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Berlin-Biesdorf

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Biesdorf ist ein Ortsteil im Bezirk Marzahn-Hellersdorf in Berlin, der 1920 im Rahmen der Bildung von "Groß-Berlin" Teil des Berliner Stadtgebietes wurde.

Geschichte des Dorfes Biesdorf

Die Anfänge

  • Wie umfangreiche archäologische Untersuchungen (zuletzt 1999/2000) belegen, kam es bereits um 9000 v.Chr. zu Siedlungen im heutigen Biesdorf. Seit ca. 1000 v.Chr. kam es zu einer dauerhaften Besiedlung auf dem Gebiet.
  • Biesdorf selbst wurde (wie viele andere Orte in der Umgebung) 1375 Landbuch Kaiser Karls IV. erstmals urkundlich erwähnt. Grundherr von Bysterstorff bzw. Bisterstorff ist Hennig von der Gröben.
  • Mit der Reformation in Brandenburg wird Biesdorf 1539 Mutterkirche von Kaulsdorf, später auch von Mahlsdorf, in den ersten Jahrzehnten nach 1539 auch von Marzahn. Erster Pfarrer ist Thomas Meier.
  • Der Dreißigjährige Krieg sorgt auch in Biesdorf zu Zerstörungen und Bevölkerungsschwund: Gab es 1624, also 6 Jahre nach Kriegsbeginn, noch 19 Bauern und 13 Kossäten , so sind es (nach dem Landreiterbericht) 1652 nur noch 4 Bauern und 6 Kossäten.
  • 1653 und 1666 erwirbt Kurfürst Friedrich Wilhelm Biesdorf in zwei Schritten. Das Dorf wird dem kurfürstlichen Amt Köpenick unterstellt und verbleibt bis 1872 im Besitz des Kurfürsten bzw. Königs.
  • 1806 findet in der Biesdorfer Feldmark eine von Napoleon I. abgenommene Parade der französischen Truppen unter Marschall Davout statt.
  • 1865 bis 1933 wird mit einer kurzen Unterbrechung der Biesdorfer Pfarrer Superintendent für den Kirchenkreis Berlin-Land bzw. Berlin-Land I.
  • Das Schloss Biesdorf [1] wird 1868 von Heino Schmieden als spätklassizistische Turmvilla errichtet.
  • Erstmals findet 1874 im Dorf Biesdorf eine Gemeindevertreterwahl statt. Das Dorf gehört zum neugebildeten Amtsbezirk Biesdorf, das Gut bleibt bis 1920 rechtlich selbständig. Von 1872 bis 1920 sind die Dorfgemeinde und das Gut Teil des Kreises Niederbarnim.
  • 1885 wird der Bahnhof Biesdorf an der "Königlichen Ostbahn" (Berlin-Petersburg) eröffnet. 1891 wird Biesdorf an den Berliner Vororttarif angeschlossen.
  • Am 17. Februar 1887 erwirbt Werner von Siemens das ca. 600 ha große Gut Biesdorf inklusive Schloss und überträgt es 1889 seinem Sohn Wilhelm. Dieser lässt den Schlosspark zwischen 1891 und 1898 auf 14 ha erweitern und duch den Gartenbauarchitekten Albert Brodersen als Lanschaftspark erweitern
  • 1893 eröffnet nach dreijähriger Bauzeit die Heil- und Pflegeanstalt für Epileptische “Wuhlgarten", das heutige “Wilhelm-Griesinger-Krankenhaus".
  • Seit der Jahrhundertwende beginnt in Biesdorf eine verstärkte Siedlungstätigkeit, ab 1904 erhält der Ort Wasser- und Gasanschluss, erst 1914 kommt die Stromversorgung hinzu. Es wird die "Villen-Kolonie Biesdorf-Süd" angelegt. Bis 1933 entstehen u.a. die Siedlungen "Neu-Biesdorf", "Biesdorf-Nord", "Kolonie Daheim" und "Biesenhorst".
  • 1907-1909 wird in Biesdorf nach Plänen von Karl Janisch die erste drehbare Luftschiffhalle [2] zu Lande errichtet. Am 23. Januar 1911 findet die erste 40 minütige Probefahrt des Siemens-Schuckert-Luftschiffes (SSL) statt.

Biesdorf als Teil Berlins 1920-1933

  • 1920 wird Biesdorf nach Berlin eingemeindet und Teil des Bezirkes Lichtenberg. Im OT wird eine Amtstelle eingerichtet, die ab 1923 auch für Marzahn zuständig ist.
  • Am 21./22. Dezember 1927 kauft die Stadt Berlin für sechs Millionen Reichsmark Gut, Schloss und Park Biesdorf. Ab Pfingsten 1928 ist der ca. 14 ha große Park der Öffentlichkeit zugänglich. In den unteren Räumen des Schlosses entstehen Diensträume der Polizei, 1929 wird die Ortsamtsstelle Biesdorf im Schloss eingerichtet.
  • Im November 1928 wird Biesdorf an das elektrische S-Bahnnetz angeschlossen.
  • Nach der "Machtergreifung" der Nationalsozialisten 1933 wird der Biesdorfer Arzt Dr. Arno Philippsthal eines der ersten jüdischen Opfer in Berlin. Er wird am 21. März 1933 festgenommen und stirbt am 3. April an den Folgen der Misshandlungen.
  • 1933 zieht die Ortsgruppe der NSDAP und NSV ins Schloss Biesdorf ein.
  • Ab 1934 werden infolge des Gesetzes über die “Verhütung erbkranken Nachwuchses" werden auch in der Anstalt für Epileptische “Wuhlgarten" Zwangssterilisierungen vorgenommen. Mindestens 689 Patienten werden im Rahmen des "Euthanasieprogramms" in Tötungsanstalten deportiert.
  • Zwischen 1940 und 1942 werden in Biesdorf die "Gemeinschaftslager" Nr. 12-14 und 56 des Generalbauinspektors [3] für die Reichshauptstadt als Fremd- und Zwangsarbeiterlager errichtet. Auch bei den örtlichen Bauern mussten Zwangsarbeiter die im Kriegseinsatz befindlichen Arbeitskräfte ersetzen. (vgl.: Erinnerungen einer Zwangsarbeiterin an Ihren Einsatz im Nachbardorf Marzahn [4])
  • Im Mai 1942 mietet die AEG den Saalanbau einer Biesdorfer Gasstätte, der bisher u.a. von den Katholiken in Biesdorf-Nord und Marzahn für Gottesdienste genutzt wurde, um dort Zwangsarbeiter unterzubringen.
  • Am 30. März 1943 werden bei einem schweren Luftangriff 13 Menschen getötet.
  • 1943/44 verstecken Gisela Reissenberger und ihre Mutter Elsa Ledetsch in ihren Häusern fünf jüdische Bürger. Sie werden dafür 1988 von der Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem als "Gerechte unter den Völkern" geehrt.
  • Am 22. April 1945 erreicht die Rote Armee Biesdorf, das insbesondere durch Volkssturm und versprengte Teile einer dänischen Waffen-SS-Einheit [5]verbissen verteidigt wird. Am Tag zuvor wurden die zweite Etage und die Inneneinrichtung des Biesdorfer Schlosses, des damaligen Sitz der NSDAP-Ortsgruppe, vermutlich durch Brandstiftung durch ein dänisches Waffen-SS-Kommando zerstört, um aus der NSDAP Parteileitung Berlin ausgelagerte Akten nicht in russische Hände fallen zu lassen, z.T. sollen auch Akten in der näheren Umgebung in Schützengräben und Unterständen vergraben [6] worden sein. Nach der Einnahme Biesdorfs durch die Rote Armee wird Fritz Dzyck von der Besatzungsmacht als Bürgermeister eingesetzt.

