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Benutzer:Karl Mittermayr Ing./Entwurf

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Kaltwasserheilanstalt Micheldorf in Oö.

Die Kaltwasser-Heilanstalt Micheldorf im Traunviertel war die erste natur-medizinisch und akademisch-systemisch geführte Wasserkur-Heilanstalt Österreichs ob der Enns im 19. Jahrhundert.

Der Gründungsinhaber und Erbauer der Heilanstalt, ebenso auch Inhaber des Gasthofes "Zur Sense" im Ort Micheldorf war der Gastgeber Justin Strasser (1807-1860). Sein inniger Freund, der österreichische Sensenfabrikant und Industriepionier, Caspar Zeitlinger, ebenso auch aus Micheldorf wird später als weiterer Inhaber der ehemaligen Heilanstaltsliegenschaft prägenden Einfluss haben und es ist daher naheliegend, dass er als einflussreicher Micheldorfer Gewerke schon in der Gründungsphase dementsprechend fördernd mitwirkte, insbesondre im Hinblick auf die konstruktive Gestaltung und praktische Ausführung der Hydroröhrenleitung von der Kremsursprung-Quelle zum Curhaus und Douche.

Der k.k. Bezirksarzt von Kirchdorf, Doktor der Medizin und Magister der Geburtshilfe Ludwig Wokurka Edler von Pflichtenheld (1802-1862; ehemaliger Bezirksarzt in Radstadt im Salzburger Kreis und praktischer Arzt in Znaim) führte schon erfolgreich vor der eigentlichen Neuerrichtung der Heilanstalt (1839) hier mittels einfachen Behelfen Prießnitz´sche Kaltwasserkuren mit Patienten durch, sodass J. Strasser sich entschloss eine vollkommen und zweckmäßig eingerichtete Heilanstalt nach Lehren des autodidaktischen Naturheilers Vincenz Prießnitz zu Gräfenberg bei Freiwaldau in der naturbelassenen Einschichte Kremsursprung neu zu erbauen. Dr. von Pflichtenheld wurde daher auch ärztlicher Leiter ebendieser Heilanstalt. Er war promovierter Mediziner der Universität Wien (Dissertatio inauguralis Medica de Diahrroea - Doctoris medicinae Laurea 1826); für den vorindustriellen Vormärz ein eher atypischer Edelmann mit herausragendem sozialen Weitblick und in der Bevölkerung hochgeachteter Mensch. Er wurde auch später noch zum k.k. Kreisarzt Steyr berufen. In der Hydrotherapie verstand er insbesondre die heilende Wirkung des Kältereizes und kann als weiterer Pionier und Wegbereiter der Naturheilkunde betrachtet werden.



Erste Kaltwasser - Heilanstalt Österreichs ob der Enns (nach Vincenz Prießnitz zu Gräfenberg und Monsignore Sebastian A. Kneipp); eröffnet am 15. Juli 1839 durch den Gastgeber und Gründungsinhaber Justin Strasser. Ärztliche Leitung k.k. Bezirksarzt Dr. Ludwig Wokurka Edler von Pflichtenheld (später k.k. Kreisarzt Steyr).

  1. Website Regional- und Heimatforscher Karl Mittermayr in Micheldorf/OÖ. (Österreich)

Neuerrichtete Kaltwasser = Heilanstalt nächst Micheldorf im Traunkreise.

Am 15 l. M. hat der Unterzeichnete seine neu erbaute Anstalt, welche nach dem Muster der Gräfenberg´schen eingerichtet ist, eröffnet. Es wird unter den zahlreichen Anstalten dieser Art, welche in dem kurzen Zeitraume von wenig Jahren in Europa, vorzüglich aber in Deutschland errichtet worden sind, kaum eine geben, deren Erscheinen von den nähern, und einem großen Theile von entfernteren Bewohnern mit so ungetheiltem Beifall und an Enthusiasmus grenzender Theilname aufgenommen worden wäre, als es bei der in Rede stehenden der Fall ist. Zwar fehlte es in dieser Gegend nicht an Localitäten zum Baden im kalten Wasser, da diese jedoch vorzugsweise andern Leuten gewidmet sind, so war eine umfassende und genügende Adaptirung derselben zum Heilzwecke unthunlich, daher sie, anstatt einem schon gewecktem Bedürfnisse abzuhelfen, vielmehr nur dazu dienten, dieses noch fühlbarer zu machen.

