Tsatsiki – Tintenfische und erste Küsse
Film | |
Titel | Tsatsiki – Tintenfische und erste Küsse (Tsatsiki, Mama und der Polizist) |
---|---|
Originaltitel | Tsatsiki, morsan och polisen |
Produktionsland | Schweden Dänemark Norwegen Island |
Originalsprache | Dänisch |
Erscheinungsjahr | 1999 |
Länge | 91 Minuten |
Stab | |
Regie | Ella Lemhagen |
Drehbuch | Ulf Stark |
Produktion | Anne Ingvar |
Musik | Popsicle Harilaos Papadakis |
Kamera | Anders Bohman |
Schnitt | Bernhard Winkler |
Besetzung | |
|
Fehler bei Vorlage * Parametername unbekannt (Vorlage:Infobox Film): "1; AF"
Die skandinavische Koproduktion Tsatsiki – Tintenfische und erste Küsse (Tsatsiki, Mama und der Polizist) ist ein Kinderfilm der schwedischen Regisseurin Ella Lemhagen aus dem Jahr 1999.
Unter dem Titel Tsatsiki – Tintenfische und erste Küsse lief der Film im deutschen Kino, und ist auf Video bzw. DVD veröffentlicht worden. Der deutsche Verleihtitel Tsatsiki, Mama und der Polizist wurde dagegen auf Festivals und im Fernsehen verwendet.
Die Literaturverfilmung entstand nach der Buchreihe Tsatsiki-Tsatsiki von Moni Nilsson-Brännström. Nach dem Erfolg der ersten Verfilmung wurde mit Tsatsiki – Freunde für immer eine weitere Geschichte der Romanreihe verfilmt.
Handlung
Thematik
Der achtjährige Tobias Johansson wird aufgrund seines südländischen Aussehens 'Tsatsiki' genannt. Er lebt alleine mit seiner Mutter, die Rockmusikerin ist, in Stockholm. Tsatsiki hätte gerne einen Vater an seiner Seite und hofft im Untermieter seiner Mutter, dem Polizisten Göran, einen Ersatzvater zu finden. Zudem träumt er unentwegt davon, seinen leiblichen Vater in Griechenland kennen zu lernen. Schließlich geht sein sehnlicher Wunsch in Erfüllung, und er trifft seinen Vater.
Einleitung
Der achtjährige Tsatsiki übt im Schwimmbad Tauchen, obwohl dort kein öffentlicher Zutritt ist. Der Polizist Göran entdeckt Tsatsiki auf dem Grund des Beckens, befürchtet, dass dieser ertrinkt und holt ihn aus dem Wasser. Anschließend fährt er Tsatsiki auf seinem Polizeimotorrad nach Hause, um mit dessen Eltern zu reden. So erfährt er, dass Tsatsiki alleine mit seiner Mutter lebt. Tsatsiki hat seinen Vater nie kennengelernt. Er weiß nur, dass dieser in Griechenland lebt.
Tsatsikis Mutter Tina Johansson ist Rockmusikerin, und probt gerade mit ihrer Band. Sie ist nicht begeistert davon, dass Tsatsiki von der Polizei nach Hause gebracht wird. Allerdings schimpft sie Göran auch gleich aus, als dieser meint, sie solle besser auf ihren Sohn aufpassen.
Hauptteil
In der Schule gefällt es Tsatsiki eigentlich ganz gut. Die Lehrerin ist nett und mit seinem besten Freund Pär Hammer kann er über alles reden. Und dann ist da noch das Mädchen Maria, in das sich Tsatsiki ein bisschen verliebt hat. Wäre da nur nicht der ältere Schüler Mårten, der auf dem Schulhof die kleineren Kinder wie ihn verprügelt.
Tsatsikis Mutter möchte ein Zimmer vermieten und der Polizist Göran meldet sich auf die Anzeige. Tsatsiki ist davon begeistert und schnell sieht er in Göran einen Ersatzvater. Nur Tsatsikis Mutter ist von Göran überhaupt nicht angetan. Er ist so ganz anders als sie. Während Göran ordentlich und wohlorganisiert ist, ist Tsatsikis Mutter unordentlich und chaotisch. So kommt es auch sehr schnell zum Streit wegen Kleinigkeiten, zum Beispiel bei der gemeinsamen Benutzung der Küche.
