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Freikirchen in Ostfriesland

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Freikirchen haben in Ostfriesland ein reges kirchliches Leben entfaltet. Rund 6000 Ostfriesen sind Mitglied einer evangelischen Freikirche. Rechnet man die in den meisten Freikirchen nicht mit erfaßten Familienmitglieder und Freunde hinzu, so ist die genannte Zahl zu verdoppeln. In manchen Städten und Gemeinden in der äußersten Nordwestecke Deutschlands sind an einem normalen Sonntagmorgen mindestens 50% der evangelischen Gottesdienstbesucher unterwegs zu einer Freikirche.


Überblick

Die Geschichte der ostfriesischen Freikirchen reicht bis in 16. Jahrhundert zurück. Die meisten ostfriesischen Freikirchen entstanden jedoch im 19. und 20. Jahrhundert.

Mennoniten

Die älteste unter den ostfriesischen ostfriesischen Freikirchen ist zweifelsohne die Mennonitengemeinde. Sie blickt auf eine über 470jährige Geschichte zurück. Unter der Wirksamkeit des Schwäbisch Haller Kürschners Melchior Hoffmann, ehemaliger lutherischer "Sendbote" im Baltikum, entstand in Emden um 1530 eine Täufergemeinde. Ein Teil dieser Gemeinde distanzierte sich aber alsbald von den apokalyptisch-chiliastischen Lehren Hoffmanns, die für die Katastrophe des Wiedertäuferreichs von Münster (Westfalen) (1534/1535) mit verantwortlich waren. Die Brüder Dirk und Obbe Philips sammelten ab 1534 die "gewaltfreien" Täufer um sich und gründeten Gemeinden, die sich vom Neuen Testament her legitimierten. Um 1536 stieß zu dieser - nach Obbe Philips so benannten - Obbenitenbewegung der ehemalige römisch-katholische Priester Menno Simons. Er stammte aus dem westfriesischen Witmarsum und prägte die jungen Gemeinden sowohl durch seine Führungsgabe als auch durch sein Organisationstalent. Alsbald wurden die Obbeniten Mennoniten genannt. Das missionarische Engagement Simons führte zu vielen Gemeindegründungen im gesamten norddeutschen Raum und vor allem auch in den Niederlanden. Die Mennonitengemeinde Leer entstand 1540, die Gemeinde in Norden gut 15 Jahre später.

Methodisten

Methodistische Christen gibt es im Ostfriesischen seit 1809. Allerdings kam es erst 57 Jahre später zur Gründung einer regulären Gemeinde. Dies geschah, als 1866 der Methodistenprediger Franz Klüsner nach Aurich kam und dort eine rege Missionstätigkeit entfaltete. In Ihlowerfehn, Neuschoo, Dornum und Westeraccumersiel entstanden Gemeinden mit zum Teil eigenen Kirchengebäuden. In Esens versammelten sich in den 70er Jahren des 19. Jahrhunderts zwischen 600 und 700 Menschen in der Turnhalle zum methodistischen Gottesdienst. Heute hat sich die Arbeit der Methodisten auf Neuschoo, Aurich, Leer und Wiesmoor konzentriert.

Baptisten / Evangelisch-Freikirchliche Gemeinden

Die erste ostfriesische Baptistengemeinde (heute: Evangelisch-Freikirchliche Gemeinde wurde 1846 in Ihren gegründet. Diese Gemeinde wird zur baptistischen Missionszentrale für Ostfriesland und die nördlichen Niederlande. Ihre Wirkung reichte durch Auswanderer bis in die USA, wo ostfriesische Baptistengemeinden entstanden und bis heute noch existieren. In Ostfriesland arbeiten Evangelisch-Freikirchliche Gemeinden an folgenden Orten: Aurich, Emden, Esens, Hesel-Firrel, Krummhörn-Jennelt, Krummhörn-Rysum, Leer, Moormerland-Veenhusen, Norden, Norderney, Rheiderland-Ditzumerverlaat, Südbrookmerland-Moorhusen, Uplengen-Remels, Weener, Westoverledingen-Ihren und Wymeer. Diakonische Einrichtungen befinden sich unter anderem in Norden (Familienferienstätte "Uns Hus", Bücer- und Begegnungszentrum "Lütje Hus") und in Weener (Kindergarten). Die Evangelisch-Freikirchlichen Gemeinden Ostfrieslands und Friesland (Landkreis)Frieslands sind in der Ems-Jade-Mission zusammen geschlossen.

Freie evangelische Gemeinden

Die Entstehungsgeschichte der ostfriesischen Freien evangelischen Gemeinden beginnt mit dem Jahr 1949. Freie evangelische Christen aus Schweden hatten durch eine beträchtliche Geldspende den Ankauf einer Kindererholungsstätte auf Langeoog möglich gemacht. Parallel dazu entwickelte sich in Norden und kurze Zeit später auch in Hage eine Gemeindearbeit, initiiert durch die Inlandmission der Freien evangelischen Gemeinden. 1979 kam es in Aurich nach einer Zeltmission zur Gründung einer weiteren Freien evangelischen Gemeinde.

Selbständige evangelisch-lutherische Kirchengemeinde (SELK)

Die Gründung der ostfriesischen SELK führt in das dunkelste Kapitel der deutschen Vergangenheit. In der Pfingstpredigt 1934 sagte der damalige Pastor Herkens, der den Deutschen Christen nahe stand: "Was Paulus vor einer Gemeinde voll Juden gepredigt hat, das kann ich nicht bringen vor einer Gemeinde erwachter Deutscher!" Frür den Landwirt Albert Kroon und seine Ehefrau sowie für drei weitere Kirchenmitglieder war dieser Satz, das auslösende Moment einer Trennung von der evangelisch-lutherischen Volkskirche. Sie nahmen Kontakt mit der lutherischen Freikirche in Bremen auf und bereits im Juli desselben Jahres fanden Gottesdienste der SELK im Wohnzimmer der Familie Kroon in Hesel-Bagband statt. Gut drei Jahre später weihte die inzwischen angewachsene Gemeinde ihr erstes eigenens Gotteshaus ein. In den Nachkriegsjahren kommt es zur Gründunge eines Altenheimes in Hesel. Dort befindet sich auch die 1972 erbaute neue Kirche der freikirchlichen Lutheraner.

Evangelisch-altreformierte Kirche (EaK)

Bund Freikirchlicher Pfingstgemeinden (BFP)

Brüdergemeinden / Darbysten

Bibelgemeinden

Literatur

  • Menno Smid: Ostfriesische Kirchengeschichte - Band VI in: Ostfriesland im Schutze des Deiches. Beiträge zur Kultur und Wirtschaftsgeschichte des ostfriesischen Küstenlandes (Hersg.: Niedersächsische Deichacht / Deichacht Krummhörn), Pewsum 1974
  • Gregor Helms: "Die Freikirchen - nur eine unbedeutende Minderheit? Geschichte und Wirken der Freikirchen in Ostfriesland und Friesland - in: Ostfreesland (Norden 1990) - [ISBN 3-922365-00-0]

Siehe auch: