Friedrich Stärk
Frederick Stark, Geburtsname Fiedrich „Fritz“ Stärk, (* 16. November 1891 in Meßkirch; † 16. November 1969 in Merzhausen) war ein deutschamerikanischer Musiker, Komponist, Orchestermanager und Musikarrangeur. Er war leitender Musikdirektor der Walt-Disney Produktion in Hollywood.[1][2] Nicht zu verwechseln ist er mit Frederick Starck, einem Gründungsmitglied der New Yorker Philharmoniker.
Leben
Kindheit und Jugend
Fritz Stärk wurde am 16. November 1891 in Meßkirch im damaligen Großherzogtum Baden in eine wohlhabende Familie geboren. Sein Großvater Johann Stärk war Besitzer der Brauerei Stärk (Messo-Bräu), damals die größte Brauerei und zugleich der wichtigste Gewerbebetrieb der Stadt. Außerdem besaß er das Hotel Sonne, das damals als bestes Hotel am Ort galt.
1891 übernahm sein älterer Sohn Fritz die Brauerei und sein jüngerer Sohn Ernst, der Vater von Fritz Stärk das Hotel. Fritz Stärk erhielt ab dem Alter von fünf Jahren Geigenunterricht. Nach dem Realschulabschluss in Meßkirch besuchte er die Oberrealschule in Karlsruhe. Während der Schulzeit hatte er die Gelegenheit, das Hoftheaterzu besuchen, wo er u .a. Gustav Mahler, Leo Blech oder Pablo de Sarasate erlebte. Nach zwei Jahren musste er aus finanziellen Gründen die Schule verlassen, er sollte auf Wunsch des Vater Beamter werden. Daraufhin verließ er Meßkirch im Jahr 1913 und wanderte im Alter von 21 Jahren in die USA aus.
Karriere in den USA
Als Wandermusiker gelangte er über Paris nach Genua, wo er auf der „Prinzessin Irene“ als Musiker anheuerte und nach New York gelangte. Er bestand die Aufnahmeprüfung am Konservatorium für Musik der Cornell University in Ithaca und konnte mit Hilfe von Stipendien sein Studium abschließen. Nach Kriegsende nahm er die US-amerikanische Staatsbürgerschaft an und änderte seinen Namen in Frederick Stark.
Seine Karriere in den USA begann im Kino. Er begleitete Stummfilme am Piano oder der Kinoorgel, zuerst in einem kleinen Theater in Danvill, Virginia, dann am neuen Broadway-Theater in Richmond, Virginia. Dort leitete er als Stehgeiger ein Orchester von zwölf Musikern, 1920 war er in Raleigh in North Carolina Orchesterleiter. Es folgten weitere Engagements in Florida, Georgia und Birmingham. Dort war er Dirigent im sog. Shrine Temple, einem Auditorium mit 2000 Sitzplätzen und einer neuen Orgel. Geige spielte er fortan nur noch in dem Streichquartett, das er gegründet hatte.
1925 wurde er Orchestermanager des Rialto- und des Metropolitan Theaters in Washington DC. 1927 wurde er zweiter Kapellmeister des großen neuen Fox Theaters. Das Orchester bestand aus 50 Musikern, hinzu kamen das Ballett und ein gemischter Chor. Der Stummfilm war zunehmend veraltet, und es kam der neue Tonfilm. Nach wenigen Monaten wurde Frederick Stark als 1. Dirigent in das neue Fox Theater in Detroit unter demselben Regisseur berufen. Das Theater hatte 6000 Sitzplätze, ein 60 Musiker Orchester mit zwei Dirigenten, ein Ballett mit 37 Tänzern und ein Chor mit 48 Sängern und 6–8 Solisten. Nach kurzer Zeit kam auch das neue Fox Theater in St. Louis dazu. Er hatte eine Woche in Detroit und eine Woche St. Louis täglich vier Vorstellungen zu dirigieren, abwechselnd mit Kollegen. Am Samstag kam noch ein Mittenacht-Programm und am Sonntagmorgen ein Symphoniekonzert dazu. Die Arbeit für die Fox endete 1935 mit der Pleite der Fox Corporation.
Von 1929 bis 1938 arbeitete Stark bei Radio KHJ in Los Angeles als Musikarangeur für Konzertprogramme und Hörspiele z. B. ein Kriminalhörspiel „Calling all Cars“, zu dem er die musikalische Untermalung dirigierte.[3]
In den Disney-Studios
1936 kam er durch Vermittlung von Leopold Stokowski zur Walt Disney-Company. Stokowski hatte Frederick Stark gehört, als dieser in der Hollywood Bowl, der größten Freilichtbühne Amerikas, 1935 und 1936 das Los Angeles Philharmonic geleitet hatte. Stokowski war zu diesem Zeitpunkt von Walt Disney für die Musik des Zeichentrickfilms Fantasia, dessen Soundtrack ausschließlich aus klassischer Musik besteht, engagiert worden. Das war der Beginn einer langjährigen Zusammenarbeit zwischen Stokowski und Stark. Sie haben in vielen langen Beratungen einen Weg gefunden, wie die Musik graphisch dargestellt werden kann mit sog. Expressure Sheets in verschiedenen Farben für einzelne Instrumente. Das war eine Hilfe für die Zeichner, die ablesen konnten, wie viele Takte es waren und wie viele Zeichnungen gemacht werden mussten. Außerdem entwickelten sie spezielle Anlagen, um Musik und Ton zu mischen. Vier bis sechs Tonmeister waren erforderlich, um den Ton dem Bild zu synchronisieren. Für die Nussknacker-Suite schrieb Stokowski das Präludium, Frederick Stark übernahm Tschaikowskys Musik in sechs speziellen Klavierarrangements In dieser Zeit war er an der Vertonung bzw. Zusammenstellung und dem Arrangement der Musik mehrerer Disney-Filme maßgeblich beteiligt. So schuf er unter anderem Arrangements für "Pinocchio" (Zeichentrickfilm 1940), "Fantasia" (1940), "Victory Air Power" (Kurzfilm 1943), "Grand Canyon" (Kurzfilm 1958) "Dornröschen" (Zeichentrickfilm, 1959).
Von 1938 bis zu seiner Pensionierung 1961 arbeitete er als Musikarangeur[4] und später als Musikdirektor der Walt Disney Studios in Hollywood.[3]
In dieser Zeit war er an der Vertonung bzw. der Zusammenstellung und dem Arrangement der Musik mehrerer Disney-Filme maßgeblich beteiligt. So schuf er unter anderem Arrangements für Pinocchio (Zeichentrickfilm, 1940), Fantasia (Zeichentrickfilm, 1940), Victory Through Air Power (Real-und-Trick-Mischfilm, 1943), Grand Canyon (Kurzfilm, 1958) und Dornröschen (Zeichentrickfilm, 1959).
Für die „Nussknacker Suite“ im Film Fantasia schrieb Leopold Stokowski das Präludium, Frederick Stark übernahm Tchaikovskys Musik in sechs speziellen Klavierarrangements.[5] Die Orchesteraufnahmen wurden von Stokowski in Philadelphia mit dem Philadelphia Orchestra gemacht. Frederick Stark war für die Separation der einzelnen Instrumente und Stimmen durch die Steuerung von neun Mikrofon-Kanälen und einem Overall-Mikrofon zuständig. So konnten Einzelstimmen im Vordergrund hörbar gemacht werden, während andere im Hintergrund lagen.
Als das Projekt Fantasia fertiggestellt war, verließ Stokowski Walt Disney. Frederick Stark blieb und wurde der Musikdirektor der Disney Company in Hollywood.
Er arrangierte Musik für Naturfilme z. B. „Das Erwachen der Natur“. Für diesen Film wurde die Genehmigung gekauft, Maurice Ravels Boléro zu benutzen. Frederick Stark schrieb eine neue Partitur für großes Orchester und dirigierte die Musik selbst. Der Film wurde erfolgreich, sodass Walt Disney noch andere Natur- und Spielfilme plante, in welchen Musik bedeutender Komponisten zu hören war.
Die Arbeit für Grand Canyon kann als einer seiner größten Erfolge gewertet werden. Der Realfilm, der in den USA bei der Erstaufführung von Dornröschen im Vorprogramm lief, wurde 1959 mit einem Oscar in der Kategorie Bester Kurzfilm (Realfilm) ausgezeichnet. Frederick Stark wurde für diesen Film von Walt Disney als Dirigent von Hollywood nach München geschickt, um dort für Disneyland Records die „Grand Canyon Suite“ von Ferde Grofé mit einem Symphonie-Orchester, das ansonsten unter der Leitung von Kurt Graunke stand (Symphonie-Orchester Graunke, das 1990 in Münchner Symphoniker umbenannt wurde), aufzunehmen.[6][7]
1959 kam der Beethoven-Film heraus. Der Spielfilm sollte in Deutschland gedreht werden, mit Karlheinz Böhm als Beethoven. Walt Disney schickte Frederick Stark nach Berlin, um die Tonaufnahmen mit den Berliner Symphonikern, dem Günther Arndt-Chor und einem Berlin Knabenchor, Leitung Karl Forster, aufzunehmen. Zwei Wochen dauerten die Aufnahmen, Auszüge aus der 5. Symphonie, der Fidelio-Ouvertüre, aus Egmont, Romanze in F-Dur für Violine und Orchester, Pathétique in Frederick Starks Arrangement für Solo-Klavier (Lothar Bodack) und Streichorchester, außerdem Teile der Pastorale und als Finale den letzten Satz der 9. Sinfonie. Der Knabenchor sang sein Arrangement von Beethovens Die Himmel rühmen für Knabenchor, 2 Solostimmen und Orgel.
