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Georg Wolfgang Panzer

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Georg Wolfgang Franz Panzer, * 16. März 1729 in Sulzbach (Oberpfalz), † 9. Juli 1805 in Nürnberg, war einer der bedeutendsten und verdienstvollsten Bibliographen in Deutschland.

Leben und Wirken

Der Vater war Dr. jur. Bernhard Panzer, kurfürstlicher Hof- und Regierungsrat. Nach einer sorgfältigen Erziehung begann Georg Wolfgang Panzer 1747 an der Universität Altdorf das Studium der Philosophie und Theologie, das er 1749 mit der Dissertation "de falsis conclusione ex attributis divinis" zur Erlangung der philosophischen Magisterwürde abschloss.

Von 1751 bis 1760 übte er das Pfarramt aus in Etzelwang, einem Dorf bei Nürnberg. Am 29. August 1760 wurde er zum Diakon bestellt an der Hauptpfarrkirche zu St. Sebald in Nürnberg; zwölf Jahre später, am 2. April 1772, übernahm er das Senoriat seines Kapitels und wurde im darauf folgenden Jahr zum Hauptpastor der Kirche ernannt. Im Folgenden bekleidete er auch das Amt eines Aufsehers der Nürnberger Stadtbibliothek.

Als Hauptpastor von St. Sebald führte Panzer kirchliche Neuerungen ein, so schaffte er überflüssige Gottesdienste ab, reformierte die Beichte und das Gesangbuch. Er war Mitglied in mehreren Gesellschaften: der Altdorfer und Leipziger Gesellschaft, der Nürnbergischen Gesellschaft zur Beförderung vaterländischer Industrie und des Pegnesischen Blumenordens, dessen Vorsteher er 1789 wurde.

1802 konnte er sein 50jähriges Amtsjubiläum und seine Goldene Hochzeit feiern; am 9. Juli 1805 starb Georg Wolfgang Panzer an den Folgen eines Schlaganfalls.

Literarische Tätigkeit

Seit seiner Zeit auf dem Lande in Etzelwang hatte Panzer seine Studien vorangetrieben und seine literarische Tätigkeit bis zu seinem Tode fortgesetzt. Neben Aufsätzen in Zeitschriften veröffentlichte er 45 selbständige Werke, darunter lateinische Gelegenheitsschriften, eine Reihe von Übersetzungen aus dem Englischen und Französischen, zum Teil auch geographischen Inhalts, theologische Schriften und eine Studie zu Ulrich von Hutten. Sein Hauptwerk indes wurde seine vielbändige Bibliographie, die für die Buchwissenschaft bis ins 20. Jahrhundert hinein zum Grundlagenwerk wurde. Für diese Tätigkeit wurde Georg Wolfgang Panzer am 20. Juni 1799 von der philosophischen Fakultät der Universität Altdorf anlässlich seiner fünzigjährigen Magisterwürde mit dem Diplom eines Doktors der Theologie geehrt.

Die Bibliographien

Panzers umfangreiches bibliographisches Werk erfasst drei Gebiete: die ältesten Bibelaugaben, die ältere deutsche Literatur seit Erfindung der Buchdruckerkunst und die gesamte Literatur bis 1536. Gebiete. Darüber hinaus verfasste er eine Geschichte der Buchdrucker Nürnbergs und einen dreibändigen lateinischen Katalog der Bibliothek des Gottfried Thomasius mit 27 251 Nummern.

Als Aufseher der Nürnberger Stadtbibliothek hatte Panzer begonnen, deren Bibeln zu verzeichnen: "Litterarische Nachricht von den allerältesten gedruckten deutschen Bibeln aus dem 15. Jahrhundert, welche in der öffentlichen Bibliothek der Reichstadt Nürnberg aufbewahrt werden", erschienen 1777; 1778 folgte die "Geschichte der Nürnbergischen Ausgaben der Bibeln von Erfindung der Buchdruckerkunst bis auf unsere Zeiten". Davon ausgehend erfasste Panzer dann die Bibeldrucke und deren Übersetzungen auch über Nürnberg hinaus: "Ausführliche Beschreibung der ältesten Augsburgischen Ausgaben der Bibel, mit litterarischen Anmerkungen" (Nürnberg, 1780), "Versuch einer kurzen Geschichte der römisch-katholischen deutschen Bibelübersetzung" (Nürnberg, 1781) und der "Entwurf einer vollständigen Geschichte der deutschen Bibelübersetzung Dr. Martin Luthers vom Jahre 1517 - 1581" , ebenfalls 1781 in Nürnberg erschienen und 1791 durch eine zweite vermehrte Ausgabe ergänzt.

Panzer lieferte zudem die erste umfangreiche Erfassung der Inkunabeln und Frühdrucke. In zwei Bänden erschienen zunächst 1788 (und erneut 1805) die "Annalen der älteren deutschen Litteratur oder Anzeige und Beschreibung derjenigen Bücher, welche von Erfindung der Buchdruckerkunst bis 1526 in deutscher Sprache gedruckt worden sind"; die zwischen 1793 und 1803 herausgegebenen "Annales typographici ab artis inventae origine usque ad annum MDXXXVI" erfassten nunmehr in insgesamt elf Bänden auch die Ausgaben in lateinischer Sprache. Diese Annales wurden zur Grundlage der Inkunabelforschung im 19. Jahrhundert und inspirierten unter anderem die seinerzeit moderne systematische Aufstellung 1826/38 von Ludwig Hain, die wiederum den von Konrad Haebler initiierten und seit 1925 fortlaufend gedruckten Gesamtkatalogs der Wiegendrucke ermöglichte, dessen Redaktion, und seit einiger Zeit auch Online-Stellung, heute von der Staatsbibliothek zu Berlin wahrgenommen wird.

Nachlass

Georg Wolfgang Panzer besaß eine umfangreiche und wertvolle Bibliothek, darin auch eine Sammlung von ca. 600 Bibeln, die er 1780 an Herzog Karl Eugen von Württemberg verkauft hatte und die sich heute in der Württembergischen Landesbibliothek befindet.

Literatur

  • Fritz Funke: Buchkunde. Ein Überblick über die Geschichte des Buch- und Schriftwesens. München-Pullach, 1969; S. 101f.
  • Christian Conrad Nopitsch: Fortsetzung des Will'schen Gelehrten-Lexikons. 4 Bände. Nürnberg, 1802-1804 (laut ADB, ungeprüft)
  • Georg Andreas Will: Nürnbergisches Gelehrtenlexikon. 4 Teile. Nürnberg 1755-1758. (Laut ADB, ungeprüft)