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Telenovela

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Die Telenovela (span. telenovela [ˌtelenoˈβela] Fernsehroman) ist eine spezielle Form der Fernsehserie, die in Lateinamerika konzipiert wurde und seit den 80er-Jahren auch in anderen Regionen der Welt ausgestrahlt wird, vor allem in Osteuropa, auf dem Balkan, Nordafrika, China und den USA.

Geschichte

Telenovelas haben ihren Ursprung im vorrevolutionären Kuba. Dort wurden – schon in den Zeiten vor dem Aufkommen des Radios – den Arbeiterinnen in den Zigarren-Manufakturen während der Arbeit Fortsetzungsromane vorgelesen, die sich aus den Unterbrechungen von Arbeitstag zu Arbeitstag ergaben. Diese Tradition hat sich dort bis heute erhalten. 1930 wurde dann in Kuba zum ersten Mal eine Radionovela übertragen. Romane wurden in Hörspiele umgearbeitet.

Im 19. Jahrhundert waren Fortsetzungsromane auch in Europa bekannt und populär. Werke von Alexandre Dumas (Die drei Musketiere) und Charles Dickens (Oliver Twist) erschienen ursprünglich in Zeitungen und Zeitschriften. Für jede neue Ausgabe wurde eine weitere Fortsetzung geschrieben. Waren die Leser von den Geschichten begeistert, dann konnte der Autor den Roman verlängern und somit mehr Geld verdienen.

In den 50er-Jahren entdeckte man in Lateinamerika den Fortsetzungsroman für das Fernsehen. Die erfolgreichsten Telenovela-Produktionen stammten und stammen aus Mexiko und Brasilien, wo sie zu den besten Sendezeiten laufen. In etwas geringerem Umfang sind Telenovelas auch in Argentinien, Venezuela (z. B. die auch in Deutschland erfolgreiche Telenovela "Morena Clara") und Kolumbien populär.

Von Südamerika aus traten die Telenovelas ihre Reise rund um die Welt an; zunächst in Spanien, Portugal und Italien, dann in den GUS-Staaten, den Republiken des ehemaligen Jugoslawien, Nordafrika bis ins ferne China. Nicht selten laufen dort pro Kanal bis zu vier verschiedene Telenovelas.

In Deutschland waren bereits in den achziger Jahren vereinzelt lateinamerikanische Telenovelas zu sehen, zum Beispiel "Die Sklavin Isaura" ("Escrava Isaura"), "Sinhá Moca - Die Tochter des Sklavenhalters" ("Sinhá Moca"), "Das Recht zu lieben" ("Direito de Amar"), alle aus Brasilien, und "Die wilde Rose" ("Rosa salvaje"), "Ruf des Herzens" ("Tú a nadie"), beide aus Mexiko, konnten täglich vom Publikum verfolgt werden. Oft wurden die Telenovelas deutlich gekürzt. "Die Sklavin Isaura" wurde auf 40 Folgen zusammengeschnitten, ursprünglich hatte die Telenovela jedoch 100 Folgen. Auch die mexikanische Telenovela "Salomé" wurde im Jahre 2001 im deutschen Fernsehen ausgestrahlt.

Der Unterschied zwischen Telenovelas und Seifenopern

Modewort "Telenovela"

Das Wort Telenovela hat sich als eine Art Modewort im deutschen Sprachgebrauch etabliert und wird zunehmend häufig als Ersatz für das Wort Seifenoper benutzt, obgleich es zwei unterschiedliche Genres und Serienformate sind.

Aufbau der Telenovela

Eine klassische Telenovela wird aus der Perspektive der meist weiblichen Hauptfigur erzählt. Seit vielen Jahren werden verstärkt auch Telenovelas mit männlichen und jugendlichen Hauptfiguren und Themen die Männer und Jugendliche ansprechen produziert, um so das gesamte Publikum zu erreichen.