Am nächsten Tag entbrennt zwischen Mårten und Tsatsiki ein Streit und Mårten schlägt Tsatsiki k.o. Am darauffolgenden Tag geht Frau Johansson zum Direktor. Dieser will aber nicht mit ihr sprechen. Trotzdem sagt Tsatsikis Mutter ihm ihre Meinung. Anschließend trifft sie auf dem Schulhof Mårten und stellt ihn ebenfalls zur Rede. Dieser bricht schließlich weinend bei ihr zusammen. Mårtens Vater ist Alkoholiker; deswegen hat Mårten die anderen Schüler angegriffen.
Im Laufe der nächsten Zeit kommen sich Göran und Tsatsikis Mutter immer näher. Das geht Tsatsiki nun wiederum zu weit. Er fühlt sich von Göran weniger geliebt. Doch Göran und Tsatsiki können sich aussprechen, auch wenn Tsatsiki noch nicht so ganz alles versteht mit der Liebe. Außerdem hat er selbst noch die Beziehung zu Maria. Als er sich traut, Maria ein Herz zu malen, ist diese von seinem Antrag nicht abgeneigt.
Die Beziehung zwischen Tsatsikis Mutter und Göran entwickelt sich indes nicht so gut. Denn Tsatsikis Mutter ist verliebt in den Bassisten ihrer Band. Dies erträgt Göran schließlich nicht mehr und zieht aus. Auf einem Konzert der Band von Frau Johansson trifft Göran eine Straßenkünstlerin und befreundet sich mit ihr.
Nach dem Konzert geht es mit der Band aufwärts und Tsatsikis Mutter hat mehr Geld zur Verfügung. Tsatsiki überredet seine Mutter, nach Griechenland in den Urlaub zu fliegen, um seinen Vater zu suchen. In einem kleinen Fischerdorf finden sie schließlich auch tatsächlich Tsatsikis Vater. Tsatsiki verrät ihm allerdings nicht, dass er sein Sohn ist.
Tsatsiki und sein Vater kommen sich näher, als er ihm hilft den Motor seines Bootes zu reparieren. Anschließend fahren beide hinaus, um Tintenfische zu harpunieren– genauso wie Tsatsiki es sich vorgestellt und wofür er so lange trainiert hat.
Am letzten Abend vor der Abreise fasst sich Tsatsikis Mutter schließlich ein Herz, spricht ihren ehemaligen Geliebten an und teilt ihm mit, dass Tsatsiki sein Sohn ist. Dieser ist überglücklich, nun ein Kind zu haben; er hat sonst keine anderen Kinder. Am Tag der Abreise verspricht Tsatsiki, dass er wiederkommen wird. (Dies geschieht im Fortsetzungfilm Tsatsiki – Freunde für immer.)
Schluss
Auf der Heimfahrt vom Fluglatz rast Frau Johansson mit dem Auto nach Hause. Daraufhin wird sie von der Polizei angehalten.
Doch der Polizist ist Göran und fragt sie, ob er wieder bei ihr einziehen kann. So erhalten diese Beiden eine zweite Chance, sich wieder näher zu kommen. Die Beziehung zu der Künstlerin hatte nicht lange gehalten und auch Tsatsikis Mutter erkannte, dass Göran eigentlich doch der Richtige für sie ist.
Analyse
Aufbau
Tsatsiki – Tintenfische und erste Küsse erzählt die Geschichte des achtjährigen Hauptdarstellers, der sich eine vollständige Familie wünscht, und seinen leiblichen Vater kennenlernen möchte.
Zum Beginn der Geschichte wird Tsatsiki vorgestellt, wie er ins Schwimmbad zur Tauchübung geht. Im Voice Over erzählt Tsatsiki dabei über seinen Wunsch, seinen Vater kennenzulernen, und wie er dann mit ihm tauchen geht; daher muss er trainieren.
