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Artus

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Datei:Artus.jpg
Statue König Artus' am Grabmal Kaiser Maximilians I. (Peter Vischer, 1512)

Artus (engl. Arthur), ist ein sagenhafter britischer König, der um 500 gegen die eindringenden Angeln und Sachsen gekämpft haben soll.

Die meisten Geschichten um König Artus, erstmals erwähnt vermutlich in walisischer Literatur des 6./7. Jahrhunderts, gehen teilweise auf keltische Märchen und Fabeln zurück, haben aber wahrscheinlich auch historische Grundlagen (siehe unten), während das Motiv der Tafelrunde erstmals in Waces „Roman de Brut“ (= Roman über Brutus) um 1155 auftaucht.

Artus wird besonders seit der Historia Regum Britanniae („Geschichte der Könige Britanniens“) des Geoffrey of Monmouth (um 1135) Stoff zahlreicher französischsprachiger höfischer Versepen und Prosaromane. Diese französisch-englische Artusepik befruchtet vom 12. bis zum 14. Jahrhundert die volkssprachigen Literaturen fast ganz Europas.

Artus ist eine wichtige Person in der Mythologie Britanniens („Matière de Bretagne“) – vergleichbar in der literarisch inspirierenden Bedeutung sind allenfalls die Geschichte um den Kreuzritter König Richard Löwenherz und Robin Hood – und wird mit anderen Mythen wie den Sagen um Merlin, um den Heiligen Gral und die Wilde Jagd in Verbindung gebracht.

Die Artussage

Die Artussage wurde in verschiedenen mittelalterlichen Dichtungen nacherzählt und ausgeschmückt. Hier wird die „Standard-Version“ der Sage nacherzählt, das heißt, weder sind alle hier erzählten Begebenheiten in allen Dichtungen zu finden, noch sind hier alle in Dichtungen erzählten Begebenheiten erzählt. Die wichtigsten unter den einzelnen Werken sind in der Medienliste zu Artus, Merlin und dem Gral zu finden.


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König Artus und der Heilige Gral

König Artus wird immer wieder mit dem Heiligen Gral in Verbindung gebracht. In einer Fassung der Sage soll der „Runde Tisch“ immer an dem Königshof gestanden haben, dessen Ritter nach dem Gral suchten. Das sei zuerst Uther Pendragon gewesen, dann Guineveres Vater Leodagan und schließlich Artus.

In der anonym überlieferten Dichtung Quête du saint Graal, die Teil des Prosa-Roman-Zyklusses Lancelot-Graal (geschrieben um 1215/30) ist, fanden schließlich drei von Artus' Rittern, nämlich Perceval, Bors und Galahad, der Sohn Lancelots, den Gral und brachten ihn an seinen Platz in einer Kirche im Nahen Osten.

Geschichte der Artussage

Früheste Überlieferungen von Artus

Artus wird das erste Mal in walisischer Literatur erwähnt. Im frühesten überdauerten walisischen Gedicht, dem Y Gododdin, schreibt der Dichter Aneirin (etwa 575 bis 600) über eine seiner Personen, dass sie „schwarze Raben über Wälle führte, obwohl sie nicht Artus war“. Aber dieses Gedicht, wie es im Moment existiert, besteht aus vielen Interpolationen und es ist nicht möglich zu entscheiden, ob diese Passage nicht ein Einschub aus einer späteren Periode ist.

Eine andere frühe Referenz zu Artus ist die Historia Brittonum („Geschichte der Briten“), die (was aber ziemlich sicher widerlegt werden kann) dem walisischen Mönch Nennius zugeschrieben wird, über den gesagt wurde, dass er die frühe walisische Geschichte um das Jahr 830 erfasst hat. In seiner Arbeit wird Artus als 'Anführer von Schlachten' bezeichnet, nicht als König. Artus erscheint auch in der walisischen Fabel Culhwch und Olwen, einer Erzählung, die üblicherweise mit dem Mabinogion assoziiert wird.