Bei Telenovelas wird normalerweise – ähnlich den US-amerikanischen Seifenopern – täglich ein Kapitel ausgestrahlt. Auch das Konzept des Cliffhangers wird stets verwendet: eine Folge endet mit einem dramatischen Ereignis, dessen Ausgang zunächst offen bleibt. Die Zuschauer sollen so motiviert werden, am folgenden Tag wieder einzuschalten. Im Unterschied zu Seifenopern haben Telenovelas jedoch einen klar definierten Anfang und ein vorher festgelegtes Ende, normalerweise dauern sie mindestens vier Monate bis maximal ein Jahr (80 - 250 Kapitel). Dies ist jedoch vom Plot abhängig, dadurch gibt es auch Telenovelas, die weniger bzw. mehr Kapitel haben.

Ein weiteres Merkmal von Telenovelas ist, dass sie auf einem großen Handlungsbogen angelegt sind. Die Nebenfiguren sind auf die ein oder andere Art stets mit einer der Hauptfiguren verknüpft und somit auch die Nebenhandlung mit der Haupthandlung. Dies ermöglicht den sogenannten Multiplot, d.h. mehrere Handlungsstränge können parallel erzählt werden. Die Hauptakteure bleiben hierbei leicht im Vordergrund, und da die einzelnen Figuren so manches "Geheimnis" nicht kennen, gibt es genügend Raum für Spannung, Dramatik, Tränen und glückliche Momente.

Aufbau der Seifenoper

In einer Seifenoper werden viele voneinender völlig unabhängige Handlungen auf unbegrenzte Zeit gleichberechtigt verfolgt. Des Weiteren spinnen sich Seifenopern endlos von einem Handlungsbogen zum nächsten. Das Einzige, was die Handlung einer Seifenoper beenden kann, sind sinkende Zuschauerzahlen. In diesem Fall wird meistens, aus Kostengründen, auf ein abgerundetes Ende verzichtet (z.B.: "Das Imperium - Die Colbys", "Models Inc.", "Central Park West", "Das Karusell der Puppen"...). Bei einer ganz gewöhnlichen Fernsehserie wiederum, stellt jede Episode eine neue Handlung dar, es gibt keinen Cliffhanger und die einzelnen Episoden sind in sich abgeschlossen (z.B.: "Unsere kleine Farm").

Charakteristikum der Telenovela

Charakteristisch für Telenovelas ist der stark hervorgehobene "Melos im Drama". Dramatische Situationen werden, neben dem Gesprochenen, durch entsprechende Mimik (stumme Begleitmusik) untermalt. Tiefe Emotionen, die durch Mimik nicht ausgedrückt werden können, werden durch musikalische Untermalung ausgedrückt. Dies erzeugt eine besonders dramatische Atmosphäre.

Eine zusätzliche Besonderheit der Telenovela ist, dass die Gedanken der Figuren - meist sind es die Gedanken der weiblichen Hauptfigur - durch ein sogenannte "Voice-Over" gesprochen werden. Dieses Stilmittel soll die Genre-Verwandtschaft zu einer geschrieben Romanerzählung ausdrücken.

Die Telenovela greift gerne zu Märchenmotiven. Besonders beliebt sind "Schneewittchen"-Typen (die böse Stief- oder Schwiegermutter macht dem guten Mädchen das Leben schwer) und "Aschenputtel" (das arme Mädchen sucht sein Glück bei einem begüterten Mann). Gleichermaßen werden auch Telenovelas gedreht, die aktuelle, zeitkritische Thematiken behandeln und die emanzipierte Karrierefrau zeigen. Gerne genutzt wird auch die Darstellung der Diskrepanz zwischen der Arbeiterklasse und der gehoben Gesellschaft oder auch die von Rassenkonflikten, wie zum Beispiel in der Telenovela "Gitanas" in der es um Zigeunerinnen geht. Die Telenovela "O clone" handelt von der Liebe zwischen der Muslimin Jade und dem Christen Lucas; Drogenmissbrauch und Klonen sind ebenfalls Bestandteile der Handlung. Mit Okkultismus setzen sich die Charaktere in "La Chacala" auseinander. In den Telenovelas "Lacos de familia" und "De cuerpo y alma", stehen jeweils eine leukämiekranke und eine herzkranke junge Frau im Mittelpunkt. Wärend die Heldin in "Abrázame muy fuerte" oder "Esmeralda" blind ist, befasst sich "Cristal" mit Brustkrebs. In "Yo soy Betty, la fea" schaltet sogar eine unattraktive aber kluge Frau ihre verführerische Konkurrenz aus. In "Los hijos de nadie" stehen Straßenkinder im Mittelpunkt. In der Telenovela "Nada personal" wurde auch die hohe Kriminalität in Mexiko thematisiert. Die Telenovela "Machos - la brutal pasión de siete hermanos" aus Chile, in welcher die Hauptrollen von Männern gegeben werden, konnte großen Erfolg verzeichnen. Gleiches gilt für die argentinische Telenovela "Rebelde Way", in welcher Jugendliche als Hauptakteure agieren. Es gab ein mexikanisches Remake unter dem Namen "Rebelde".

