Sexueller Missbrauch in der römisch-katholischen Kirche in den Vereinigten Staaten
Kein enzyklopädischer Artikel, sondern Geblubber auf BLÖD-Zeitungs-Niveau. Björn 20:06, 6. Feb. 2010 (CET) unseriöse, tendenziöse Berichterstattung --Björn 21:11, 7. Feb. 2010 (CET)
Als Sexueller Missbrauch in der römisch-katholischen Kirche werden Fälle von Sexuellem Missbrauch von Kindern, Sexuellem Missbrauch von Jugendlichen und Sexuellem Missbrauchs von Untergebenen und Schutzbefohlenen, darunter hilfsbedürftigen Menschen in Einrichtungen, durch Kleriker und sonstiges Personal der Römisch-katholischen Kirche bezeichnet. Innerhalb der Kirche verpflichtete von 1962 bis 2001 insbesondere das Crimen sollicitationis in diesen Fällen zur Verschwiegenheit. Seitdem werden diese Verbrechen auch von höchster kirchlicher Stelle thematisiert und verurteilt. Dennoch werden immer noch zahlreiche Fälle aus der Vergangenheit bekannt, in denen die Täter nicht hinreichend bestraft worden sind und die Opfer nicht den ihnen zustehenden Schutz erhielten.
Entwicklung in einzelnen Staaten
Deutschland
NS-Zeit
In den Jahren 1936 und 1937 kam es zu einer Serie von Sittlichkeitsprozessen gegen katholische Priester und Ordensleute.[1] Die Prozesse, die zumeist wegen angeblicher oder tatsächlicher Verstöße gegen den erst 1935 verschärften § 175 geführt wurden, hatten immer wieder auch sexuellen Missbrauch von Kindern oder Unzucht mit Schutzbefohlenen zum Gegenstand.[2] Auf Anweisung des Reichsministeriums für Volksaufklärung und Propaganda wurde über diese Strafverfahren in der Presse ausführlich berichtet. Ziel war es, die Kirche zu diskreditieren und Geistliche allgemein als Sittenlose und Verderber der Jugend hinzustellen.
Die Kampagne wurde während der Olympischen Spiele in Berlin im August 1936 unterbrochen, danach aber sofort wieder aufgenommen. Der Heilige Stuhl protestierte gegen diesen nationalsozialistischen Kirchenkampf mit der Enzyklika Mit brennender Sorge vom Januar 1937, die aber nicht zu einem Ende der Prozesse beitrug. Erst im Sommer 1937 wurde die Kampagne ohne ersichtlichen Anlass abgebrochen, wohl weil die erhoffte propagandistische Wirkung in der Bevölkerung ausblieb.
Bundesrepublik Deutschland
Im Jahre 1996 leitete die Staatsanwaltschaft Kassel Ermittlungsverfahren gegen Weihbischof Johannes Kapp und Erzbischof Johannes Dyba ein, um die Praxis der Versetzung ohne Amtsenthebung pädokrimineller Priester zu überprüfen.[3] Kritiker werteten die Versetzungspraxis als „Nachsicht für die Täter, Gleichgültigkeit gegenüber den Opfern und vorsätzliches Vertuschen“.[4]
Das Verfahren gegen den Mainzer Weihbischof Franziskus Eisenbach unter anderem wegen des Verdachts sexuellen Missbrauchs wurde im November 2001 eingestellt. Das Oberlandesgericht Koblenz lehnte es ab, die Staatsanwaltschaft zur Anklageerhebung zu verpflichten, da Übergriffe in der Seelsorge, anders als bei Psychotherapien, kein Abhängigkeitsverhältnis verletzten. Eisenbach ist heute als Pfarrer tätig.[5]
Für die Dokumentation „Tatort Kirche: Sexueller Missbrauch durch Priester“ des Südwestrundfunks, die am 1. September 2002 gesendet wurde, hatten mehr als die Hälfte der 27 deutschen Bistümer dem Filmemacher Thomas Leif gegenüber mindestens 47 Fälle sexuellen Missbrauchs in den vergangenen 30 Jahren schriftlich eingeräumt. Während einige Diözesen noch konkrete Angaben verweigert hätten, seien insbesondere die Bistümer Hildesheim und Rottenburg-Stuttgart offen mit dem Thema umgegangen.[6]:
