Woodcraft
Die Woodcraft-Bewegung ist eine von Ernest Thompson Seton (1860-1946; Naturkundler, Zeichner und Jugendbuchautor) am Anfang des 20. Jahrhunderts entwickelte Erziehungsbewegung, die auf dem Leben in Zeltlagern, NaturErlebnis und handwerklicher Betätigung basiert. In sein Konzept integrierte Seton zahlreiche Elemente, die er den nordamerikanischen Indianer zuschrieb. 1902 gründete er die Woodcraft Indians, die schnell wuchsen und 1910 in den Boy Scouts of America aufgingen.
In den USA wurden Setons Ideen anfänglich in der Pfadfinderbewegung angewandt, daneben beeinflussten sie aber auch zahlreiche Organisationen in anderen Ländern. In Großbritannien gründete der Quäker und Pazifist Ernest Westlake 1916 den Order of Woodcraft Chivalry als Abspaltung der Scout Association. Wenig später entwickelte der Pfadfinderführer John Hargrave Setons Ideen weiter und gründete 1920 die Kindred of Kibbo Kift. Nach Setons Trennung von der Pfadfinderbewegung entstand 1915 in den USA die Woodcraft League of America unter seiner Führung, die nach kurzer Zeit 5.000 Mitglieder zählte.[1]
Die heutige 'Forest-School-Camp'-Idee bzw. -Praxis der USA verstehen sich als Erbe der Seton-Pädagogik.
Auch die Pfadfinderbewegung in Deutschland, Luxemburg, Slovenien und Tschechien übernahmen zahlreiche Elemente und Methoden von Woodcraft in ihre Arbeit. Hervorzuheben sind insbesondere die Féderation nationale des Eclaireurs et Eclaireuses du Luxembourg (F.N.E.L.), die historischen Sturmtrupp-Pfadfinder, eine Deutsche Waldritterschaft, und die ehemaligen Neupfadfinder in Deutschland, die um 1925 das Konzept der Stammeserziehung (erlebnisorientierte 'indianische' Themen und Spielideen) in die deutsche Pfadfinderarbeit einführten.
Während der Zwischenkriegszeit entstanden in Europa zahlreich Woodcraft-Gruppen. Insbesondere zu nennen ist die tschechische Woodcraft-Liga (Lige Lesní Moudrost (L.L.M.), die schon 1912 von Milos Seifert gegründet wurde. Obwohl sie mehr als ein halbes Jahrhundert verboten war, zuerst von den Nationalsozialisten und später von den Kommunisten, konnte sie im Verborgenen überleben. Nach dem Fall des Kommunismus wurde sie erneut öffentlich aktiv. Heute ist sie ein kleiner, tatkräftiger Verband mit Mitgliedern in allen Altersstufen.
Außer in der tschechischen Republik gibt es auch in zahlreichen anderen Staaten Europas wie z.B. in der Slowakei und in Polen kleine Organisationen, die sich der Woodcraft-Bewegung, wie sie von Seton entwickelt wurde, zurechnen, in Deutschland v.a. am linken Niederrhein.
The Woodcraft Folk in Großbritannien dagegen ist der Jugendverband der britischen Genossenschaftsbewegung und arbeitet mit sozialdemokratischen Jugendverbänden wie der SJD-Die Falken zusammen. Er entstand 1924 aus einer Abspaltung von Kibbo Kift.
Quellen
- ↑ http://www.infed.org/thinkers/seton.htm, aufgerufen am 21. Juli 2006