Im Regelfall gibt es immer ein Happy-End, nur in Ausnahmen endet die Geschichte negativ.

Die Produktion von Telenovelas

Zwei Arten der Produktion von Telenovelas werden praktiziert. Die erste wurde von dem Mexikaner Valentin Pimstein eingeführt. Er arbeitet mit offenen Drehbüchern. Es werden vorerst 30 - 50 Folgen gedreht und während sie ausgestrahlt werden, lässt man Zuschauerumfragen durchführen. So kann auf die Wünsche der Zuschauer Rücksicht genommen werden. Neue Figuren und zusätzliche Verwicklungen können durch die Autoren und Autorinnen herbeigerufen werden. Die zweite Art wurde ebenfalls von einem Mexikaner eingeführt, von Ernesto Alonso. Die Telenovela wird vollständig abgeschlossen. Bei großer Publikumsresonanz kann sie nachträglich verlängert werden, indem im Mittelteil Kapitel ergänzt werden. So wurde die Telenovela "Salomé" von den ursprünglichen 150 Kapiteln, auf 180 aufgestockt. Produktionen mit wenig Erfolg können wiederum gekürzt werden, um attraktive Sendeplätze nicht zu blockieren.

Im Unterschied zu deutschen Telenovelaproduktionen (und Seifenopernproduktionen), wenden die lateinamerikanischen Telenovela-Produktionsfirmen nicht selten hohe Summen für Kulissen, Kostüme, Make-up und Styling auf. Ebenso werden auch öfter Außenaufnahmen getätigt, in denen auf schöne Landschaftsaufnahmen geachtet wird. Ein Grund dafür ist, dass es sich um kurzweilige Investitionen handelt, welche schnell wieder eingespielt werden. Bei Seifenopern wäre eine solche Produktion auf Dauer zu teuer.

Da bei Telenovelas ein rasches Tempo eingehalten werden muss, wird mit anderen Produktionsmethoden als bei gewöhnlichen Serien gearbeitet. Studios mit besonders hoher Produktion arbeiten mit Souffleuren. Die Schauspielerinnen und Schauspieler haben ein kleines Hörgerät im Ohr, durch welches ihnen der Souffleur den Text und die dazugehörige Mimik und Gestik durchsagt. Dadurch wird den Akteuren das Lernen von Text und häufiges wiederholen misslungener Szenen erspart. Im anderen Ohr befindet sich das Mikrophon. Damit wird zeitaufwendigen Synchronisationen bei Problemen mit der Tonaufnahme vorgebeugt. Im Durchschnitt muss bei einer lateinamerikanischen Telenovela 43-50 Minuten sendefähiges Material pro Drehtag produziert werden. Bei einer deutschen Seifenoper wie "Gute Zeiten - Schlechte Zeiten" sind es vergleichsweise 25 Minuten, welche pro Drehtag erreicht werden müssen. Für übliche Fernsehserien die einmal wöchentlich ausgestrahlt werden, wie zum Beispiel "In aller Freundschaft", rechnet man wiederum im Durchschnitt mit einer Woche Drehzeit pro Episode (10-12 Minuten pro Drehtag).

Es wird meistens mit Autorenteams oder mit vielen einzelnen Drehbuchschreibern gearbeitet. In der Regel gibt ein Autor die grundliegende Handlungslinie vor, während die anderen Schreiber die verschiedenen Vorgaben von Kapitel zu Kapitel einarbeiten. Kleinere Studios arbeiten auch mit der konventionellen Methode und lassen sich das Drehbuch von einem einzelnen Autor anfertigen.

Mehrere Regisseure kommen ebenfalls zum Einsatz. So kann parallel an mehreren Sets gedreht werden, was zusätzlich Zeit einspart.

Manche Telenovelas werden sogar bandlos auf Wechselfestplatte gedreht. Dadurch wird die hohe Produktionsgeschwindigkeit unterstützt und die üblichen Wartezeiten durch Eindigitalisieren oder Einspielen in der Produktion entfallen somit. Der gelegentlich erwünschte "Romantiklook" wird im selben Arbeitsschritt durch Avid-Plug-In über das gefilmte Material gelegt. In Deutschland wurden diese Techniken bei der Telenovela "Sturm der Liebe" eingesetzt.

Die Telenovela in der Kritik

Kritiker bemängeln, dass Telenovelas eine "virtuelle Realität" schaffen würden. Sie seien zu sehr vom Alltag entfernt, mit ihren glamurösen Kulissen und stets gutaussehenden Akteuren.

Ein weiterer Kritikpunkt sind die Charaktere, welche einem Holzschnitt gleichen würden. Gut und Böse, Gutmütigkeit und Missgunst. Die Charaktere seinen zu einfältig und müssten vielseitiger dargeboten werden.

Unter Kritikern wird ebenfalls die These vertreten, die Telenovela würde vom Zuschauer als "Flucht" aus der Realität genutzt. Führend in der Produktion sind Brasilien und Mexiko. Dort solle laut der Kritiker die Glanzwelt der Telenovela, den Zuschauer in den Slums und Favelas, über sozialen Misstand, Unterdrückung, Opposition, Ungerechtigkeit und Demonstrationen hinwegtrösten. Je mehr Unglücklichen und vom Schicksal Gestraften in der Telenovela Gerechtigkeit wiederfährt, desto höher ist die Einschaltquote.

Insbesondere mexikanische Telenovelas zeichnen sich gelegentlich durch stereotype Charaktere und einfache Handlungsstränge aus. Häufiges Motiv in den mexikanischen Telenovelas ist das arme, aber gut aussehende Mädchen, das sich in einen reichen Mann verliebt, während die Familie des Mannes versucht, diese Liebe zu verhindern.

Die schärfste Kritik an den deutschen Telenovelas, ist die angeblich schlechte Adaption des Formates. So schrieb die Journalistin Melanie Ruprecht: "Der größte Fehler besteht darin, dieses Format als lächerlich oder seicht abzutun. In lateinamerikanischen Ländern spielt es eine wichtige Rolle und hat eine bedeutende gesellschaftliche Funktion inne. "Verliebt in Berlin" hingegen wird allenfalls zwei neue Schlagerstars hervorbringen." [1]

Der Grundy UFA Chef Rainer Wemcken sieht den Sachverhalt hingegen vollkommen anders. Er ist der Auffassung, dass ausländische Telenovelas im deutschsprachigen Raum nicht greifen können und sagt: "Wenn eine Telenovela richtig Quote bringen soll, muss sie Made in Germany sein.". [2]

Bedeutende Produktionfirmen

  • Televisa und TV Azteca (Mexiko)
  • Globo und SBT (Brasilien)
  • RCTV und Venevisión (Venezuela)
  • RCN und Caracol (Kolumbien)
  • Telefé und Artear (Argentinien)
  • In den USA werden Telenovelas vorzugsweise auf den Sendern Univisión und Telemundo gezeigt, welche auf die Wünsche der Hispano-Amerikaner zugeschnitten sind.