Später erwähnen Teile der Trioedd Ynys Prydein (Walisische Triaden) Artus und legen seinen Hof nach Celliwig, das in Cornwall liegt. Celliwig wurde von älteren cornischen Altertumsforschern mit Callington identifiziert, aber Rachel Bromwich, der letzte Bearbeiter der walisischen Triaden, setzt es mit Kelly Rounds, einer Höhenbefestigung in der cornischen Gemeinde von Egloshayle gleich.

König Artus wird manchmal auch als Führer der Wilden Jagd bezeichnet, nicht nur auf den britischen Inseln, auch in der Bretagne, Frankreich und Deutschland.

Ausbreitung der Artussage und Artusromantik

Artushof Danzig

1133 erstellte Geoffrey von Monmouth ein Manuskript, die Historia Regum Britanniae. Dieses Werk war das mittelalterliche Äquivalent eines Bestsellers und half, die Aufmerksamkeit anderer Schriftsteller wie Wace und Layamon auf diese Geschichten zu lenken, welche die Geschichten um Artus daraufhin erweiterten.

Während viele Gelehrte glauben, dass Geoffrey die Quelle der mittelalterlichen Bedeutung Artus' ist, argumentiert mindestens einer, Roger S. Loomis, dass viele der Sagen um Artus eigentlich aus bretonischen mündlichen Überlieferungen stammen, die über die königlichen und adligen Höfe Nordfrankreichs und Britanniens durch professionelle Geschichtenerzähler (Jongleurs) verbreitet wurden. Der französische Dichter Chrétien de Troyes arbeitete nach der Mitte des 12. Jahrhunderts Geschichten aus dem Mythos in eine literarische (Roman-)Form um, wie auch Marie de France es in ihren kürzeren Erzählgedichten (Lais) tat. Auf jeden Fall scheinen die Geschichten dieser zwei teilweise unabhängig von dem zu sein, was Geoffrey von Monmouth schrieb.

Der Artusmythos breitete sich, zunächst mit den Normannen, weit über den Kontinent aus. Ein Bild von Artus und seinen Rittern, die eine Festung angreifen, wurde zwischen 1099 und 1120 über dem nördlichen Durchgang der Kathedrale in Modena, Italien, in eine Archivolte gehauen. Ein Mosaikpflaster in der Kathedrale von Otranto nahe Bari, auch Italien, wurde 1165 mit der rätselhaften Beschreibung Arturus Rex erstellt, der ein Zepter hält und eine Ziege reitet. Erst am Ende des 12. Jahrhunderts setzt eine spezifisch literarische Rezeption ein, zunächst am Niederrhein, dann in Oberdeutschland (Hartmann von Aue, Ulrich von Zazikhofen, Wolfram von Eschenbach), im 14. Jahrhundert auch beispielsweise in Skandinavien (Riddarasögur). Die spätmittelalterliche Hanse scheint eine Hochburg der Artus-Verehrung gewesen zu sein. Händler des 15. Jahrhunderts bauten zu Artus' Ehren den Artushof in Danzig, Polen.

Spätestens in der Barockzeit scheint das „Wissen“ um König Artus dann zur Allgemeinbildung gesellschaftlich höherstehender gehört zu haben.

„Darauf wischte Olivier mit seinem notfesten Schwert, welches Haar schure (und wohl des Königs Arturi von England Caliburn verglichen werden möchte) von Leder [...]“

schreibt beispielsweise Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen in seinem „Simplicissimus“ Ende des 17. Jahrhunderts und stellt Artus damit in eine Reihe mit ebenso beiläufig erwähnten antiken Persönlichkeiten wie Julius Caesar. Die Mythen um König Artus wurden auch von anderen Herrschern verwendet, um sich selbst populärer zu machen. Beispiele dafür sind der Orden vom Goldenen Vlies, der Artus' Tafelrunde nachgebildet sein soll, und König Richard Löwenherz, dem der Besitz Excaliburs nachgesagt wurde.

Nacherzählungen beinhalten auch Arbeiten von Sir Gawain und der Grüne Ritter und Thomas Malorys Le Morte d'Arthur.

Heute ist die Artussage praktisch der einzige bekannte Bestandteil der britischen Sagenwelt (Matière de Bretagne), die im Englischen (neben „Matter of Britain“) auch „Arthurian Legend“ genannt wird – „Artuslegende“.