Am 27. September 2002 setzte die Deutsche Bischofskonferenz in Fulda einheitliche Leitlinien Zum Vorgehen bei sexuellem Missbrauch Minderjähriger durch Geistliche im Bereich der Deutschen Bischofskonferenz in Kraft, nach denen Priester, die auffällig geworden sind, nicht wieder in der Seelsorge eingesetzt werden, wo sie mit Kindern und Jugendlichen zu tun haben. Darin wurde die Meldepflicht bei schweren Delikten bei der Kongregation für die Glaubenslehre in Rom übernommen.[7] Im September 2007 distanzierte sie sich erneut von Priestern, die des sexuellen Missbrauchs schuldig werden. Karl Kardinal Lehmann betonte, dass jeder Fall von sexuellem Missbrauch in der katholischen Kirche „ein Fall zu viel“ sei und die Kirche alles tun wolle, um diese „mit allen Kräften aufzudecken“. Wenn jemand „schuldig geworden ist, darf er auf gar keinen Fall in der normalen Seelsorge beschäftigt werden.“ Lehmann äußerte sich damit erstmals zu dem mutmaßlichen Missbrauchsfall in der Diözese Regensburg, wo entgegen den Richtlinien von 2002 ein bereits einschlägig vorbestrafter Geistlicher in einer Gemeinde eingesetzt wurde und dort im August unter dem Verdacht verhaftet worden ist, jahrelang einen Ministranten missbraucht zu haben.[8]
Das Buch Schläge im Namen des Herrn aus dem Jahr 2006 dokumentiert Ausbeutung, Misshandlung und sexuellen Missbrauch in Kinderheimen in der Zeit zwischen 1945 und 1970, darunter auch kirchlich geführte. Die Bedingungen waren durch die Heimkampagne der APO verbessert worden. Es folgte 2008 eine Anhörung vor dem Petitionsausschuss des deutschen Bundestages. [9]
Im Januar 2010 wurden Missbrauchsfälle bekannt, die sich in den 1970er und 1980er Jahren an drei deutschen Gymnasien der Jesuiten ereignet hatten: betroffen waren das Canisius-Kolleg in Berlin, das Kolleg St. Blasien im Schwarzwald und das Aloisiuskolleg in Bonn.[10]
Im Februar 2010 berichtete Der Spiegel, dass 24 von 27 von der Zeitschrift befragten Bistümern angaben, dass seit 1995 insgesamt mindestens 94 Verdachtsfälle von Missbrauch durch Kleriker und Laien bekannt geworden seien, in 30 Fällen kam es zu Verurteilungen. Die Bistümer Limburg, Regensburg und Dresden-Meißen machten keine Angaben.[10]
Frankreich
Der Priester René Bissey wurde im Oktober 2000 wegen sexuellen Missbrauchs von Minderjährigen zu 18 Jahren Haft verurteilt. Die elf Opfer waren zum Zeitpunkt der Tat unter 15 Jahre alt gewesen. Im September 2001 wurde der Bischof von Bayeux-Lisieux, Pierre Pican, zu einer dreimonatigen Gefängnisstrafe auf Bewährung verurteilt worden, weil er vom Kindesmissbrauch Bisseys aufgrund der Priesterbeichte unmittelbare Kenntnis besessen, aber keine Strafanzeige erstattet hatte.[11]
Die französische katholische Bischofskonferenz erklärte 2001, dass 19 französische Priester wegen Vergewaltigung oder Missbrauch Minderjähriger angeklagt seien, sieben von ihnen befanden sich in Untersuchungshaft. Dreißig Priester hatten in den zurückliegenden Jahren Strafen erhalten, elf von ihnen Gefängnisstrafen.[12]
Irland
Die römisch-katholische Kirche in Irland duldete Misshandlung und Missbrauch: „35.000 Kinder wurden demnach zwischen 1914 und 2000 in kirchlicher Obhut geschlagen, gepeinigt oder vergewaltigt.“[13] Als authentisch gelten die im Film Die unbarmherzigen Schwestern aus dem Jahre 2002 geschilderten Verhältnisse.
Der im Mai 2009 veröffentlichte Ryan-Bericht belegt den systematischen Missbrauch in katholischen Schulen und Heimen zwischen 1940 und 1990.[14][15][16] In den Fokus gerieten unter anderem die Christian Brothers und die Sisters of Mercy.