Lateinamerikanische Telenovelas im deutschen Fernsehen

  • Das Recht zu lieben (Direito de Amar) Brasilien 1987, 160 Kapitel (Das Erste*)
  • Der Clan der Wölfe (Cuna de Lobos) Mexiko 1986, 120 Kapitel (RTL*)
  • Die Leihmutter (Barriga de Aluguel) Brasilien 1992, 180 Kapitel - in Brasilien 243 Kapitel (Das Erste*)
  • Die Sklavin Isaura (Escrava Isaura) Brasilien 1976, 40Kapitel - in Brasilien 100 Kapitel (Das Erste*)
  • Die Tochter des Paten (Cosecharás tu siembra) Argentinien 1991, 187 Kapitel (DF1 Herz & Co)
  • Die wilde Rose (Rosa Salvaje) Mexiko 1988, 99 Kapitel (RTL*)
  • Feuer der Liebe (Cuando llega el amor) Mexiko 1990, 45 Kapitel (RTL*)
  • Marimar (Marimar) Mexiko 1994, 148 Kapitel (RTL*)
  • Morena Clara (Morena Clara) Venezuela 1995, 137 Kapitel (TM3*)
  • Nie vergaß ich Soledad (Me pequena Soledad) Mexiko 1990, 160 Kapitel (RTL*)
  • Paradies der Lüste / Trügerisches Paradies (Riacho doche) Brasilien 1990, 45 Kapitel (Tele 5*)
  • Rebelde Way - Leb dein Leben (Rebelde Way) Argentinien 2002, 318 Kapitel (Nickelodeon)
  • Ruf des Herzens (Tu o nadie) Mexiko 1988, 60 Kapitel (RTL*)
  • Salomé (Salomé) Mexiko 2001, 150 Kapitel - 180 in Mexiko (RTL 2)
  • Sinhá Moca - Die Tochter des Sklavenhalters (Sinhá Moca) Brasilien 1986, 170 Kapitel (Das Erste*)
  • Spiel mit dem Feuer (Roda de fogo) Brasilien 1986, 180 Kapitel (Tele 5)
  • Top Model (Top Model) Brasilien 1989, 180 Kapitel (Tele 5)
  • Vale Tudo - Um jeden Preis (Vale Tudo) Brasilien 1988, 170 Kapitel (Das Erste*)
  • Wildcat (Fera radical) Brasilien 1988, 170 Kapitel (Tele 5*)

