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Ruth Hildegard Geyer-Raack

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Ruth Hildegard Geyer-Raack (*16. Juni 1894 in Nordhausen im Harz; † 19. März 1975 in Berlin, damals Berlin-West) war eine deutsche Innenarchitektin, Textildesignerin, Möbeldesignerin und Wandmalerin. Seit 1925 war sie Mitglied im Deutschen Werkbund.

Leben

Raack stammte aus einer Pastorenfamilie. Nach ihrem Abitur in Nordhausen ging für ein Jahr nach England. Hier arbeitete sie als Haustochter und besuchte eine Internatsschule. Ihr Vater Paul Richard Raack (1866-1940) wurde Superintendent in Schöneberg, so dass die Familie 1913 nach Berlin umzog. Dort begann die Tochter ein Studium an der Unterrichtsanstalt des Berliner Kunstgewerbemuseums, die seit 1907 von Bruno Paul geleitet wurde. Raacks Lehrer waren Bruno Ernst Scherz und Strüwe. 1920 und 1921 nahm sie an Sommerkursen des Bauhauses Weimar teil. 1922 erfolgte die Eheschließung mit dem Regierungsrat Hugo Geyer aus Berlin, mit den sie zwei Kinder hatte.

Sie unterhielt ab 1924 ein eigenes Atelier in Berlin. Zu Studienzwecken sowie zum Besuch von Ausstellungen reiste sie in den 1920er und 1930er Jahren mehrfach nach Paris. Dort lernte sie den Architekten und gebürtigen Ungarn André Sivé (eigentlich András Szivessy) kennen, mit dem sie danach häufig zusammenarbeitete. Auch in den 1930er Jahren und nach 1945 arbeitete Geyer-Raack als Innengestalterin.

Im Winter 1955 erblindete Geyer-Raack nach einer Augenkrankheit auf einem Auge, was die letzten zwanzig Jahre ihrer Arbeit einschränkte, sie jedoch nicht von ihrer Arbeit abhielt. Die Künstlerin lebte bis zu ihrem Tod in Westberlin, ihr Ehemann verstarb 1975 kurz nach ihr.

Werk

Geyer-Raack entwarf Stoffe und Tapeten für die Firmen DeWeTex, VWTex, Pausa, H. Strauven in Bonn, Hannoverschen Tapetenfabrik Gebr. Rasch & Co, Zimmer & Rohde sowie die Bayrischen Textilwerke Bernhard Nepker in Tutzing. Die Münchner Sammlung für angewandte Kunst erwarb 1926 und 1928 Textilien der Deutschen Werkstätten, darunter auch Textilentwürfe von Geyer-Raack. Der Sammler Robert Alerton kaufte 1927 ebenso vorbildliche Musterstücke der Deutschen Werkstätten mit Textilien der Designerin. Diese Kollektionen wurden vom Art Institute Chicargo Übernommen.

"Intérieur, 1930 - 1939" Innenaufnahme mit Wandbild von Geyer-Raack
Adolf Lazi, 1930 - 1939
Gelatin Silver Print
24,1 × 18 cm

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(bitte Urheberrechte beachten)

Die Arbeit von Geyer-Raack war anfangs vom französischen Art Déco beeinflusst. Besonderes Augenmerk legte sie bei Raumgestaltungen auf die Ausmalung der Wände. Sie war der Auffassung, dass eine "kahle völlig ungeschmückte Wand ein Ideal moderner Wohnkultur" sei, aber "selbst farbige Tönungen der Wand in sich und bloße, leichte Andeutungen von Malerei ... die Seele beschwingen."[1] Wandbilder harmonierten bei der Künstlerin stehts mit der Möblierung und wurden von ihr in Landhäusern, öffentlichen Gebäuden und Passagierschiffen umgesetzt. Die Aufträge für die Schiffsausstattungen realisierte sie gemeinsam mit Bruno Paul, mit ihm war sie außerdem an der Umgestaltung des Richmodis-Hauses der Deutschen Werkstätten in Köln 1926 beteiligt.

Bei der vom Möbelhaus Schürmann initiierten Internationale Raumausstellung IRA 1931 in Köln unter Beteiligung von Adolf Loos und Ernst Lichtblau übernahm Geyer-Raack die künstlerische Gesamtleitung und stellte selbst die Beiträge Wohn- und Schlafraum der Dame und Farbenstimmung.