Der Murphy-Bericht wurde im November 2009 veröffentlicht. Er untersuchte die Art und Weise, wie die Kirche mit Anschuldigungen von sexuellem Missbrauch von Kindern durch Priester umging. Der Bericht stellt fest, dass es „keinen Zweifel daran gibt, dass sexueller Missbrauch von Kindern in den Jahren 1975 bis 2004 vertuscht wurde.“[17]
Die Bischöfe Brendan Comiskey, Donal Brendan Murray, James Moriarty, Eamonn Oliver Walsh und Raymond Field traten Ende 2009 zurück, nachdem sie beschuldigt worden waren, nicht ausreichend gegen die Täter vorgegangen zu sein.[18][19]
Österreich
Der Erzbischof von Wien, Hans Hermann Groër, trat im April 1995 zurück, nachdem Vorwürfe des sexuellen Mißbrauchs von Jugendlichen gegen ihn erhoben wurden. Die Vorwürfe wurden kirchlich bestätigt. [20]
Dieser Anlass führte 1996 zur Gründung einer Ombudstelle der Erzdiözese Wien für Opfer sexuellen Missbrauchs in der Kirche. Deren anfänglicher Leiter war Helmut Schüller, der selber Schüler bei Groër war und die Vorwürfe anfänglich nicht glaubte. In seiner Amtszeit formulierte er Regeln für den Umgang mit sexuellem Missbrauch in der Kirche, die aber im Sinne einer gesamtösterreichischen kirchlichen Vorgangsweise nicht umgesetzt wurden. 2005 gab Schüller diese Funktion zurück, weil sein Ziel immer gewesen sei, dass ein Nicht-Priester die Ombudsstelle leite. Laut eigener Aussage sei seine Ernüchterung bezüglich der Realität der Kirche in diesen Jahren größer geworden.[21]
Polen
Der polnische Bischof Juliusz Paetz im Erzbistum Posen wurde wegen sexueller Übergriffe suspendiert. Eine vom Vatikan berufene Untersuchungskommission fand im Herbst 2001 die Vorwürfe bestätigt.[22]
Großbritannien
John Aloysius Ward, Bischof des Bistums Menevia, wurde 2001 wegen sexueller Übergriffe an einem sieben Jahre alten Mädchen, die 30 Jahre lang zurücklagen, vom Papst zum Rücktritt aufgefordert. Ferner hatte Ward zwei pädokriminelle Priester gedeckt.[23]
Italien
In einer Studie von Associated Press wurden 73 Fälle von sexuellem Missbrauch durch Priester mit mindestens 235 Opfern dokumentiert. [24]
67 ehemalige Schüler des Antonio Provolo Instituts für Taubstumme in Verona unterzeichneten eine Erklärung, dass sie, von Priestern und Brüdern ausgeübt, sexuellen Missbrauch, pädophile Übergriffe und körperliche Misshandlungen in den 1950er bis 1980er Jahren erdulden mussten. [24]
Vereinigte Staaten
Nach dem Bekanntwerden des Falls von Pater James Porter im Jahre 1992 folgten 79 Strafanzeigen durch ehemalige Opfer. Gegen den Pater wurde ein Verfahren eröffnet.[25] Die Journalisten Elinor Burkett und Frank Bruni sammelten und dokumentierten daraufhin zwei Jahre lang weitere Fälle der Kirche und veröffentlichten sie 1995, im gleichen Jahr in Deutsch erschienen mit dem Titel Das Buch der Schande.[26]
Ein neuer Skandal wegen sexueller Übergriffe katholischer Priester gegenüber Kindern kam 2002 im Erzbistum Boston auf. Die Kirchenführung ging Hinweisen nicht konsequent nach, sondern versetzte die Priester in andere Gemeinden.[27] Der Erzbischof von Boston, Bernard Francis Law musste zurücktreten. Er hatte den Priester John Geoghan mehrfach in andere Gemeinden versetzt, der mehr als 100 Kinder missbraucht haben soll, zu zehn Jahren Freiheitsstrafe verurteilt und von einem Mithäftling 2003 ermordet wurde. Law gab im Februar 2002 nur auf öffentlichen Druck hin 90 Namen von Priestern, die des sexuellen Missbrauchs von Kindern beschuldigt waren, preis.[28]
In einer von der Katholischen Bischofskonferenz der USA beim John Jay College of Criminal Justice in Auftrag gegebenen Studie wurde das vermutliche Ausmaß des sexuellen Missbrauch durch Priester und Diakone untersucht. Nach Auswertung der American Society of Criminology wurden darin für die Jahre 1950 bis 2002 insgesamt 4.392 Fälle mit 10.667 Opfern registriert.[29] Die im November 2005 veröffentlichte Studie kam zu dem Schluss, dass es sich um ein „weit verbreitetes Problem“ handele: von den 195 teilnehmenden Diözesen berichteten 188, das es mindestens einen Verdachtsfall des sexuellen Missbrauchs gegen einen Priester oder Diakon gegeben habe. Je nach Region waren gegen 3 bis 6 % der tätigen Priester Anschuldigungen erhoben worden.[30]
Das Erzbistum Los Angeles einigte sich im Juli 2007 außergerichtlich mit 500 klagenden mutmaßlichen Opfern sexuellen Missbrauchs durch Geistliche auf Entschädigungszahlungen in Höhe von 660 Millionen US-Dollar. Teilweise datieren die Missbrauchsfälle bis in die 1940er Jahre zurück. Über die Vorfälle berichtet der Dokumentarfilm Deliver Us from Evil.
