärkt auftretende Hunger- und Wasserkrisen sowie weitere sozioökonomische Schäden, besonders in Entwicklungsländern.[10]

Datei:AuswirkungTreibhauseffekt.png
Auswirkungeb der globalen Erwärmung.

Die zahlreichen Folgen einer veränderten Erdtemperatur sind ursächlich für diese ansteigenden Risiken. Ein Problem ist die Erhöhung des Meeresspiegels. Der Meeresspiegel ist in den letzten Jahrzehnten um 1 cm bis 2 cm pro Jahrzehnt gestiegen, was besonders küstennahe Gebiete und Inseln bedroht. Nach verschiedenen Szenarien sind bis 2100 Erhöhungen des Meeresspiegels zwischen 0,09 m und 0,88 m möglich, wobei 0,48 m als Mittelwert angegeben wird.

Durch die Erhöhung der globalen Durchschnittstemperatur steigt die Verdunstung, was zu stärkeren Niederschlägen, damit verbundener verstärkter Erosion und zur weiteren Verstärkung des Treibhauseffektes führt. Der erhöhte Energiegehalt in der Atmosphäre, vor allem in Form von Wasserdampf, wird voraussichtlich die Zunahme extremer Wetterbedingungen verursachen.

Seit einigen Jahrzehnten ist ein Anstieg der Zerstörungskraft von Hurrikanen messbar geworden, der sich direkt mit steigenden Meerestemperaturen in Einklang bringen lässt.[11] [12] Die Daten deuten darauf hin, dass mit ansteigender Oberflächentemperatur der Meere das Ausmaß, nicht aber die Zahl von schweren Tropenstürmen weiter ansteigen wird.

Die globale Erwärmung muss nicht graduell, sondern kann auch abrupt erfolgen. Auch wenn dieses Szenario als zumindest mittelfristig sehr unwahrscheinlich bewertet wird, kann der Klimawandel zu veränderten Meeresströmungen und hierbei besonders zu einem Versiegen des Golfstroms führen. Dies hätte einen massiven Kälteeinbruch in ganz Westeuropa und Nordeuropa zur Folge. Falls sich das Klima weiter erwärmt, könnte es mit der Zeit auch zu einem Versiegen oder einer anderweitigen Veränderung der übrigen ozeanischen Ströme kommen, mit weitreichenden Konsequenzen für den globalen Energiehaushalt.

Weitere Folgen:

  • Die Tundra könnte verschwinden und der Wald zurückgehen, Savannen und Steppen würden zunehmen und die Wüsten würden sich vergrößern.
  • Eine Verschiebung des Anteils der Klimazonen könnte erfolgen: die boreale Zone könnte nach Meinung mancher Forscher deutlich zurückgehen, während sich die tropische Zone ausdehnen würde.
  • Steigerung der Regenfälle durch verstärkte Verdunstung, dadurch Verstärkung des Treibhauseffektes und Zunahme der Bodenerosion
  • Verlagerung der Anbauzonen nach Norden in Gebiete mit schlechteren Böden
  • Verlagerung der trockenen Zonen nach Norden in die dicht besiedelten Gebiete der Erde

Klimaschutzmaßnahmen

Hauptartikel: Klimaschutz

Zahlreiche Maßnahmen zum Klimaschutz sind auf globaler, regionaler und lokaler Ebene möglich oder beschlossen. Global stellen die Klimarahmenkonvention der Vereinten Nationen und das daran angeschlossene Kyoto-Protokoll die einzig völkerrechtlich verbindlichen Regelungen zum Klimaschutz dar. Die Klimarahmenkonvention (UNFCCC) wurde 1992 in New York City verabschiedet und wurde im gleichen Jahr auf der UN-Konferenz für Umwelt und Entwicklung (UNCED) in Rio de Janeiro von den meisten Staaten unterschrieben. Mit der Rahmenkonvention wurde zugleich dem neu entstandenen Prinzip der Staatengemeinschaft Rechnung getragen, dass auf eine Bedrohung der globalen Umwelt reagiert werden kann, ohne dass endgültige Beweise für ihr genaues Ausmaß vorliegen müssen.