(*) = deutsche Erstausstrahlung

Wissenswertes und Kurioses

  • Die erfolgreichste Telenovela aller Zeiten war "Die Sklavin Isaura". Sie wurde in insgesamt 95 Ländert exportiert und war die erste Fersehsendung mit einer ausländischen Schauspielerin als Akteurin, welche im chinesischen Fernsehen ausgestrahlt wurde. Für ihre Rolle als Isaura erhielt die Schauspielerin Lucélia Santos den "Goldenen Adler" in China. 450 Milionen Chinesen verfolgten die Leiden der weißen Sklavin. Seither ist Lucélia Santos eine bekannter westlicher Star in China. In Polen ist "Die Sklavia Isaura" die quotenstärkste Sendung, die jemals im polnischen Fernsehen lief. Im Durchschnitt erreichte die Telenovela eine Einschaltquote von 81%, in Bestzeiten sogar 92%. In Ungarn konnten die Fernsehzuschauer Realität und Fiktion nicht mehr auseinanderhalten und sammelten 75.000 USD, die sie der brasilianischen Botschaft schickten, um Isaura freizukaufen. Seit 2004 wird eine neue Fassung von "Die Sklavin Isaura" in Brasilien gedreht.
  • Mit 605 Kapitel hält "Mundo de juguete" (von 1974-1977 in Mexiko produziert) den Rekord als längste Telenovela.
  • Televisa (Mexiko) und Globo (Brasilien) exportieren jährlich um die 80% ihrer Produktionen.
  • Nach dem Fall des "Eisernen Vorhangs" strahlte das russische Fernsehen die mexikanische Telenovela "Los ricos también lloran" aus. Die Serie erreichte 100 Milionen Zuschauer.
  • Die venezuelanische Telenovela "Kassandra" gelangte ins "Guinness-Buch der Rekorde" als meistexportiertespanischsprachige Produktion aller Zeiten. "Kassandra" wurde in 128 Ländern gezeigt und machte die Schauspielerin Coraima Torres weltberühmt. In Serbien waren viele Fernsehzuschauer nicht fähig, Fiktion und Realität auseinanderzuhalten, bildeten eine Bürgerinitiative und ließen der venezuelanischen Regierung und dem damaligen Präsidenten Slobodan Milosevic ein Schreiben zukommen, in welchem sie forderten "Wir wissen, dass Kassandra unschuldig ist! Stoppt ihr Leiden!". In Indonesien ließ die Regierung verlauten, dass "es unentschuldbar sei, wegen der Fernsehserie "Kassandra" nicht zur Arbeit zu gehen". In Bosnien-Herzegowina war die Bevölkerung empört, als "Kassandra" ohne Erklärung aus dem Programm verschwand. Das US State Deptartment kam zur Hilfe und bat Antonio Paez von Coral Pictures um Rat. Nachdem man nachgeforscht hatte stellte man fest, dass das bosnische Fernsehen nie über die Senderechte für die Telenovela verfügt hatte. Man gab zu, das Signal eines anderen Senders aus der Region, der die Telenovela ausgestrahlt hatte, übernommen zu haben. Als dies technisch nicht mehr möglich war, blieb die Telenovela aus. Da Antonio Paez jedoch um die finanziellen Nöte des bosnischen Fernsehns wusste, stiftete er dem Sender alle 150 Kapitel von "Kassandra". Coraima Torres ("Kassandra") und ihr Kollege Henry Soto ("Randú") besuchten Bulgarien und Serbien und präsentierten sich dem Publikum. Im Jahre 2005 wurde ein mexikanisches Remake mit dem Titel "Peregrina" gedreht.
  • Der Erfolg der importierten Telenovelas veranlasste viele Länder, eigene Produktionen zu wagen. So wurde zum Beispiel in Serbien die Telenovela "Jelena" produziert, welche auf einem eigens für diese Produktion geschriebenen Drehbuch des Mexikaners Joaquín Guerrero Casarola y Gómez basiert. Das Nachbarland Kroatien produzierte zeitgleich die Telenovela "Villa Maria" und auch sie holten sich Verstärkung aus Mexiko; von der Regisseurin Alicia Carvajal. Die Drehbücher waren jeweils an die Gegebenheiten beiden Länder angepasst, beide Produktionen waren im gesamten Gebiet des ehemaligen Jugoslawien ein großer Erfolg. Für die zweite kroatische Telenovela "Ljubav u zaledju" wurden anschließend, neben kroatischen, auch serbische Schauspieler engagiert. Man hoffte damit den Erfolg der ohnehin schon im gesamten Sprachraum erfolgreich gewesenen ersten Telenovela zu übertreffen und der gewünschte Effekt ließ nicht lange auf sich warten. Zusätzlich sollten Gastauftritte mexikanischer Stars die Telenovelas noch attraktiver machen. So wirkten Omar Germenos, Gloria Peralta (beide in "Villa Maria"), Juan Pablo Medina sowie Paola Toyos (beide in "Ljubav u zaledju") in den Produktionen mit. Beim "Zweiten internationalen Telenovelagipfel" am 01. und 02. Oktober 2004 in Barcelona, erhielt die Produktionsfirma AVA zwei Auszeichnungen für die Telenovela "Villa Maria". Die Preise galten der Regie und der Produktion. Auch die serbische "Jelena" konnte einen Preis nach Belgrad holen, nämlich für "das beste Drehbuch". Schon kurz nach Beendigung der Dreharbeiten wurde die Telenovela "Jelena" in 12 Länder exportiert (darunter Mexiko).
  • Ungefähr zeitgleich wurde die erste russische Telenovela "Bednaya Nastya", in Zusammenarbeit von AMEDIA, Russian World Studios und Sony Pictures, gedreht. Die Telenovela, welche im 19. Jahrhundert spielt, konnte auch außerhalb der Grenzen der einstigen UDSSR hohe Einschaltquoten sichern. Selbst in China schalteten die Zuschauer in Massen ein um die dramatische Geschichte der Fürstin Anastasia, in 127 Kapiteln, mitzuverfolgen. Aufgrund der positiven Resonanz, folgten weitere russische Telenovela-Produktionen. Seit 2006 wird sogar eine Fortsetzung von "Bednaya Natya" gedreht, diesmal unter alleiniger Produktion von AMEDIA.