Die römisch-katholische Kirche in den Vereinigten Staaten verzeichnet die Klagen von etwa 10.000 Opfern.[31] Bisher wurden mehr als zwei Milliarden Dollar Schadenersatz an die Opfer gezahlt.[32] Eine Reihe amerikanischer Bistümer meldeten Insolvenz an, weil die Schadensersatzforderungen der Opfer nicht mehr bedient werden konnten, darunter das Bistum Davenport in Iowa, Bistum Fairbanks in Alaska, das Bistum Portland in Oregon, das Bistum San Diego in Kalifornien, das Bistum Spokane in Washington, das Bistum Tucson in Arizona und das Bistum Wilmington in Delaware.[33]
Kanada
Bischof Hubert Patrick O’Connor trat 1991 zurück. Er wurde im November 1996 wegen Sex-Straftaten in seiner Zeit als Priester zu zweieinhalb Jahren Gefängnis verurteilt. [34]
Australien
Die Organisation Broken Rites erfasst 71 wegen sexueller Straftaten verurteilte katholische Priester und Lehrer unter dem Begriff Black-Collar Crime.[35]
Haltung des Vatikans
1962 hatte der Vatikan in einem 69-seitigen Schreiben Crimen sollicitationis – verfasst durch Alfredo Kardinal Ottaviani und bestätigt durch Papst Johannes XXIII. – die Bischöfe offiziell angewiesen, Fälle sexuellen Missbrauchs durch Priester vor, während oder nach der Beichte nicht der Öffentlichkeit mitzuteilen, sondern diese Vergehen „mit größter Geheimhaltung“ innerkirchlich zu verfolgen. Auch Opfer des Missbrauchs sollten unter der Drohung der Exkommunizierung „ewiges Schweigen“ schwören. Sie sollten den Missbrauch aber innerkirchlich anzeigen. Ziel der Anordnung sei es gewesen, „Beschuldigte zu schützen, so wie dies heute bei Zivilverfahren der Fall ist.“[36] Das Schreiben legt im Einzelnen fest, wie innerkirchliche Untersuchungen in solchen Fällen zu führen und Priester gegebenenfalls zu bestrafen sind. Der erste öffentliche Hinweis auf diese Anweisung erfolgte im August 2003 durch das britische Blatt The Observer.[37]
Dieses Schreiben wurde am 18. Mai 2001 durch das Schreiben De delictis gravioribus des damaligen Präfekten der Kongregation für die Glaubenslehre, Joseph Kardinal Ratzinger, abgelöst. Er ruft darin die der Glaubenskongregation vorbehaltenen schweren Straftaten in Erinnerung, darunter „die von einem Kleriker begangene Straftat gegen das sechste Gebot des Dekalogs mit einem noch nicht 18jährigen minderjährigen Menschen“.[38]
„Wenn ein Bischof oder Hierarch auch nur vage Kenntnis von einer derartigen Straftat hat, muss er sie nach abgeschlossener Voruntersuchung an die Glaubenskongregation weitermelden, die, wenn sie nicht wegen besonderer Umstände den Fall an sich zieht, durch Weitergabe der entsprechenden Vorschriften dem Bischof beziehungsweise Hierarchen gebietet, durch sein je eigenes Gericht das weitere Verfahren führen zu lassen. … Zu beachten ist, dass die Verjährungsfrist für eine Strafklage gegen Strafhandlungen, die der Glaubenskongregation vorbehalten sind, zehn Jahre beträgt. Die Verjährung läuft nach dem allgemeinen Recht ab; aber bei einer von einem Priester begangenen Straftat an einer minderjährigen Person beginnt die Verjährung erst mit dem Tag, an dem die Person das 18. Lebensjahr vollendet hat.“