Der Zuschauer wird damit in Tsatsikis Lebensumgebung und seiner kindlichen Vorstellung eingeführt. Es geht um Familien- und damit auch um Liebesbeziehungen. Tsatsikis Vorstellungen ist dabei zunächst auf ein klassisches einfaches Familienbild mit Vater, Mutter, Kind beschränkt. Im Laufe des Films macht er dabei einen Entwicklung durch, und erkennt wie kompliziert die Liebes- und Familienverhältnisse in der Realität sind.
Verstärkt wird es dadurch, das er nicht nur sozusagen als Beobachter der Liebesbeziehungen der Erwachsenen agiert; deren Auswirkungen ihn allerdings auch wieder direkt betreffen; sondern das er seine eigenen ersten vorpupertären Liebeserfahrungen macht.
Erzählweise
Eine Besonderheit stellen die Tatsache dar, das die Hauptfigur zwei Ziele verfolgt. Normalerweise wird nur ein Ziel verfolgt, so dass sich das Hoffen der Zuschauer darauf richtet, dass dies vom Hauptdarsteller erreicht wird. Zum einem möchte Tsatsiki seinen Vater in Griechenland kennenlernen, zum anderen möchte er, dass Göran sein Ersatzvater wird.
Diese dramaturgische Regel, das nur ein Ziel verfolgt wird, gilt aber nur in der klassischen Dramaturgie. Tsatsiki – Tintenfische und erste Küsse ist aber nicht rein dramaturgisch strukturiert, sondern verbindet die dramatische mit einer epischen Erzählweise.
Eine epische Erzählung benötigt einen Erzähler, der die Handlung erklärend vorantreibt, während eine dramatische Handlung von den Figuren selbst vorangetrieben wird. In Tsatsiki – Tintenfische und erste Küsse fungiert die Hauptperson selbst als Ich-Erzähler in den epischen Handlungsträngen.
Hinzu kommt, dass das Tsatsikis erster Wunsch seinen Vater kennen zu lernen, sich nicht als Hoffnung für die Zuschauer eignet, denn der Zuschauer muss das Entstehen des Wunsches der Hauptperson mitbekommen, um sich emotional daran beteiligen zu können. Dieser Wunsch ist aber beim Beginn der Handlung bereits fester Bestandteil in Tsatsikis Leben. Das Entstehen des zweiten Wunsches, dass Göran Tsatsikis Ersatzvater werden soll, bekommt der Zuschauer dagegen unmittelbar mit, und ist so emotional eingebunden.
Ein Stilmittel, das über weite Teile des Films eingesetzt wird, ist die dramatische Ironie. Besonders der Polizist Göran wird durch das Verhalten von Tsatsiki in einige ironische Situationen getrieben. Dies geschieht gleich bei der ersten Begegnung im Schwimmbad, wo Göran den scheinbar ertrinkenden Tsatsiki aus dem Wasser holt. Der Zuschauer weiß, das Tsatsiki nur das Tauchen übt; er hat also einen Wissensvorsprung vor der Figur Göran. Daher schmunzelt der Zuschauer über Görans irrige Annahme. Das dieser nun nicht wütend wird auf Tsatsiki, macht Göran von Anfang an zu einer sympathischen Person.
Handlung
Tsatsiki lebt zufrieden mit seiner Mutter. Mit dem Einzug von Göran merkt er, dass ihm bisher einige Aspekte in seinem Leben gefehlt haben. Einer der erste Szene von Tsatsiki zusammen mit seiner Mutter, zeigt das bisherige Familienleben. Beide sitzen zusammen auf der Hollywoodschaukel und essen chinesisches Fastfood. Anders sieht es dagegen aus, als Göran einzieht. Er versammelt die ganze Wohngemeinschaft um einen liebevoll gedeckten Tisch. Natürlich mag Tsatsiki Göran nicht nur deswegen, sondern auch wegen seiner liebesvollen Art. So ist es durchaus nachvollziehbar, dass er sich Göran als Freund seiner Mutter wünscht. [1].