  • Die von 1999 - 2001 in Kolumbien gedrehte Telenovela "Yo soy Betty, la fea" wurde ein solcher Erfolg, dass sie die Nachfolgetelenovela "Eco Moda" erhielt. In Ecuador wurde sogar eine offizielle Tagung unterbrochen, damit man das nächste Kapitel von "Yo soy Betty, la fea" mitverfolgen kann. Mehrnoch, das Drehbuch wurde in Russland ("Ne rodis krasivoy"), den Niederlanden ("Lotte"), Mexiko ("La fea más bella"), Indien ("Jassi Jaissi Koi Nahin"), Deutschland ("Verliebt in Berlin") und den USA ("Betty the ugly")übernommen! Eine griechische Fassung ist in Planung.
  • Während in deutschen Telenovelas weitgehend Newcomer und wenig bekannte Schauspieler mitwirken, spielen in lateinamerikanischen Produktionen meist bekannte und angesehene Schauspieler mit. Fernando Colugna, Victoria Ruffo, César Évora, Helena Rojo und Lucélia Santos sind nur Einige von ihnen.
  • Die brasilianische Telenovela "O clone", die teilweise in Marokko gedreht wurde, war die erste Produktion die im US-Fernsehen mit englischen Untertiteln ausgestrahlt wurde.
  • Aufgrund des großen Erfolges wurde die Telenovela "Salomé" nachträglich von 150 Kapitel auf 180 erweitert. In Deutschland strahlte RTL 2 jedoch nur die ursprüngliche Fassung von 150 Kapitel aus.
  • Wegen der Telenovela "Marimar" ließen die Moscheen die Gebete während der Fastenzeit an Ramadan in Abidjan vorverlegen. So wurde den Gläubigen "die Qual der Wahl" erpart.
  • In den Telenovelas "Rebelde Way" und "Rebelde" spielten die Darsteller die Bands ERREWAY und RBD. Im richtigen Leben konnten sie später unter diesen Namen im Musikgeschäft große Karrieren starten.
  • Viele Titelmelodien von Telenovelas konnten hohe Positionen in den Charts sichern. Stellvertretend für alle sei hier "Mi destino eres tú" (gleichnamige Telenovela) von der Sängerin und Schauspielerin Lucero erwähnt, welche im Jahr 2000 lange Zeit die Nr.1 der Charts in den Lateinamerikanischen Ländern belegte.
  • Als die beiden Telenovelas "Lacos de familia" und "De cuerpo y alma" (in welchen es jeweils um eine leukämiekranke und eine herzkranke junge Frau geht) ausgestrahlt wurden, schnellten Blut-, Knochenmark- und Organspenden drastisch in die Höhe. Eine Studie, die diesbezüglich veranlasst wurde, ist "Der Camila Effekt" benannt worden, nach der Hauptfigur aus "Lacos de familia". Zu Beginn der Teleovela ließen sich durchschnittlich 20 Knochenmarkspender pro Monat registieren. Gegen Ende der Telenovela als die Leukämie immer stärker thematisiert wurde, waren es 900 neue Registrierungen.
  • Seit 2003 findet jährlich der sogenannte "Telenovelagipfel" (Cumre Mundial de la Industria de la Telenovela y la Fición) statt. Internationale Telenovelaproduktionen werden hier vorgestellt und auch Preise werden verliehen. Die größte und erfolgreichste Telenovelaproduktionsstätte Televisa aus Mexiko, nahm erst bei der dritten Veranstaltung teil.
  • In allen Ländern, in denen Telenovelas beliebt sind, gibt es Zeitschriften und Magazine, welche sich mit dem Serienformat beschäftigen. Führend auf diesem Gebiet ist das mexikanische Magazin "TVyNovelas", welches für viele Länder als lizenzierte Ausgabe angeboten wird. Aufgelegt wird das Magazin von der Produktionsfirma Televisa. Es gibt aber auch einige unabhängige Magazine wie z.B. "TV Novele", welches in Serbien produziert und im gesamten ehemaligen Jugoslawien publiziert wird. Geboten werden Hintergrundberichte, Vorschauen auf kommende Kapitel und Produktionen, Poster und Interviews mit den Darstellern. Auf diesem Wege erfuhren auch in Lateinamerika, der Urheimat der Telenovela, die Fans vom Erfolg der ersten deutschen Telenovela "Bianca - Wege zum Glück".
  • Die von "TVyNovelas" jährlich veranstaltete Gala "Premios TVyNovelas", kürt unter anderem die beste Telenovela, die beste Hauptdarstellerin, den besten Hauptdarsteller, das beste Titellied, das beste Drehbuch und vieles mehr. In Lateinamerika hat diese Gala einen ähnlichen Status wie die Oscarverleihung.
  • Ursprünglich war für die deutsche Telenovela "Verliebt in Berlin" der Titel "Alles nur aus Liebe" geplant. Die Produzenten verwarfen diesen Gedanken jedoch mit der Begründung, dass viele Anhänger einer Serie den Titel gerne durch die Anfangsbuchstaben der Wörter abkürzen, wie zum Beispiel bei "Gute Zeiten - Schlechte Zeiten" (GZSZ). Im genannten Beispiel, wäre das Kürzel "ANAL" gewesen.
  • Das Finale von "Verliebt in Berlin" am Freitag, 01.09.06, haben sich 7,53 Mio. Zuschauer angesehen. Es belegt Platz eins der TV-Hitliste dieses Tages.
  • Der Erfolg von "Verliebt in Berlin" blieb auch im Ausland nicht unbemerkt. Im Januar 2006 begann der ungarische Sender "TV2" die Telenovela in synchronisierter Fassung, mit dem Titel "Lisa csak egy van", auszustrahlen. Auch in Frankreich sendet "TF1", in Belgien "RTL-TV1" und in der westlichen Schweiz "TSR" die Telenovela unter dem Titel "Le destin de Lisa" in synchronisierter Fassung. In der Slowakei wird sie unter dem Originaltitel "Verliebt in Berlin" von dem Sender "TV JOJ" synchronisiert ausgestrahlt.