Die derzeit 189 Vertragsstaaten der Konvention treffen sich jährlich zu Konferenzen, den so genannten Weltklimagipfeln. Die bekannteste dieser Konferenzen fand 1997 im japanischen Kyoto statt und brachte als Ergebnis das genannte Kyoto-Protokoll hervor. Hierin wurde vereinbart, dass alle industrialisierten Staaten ihre Treibhausgasemissionen auf ein bestimmtes Niveau zu reduzieren haben bzw. nicht über ein gewisses Maß hinaus steigern dürfen. Das Kyoto-Protokoll ist mittlerweile von fast allen Staaten mit Ausnahme der USA und Australiens ratifiziert worden. Es enthält aus Sicht des Klimaschutzes nur vergleichsweise geringe und unzureichende Reduktionsverpflichtungen, die zudem nicht über das Jahr 2012 hinaus reichen.

Neben der Klimaschutzpolitik existieren auf technischer Ebene eine Vielzahl von Optionen zur Verminderung von Treibhausgasemissionen. So ließe sich auch mit heutigen Mitteln ein effektiver Klimaschutz realisieren.[13] Während die Kosten einer solchen Vermeidungsstrategie prinzipiell unumstritten sind, hemmen größere Unsicherheiten bei der Abschätzung der Folgekosten eines ungebremsten Klimawandels die notwendigen Investitionen. Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung schätzt dennoch, dass ein effektiver Klimaschutz bis zum Jahr 2050 etwa 200 Billionen US-Dollar an Folgeschäden vermeidbar werden ließe.[14]

Zudem bestehen zahlreiche Möglichkeiten, durch individuelle Verhaltensumstellungen und veränderten Konsum einen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten.

Das Intergovernmental Panel on Climate Change

Hauptartikel: Intergovernmental Panel on Climate Change

Als internationale Institution wurde 1988 der Zwischenstaatliche Ausschuss für Klimaänderung (Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC)) eingerichtet. Er untersucht und bewertet für seine Berichte weltweit die Forschungsergebnisse auf dem Gebiet der Klimaveränderungen und bildet damit den aktuellen Stand des Wissens in der Klimatologie ab. Die letzte Zusammenfassung, der Third Assessment Report, erschien 2001.[6] Die nächste Veröffentlichung ist mit dem Fourth Assessment Report für 2007 geplant.

Die IPCC-Berechnungen der zukünftig wahrscheinlichen Erwärmung basieren auf verschiedenen Klimamodellen, die 35 verschiedene Emissionsszenarien einbeziehen. Diese Szenarien ergeben sich aus unterschiedlich vorhergesagten Mengen von Treibhausgasen und Aerosolen, die vom Menschen verursacht werden. Die Daten berücksichtigen dabei auch die Vorhersagen von ökonomischen Modellen.

Im dritten IPCC-Bericht wird als Bandbreite aller Modelle und aller Szenarien im Zeitraum von 1990 bis 2100 eine Erhöhung der bodennahen Lufttemperatur von 1,4 °C bis 5,8 °C und eine Erhöhung des Meeresspiegels von 0,1 m bis 0,9 m projiziert. Das IPCC berücksichtigt auch die von den erwarteten Klimaänderungen verursachten Folgen für die Zivilisation und wägt die Kosten der erwarteten Folgen gegen die Kosten der vorgeschlagenen Maßnahmen ab.

Klimamodelle

Ein Klimamodell vom Projekt ClimatePrediction.net

Hauptartikel: Klimamodell

Klimasimulationen zeigen, dass die Erwärmung von 1910 bis 1945 auch durch natürliche Phänomene erklärt werden kann (Schwankungen der Sonnenstrahlung, wie unter anderem den Milanković-Zyklen), aber die Erwärmung von 1976 bis 2000 nur im Zusammenhang mit anthropogenen Treibhausgasen erklärbar ist.[15] Deshalb ist eine breite Mehrheit der Wissenschaftler heute davon überzeugt, dass der Großteil der Erwärmung wahrscheinlich auf die steigenden Treibhausgas-Konzentrationen zurückzuführen ist.[16]

Die Modellierung des Klimas befindet sich in einer steten Weiterentwicklung.[17] Dennoch ist die Berechnung des Klimas anhand von Modellen durch die Komplexität des Klimasystems mit Unsicherheiten verbunden. Diese führen zwar zum Entstehen einer nicht zu vernachlässigenden Fehlergrenze besonders bei Berechnungen in die Zukunft, stellen aber nach derzeitigem Kenntnisstand keine prinzipielle Hürde für die Projektion von Temperaturen, Niederschlagsverhältnissen und weiteren Effekten der globalen Erwärmung dar.