Neuzeitliche Verwertung und Umformung des Stoffes

Auch in unserer Zeit faszinieren die Sagen um König Artus und haben einige Autoren zu eigenen Arbeiten angeregt. Während manche, wie Rosemary Sutcliff, sich auf eine Nacherzählung der Sage beschränken, gehen andere sehr souverän damit um und bauen Motive aus Sagen in eigene Arbeiten ein. Die derzeit wohl bekanntesten sind "Die Nebel von Avalon" von Marion Zimmer Bradley und der Film „King Arthur“, der versucht, den historischen Hintergründen nachzugehen. Mehr dazu unter Medienliste zu Artus, Merlin und dem Gral.

Wissenschaftliche Erläuterungen zur Artussage

Artus – Identifikationsversuche

Von vielen wird bezweifelt, dass Artus überhaupt existierte, und wirklich wird sich hier kaum jemals etwas anderes als mehr oder weniger plausible Hypothesen aufstellen lassen. Es gibt aber mehrere Ansätze, mit denen die Figur des Artus oder zumindest einzelne Aspekte seiner Geschichte in die reale Geschichte eingebunden werden; es ist dabei wahrscheinlich, dass mehrere historische wie sagenhafte Persönlichkeiten zu der Figur des „Artus“ verdichtet wurden.

Nach dieser Deutung könnten die folgenden historischen Personen zur Entstehung der Sagengestalt „Artus“ beigetragen haben:

  • Der römische Ritter Lucius Artorius Castus (2. Jahrhundert)
  • der römische Heerführer und Usurpator in Britannien Carausius († 293)
  • Der Riothamus aus dem Volk der „Britanni“, der (um 400) dem römischen Kaiser Anthemius im Kampf gegen die Westgoten zu Hilfe kam,
  • der britannische Heerführer Ambrosius Aurelianus
  • der britische Feldherr Enniaun Girt (5. Jahrhundert)
  • dessen Sohn Owain Ddantgwyn.

Weiteres zu diesen Personen unten.


Höchst unwahrscheinlich ist, dass der oder ein „Artus“ den Titel „König“ trug; in den frühesten Erwähnungen und walisischen Texten wird auch einem der möglichen Vorbilder für König Artus, Enniaun Girt (siehe unten), nie der Titel „König“ gegeben. Hochmittelalterliche walisische Texte bezeichneten ihn normalerweise als Amerauder („Imperator“). Das keltische Krönungsritual, bei dem, wie Gerald von Wales (12. Jahrhundert) berichtet, eine weiße Stute geschlachtet und zu Suppe, in der der künftige König baden musste, gekocht wurde, kommt ebenfalls in der Artussage nirgends vor.

Das Motiv des aus dem Stein gezogenen Schwerts als Gottesurteil zur Erlangung der Königswürde steht eher mit den Sarmaten in Verbindung, die eigentümliche Riten (Verehrung eines im Boden steckenden Schwertes etc.) ausübten; 5500 sarmatische Lanzenreiter waren zu römischer Zeit auch in Britannien stationiert, um 180 wurden sie offenbar von einem römischen Ritter namens Lucius Artorius Castus kommandiert - möglicherweise eines der ältesten Vorbilder für Artus (siehe unten, Absatz „Das Schwert im Stein“). Die militärische Laufbahn des Artorius Castus ist aufgrund seiner Grabinschrift bekannt (CIL III 1919), die in Dalmatien gefunden wurde. Demnach diente er seit 158 n. Chr. in Syrien und Pannonien, bis er 175 nach Britannien versetzt wurde, wo sich die (sarmatischen) Hilfstruppen unter seinem Kommando bei der Abwehr skotischer Angriffe hervortaten. Er beendete seine Karriere schließlich in Dalmatien. Es ist durchaus denkbar, dass die in Britannien verbliebenen römisch-sarmatischen Truppen sein Andenken bewahrten und verklärten.