Dem allgemeinen Wunsche eines Publicums zu entsprechen, welches durch mehrere von dem k. k. Bezirksarzte zu Kirchdorf, Hrn. med. Dr. v. Pflichtenheld, auf diesem Wege, ungeachtet so mangelhafter Behelfe, glücklich bewerkstelligte Curen sein volles Zutrauen diesem Heilzwecke bereits zugewendet hat, entschloß sich der Unterzeichnete um so williger, eine vollkommen und zweckmäßig eingerichtete Heilanstalt in dem anmuthigen Kremsthale an der Quelle dieses aus dem Breitenberge nächst Micheldorf zwischen Kalksteinfelsen entspringenden Flüßchens zu erbauen, als der ob genannte Hr. Bezirksarzt die Nachsicht persönlich pflegen zu wollen sich erklärt hat, wodurch den Besuchern dieser Anstalt eine durch Erfahrung bereicherte rationelle Behandlungsweise verbürgt wird.

Die Anstalt befindet sich am rechten Ufer der Krems, hundert und fünfzig Klafter unterhalb ihres Ursprunges, woher durch eine Röhrenleitung das Wasser der mit einem Falle von vier und zwanzig Fuß versehenen Douche den Bädern und dem Brunnen zugeführt wird.

Das mit seiner Fronte dem Sonnenaufgange zugekehrte Wohnhaus hat bis jetzt vier verwendbare Wohnungen im Erdgeschoße, welche stets nach individuellem Wunsche eingerichtet werden können, und diese Bequemlichkeit darbieten, daß jeder derselben ein abgesondertes Badezimmer in der Art beigegeben ist, daß die Wohnzimmer eine Reihe des Gebäudes, die Badezimmer ab die andere bilden. Die Douche ist 10 Schritte von dem Wohnhause entfernt, und es kann der Wasserstrahl mittelst eines einer einfachen Vorrichtung von 3 Zoll bis auf ein 1/2 Zoll Durchmesser vermindert werden. Das Wasser hat eine ungemein selbstständige Temperatur, da es in den heißesten Sommertagen nicht über + 8 1/2° R. steigt, im Winter aber nicht unter + 6° R. fällt. Eine dem Zwecke entsprechende Kost wird in der Anstalt bereitet, und um ein Billiges verabreicht. Wer die Anstalt mit eigener Gelegenheit besucht, kann diese im Gasthofe des Gefertigten unterbringen. Jene, welche ihren Aufenthalt im Orte zu nehmen vorziehen, erhalten eben daselbst Wohnungen für die Dauer der Curzeit, und können mittelst Stellwagen zu der eine halbe Stunde entfernten Anstalt befördert werden.

Eine gesunde, sauerstoffreiche Gebirgsluft, die romantischen Ansichten des ganzen aus Hügeln, Alpen und Felsenmauern gebildeten Kremsthales, in welchem die beiden verschwesterten Ortschaften Micheldorf und Kirchdorf liegen, deren Bewohner sich durch Gewerbsfleiß und Betriebsamkeit, so wie durch ihren großen und biederen Charakter, die noch unter ihnen weilende altdeutsche Gastfreundschaft und ein zuvorkommendes Benehmen gegen Fremde auszeichnen, dürften einem Jeden, dessen durch Geschäfte oder Verhältnisse gedrückter Geist einer Erheiterung und Erhebung zur Unterstützung der Körperskräfte so sehr bedarf, nicht genug zu beachtende Momente bei der Auswahl eines Ortes zur Erlangung der verlorenen, oder Herstellung der geschwächten Gesundheit darbieten.

Durch die ihre Anlage einer fast augenblicklichen Erweiterung fähige Anstalt, so wie die Weitläufigkeit seiner Gasthofsgebäude setzen den gefertigten in den Stand, unbedingte Aufnahme zuzusichern, nur gibt er sich Ehre aufmerksam zu machen, daß niemand ohne Vorweis eines von einem bewährten in= oder ausländischen Hrn. Heilarzte ausgestellten Zeugnisses, oder einer von dem Hrn. Dr. v. Pflichtenheld rührenden Aufnahmsbewilligung zur Cur zugelassen werden dürfe.

Micheldorf, am 17. Julius 1839. Justin Strasser, Gastgeber.

Eingabe des Textes: Ing. Karl Mittermayr, Co-Autor Cyprian Karl Mittermayr; Micheldorf, am 30.05.2021