Am 22. November 2001 entschuldigte sich Papst Johannes Paul II. öffentlich bei jenen Ordenschwestern, die Opfer von sexuellem Missbrauch durch Priester geworden sind. Ein interner Bericht der Ordensschwester Maura O'Donohue war im Februar 1995 dem Vatikan vorgelegt und in einer Arbeitsgruppe geprüft worden. Im März 2001 war der Bericht durch den National Catholic Reporter an die Öffentlichkeit gelangt. Der Bericht enthielt Hinweise, dass einige Priester und Missionare in 23 Ländern, darunter die USA, Philippinen, Irland und Papua-Neuguinea, Nonnen zu sexuellen Handlungen gezwungen hätten, in einigen Fallen sei es zu erzwungenen Abtreibungen gekommen. Darauf hin kam es im Juli 2001 in New York City vor dem Gebäude der Vereinten Nationen zu Protesten, die die Einsetzung einer unabhängigen Kommission verlangten.[39][40]
Im Frühjahr 2002 hat das Bekanntwerden zahlreicher sexueller Missbrauchsfälle die amerikanische Kirche erschüttert, woraufhin Papst Johannes Paul II. Mitte April 13 amerikanische Kardinäle nach Rom zitierte und die künftige „Null-Toleranz“ vorgab.[41]
Im April 2003 fand in Rom zum Thema „Pädophilie und Kirche“ ein Symposion statt. Die Ergebnisse publizierten R. Karl Hanson, Friedemann Pfäfflin und Manfred Lütz 2004 in dem Band „Sexual Abuse in the Catholic Church: Scientific and Legal Perspectives“ („Sexueller Missbrauch und die katholische Kirche. Wissenschaftliche und rechtliche Perspektiven“).[42]
Im April 2008 äußerte sich Papst Benedikt XVI. noch vor seiner USA-Reise, er sei tief beschämt über die Serie von Missbrauchsfällen pädophiler Priester und wird zitiert mit der Aussage „Wir werden Pädophile vom Heiligen Dienst absolut ausschließen.“[43] Am 17. April 2008 traf er sich in Washington mit einer kleinen Gruppe von fünf Personen, die Opfer sexuellen Missbrauchs von Priestern geworden waren.[44]
Während seines Aufenthalts in Australien im Rahmen des Weltjugendtages in Sydney im Juli 2008 sprach der Papst erneut von tiefer Beschämung über den sexuellen Missbrauch Minderjähriger in der katholischen Kirche Australiens. Er forderte, dass alle, die dieses Übel begangen hätten, vor Gericht gestellt werden müssten, während die Kirche die Opfer mit größtem Mitgefühl und Sorgfalt behandeln müsse. Hunderte Mitglieder der Organisation Broken Rites hatten während seiner Rede vor der Kathedrale protestiert und warfen der katholischen Kirche in Australien „jahrelange Vertuschungsversuche” und ein Verzögern von Entschädigungsverfahren vor.[45] Diese Rede wurde allgemein als erste offizielle Entschuldigung gewertet.[46]. Kurz vor seiner Abreise traf Benedikt auch in Sydney Opfer sexuellen Missbrauchs durch Priester und erfüllte damit eine der Hauptforderungen der australischen Opferverbände. Broken Rites forderte Benedikt XVI. auf, er müsse die Bischöfe in Australien anweisen, sich nicht länger gegen eine zivilgerichtliche Verfolgung der Missbrauchsfälle zu stellen.[47]
Nachdem am 22. September 2009 die Internationale Humanistische und Ethische Union die römisch-katholische Kirche vor den Vereinten Nationen des Bruchs der Artikel 3, 19, 34 und 44 des 1990 auch vom Vatikan unterzeichneten Internationalen Übereinkommens über die Rechte des Kindes beschuldigt und ihr insbesondere Verschleierung und Verhinderung weiterer Fälle vorgeworfen hatte, erklärte Silvano Tomasi, der ständige Beobachter des Vatikans bei der UN, in seiner Antwort, dass Studien zufolge 1,5 bis 5 Prozent aller katholischen Geistlichen in den letzten 50 Jahren in Missbrauchsfälle verwickelt gewesen seien. Die Situation in den Vereinigten Staaten sei nicht nur ein römisch-katholisches Problem, weil die meisten Anschuldigung protestantische Kirchen beträfen und auch für die jüdischen Gemeinden so etwas ähnlich weit verbreitet sei.[48]