Für die Mitte des 5. Jahrhunderts ist dann ein britisches "Hochkönigtum" recht gut belegt: Nach dem endgültigen Abzug der römischen Truppen 410 mussten die im Land verbliebenen Römer und romanisierten Kelten ihre Verteidigung selbst organisieren. Der spätantike Historiker Jordanes, der 551 eine „Geschichte der Goten“ (Getica) verfasste, berichtet von einem Riothamus (das heißt: "höchster Anführer") – einige Gelehrte, vor allem Geoffrey Ashe und Fleuriot, setzen diesen mit Artus gleich –, der mit 12.000 Mann dem weströmischen Kaiser Anthemius zuhilfe geeilt sei und an anderer Stelle als „König der Brettonen“ bezeichnet wird. Unglücklicherweise ist dieser "Riothamus" eine Schattenfigur, von der wenig bekannt ist. Es ist noch nicht einmal klar, ob die „Brettonen“, die er angeführt haben soll, Briten oder Bretonen waren.

Es gibt auch einige - wenn auch sehr wenige - Parallelen mit dem römisch-britannischen Kaiser bzw. Usurpator Carausius († 293); einige Elemente seiner Geschichte könnten vielleicht in die Artussage eingegangen sein.

Einige Historiker gehen heute davon aus, dass es den Namen „ARTUS“ als Eigenname gar nicht gab, sondern dass es sich dabei um eine Kombination aus lateinischen und keltischen Ehrennamen handelt. Bei keltischen Stammesführern oder berühmten Kriegern war es durchaus üblich, sich einen oder mehrere Beinamen zuzulegen, die sich auf spezielle Eigenarten oder Fähigkeiten der damit bezeichneten Person bezogen. Diese Tradition gab es auch noch im Mittelalter und sogar bis ins späte Barock und zwar in ganz Europa. Beim Namen ARTUS glaubt man heute, dass er sich aus dem keltischen ART (Bär) und dem lateinischen URSUS, das ebenfalls Bär bedeutet, zusammensetzt. Demnach lautete der Name ursprünglich also ARTURSUS und wurde irgendwann zum bekannten ARTUS abgekürzt. Diese Doppelbenennung war notwendig, um sowohl die Anhänger der alten keltischen Traditionen als auch die latinisierten Briten zufrieden zu stellen. Diese Interpretation würde auf die These hindeuten, dass Artus einer der letzten römischen Statthalter bzw. ein Keltenfürst war, der sich auf die römische Tradition berief.

Der Bär galt den Inselkelten als „Königstier“, vergleichbar etwa dem Löwen als „König der Tiere“ in der Fabel. Einen Titel „König“ im Sinne eines Staatsoberhauptes kannte man noch nicht. Jeder Stammesfürst war König und sein eigener Herr. Lediglich zu Kriegszeiten, wenn es galt, mehrere Stammesverbände unter ein gemeinsames Kommando zu stellen, wurde einer zum Führer ausgerufen, der dann oft einen mythologischen Titel zugesprochen bekam.

Tatsächlich gibt es auch schriftliche Hinweise auf einen britischen Feldherrn im 5. Jahrhundert, den man als den „Bären“ bezeichnete. Sein tatsächlicher Name lautete wohl Enniaun Girt, und er stammte aus Nordbritannien. Von ihm ist überliefert, dass es ihm gelang, genügend britische Krieger zusammenzurufen um den Sachsenfürst Hengest (dessen Existenz allerdings vielfach bezweifelt wird) und seine Krieger zu besiegen. Den wenigen Chroniken, die aus dieser Zeit erhalten geblieben sind, ist zu entnehmen, dass Enniaun Girt niemals König war, da es zu dieser Zeit noch keinen britischen König gab. Stattdessen wurde Britannien offenbar gemeinsam vom Rat der Stämme und dem Comes Britanniarum (Gouverneur Britanniens) regiert, dessen Name ebenfalls überliefert ist: Ambrosius Aurelianus, ein romanisierter Brite hohen Ranges, dessen in der Historia Britonum überlieferten „Taten“ in allen späteren Nacherzählungen auf Merlin übertragen wurden. Vor allem aus diesen beiden – historisch verbürgten – Figuren entstand höchstwahrscheinlich später die Sage von Artus Pendragon, Großkönig von Britannien. Auch Enniauns Sohn Owain Ddantgwyn könnte man nach manchen Quellen als einen „historischen Artus“ bezeichnen.

