Präsidentschaftswahl in den Vereinigten Staaten 1980

Die US-Präsidentschaftswahl von 1980 zeichnete sich durch den Wettkampf zwischen dem demokratischen Amtsinhaber Jimmy Carter und seinem republikanischen Gegenspieler, Ronald Reagan, aus. Aufgrund einer stagnierenden Binnenwirtschaft und einer sich verschlimmernden außenpolitischen Situation, die vor allem im Mittleren Osten durch die Geiselnahme von Amerikanern im Iran und dem sowjetischen Einmarsch in Afghanistan geprägt war, war Carter unpopulär.
Reagan, der charismatische Ex-Gouverneur von Kalifornien, konnte diese Situtation ausnützen und gewann deutlich gegen Carter. Der Wahlausgang markierte den Beginn der Reagan Revolution.
Kandidaten
Demokraten
Die demokratischen Kandidaten für das Amt des Präsidenten waren:
Jerry Brown, Gouverneur von Kalifornien
Jimmy Carter, Präsident der Vereinigten Staaten
Edward Kennedy, Senator aus Massachusetts
Aufgrund von Carters Unfähigkeit, mit Abgeordneten des Kongresses zusammenzuarbeiten (auch die seiner eigenen Partei), wurde er in den primaries vom liberalen Senator Ted Kennedy aus Massachusetts herausgefordert. Obwohl er weit mehr Ausstrahlung als Carter besaß, war seine Kampagne schlecht organisiert und Kennedy konnte sich nicht von persönlichen Tragödien freimachen - erwähnenswert ist hier vor allem der Autounfall auf Chappaquiddick Island, der zum Tod einer jungen Frau 1969 führte. Obwohl die Parteisolidarität während der Geiselnahme in Iran Carter fürs erste einen Vorsprung gab (und Jerry Brown damit aufgeben mußte), schaffte Kennedy im späteren Verlauf der primaries ein Comeback. Auf der National Convention 1980 gab Kennedy dann die Kandidatur auf und hielt eine Rede, in der er für mehr Liberalität innerhalb der Partei warb. Für viele ist das noch immer die beste Rede seiner Karriere. Der Parteitag ergab folgendes Ergebnis:
Jimmy Carter: 2123
Ted Kennedy: 1150
William Proxmire: 10
14 weitere Kandidaten, die jeweils eine oder zwei Stimmen bekamen: 28
Die Nominierung des Vizepräsidentschaftskandidaten wurde nicht im klassischen Sinne vorgenommen, da Kennedy-Unterstützer entschieden, ihre Stimmen so weit es ging ins Kandidatenfeld zu streuen und man so drei Versuche brauchte, um die erste Wahl auch nur annähernd abzuschließen. Walter Mondale wurde zuguterletzt per Akklamation nominiert, um den Parteitag zeitlich im Rahmen halten zu können.
Republikaner
Die republikanischen Kandidaten für das Amt des Präsidenten waren:
John Bayard Anderson, ein Abgeordneter aus Illinois
Howard Baker, Senator aus Tennessee and Minderheitsführer im Senat
George H.W. Bush, früherer Direktor der CIA und Ex-Vorsitzender des Republican National Committee
John Connally, früherer Gouverneur von Texas, ehemaliger Marine- und Finanzminister
Phil Crane, ein Abgeordneter aus Illinois
Bob Dole, Senator aus Kansas und der Kandidat für die Vizepräsidentschaft 1976
Ronald Reagan, früherer Gouverneur von Kalifornien und nominiert für die Präsidentschaft 1976 California and former candidate for the 1976 presidential nomination
Zu Beginn des Wahlkampfes war George Bush der klare Favorit. Aus den ersten Debatten ging jedoch der konservative Ronald Reagan als ernstzunehmender Kandidat hevor, der sich vor allem über wirtschaftliche Angelegenheiten mit Bush stritt.