Tsatsiki bekommt durch Göran einen Mentor und Ersatzvater. Einerseits kann er durch Göran viel lernen, andererseits gibt es auch Situationen in denen Tsatsiki Göran hilft, indem er ihm zeigt, wie er die Sympathie seiner Mutter erlangen kann.
Ein wichtiges Konfliktpotential liegt in den unterschiedlichen Lebensumgebungen zwischen Göran und Tina. Dies spitzt sich schließlich zu, weil Tina sich nicht zwischen Göran und dem Bassisten entscheiden kann. Die Handlung wird dabei ganz aus dem Blickwinkel von Tsatsiki erzählt, so dass die Geschichte für Kinder nachvollziehbar ist.
Personen
Tsatsiki (Tobis Johansson) ist ein sehr differenziert gezeichneter Charakter. [2]. Mit seinem südländischen Äußeren unterscheidet er sich deutlich von den hellhäutigen blonden Skandinaviern. Besonders seine dunklen Augen gefallen Maria sehr gut. Tsatsiki ist für sein Alter sehr sportlich und kräftig. Diese Fähigkeiten hat er durch den zielstrebigen Wunsch mit seinem Vater nach Tintenfischen zu tauchen erlangt, indem er so oft Tauchen geübt hat.
Tsatsikis Mutter hat nie ein Geheimnis daraus gemacht, das sie während ihres Griechenlandurlaubes von seinem griechischen Vater schwanger geworden ist. Alles was Tsatsiki außer den Schilderungen seiner Mutter von seinem Vater hat, ist ein altes Foto. Daraus entwickelt er eine Fantasievorstellung von einem idealen Vater. Der Wunsch nach Klarheit über seine Familienverhältnisse sind starke handlungsbestimmende Elemente in dieser Phase seines Lebens.
Im Laufe des Films entwickelt Tsatsiki eine eigene Vorstellung der Vielschichtigkeit von Liebesbeziehungen, und die Konflikte die daraus entstehen können. Dies kann er akzeptieren, weil er zudem erfährt, dass seine eigenen Beziehungen zu den Erwachsenen Bestand haben, undabhängig von ihren Konflikten untereinander.
Tina Johansson (Tsatsikis Mutter) ist ein sorgfältig ausbalancierter Charakter, zwischen positiven und negativen Eigenschaften. So ist trotz der Schwierigkeiten die sie dem Hauptdarsteller bereitet, die Sympathie des Publikums auf ihrer Seite.
Als Rockmusikerin lebt sie nicht in Verhältnissen, die als "gut bürgerlich" bezeichnet werden. Sie ist unkonventionell, chaotisch und impulsiv. Trotzdem nimmt sie ihre Rolle als Mutter sehr ernst. So hilft sie Tsatsiki als dieser Schwierigkeiten mit Mårten hat. Die Schule hat dort versagt; was in der Rolle des Direktors symbolisiert wird, der lieber seine Papiere abarbeitet, statt sich auf ein Gespräch mit Tina einzulassen. So ist es dann Tina, die durch ihre impulsive Art Mårten aus der Reserve lockt, so dass dieser den Grund bekanntgibt, warum er die kleineren Mitschüler verprügelt hat.
In ihren Liebesbeziehungen fällt es Tina schwer sich Klarheit zu verschaffen. Ihre Gefühle schwanken zwischen Göran und dem Bassisten. Sie fürchtet unbewusst mit dieser Entscheidung sich zwischen ihren beiden Lebenswelten entscheiden zu müssen – das Leben in der Rockband oder das der bürgerlichen Existenz.
Göran (Polizist) wird charakterisiert durch seine Herkunft vom Land. Dort hat er die Verhältnisse scheinbar einfacher erlebt, so dass er Schwierigkeiten mit den „Frauen aus der Stadt“ hat.
Gleich bei der ersten Begegnung im Hallenbad, zeigt Göran dass er gut auf Tsatsiki eingehen kann. Dies verstärkt sich noch im Laufe des Films, als er zum Beispiel mit Tsatsiki einkaufen geht, als seine Mutter keine Zeit hat. Nach dem Einkaufsbummel lädt Göran Tsatsiki in ein griechisches Restaurant ein. Damit zeigt er, dass er sich mit Tsatsikis Wünschen auseinandergesetzt hat, und sie ernst nimmt.
Göran hilft Tsatsiki zudem bei dessen Persönlichkeitsentwicklung. Dies wird unter anderem in der Szene verdeutlicht, als Tsatsiki sich zurückgesetzt fühlt, weil er und seine Mutter sich näher kommen. Auch wenn Tsatsiki zu diesem Zeitpunkt noch nicht alles genau verstanden hat, erkennt er dass seine Beziehung zu Göran Bestand hat. Als Tina wieder mit dem Bassisten zusammenkommt, unterhalten sich Göran und Tsatsiki bei der Reparatur von Görans Motorrad. Göran hat inzwischen dazugelernt, und kann nun ganz die richtigen Worte finden, um Tsatsiki, und damit auch den kindlichen Zuschauern die Kompliziertheit von Beziehungen zu erläutern. Er erläutert, das er Ordnung in seinem Leben braucht; genauso wie er bei der Reparatur vorgeht. Alle Teile ordentlich in Becher gelegt, damit er sie in umgekehrter Reihenfolge wieder zusammensetzen kann.
Iannis (Tsatsikis Vater) ist ein freiheitsliebender Charakter. Dies hat Tina auch so an ihm gereizt, so dass es zu der Urlaubsromanze kam. Aber Iannis hat sich nicht weiterentwickelt, und hat keine Familie gegründet. Er lebt alleine mit seinem Hund und wirkt, etwas in die Jahre gekommen, von weitem wie wie ein Penner.
Tsatsiki kann bei der Begegnung mit seinem Vater von den Fertigkeiten profitieren, die er von Göran erlernt hat. Tsatsiki hilft seinen Vater den Motor seines Bootes zu reparieren. Iannis ist freundlich zu Tsatsiki, und erfüllt ihm den Wunsch nach dem gemeinsamen Tauchen. Anschließend umarmt Tsatsiki spontan seinen Vater. Dieser kann aber darauf nicht reagieren. Für ihn ist Tsatsiki einfach nur ein netter Touristenjunge. Erst als Tina ihn aufklärt erkennt Iannis, dass ihm eine eigene Familie gefehlt hat in seinem Leben.
Mårten wünscht sich einen liebevollen Vater. Doch sein Verhältnis zu seinem Vater ist gestört, weil dieser Alkoholiker ist, und sich nicht um ihn kümmert. Deswegen ist er auf alle neidisch, die viel von ihrem Vater halten. Das es oft nur eines Menschen bedarf, der sich mit den Problemen wirklich auseinandersetzt, zeigt Tina als sie Mårten aus seiner Verstocktheit herausholt. So kann dieser seine Situation akzeptieren, und seinen Frust in sinnvollere Bahnen lenken, als er von Tina Gitarre spielen lernt.
Schließlich sprechen sich Mårten und Tsatsiki aus. So erkennt Tsatsiki, dass es viele Leute gibt, bei denen Liebesverhältnise gestört sind. Und auch Mårten erfährt mehr von Tsatsikis Situation. Durch die gegenseitige Auseinandersetzung ihrer Schicksale, werden sie in ihrem Lebensweg gefestigt.
Bedürfnisse
Das zentrale Thema in Tsatsiki – Tintenfische und erste Küsse ist die Liebe in unterschiedlichsten Variationen. Da wären die Liebesbeziehungen zwischen Mann und Frau, zwischen Mann, Frau und Kind, und die ersten Liebesbeziehungen unter Kindern. Unterschiedliche Vorstellungen von der Liebe prallen von Tsatsiki, Mama und dem Polizisten aufeinander.
Tsatsikis Vorstellung von der Liebe ist von einer kindlichen einfachen Vorstellung geprägt. Er muss erst Erfahrungen sammeln um zu erkennen, dass Liebesbeziehungen sehr kompliziert sein können. Dies hilft ihm sich weiter zu entwickeln, seinen Platz im Familiengefüge einzunehmen, und einen positiven Kontakt zu seinem Vater aufzubauen.