Andere Theorien siedeln „das“ reale Vorbild für Artus nicht in Nordbritannien, sondern in Wales, Cornwall oder im Westen Englands an. Die walisische Tourismuswirtschaft beansprucht Artus eindeutig für seine Zwecke als touristische Besonderheit des Landes Wales.

Eine andere These geht davon aus, dass Artus am ehesten eine halb vergessene keltische Gottheit war, die sich in eine menschliche Person (hier wird die Wandlung des Seegottes Lir in König Lear zitiert) oder eine fiktive Gestalt wie Beowulf verwandelt hat. Anhänger dieser Richtung argumentieren, dass ein anderer Romano-Brite dieser Zeit die Truppen führte, die die Sachsen um 500 in der Schlacht von Mons Badonicus bekämpften, wie zum Beispiel Ambrosius Aurelianus.

1191 gaben Mönche der Abtei von Glastonbury bekannt, dass sie die Grabstätte von Artus und Guinevere gefunden hatten. Wahrscheinlich ist das aber eine fromme Lüge, die dazu diente, sich Geld für den Wiederaufbau der Abtei, die 1184 durch ein Feuer zerstört worden war, zu beschaffen. Das Grab wurde jedenfalls vielen Leuten gezeigt und die vermeintlichen Überreste wurden 1278 in eine neue Gruft umgebettet. Diese Gruft wurde während der Reformation zerstört und die Gebeine gingen verloren. Der Antiquariat John Leland gab an, dass er das Kreuz, welches mit den Überresten gefunden worden war, sah – ob das Kreuz wirklich existierte, ist unklar; falls ja, dürfte es sich um eine (vermutlich mittelalterliche) Fälschung gehandelt haben.

Die übersetzte Inschrift auf dem Kreuz lautete (laut Leland):

Hic iacet sepultus inclitus rex Arturius in insula Avalonia

auf deutsch:

„Hier liegt der berühmte König Artus auf der Insel Avalon begraben“

Camelot – Identifikationsversuche

Camelot ist der Hof von König Artus. Wo Camelot gelegen hat, wird spekuliert, einige vermuten den Hof in Tintagel in Cornwall (die Burgruine dort stammt jedoch aus dem 12. Jahrhundert) oder in Caerleon (heute: Gwent in Wales, das römische Isca Silurum), es ist jedoch am wahrscheinlichsten mit dem heutigen Colchester, römisch Camulodunum, zu identifizieren. Professor A. Jackson meinte 1959 mit sprachwissenschaftlichen Methoden Cadbury Castle in Somerset als Camelot identifizieren zu können. Die Reste der keltischen Festungsanlage aus dem 5. Jahrhundert auf dem Glastonbury Tor werden ebenfalls mit König Artus in Verbindung gebracht.

Heutige Überreste von Tintagel Castle.

Vertritt man die Theorie, dass Artus im englisch-schottischen Grenzgebiet lebte, sind natürlich alle diese Vorschläge Unsinn.

Das Schwert aus dem Stein

Das Motiv des aus dem Stein gezogenen Schwerts als Gottesurteil zur Erlangung der Königswürde steht möglicherweise in Verbindung mit dem Einsatz 5500 schwerer sarmatischer Lanzenreiter (Kataphrakte) in römischen Diensten in Britannien seit Kaiser Marc Aurel. 183 waren sie unter dem Kommando des - aufgrund seiner Grabinschrift belegten - römischen Ritters Lucius Artorius Castus (s.o.) wesentlich an der Abwehr eines Angriffs der Skoten beteiligt. Die sarmatische Reiterei war noch bis ins vierte Jahrhundert im römischen Britannien stationiert; sie und möglicherweise auch ihre Nachfahren lebten in eigenen Siedlungen und übten eigentümliche Riten aus. So berichtet Ammianus Marcellinus im späten vierten Jahrhundert davon, dass die Sarmaten nicht nur für ihre Schmiedekunst berühmt seien, sondern auch ein in den Boden gerammtes Schwert wie einen Gott verehrten.