Arbeiten (Auswahl)

  • 1926 Richmodis-Haus Köln, Wandmalerei im Gartenzimmer[2]
  • 1927 Teezimmer einer berufstätigen Dame[3]
  • 1927/28 Leinendecke[4]
  • 1928 Wandmalerei im Speisezimmer[5]
  • 1928 Wandbemalung Aus einem Wintergarten[6]

Ausstellungen (Auswahl)

  • 1931 Internationale Raumausstellung IRA in Köln
  • 1938 Ausstellung eines Ankleideraumes aus der Wohnung für ein junges Ehepaar, Einrichtungshaus Walther May, Köln.

Publikationen

  • Geyer-Raack, Ruth Hildegard Die Farbige Wand. in: Das Ideale Heim, II, 1928, S. 443ff.[7]
  • Geyer-Raack, Ruth Hildegard Zwischen freundlichen Fresken. Das Haus einer Malerin. in: Haus Hof Garten, Beilage zum Berliner Tageblatt vom 14. März 1935, Nr. 11[7]
  • Geyer-Raack, Ruth Hildegard; Geyer, Sybille Möbel und Raum, Berlin 1955[7]

Literatur

  • Pechmann, Günther von: Neue Stoffe der Deutschen Werkstätten A.G. in: Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 61.1927-1928, S. 317ff.
  • R.: Wandbemalungen von Ruth Hidegard Geyer-Raack, Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 62.1928, S. 252-266.
  • Schr.: Die Künstlerkarte von Ruth Hildegard Geyer-Raack der Tapetenfabrik H. Strauven in Bonn. in: Deutsche Tapeten-Zeitung, XLI, 1928, S. 22ff.
  • Die "Ira" in Köln. in: Berliner Tageblatt, Abend-Ausgabe Nr. 572 vom 4. Dezember 1934.
  • "I.R.A."" in: Vossische Zeitung vom 24. Januar 1932.
  • Internationale Raumausstellung in Köln. in: Innendekoration, XLIII, 1932, S. 3ff.
  • H. H.: Neue Raumausstattungen und Einzelmöbel der "Heimgestalter" Berlin. in: Moderne Bauformen, XXXV, 1936, S. 285ff.
  • Bender, Ewald: Eine schöne Wohnung. Neue Möbel und Malereien von Ruth Hildegard Geyer-Raack Berlin. in: Innendekoration, Band 50, 1939, S. 289ff.
  • Vollmer, Hans: Allgemeines Lexikon der Bildenden Künstler des 20. Jahrhunderts, Band 2, Leipzig 1955.
  • Wichmann, Hans: Aufbruch zum neuen Wohnen, Basel/Stuttgart 1978.
  • Architektinnenhistorie. Zur Geschichte der Architektinnen und Designerinnen im 20. Jahrhundert. Eine erst Zusammenstellung, Berlin 1984.
  • Landesgewerbeamt Baden-Württemberg, Design Center Stuttgart, Angela Oedekoven-Gerischer, Andrea Scholtz, Edith Medek, Petra Kurz: Frauen im Design, Berufsbilder und Lebenswege seit 1900, Stuttgart 1989, S. 78 - 83.
  • Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Tulga Beyerle, Klára Němečková: Gegen die Unsichtbarkeit, Designerinnen der Deutschen Werkstätten Hellerau 1898 bis 1938. Hirmer-Verlag GmbH, München, 2019, ISBN 978-3-7774-3418-6. S. 24, 103, 106-107, 135-136, 160, 162-, 190-, 210.

Einzelnachweise

  1. Zitiert nach Landesgewerbeamt Baden-Württemberg, Design Center Stuttgart, Angela Oedekoven-Gerischer, Andrea Scholtz, Edith Medek, Petra Kurz: Frauen im Design, Berufsbilder und Lebenswege seit 1900, Stuttgart 1989, S. 78
  2. Digitalisat in Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 58.1926, S. 377.
  3. Digitalisat in: Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 38.1927, S. 110.
  4. Digitalisat in Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 61.1927-1928, S. 317.
  5. Digitalisat in Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 62.1928, S. 252.
  6. Digitalisat in Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 62.1928, S. 253.
  7. a b c Landesgewerbeamt Baden-Württemberg, Design Center Stuttgart, Angela Oedekoven-Gerischer, Andrea Scholtz, Edith Medek, Petra Kurz: Frauen im Design, Berufsbilder und Lebenswege seit 1900, Stuttgart 1989, S. 78