1961 nahm Frederick Stärk Abschied vom Walt Disney Studio in Hollywood. Seinen Lebensabend verbrachte er in Deutschland in Merzhausen bei seiner jüngsten Schwester Wilma (Mimi) Eberlein.
Ganz zog er sich aber nicht von seinem Beruf zurück. Walt Disney hatte ihn beauftragt die Synchronisation seiner Filme in Deutschland, Frankreich und Italien zu übernehmen. Es waren mehrere Kurzfilme zunächst und dann in Paris die neue Inszenierung von "Schneewittchen und den sieben Zwergen" in die französische Sprache umzusetzen. Danach folgten die Synchronisationen von "Legend of Lobo", "Summer Magic", "Donald and the Weel", "The Sword in the stone" und das Musical Marry Poppins.
In seiner Heimatstadt Meßkirch dirigierte Fritz Stärk im Dezember 1964 das „Festliche Konzert“ in der Stadthalle mit dem Bodensee-Symphonie-Orchester Konstanz dirigierte.[8]
Frierich Stärk verstarb am 16. November 1969 im Alter von 79 Jahren in Freiburg an einem Herzleiden.[3]
Werke (Auswahl)
- Banner in the sky
- Newsreel music. Vol. 3. Orchestra. Music & arr.
- Oom-pah-pah!
- Two weeks with pay
- Up in the mountains
- Valentine waltz
Ehrungen
Ihm zu Ehren wurde in seiner Heimatstadt Meßkirch eine Straße nach ihm benannt, der Friedrich-Stärk-Weg im Baugebiet Hauptbühl II.
Stärk erhielt vom Staate Kalifornien 1960 eine Ehrenurkunde für seine musikalischen Leistungen. Von Walt Disney und seinem Bruder Roy, dem Präsidenten der Walt Disney Company, erhielt Frederick Stark eine besondere Ehrung – den „mousecar“.
Weblinks
- Frederick Stark bei IMDb
- Badischer Geniewinkel
- Grand Canyon (Dokumentarfilm)
- Messkircher Komponisten
Einzelnachweise
- ↑ Sandra Häusler (sah): Geschichten von ungewöhnlichen Menschen. In: Südkurier vom 16. Juni 2011
- ↑ Manfred Dieterle-Jöchle (dim): “Erstaunlich wozu Menschen fähig sind”. In: Südkurier vom 20. Mai 2005
- ↑ a b c Broadcasting, Band 77, Cahners Publishing Company, 1969, S. 73
- ↑ The Score, Vol. 1, No. 9, September 1944. (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im April 2018. Suche in Webarchiven) Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. (PDF-Datei; 684 kB)
- ↑ The Nutcracker Suite from Walt Disney's Fantasia. Story and illustrations inspired by the music of Peter Ilich Tchaikovsky. Special arrangements freely transcribed for piano by Frederick Stark. „About the Music“ introduction and foreword by Leopold Stokowski. Illustrations by Walt Disney Productions. 1940, Little, Brown and Company. Color and black-and-white illustrations with text and music.
- ↑ Vgl. Fred Hamel (Hrsg.): Musica. Monatsschrift für alle Gebiete des Musiklebens, Band 13, Bärenreiter-Verlag, 1959, S. 267
- ↑ Vgl. Film-Dienst, Band 55, Ausgaben 20–26. hrsg. v. Katholisches Institut für Medieninformation, Katholische Filmkommission für Deutschland, 2002
- ↑ Werner Fischer (wf): Einstmals. In: Südkurier vom 31. Dezember 2014
Anmerkungen
Personendaten | |
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NAME | Stärk, Friedrich |
ALTERNATIVNAMEN | Stärk, Fritz (Spitzname); Stärk, Fred; Frederic, Friedrich; Stark, Frederick; Starck, Friedrich |
KURZBESCHREIBUNG | deutschamerikanischer Pianist, Dirigent, Komponist und Musikarrangeur in Hollywood |
GEBURTSDATUM | 16. November 1891 |
GEBURTSORT | Meßkirch |
STERBEDATUM | 16. November 1969 |
STERBEORT | Merzhausen |