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Finanzinvestor

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Als Finanzinvestor gilt in der Wirtschaft eine Person, eine Gesellschaft, ein Finanzinstitut, die durch Anteile an einem Unternehmen erwirbt, mit der alleinigen Zielsetzung, sein eingesetztes Kapital zu erhöhen. Tendenziell ist seine Anlage aufgrund der Fokussierung auf die Steigerung des Shareholder Value meist kurzfristig ausgerichtet. Dies unterscheidet ihn vom „traditionellen“ Unternehmer, der neben der kurfristigen Gewinnmaxierung meist langfristige private (z.B. Macht, Prestige) oder soziale Ziele (z.B. Erhalt des Unternehmens) verfolgt. Der Finanzinvestor zieht daher unter Umständen auch die Liquidierung des Unternehmens in Betracht, sofern sich dies positiv auf sein angelegtes Kapital auswirkt.

In der Regel wird der Begriff Finanzinvestor bei großen institutionellen Anlegern (Investmentfonds, Hedge-Fonds, Private Equity-Gesellschaften u.ä.) gebraucht.

Kritik in der Öffentlichkeit

Finanzinvestoren wurden in jüngerer Zeit in der Öffentlichkeit und vor allem auch in der Politik teils einer harten Kritik unterzogen; der frühere SPD-Parteichef Franz Müntefering bezeichnete eine bestimmte Spielart der Finanzinvestoren (Hedge-Fonds) als Heuschrecken.

Die öffentliche Wahrnehmung zu Finanzinvestoren ist oftmals, dass ein investierendes Unternehmen sich mit Mehrheitskapital als Aufkäufer in einem anderen, zu übernehmenden Unternehmen betätigt, anschließend das erworbene Unternehmen aufspaltet einerseits in ertragreiche Teile, die organisatorisch auf "Vordermann" gebracht werden, um sie mit Zeitversatz gewinnbringend zu verkaufen, und andererseits die unrentablen Unternehmensteile verkauft oder geschlossen werden, sowie dieses zu weiten Teilen ohne Rücksicht auf Mitarbeiter- und Kundenstrukturen geschieht. Somit hat die Verwendung des Begriffs „Finanzinvestor“ teils auch abwertenden Charakter: diese Art der Unternehmensbeteiligung wird als weniger wertvoll angesehen im Vergleich zu einem „echten“, d.h. langfristigen unternehmerischen Engagement, bei dem dem Investor der Markt, die Kunden, oder die Mitarbeiter für das Engagement wichtiger sind als der Aspekt, das schnelle Geld verdienen zu wollen.

Oftmals spielen auch Überlegungen eine Rolle, unterbewertete Besitz des übernommenen Unternehmens, vor allem Immobilienbesitz, vorteilhaft weiterzuverkaufen. Vor allem aus Sicht von Beschäftigten und deren Vertretungen (Betriebsrat) und der Gewerkschaften wird solches Tun oft als "Ausplündern" wahrgenommen und auch dargestellt.

Im Allgemeinen wird Finanzinvestoren unterstellt, dass es ihnen um einen kurzfristigen, schnellen Profit gehe, und ihnen weder an der Branche noch an den Kunden noch an den Mitarbeitern langfristig etwas liege, dass also der blanke Shareholder Value im Fokus eines Finanzinvestors stehe: aus seinem Invest den maximalen finanziellen Nutzen zu ziehen.

Mitbetrachtet werden muss bei Finanzinvestoren auch der Umstand, aus welchen Gründen und von welcher Seite es ermöglicht wird, ein Unternehmen komplett zu übernehmen (oder entscheidende Anteile daran). Oftmals wird dann erkannt, dass das übernommene Unternehmen suboptimal geführt wurde, dass hierin Externe einen Chance auf Handeln sahen und diese Chance konsequent versuchen zu nutzen.

Denn wenn ein Unternehmen dauerhaft ertragsstark ist und gut geführt, so würden die Eigentümer dieses erfolgreichen Unternehmens ihr verdientes Geld ins Unternehmen reinvestieren. Eine Übernahme eines Unternehmens durch Finanzinvestoren wirft somit immer auch ein nachteiliges Licht auf die vorigen Ertrags-, Inhaber- und Führungsverhältnisse eines Unternehmens, das einen Finanzinvestor als neuen Eigner hat.