Reagan war ein Anhänger einer Politik, die man als supply side economics bezeichnete. Kernpunkte dieser Politik waren die Forderung, die Steuerlast und die hohen Staatsausgaben zu reduzieren, die den Wohlfahrtsstaat seit den Zeiten des New Deal und der Great Society belasteten. Die Lösung, so meinten sie, läge darin, daß wirtschaftliche Entscheidungen nicht mehr von staatlicher Seite, sondern individuell getroffen würden. Reagan versprach eine wirtschaftliche Erholung, die alle Bevölkerungsschichten betreffen sollte. Da Steuerkürzungen ebenfalls die Staatseinnahmen reduzieren würden, wäre es ebenfalls notwendig, den Staatsapparat zu verschlanken. Andernfalls würden große Bundesdefizite die Effekte einer Steuersenkung zunichte machen, da der Staat dann Schulden aufnehmen müßte und damit die Zinssätze nach oben gehen würden und damit Investitionskapital wieder vernichtet werden würde. Deshalb versprach Reagan eine drastische Verschlankung des Staatsapparates, von dem er ausging, daß es damit erstmals wieder einen ausgeglichenen Haushalt seit 1969 geben würde. In den primaries nannte Bush Reagans Wirtschaftspolitik 'voodoo economics'. Dieser Satz wurde recht bekannt. Bush gewann den caucus in Iowa und Reagan gewann sehr deutlich in der New Hampshire primary, was die meisten anderen Kandidaten zur Aufgabe bewegte. Anderson gab in den primaries auf, trat aber als unabhängiger Kandidat an. Reagan gewann die meisten der darauffolgenden caucuses und primaries und sicherte sich damit die republikanische Nominierung. Reagan sprach ursprünglich mit Gerald Ford über die Möglichkeit seiner Vizepräsidentschaft; aber als der komplexe Plan nicht durchzusetzen war (Ford bestand darauf, Henry Kissinger und Alan Greenspan Kabinettsposten anzubieten), wählte er Bush zu seinem Vizepräsidentschaftskandidaten. Die Convention wurde in Detroit, Michigan im Juli 1980 abgehalten.
Die Ergebnisse des Parteitags waren wie folgt:
Präsidentschaftskandidat
Ronald Reagan: 1939
John Anderson: 37
George H.W. Bush: 13
Anne Armstrong: 1
Vizepräsidentschaftskandidat
George H.W. Bush: 1832
Jesse Helms: 54
Jack Kemp: 42
Phillip Crane: 23
einige andere wurden im weiteren Feld der Wahl gelistet.
Das republikanische Ticket für die Wahl 1980 war also Reagan/Bush.
Sonstige
Der liberale Republikaner John B. Anderson kandidierte, nachdem er auf der republikanischen Convention unterlag, als unabhängiger Kandidat. Die Libertarian Party nominierte Edward Clark als Präsidentschafts- und David H. Koch als Vizepräsidentschaftskandidaten.
Ergebnis
Kandidat | Partei | Stimmen | Wahlmänner | |
---|---|---|---|---|
Anzahl | Prozent | |||
Jimmy Carter | Demokrat | 35.480.115 | 41,0% | 49 |
Ronald Reagan | Republikaner | 43.903.230 | 50,7% | 489 |
John Anderson | — | 5.719.850 | 6,6% | 0 |
Edward Clark | Libertarian Party | 921.128 | 1,1% | 0 |
Barry Commoner | Bürgerlicher | 233.052 | 0,3% | 0 |
Andere | 252.303 | 0,3% | 0 | |
Gesamt | 81.531.584 | 100% | 537 |
Wahlkampf
Zu den Hauptthemen im Wahlkampf gehörten die schleppende Wirtschaft, Inflation, die Energiekrise und Carters Unfähigkeit die amerikanischen Geiseln im Iran zu befreien. Reagan, der versprach die Steuern zu reduzieren und mehr Geld für die Verteidigung der Vereinigten Staaten auszugeben, war während des gesamten Wahlkampfes an der Spitze der Umfragen.
Ergebnis
Ronald Reagan konnte die Wahl mit einer knappen absoluten Mehrheit der gesamten Stimmen für sich entscheiden. Er erhielt 43.903.230 (50,75%) der insgesamt 86.509.678 abgegebenen Stimmen, während Carter insgesamt nur 35.480.115 (41%) Stimmen bekam. Im wahlentscheidenden Wahlmännerkollegium fiel die Wahl noch sehr viel deutlicher aus. Reagan erhielt 489 Stimmen, Carter, der nur in 6 Bundesstaaten und im District of Columbia eine Mehrheit erzielen konnte, erhielt lediglich 49 Stimmen.