Situation in Deutschland

In Deutschland wurden im Jahr 2003 temperaturbereinigt 844 Millionen Tonnen CO2 emittiert. Bei einer Bevölkerungsanzahl von 82,5 Millionen entspricht dies einer rechnerischen Pro-Kopf Emission von 10,2 Tonnen CO2 pro Bundesbürger. Die Bundesregierung hat ein nationales CO2-Reduktionsziel aufgestellt: In diesem wird angestrebt, die deutschen Emissionen des Jahres 1990 (temperaturbereinigt: 1.021,1 Mio. Tonnen) bis zum Jahr 2005 um 25 % zu senken. Dies entspricht einer Emissionsmenge von 759,1 Mio. Tonnen für ganz Deutschland beziehungsweise 9,2 Tonnen pro Bundesbürger im Jahr 2005.

Um dieses Ziel zu erreichen, müsste jeder Bundesbürger folglich zwischen 2003 und 2005 rechnerisch genau eine Tonne CO2 einsparen. Dies könnte man folgendermaßen erreichen: Bei einem jährlichen Stromverbrauch von 1.300 kWh und den durchschnittlichen Emissionen des deutschen Kraftwerkparks (rund 550 Gramm CO2 pro kWh Strom) lässt sich rund eine halbe Tonne CO2 einsparen, wenn man die Stromerzeugung auf einen Emissionswert von 165 Gramm CO2 pro kWh Strom umstellt. Eine weitere halbe Tonne könnte man einsparen, wenn man im Jahr 2005 220 Liter weniger Benzin verbraucht als im Jahr 2003.

Die obige Betrachtung des CO2 Minderungspotentials in der Stromerzeugung zeigt, dass bei vollständig CO2-freier Stromerzeugung 0,7 t CO2 pro Kopf einzusparen sind. Etwa 30 % der CO2 Freisetzung ist auf die Beheizung von Wohnräumen zurückzuführen. Das Einsparpotenzial in diesem Bereich erreicht somit ca. 3 t CO2 pro Kopf. Weiterhin liegen die Kosten (€/eingesparte Tonne CO2) im Vergleich mit der Stromerzeugung in diesem Bereich überproportional günstiger. Hier bieten sich weitere gegenwärtig eher wenig genutzte Möglichkeiten zur kostengünstigen CO2-Einsparung an. Durch den Bau von Passivhäusern und die Verwendung von Passivhaus-Komponenten bei Sanierungen lassen sich im Heizwärmebereich ein Großteil der Emissionen einsparen, wobei der Komfort in den Aufenthaltsräumen steigt.

Kritik an der Klimaforschung und der Klimaschutzpolitik

Hauptartikel: Klimakritiker

Obwohl die globale Erwärmung und der ihr hauptsächlich zugrundeliegende menschliche Einfluss auf das Klima wissenschaftlicher Konsens sind, gibt es einige wenige Wissenschaftler, welche von diesem Konsens abweichen. Die Kritik dieser so genannten "Klimaskeptiker" oder "-kritiker" lässt sich in drei relevante Kategorien einteilen (eine vierte Kategorie von Klimaskeptikern, welche die These vertraten, dass sich die Erde nicht erwärme, hat sich im Zuge der Beweislast der vorhandenen Messdaten aufgelöst).

Graph über die Sonnenaktivität seit 1975

Die erste relevante Kategorie von Kritikern sieht zwar einen Wandel des Klimas, bezweifelt aber dass menschliche Aktivitäten dafür maßgeblich verantwortlich seien. Der beobachtete Klimawandel sei durch natürliche Ursachen ausgelöst, etwa verstärkte Aktivitäten der Sonne (vgl. Grafik rechts). Dem steht entgegen, dass bei anderen bekannten und klimarelevanten Quellen keine Anzeichen für außergewöhnliche Aktivitäten existieren, welche die beobachtbaren Messdaten verursacht haben könnten.