Der Prozess des Erwachsenwerden ist häufig Thema in Kinderfilmen. Und dass dieser Prozess lebenslang dauert, und jeder eine Entwicklung machen kann, zeigt sich in Tina. Sie lernt besser mit ihren Gefühlen umzugehen. War sie sich im Alltag noch nicht klar über ihre Gefühle, erkennt sie im Urlaub wie sehr sie Göran vermisst. Die anderen Fragen, zum Beispiel nach den unterschiedlichen Lebensumgebungen treten dabei in den Hintergrund. Sie lernt, Prioritäten zu setzen.
Ähnlich ist es auch Göran ergangen der erst Abstand brauchte, um sich über seine Gefühle klar zu werden. Er stellt sich der Herausforderung, und reift in seiner Liebesbeziehung.
Technik
Regie
Da der Film bietet mit einem achtjährigen Hauptdarsteller für recht junge Kinder eine Identifikationsfigur. Die Regie wird nun dem Zielpublikum gerecht, indem Teile der Handlung episch erzählt werden, und Tsatsiki als Ich-Erzähler die Handlung näher erläutern kann.
Zudem wurde von der Regie großen Wert auf einen Wiedererkennungswert gesetzt, indem Elemente wie das Tauchen oder auch Gegenstände wie der Tikerbikini wiederholt eingesetzt werden. Durch diese Wiederholung können gerade die kleineren Zuschauer die emotionalen Bedeutungen richtig erkennen, und draus entsteht bei ihnen ein Lernprozess.
Die Regie setzt dies so geschickt ein, dass auch für Erwachsene keine Langeweile entsteht, und durch Elemente wie der dramatischen Ironie der Film spannende Unterhaltung bietet. Der Film ist also einerseits ein Familienfilm, anderseits aber ein Kinderfilm weil spezifische kindliche Erfahrungen transportiert werden.
Kamera
Der Wechsel zwischen epischer Erzählung und einer realen Dramaturgie wird duch die Kamera verdeutlicht. Immer wenn Tsatsiki als Ich-Erzähler auftaucht, wird das Bild durch ein scheinbar märchenhaftes Licht beleuchtet. So befindet sich in Tsatsikis Zimmer beispielsweise ein Aquarium, dass das Zimmer in ein bläuliches Licht taucht. Dieses blaue Licht findet sich auch wieder im Hallenbad, wo Tsatsiki Tauchen übt. Und schließlich im Meer, als er mit seinem Vater tauchen geht.
Die wiederkehrende Elemente, die eine zentrale Rolle im Film spielen, werden in ähnlicher Weise mit Licht und Schärfe eingefangen; auch wenn die Umgebung eine andere ist. So zum Beispiel bei den wichtigen Requisiten wie zum Beispiel dem Tigerbikini. Auch Personen werden in unterschiedlichen Situation in ähnlicher Form im Bild eingefangen. Zum Beispiel das alte Foto von Tsatsiki Vater, taucht wieder auf, als Tsatsiki sich mit seinem Vater angefreundet hat. Wieder hält sein nun älter gewordener Vater einen Tintenfisch hoch, und das Sonnenlicht taucht den Hintergrund in ein romantisches Licht. Dagegen hat Tsatsiki im Park den Vater von Mårten kennengelernt. Der Alkoholiker wird als zerzauste heruntergekommene Person dargestellt. Genauso sieht auf den ersten Blick Tsatsikis Vater aus, als sie ihn von weitem sehen.
Anmerkungen
In einigen Zuschriften, die das Kinderfilmfest der Internationalen Filmfestspiele von Kindern erhielt, wurde das Ende des Films als zu unrealistisch kritisiert. Andere Kinder hoben das Ende des Films dagegen als positives Element hervor. [3].
Kritiken
„Ein von glaubhaften Darstellern getragener Familienfilm, der von Toleranz, Liebe und Respekt, aber auch von kleinen alltäglichen Nöten und Freuden erzählt, wobei er virtuos die Balance zwischen Realität und märchenhafter Überhöhung hält.“
Lexikon des internationalen Films
"Warmherzig, liebevoll, von Humor, aber auch Melancholie durchzogen, zum Ende hin ein bisschen märchenhaft ..."