Die Sage vom Schwert aus dem Stein, das oft auch mit Excalibur gleichgesetzt wird (dem Schwert, mit dem Artus der Sage nach in seinem letzten Kampf seinen Neffen, nach einer anderen Version seinen eigenen Sohn, Mordred tötete), ist vielleicht aber auch auf einen Übersetzungsfehler zurückzuführen. Frühmittelalterliche Schreiber ließen oft Konsonanten aus, die stattdessen mit einem ´ (Akut) über den Buchstaben gekennzeichnet wurden. Darum geht man heute mitunter davon aus, dass dieses Schwert nicht von einem Stein (ex Saxo) sondern von einem Sachsen (ex Saxone) stammt. Für diese Variante spricht auch eine jütische Sage, nach der ein sächsischer Krieger das Wunderschwert des Schmieds Wieland, welches aus Sterneneisen geschmiedet war, an einen großen britischen König verloren haben soll, zusammen mit seinem Leben. Besagtes Schwert dürfte aus Meteoreisen bestanden haben, das sowohl von keltischen als auch germanischen Druidenschmieden als wunderkräftiges – weil vom Himmel gefallenes – Metall betrachtet wurde, das den Träger eines Schwertes aus diesem Material unbesiegbar machen sollte. Auch dürfte die Vorstellung von Excalibur als einem mittelalterlichen Kreuzfahrerschwert mehr als falsch sein. Viel eher dürfte es sich dabei um den Schwerttyp gehandelt haben, den die römischen Legionäre nach Germanien und Britannien mitbrachten, den Gladius oder noch die zur Zeit Artus' übliche (und außerdem wohl von den Kelten übernommene) spätrömische Schwertform, die Spatha (75-110 cm lang und 5 cm breit).

Zur keltischen „Geschichtsschreibung“

Einen klaren und nachweislichen historischen Kontext herzustellen ist nicht zuletzt aufgrund der Abneigung der Kelten gegen das geschriebene Wort schwer bis unmöglich. Anstelle einer Geschichtsschreibung lernten die als Wahrer von Tradition und Geschichte zuständigen Barden oder Druiden während ihrer „Ausbildungszeit“ (laut Caesar und Strabo etwa 20 Jahre) alles überlieferte Wissen ohne schriftliche Unterstützung auswendig und erzählten es dann weiter - erzählen aus dem Gedächtnis war auch in späteren Jahrhunderten noch eine angesehene Kunst. Dabei pflegten sie stets Historie mit Mythologie zu verweben und umgekehrt. Wichtig war nicht der präzise historische Ablauf von Ereignissen, sondern deren historische, ethische und nicht zuletzt mythologische Bedeutung.

So lässt sich erklären, wie in keltischen Sagen Göttergestalten als Menschen agieren, historische Personen hingegen zu Halbgöttern werden können. Auch war es nicht unüblich, mehrere Personen und Zeitgeschehen in ein und derselben dramaturgischen Person (Protagonist) zusammenzufassen. Der Barde und Zauberer Merlin, der in der Artussage eine zentrale Rolle spielt, aber auch in eigenständigen und anderen Sagenkreisen auftaucht, ist hierfür ein gutes Beispiel.

Siehe auch

Literatur

Quellen

  • Thomas Malory: Die Geschichte von König Artus und den Rittern seiner Tafelrunde, 3 Bände, Frankfurt 1998 ISBN 3458319395

Sekundärliteratur

  • Geoffrey Ashe: König Arthur, Die Entdeckung von Avalon, Düsseldorf 1986 ISBN 3-430-11081-5
  • Stephanie L. Barczewski: Myth and national identity in nineteenth-century Britain: the legends of King Arthur and Robin Hood, Oxford [u.a.]: Oxford University Press 2000 ISBN 0-19-820728-X
  • Richard Brzezinski et al.: The Sarmatians 600BC-450AD, Oxford 2002 ISBN 184176485X
  • Norma Lorre Goodrich: Die Ritter von Camelot - König Artus, der Gral und die Entschlüsselung einer Legende, C.H.Beck, München 1994 ISBN 3-406-38171-5
  • C. Scott Littleton: From Scythia to Camelot: A Radical Reassessment of the Legends of King Arthur, the Knights of the Round Table, and the Holy Grail, (= Garland reference library of the humanities; Band 1795), New York 1994 ISBN 0815335660
  • John Matthews: King Arthur: Dark Age Warrior and Mythic Hero, London 2004 ISBN 1842229346