Kritiker der zweiten Position erkennen an, dass es einen Klimawandel gibt, für den Menschen mitverantwortlich sind; bezweifeln aber, dass dieser trotz des Einsatzes großer Ressourcen noch wirksam verhindert werden könne. Es sei demzufolge günstiger oder sinnvoller, sich an die veränderten Umweltbedingungen anzupassen beziehungsweise die Folgen lediglich zu mildern anstatt die Ursachen zu bekämpfen. In der Klimafolgenforschung wird dem Kostenargument die Erheblichkeit der Folgen des Klimawandels entgegen gestellt, die nach existierenden Prognosen um Größenordnungen schwerwiegender ausfallen würden als rechtzeitige Gegenmaßnahmen (vgl. Folgen der globalen Erwärmung).

Die dritte Position in dieser Debatte geht davon aus, dass sich die Erde – vermutlich in den nächsten 150 Jahren – wieder auf eine Kälteperiode innerhalb der gegenwärtigen Eiszeit zubewegt. Ein kurzfristiger globaler Temperaturanstieg diene so gesehen einer langfristigen Stabilisierung des jetzigen Klimas. Klimatologisch gesehen ist demgegenüber eher eine über Jahrhunderte andauernde, außergewöhnliche und seit Jahrmillionen nicht derart vorgekommene Warmzeit zu erwarten.

In der Klimaforschung selber werden die dargestellten Positionen der Kritiker durchweg abgelehnt, und der Konsens besteht in der Anerkennung der menschlich verursachten Erwärmung der Erde.[16]

Siehe auch

Literatur

Aufsätze

  • Buttschardt, Tillmann, 2005: Klimaänderung – Was weiß die Wissenschaft? in: Umweltwissenschaften und Schadstoff-Forschung 17(3), S. 166–170, ISSN 0934-3504
  • Kohl, Harald, 2002: Neuer Bericht zum Weltklima: Künstliche Heißzeit, in: Physik in unserer Zeit 33(5), S. 232–238, ISSN 0031-9252
  • Rahmstorf, Stefan, 2005: Dem Sturm begegnen - Klimawandel ist kein Schicksal. Wir können ihn erklären - und begrenzen. Klima & Wandel, Vortragsreihe: Ist Zukunft berechenbar? 4 Seiten (PDF)
  • Schönwiese, Christian D., 2004: Globaler Klimawandel im Industriezeitalter, in: Geographische Rundschau 56(1), S. 4–9, ISSN 0016-7460
  • Schönwiese, Christian D., 2005: Globaler und regionaler Klimawandel – Indizien der Vergangenheit, Modelle der Zukunft, in: Umweltwissenschaften und Schadstoff-Forschung 17(3), S. 171–175, ISSN 0934-3504
  • Sturm, Matthew, Donald K. Perovich und Mark C. Serreze, 2004: Eisschmelze am Nordpol, in: Spektrum der Wissenschaft, März, S. 26–33, ISSN 0170-2971
  • World Resources Institute, 2006: Climate Science 2005 - Major New Discoveries (PDF) (englisch)
  • Zellner, R., 2003: Klimawandel: Eine Herausforderung für Wissenschaft und Gesellschaft, in: Chemie Ingenieur Technik 75(8), S. 983 ff. ISSN 0009-286X

Bücher

  • Flannery, Tim (2006): Wir Wettermacher, Fischer, ISBN 310021109X.
  • Grassl, Hartmut et al. (2005): Wetterkatastrophen und Klimawandel. Sind wir noch zu retten?, Pg Verlag, ISBN 3937624805.
  • Gupta, Joyeeta (2005): Who's Afraid of Climate Change? Rede gehalten auf einem Workshop am 21. Oktober, veröffentlicht durch die Vrije Universiteti Amsterdam, Faculteit der Aard- en Levenswetenschappen, ISBN 90902-01432 (englisch)
  • Kleidon A, und R. D. Lorenz (Hrsg.), 2004: Non-Equilibrium Thermodynamics and the Production of Entropy: Life, Earth, and Beyond. ISBN 3540224955 (Biosphärenbilanzierung. Grundlage für das Verständnis der das globale Klima bestimmenden Faktoren) (englisch)
  • Kolbert, Elizabeth (2006): Vor uns die Sintflut. Depeschen von der Klimafront, Berlin Verlag, ISBN 3827006430
  • Latif, Mojib (2004): Klima, Fischer Tb., ISBN 3596161258
  • Ludwig, Karl-Heinz: Eine kurze Geschichte des Klimas. Von der Entstehung der Erde bis heute, Herbst 2006, ISBN 340654746X
  • Rahmstorf, Stefan und Hans Joachim Schellnhuber, 2006: Der Klimawandel, Beck, ISBN 3-4065-0866-9
  • Roth, Eike, 2004: Globale Umweltprobleme – Ursachen und Lösungsansätze, Friedmann Verlag München, ISBN 3-933431-31-X (gut lesbare Darstellung des Problems der globalen Erwärmung einschließlich Diskussion der Argumente für und gegen einen anthropogenen Einfluss).
  • Schellnhuber, Hans Joachim, W. Cramer, N. Nakicenovic, T. Wigley und G. Yohe (Hrsg.), 2006: Avoiding Dangerous Climate Change, Cambridge University Press, auch als Download (englisch)