Christel Strobel, KJK 2/2000
„Obgleich die Handlung oft vor Emotionalität strotzt, läuft "Tsatsiki" in keinem Moment Gefahr, kitschig zu werden. Das mag an den realen Charakteren liegen oder an der Tristesse des Alltags, der sie ausgeliefert sind. Einen großen Anteil hat sicher auch das ungekünstelte Spiel der Darsteller, insbesondere das von Samuel Haus als Tsatsiki.“
Pro7.de
„Tsatsiki - Tintenfische und erste Küsse ist das behutsame Porträt eines Kindes auf dem Weg zum Erwachsenwerden und eine anrührende Aufforderung an Eltern, diesen schwierigen und spannenden Weg gemeinsam mit ihren Kindern zu gehen.“
nordischerklang.de
„Ein Film wie das echte Leben: oft lustig, manchmal traurig und meistens spannend - denn nie weiß man, was als nächstes passiert. Tsatsikis Suche nach seinem Vater zeigt, dass es sich lohnt, an Träumen festzuhalten. Denn sie gehen in Erfüllung; machmal braucht es nur etwas Zeit ...“
Dirk Jasper, Dirk Jasper FilmLexikon
„Wunderbar und anrührend: Die Geschichte des Jungen Tsatsiki, der seinen griechischen Vater sucht und sich zum ersten Mal verliebt.“
Cinema 2000-10
„Wir fanden den Film sehr lustig, lebhaft und originell. Die Geschichte von der Suche eines kleinen Jungen nach seinem Vater hat uns bewegt, da es auch in der Wirklichkeit vorkommt. Die Schauspieler Alexandra Rapaport als Mama und Samuel Haus als Tsatsiki haben uns überzeugt. Der Film war eine gute Mischung aus Traurigkeit und Humor. Wir danken der schwedischen Regisseurin Ella Lemhagen für diesen tollen Film und freuen uns auf weitere Produktionen.“
Kinderjury Berlinale zur Verleihung des gläsernen Bären
Auszeichnungen
Der Film Tsatsiki - Tintenfische und erste Küsse erhielt 1999 und 2000 insgesamt zehn Auszeichnungen, darunter den Großen Preis des Kinderhilfswerkes und einen Gläsernen Bären auf der Berlinale. Sieben Preise gingen an die Regisseurin Ella Lemhagen. Den schwedischen Guldbagge Preis erhielten Anders Bohman (Kamera), Anne Ingvar (Produktion) und Ulf Stark (Drehbuch), während sich der Film als beste Produktion des Jahres gegen Anders Nilssons Thriller Zero Tolerance – Zeugen in Angst und Jan Lindkvists historischen Dokumentarfilm Tiden är en dröm durchsetzen konnte.
Festival | Auszeichnung | Land | Jahr | Person |
---|---|---|---|---|
Berlinale | Gläsener Bär Großer Preis vom Deutschen Kinderhilfswerk |
Deutschland | 2000 | Ella Lemhagen |
Nordische Filmtage Lübeck | Kinderfilmpreis vom Nordischen Filminstitut | Deutschland | 1999 | Ella Lemhagen |
Buster Internationales Kinderfilmfestival | Bester Buster Preis | Dänemark | 2000 | Ella Lemhagen |
Guldbagge | Guldbagge Preis - Beste Kamera Beste Regie Bester Film Bestes Drehbuch |
Schweden | 2000 | Anders Bohman Ella Lemhagen Anne Ingvar Ulf Stark |
Oulun kansainvälinen lastenelokuvien festivaali | Starboy Auszeichnung | Finnland | 2000 | Ella Lemhagen |
Ale Kino! - Internationales Jugendfilm Festival | Silbener Poznan Ziege - Bester Realfilm | Polen | 2000 | Ella Lemhagen |
Quellen
- Beate Völker: Kinderfilm Stoff- und Projektentwicklung. UVK Verlagsgesellschaft mbH, 2005, ISBN 3-89669-521-5, Seite 98 - 111