Im Dezember 2009 entschuldigte sich Papst Benedikt XVI. für den sexuellen Missbrauch von Kinder durch Priester in Irland. Er teile mit vielen Gläubigen in Irland „die Empörung, das Gefühl des Verrats und die Scham“ über die „abscheulichen Verbrechen“.[49][50]
Im Februar 2010 verurteilte Benedikt XVI. den Missbrauch von Internatsschülern durch den Jesuitenorden in Deutschland und kündigte an, Verstöße gegen die Rechte von Kindern durch Vertreter der Kirche auch künftig zu verurteilen.[51]
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Auch zum Folgenden Hans Günter Hockerts: Die Sittlichkeitsprozesse gegen katholische Ordensangehörige und Priester 1936/1937. Eine Studie zur nationalsozialistischen Herrschaftstechnik und zum Kirchenkampf. Matthias-Grünewald-Verlag, Mainz 1971
- ↑ Burkhard Jellonnek: Homosexuelle unter dem Hakenkreuz. Die Verfolgung von Homosexuellen im Dritten Reich. Schöningh, Paderborn 1990, S. 195
- ↑ Jede Menge Pornos. In: Der Spiegel, 16. Oktober 1995 (online)
- ↑ Gott würde es billigen. In: Der Spiegel, 13. März 1995 (online)
- ↑ Früherer Weihbischof versucht Neubeginn fern des Mainzer Doms. In: FAZ, 30. Mai 2003 (online)
- ↑ SWR-Umfrage: Nur sechs Bistümer ohne Missbrauchsfälle. Pressemitteilung des Südwestrundfunks, 30. August 2002 (online)
- ↑ Zum Vorgehen bei sexuellem Missbrauch Minderjähriger durch Geistliche im Bereich der Deutschen Bischofskonferenz. Leitlinien mit Erläuterungen. (online)
- ↑ Sexueller Missbrauch: Jeder Fall ein Fall zu viel. In: Hessischer Rundfunk, 28. September 2007 (online)
- ↑ Anhörung vor dem Petitionsausschuss des Deutschen Bundestages. Beschluss vom 26. November 2008 (online)
- ↑ a b Katholische Kirche in Deutschland. Bistümer melden Dutzende Verdachtsfälle auf Kindesmissbrauch. In: Spiegel online, 6. Februar 2010 (online)
- ↑ Das unmoralische Beichtgeheimnis. In: Berliner Zeitung, 6. Oktober 2000 (online)
- ↑ Bishop defends sex offence silence. In: The Guardian, 16. Juni 2001 (online)
- ↑ Bischofsrücktritt nach Missbrauchskandal. Irlands Katholiken misten aus. In: Der Spiegel, 17. Dezember 2009 (online)
- ↑ Ralf Borchard: Bericht über jahrzehntelangen Missbrauch veröffentlicht. Erschütterndes aus Irlands „Häusern des Horrors“. In: tagesschau.de, 20. Mai 2009 (online)
- ↑ Martin Alioth: Skandal in Irlands Kirche. Geschlagen, gedemütigt, vergewaltigt. In: Spiegel Online, 20. Mai 2009 (online)
- ↑ Untersuchungsbericht. Tausende Kinder in Heimen der irischen Kirche missbraucht. In: Spiegel Online, 20. Mai 2009 (online)
- ↑ Report by Commission of Investigation into Catholic Archdiocese of Dublin. Juli 2009 (online)
- ↑ Missbrauchsskandal. Irische Bischöfe bieten an Heiligabend Rücktritt an. In: Spiegel Online, 25. Dezember 2009 (online)
- ↑ Sexueller Missbrauch durch Geistliche. Irische Bischöfe reichen Rücktritt ein. In: tagesschau.de, 25. Dezember 2009 (online)
- ↑ Michael Lohmeyer: Der Vatikan untersucht die Affäre Groer. In: Berliner Zeitung, 3. März 1998 (online)
- ↑ Peter Mayr: „Ich habe erst nach und nach erkannt, dass er zwei Personenhälften hatte.“ Interview mit Helmut Schüller. In: Der Standard & derstandard.at, 20. Jänner 2006 (online)