Biesdorf seit dem Zweiten Weltkrieg

  • Ende Mai/Anfang Juni 1945 werden 36 Häuser in Biesdorf für leitende Mitarbeiter von Behörden und Kultureinrichtungen beschlagnahmt, im Oktober 1946 werden mehrere Grundstücke zurückgegeben.
  • 1951 wird die im Zweiten Weltkrieg zerstörte Kirche auf dem Anger nach dem Wiederaufbau in vereinfachter Form eingeweiht und erhält den Namen “Gnadenkirche".
  • 1952 wird das 1945 von der Roten Armee besetzte Biesdorfer Gut "Volkseigenes Gut".
  • 1977 werden Schloss und Schlosspark, die seit 1955 für kulturelle Zwecke genutzt werden, unter Denkmalschutz gestellt.
  • 1979 wird Biesdorf Teil des neuen Stadtbezirkes Berlin-Marzahn.
  • 1993 wird der Biesdorfer Schlosspark [7], einschließlich Parkbühne, Eiskeller und Teich, nach einer Rekonstruktion wieder eröffnet. 1998 werden ein Teehaus und ein Lesegarten übergeben.
  • 1997 wird das Unfallkrankenhaus Marzahn [8] eröffnet.
  • 1999-2000 werden in Biesdorf-Süd archäologische Grabungen durchgeführt. Die Funde reichen bis in die Zeit vor ca. 9000 Jahren zurück. Ein Großteil der Funde ist heute im Märkischen Museum zu besichtigen.
  • 2001 wird Biesdorf im Rahmen der Bezirksfusion Teil des Bezirkes Marzahn-Hellersdorf.

Sehenswürdigkeiten im Ortsteil Biesdorf

Berühmte Biesdorfer

Kultur und Sport

Kultur

Im Schloss Biesdorf finden häufig verschiedene kulturelle Veranstaltungen, wie Lesungen und kleinere Theateraufführungen statt. Zusätzlich gibt es Veranstaltungen im "Theater am Park" sowie vereinzelt medizinhistorische Vorlesungen im "Alten Kesselhaus" der Unfallklinik Berlin-Marzahn.

Seit 2000 findet alljährlich im Mai wieder das traditionelle "Biesdorfer Blütenfest" fest. 2004 findet es vom 7. Mai bis zum 9. Mai rund um den Schlosspark Biesdorf statt.

Wirtschaft und Verkehr

Wirtschaft

  • BMW-Niederlassung Berlin
  • Stadtteilzentrum "BiesdorfCenter"
  • verschiedene mittelständische Unternehmen an der Oberfeldstraße, im Gewerbepark MEON

Verkehr

Durch den Ortsteil Biesdorf verkehrt die U-Bahn-Linie U5 (mit den Biesdorfer Bahnhöfen Biesdorf-Süd, Elsterwerder Platz sowie Wuhletal) sowie die S-Bahn-Linie S5 (mit den Bahnhöfen Biesdorf und Wuhletal).

Des Weiteren durchquert die Bundesstraße B1/B5 den Ortsteil.

Literatur

  • Bezirksamt Marzahn von Berlin (Hrsg.): Biesdorf und Marzahn. Aus der Geschichte zweier Dörfer. Ein Lesebuch. Berlin 2000.
  • Rach, Hans-Jürgen: Die Dörfer in Berlin. Ein Handbuch der ehemaligen Landgemeinden im Stadtgebiet von Berlin. 2. Aufl. Verlag für Bauwesen, Berlin 1990. ISBN 3-345-00243-4
  • Peters, Jürgen: Biesdorf - mitten in Berlin. Berlin, Kai Homilius Verlag, 2000. (Der historische Ort; Nr. 103). ISBN 3-89706-102-3.
  • Maether, Bernd: Schloss Biesdorf. Berlin, Kai Homilius Verlag, 2002. (Der historische Ort; Nr. 42). ISBN 3-931121-41-0.



Ortsteile des Bezirk Marzahn-Hellersdorf:
Biesdorf | Hellersdorf | Kaulsdorf | Mahlsdorf | Marzahn

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