Quellen

  1. Meehl, Gerald A., Warren M. Washington, Caspar M Ammann, Julie M. Arblaster, T. M. L. Wigleiy und Claudia Tebaldi (2004): Combinations of Natural and Anthropogenic Forcings in Twentieth-Century Climate, in: Journal of Climate, Vol. 17, 1. Oktober, S. 3721-3727 (PDF)
  2. Hansen, James et al. (2005): Dangerous human-made interference with climate: a GISS modelE study, Journal of Geophysical Research, eingereicht, siehe online
  3. Siegenthaler, Urs, Thomas F. Stocker, Eric Monnin, Dieter Lüthi, Jakob Schwander, Bernhard Stauffer, Dominique Raynaud, Jean-Marc Barnola, Hubertus Fischer, Valérie Masson-Delmotte und Jean Jouzel (2005); Stable Carbon Cycle–Climate Relationship During the Late Pleistocene, in: Science, Vol. 310., No. 5752, S. 1313 - 1317, 25. November, siehe Abstract online
  4. NASA GISS: Surface Temperature Analysis 2005
  5. National Research Council (2006): Surface Temperature Reconstructions for the Last 2,000 Years, siehe online
  6. a b Intergovernmental Panel on Climate Change (2001): Climate Change 2001 – IPCC Third Assessment Report, Online-Version
  7. Annan, J.D. und J.C. Hargreaves (2006): Using multiple observationally-based constraints to estimate climate sensitivity, Entwurf vom 30. Januar (PDF)
  8. Feedback Loops in Global Climate Change Point to a Very Hot 21st Century, Online-Version
  9. Hare, William (2003): Assessment of Knowledge on Impacts of Climate Change – Contribution to the Specification of Art. 2 of the UNFCCC. Externe Expertise für das WBGU-Sondergutachten "Welt im Wandel: Über Kioto hinausdenken. Klimaschutzstrategien für das 21. Jahrhundert" (PDF)
  10. Hare, William (2005): Relationship between increases in global mean temperature and impacts on ecosystems, food production, water and socio-economic systems (PDF)
  11. Webster, P.J., G. J. Holland, J. A. Curry und H.-R. Chang (2005): Changes in Tropical Cyclone Number, Duration, and Intensity in a Warming Environment, in: Science Vol. 309, No. 5742 vom 16. September
  12. Emanuel, Kerry (2005): Increasing destructiveness of tropical cyclones over the past 30 years, in: Nature, 31. Juli siehe online
  13. Pacala, Stephen und Robert Socolow (2004):Stabilization Wedges: Solving the Climate Problem for the Next 50 Years with Current Technologies, in: Science 305, 14. August, S. 968-972 (PDF)
  14. Kaemfert, Claudia und Barbara Praetorius (2005): Die ökonomischen Kosten des Klimawandels und der Klimapolitik, in: DIW, Vierteljahreshefte zur Wirtschaftsforschung 74, 2/2005, Seite 133-136 (PDF)
  15. Intergovernmental Panel on Climate Change (2001): Climate Change 2001: Working Group I: The Scientific Basis, Figure 4
  16. a b Oreskes, Naomi (2004): The Scientific Consensus on Climate Change, in: Science Vol. 306 vom 4. Dezember (PDF)
  17. McGuffie, K. und A. Henderson-Sellers (2001): Forty Years of Numerical Climate Modelling, in: International Journal of Climatology, Vol. 21 (PDF)

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