Die deutsche Telenovela

Das Serienformat Telenovela tritt seit November 2004, als die deutsche Produktionsfirma Grundy UFA mit "Bianca – Wege zum Glück" die erste Telenovela in Deutschland auf den Markt brachte, immer häufiger im deutschsprachigen Fernsehen auf. Ihr Erfolg führte zu einer weiteren Nachfolgetelenovela "Julia – Wege zum Glück". Wenig später nach "Bianca" startete mit "Verliebt in Berlin" die bisher erfolgreichste deutsche Telenovela, welche ebenfalls von Grundy UFA produziert wird. Die Beliebtheit der Geschichte um "Lisa Plenske" führte zu einer Verlängerung der Produktion um ein halbes Jahr, auf insgesamt 365 Kapitel statt der ursprünglich geplanten 225.

Neben diesen sehr erfolgreichen Produktionen kamen bis zum 21. August 2006 weitere sechs Telenovelas ins deutsche Fernsehen.

Einige deutsche Telenovelas sind auch auf DVD erhältlich.


Liste aller deutschen Telenovelas

Nr. Titel Produktionsfirma Kapitel Sender Ausstrahlungsdatum Hauptfigur
1 Bianca – Wege zum Glück Grundy UFA, teamWorx 224 ZDF 01.11.2004 – 05.10.2005 Bianca
2 Verliebt in Berlin Grundy UFA, Phoenix Film 364 + 280 Sat.1 seit 28.02.2005 Lisa / Bruno
3 Sturm der Liebe Bavaria Film 300 + 200 Das Erste seit 26.09.2005 Laura / Miriam
4 Julia – Wege zum Glück Grundy UFA 500 ZDF seit 06.10.2005 Julia
5 Sophie – Braut wider Willen Grundy UFA 65 Das Erste 08.11.2005 – 09.03.2006 Sophie
6 Tessa – Leben für die Liebe Grundy UFA 125 ZDF 16.01.2006 – 18.08.2006 Tessa
7 Lotta in Love Rat Pack Filmproduktion 130 ProSieben seit 27.03.2006 Lotta
8 Das Geheimnis meines Vaters Studio Hamburg Produktion 50 Das Erste seit 15.08.2006 Jule
9 Schmetterlinge im Bauch Producers at Work 280 Sat 1 seit 21.08.2006 Nelly


Siehe auch

Quellen

  1. Ruprecht, Melanie, Nichts zum Anhimmeln oder Träumen. In: Die Zeit, 28. Februar 2006.
  2. "W&V"-Magazin, Mai 2006.