- ↑ Thomas Götz: Die neue Bußfertigkeit. Sex-Skandale um Geistliche zwingen die katholische Kirche zur Offensive. In: Berliner Zeitung, 28. Februar 2002 (online)
- ↑ The Most Reverend John Ward. In: The Daily Telegraph, 29. März 2007 (online)
- ↑ a b Italy grapples with accusations of sex abuse by Catholic priests. In: USA Today, 13. September 2009 (online)
- ↑ Kirche. Gott würde es billigen. In: Der Spiegel, 13. März 1995 (online)
- ↑ Elinor Burkett und Frank Bruni: Das Buch der Schande. Kinder, sexueller Mißbrauch und die katholische Kirche. Europa Verlag, Wien, 1995, ISBN 3203512424, 400 Seiten
- ↑ Millionen für Missbrauchsopfer. US-Kirche kauft sich frei. In: n-tv.de, 16. Juli 2007 (online)
- ↑ Barbara Hans: Wie der Papst Schwule aus US-Kirchen vertreiben lässt. 23. September 2005 (online)
- ↑ Karen Terry, Jennifer Tallon, Brenda Vollman, Bonnie Starfield: Child Sexual Abuse in the Catholic Church: An analysis of the data. Paper presented at the annual meeting of the American Society of Criminology, Royal York, Toronto, Nov 15, 2005
- ↑ The Nature and Scope of the Problem of Sexual Abuse of Minorsby Catholic Priests and Deacons in the United States. A Research Study Conducted by the John Jay College of Criminal Justice. (online)
- ↑ Missbrauch in der Kirche: Die Herde der schwarzen Schafe . In: Der Stern, 6. Februar 2010 (online)
- ↑ Papst „tief beschämt“ über pädophile Priester. In: Focus, 15. April 2008 (online)
- ↑ Hannes Stein: Offenbarungseid amerikanischer Katholiken. In: Die Welt, 31. Oktober 2009 (online)
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- ↑ Priester sollten sexuellen Missbrauch verheimlichen. In: Süddeutsche Zeitung, 19. August 2003 (online)
- ↑ Vatican told bishops to cover up sex abuse. In: The Observer, 17 August 2003 (online)
- ↑ Brief an die Bischöfe der ganzen katholischen Kirche und an andere Bischöfe und Hierarchen, die es angeht, über die der Glaubenskongregation vorbehaltenen schweren Straftaten. (online)
- ↑ Priester und Bischöfe missbrauchen Nonnen sexuell. In: Berliner Zeitung, 22. März 2001 (online)
- ↑ We are church (online)
- ↑ Papst verurteilt Pädophilie als Verbrechen. In: ORF Religion vom 23. April 2002 (online)
- ↑ Null-Toleranz-Politik umstritten. Päpstliche Akademie für das Leben publiziert Studie über Kirche und Pädophilie. In: Die Tagespost vom 26. Februar 2004 (online)
- ↑ Papst Benedikt XVI. besucht die USA: Klare Worte gegen pädophile Priester in Übersee. In: News.at, 15. April 2008 (online)
- ↑ Trost und Ermutigung: Benedikt XVI. traf sich mit Missbrauchsopfern. Bericht auf zenit.org vom 18. April 2008 ([1])
- ↑ Sexueller Missbrauch. Scham des Papstes reicht den Opfern nicht. In: Focus, 19. Juli 2008 (online)
- ↑ Sydney. Papst entschuldigt sich für sexuelle Übergriffe Geistlicher. In: Spiegel online, 19. April 2008 (online)
- ↑ Papst trifft Opfer sexuellen Missbrauchs. In: tagesschau.de, 21. Juli 2008 (online)
- ↑ Peter Mühlbauer: Hauptsache unter der Fünf-Prozent-Hürde In: Telepolis, 1. Oktober 2009 (online)
- ↑ Papst Benedikt XVI. über die Missbrauchsfälle in Irland. In: Domradio, 11. Dezember 2009 (online)
- ↑ Irland: Reaktionen auf Krisengipfel zu Missbrauchsskandalen. In: Radio Vatikan, 13. Dezember 2009 (online)
- ↑ „Rechte und Liebe der Kinder nicht herabmindern.“ In: Domradio, 9. Februar 2010 (online)