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Feldjäger

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Als Feldjäger wird seit 1956 die Militärpolizei der Bundeswehr bezeichnet. Sie gehört entsprechend der aktuellen Bundeswehrstruktur der Streitkräftebasis an. Die Bundeswehr verfügt über 32 Feldjägerdienstkommandos.

Traditionelles Symbol der Feldjägertruppe ist der preußische Gardestern (Stern des von Friedrich I. gestifteten Schwarzen Adlerordens mit der Devise Suum cuique = 'Jedem das Seine')

Aufgaben heute

Der Militärische Ordnungsdienst soll die Vorgesetzten beim Überwachen, Aufrechterhalten und Wiederherstellen der Disziplin und soldatischen Ordnung unterstützen. Die Feldjäger verstehen sich ebenso als zentrale Ansprechstelle für alle Soldaten, die Hilfe benötigen. Darunter fallen folgende Aufgaben: Feldjägerstreifendienst, Einsatz bei Großveranstaltungen mit militärischer Beteiligung, Kontrollen in militärischen Liegenschaften, Unterstützen der Wehrdienstgerichte und sonstiger Justizorgane, Mitwirken beim Sammeln und Rückführen von Versprengten und von in Gewahrsam genommenen Personen, Mitwirken beim Sammeln und Transport von Kriegsgefangenen.

In multinationalen militärischen Einsätzen wird auf der sg. „Arbeitsebene“ (d. h. unterhalb der Kommandoebene) traditionell der erste Kontakt zwischen Einheiten verschiedener Nationen über deren jeweilige Militärpolizeien hergestellt; diese Erfahrung hat auch die Feldjägertruppe in ihren verschiedenen Auslandseinsätzen gemacht. Wenngleich in dieser Form im „ständigen Auftrag“ nicht festgeschrieben, zählt diese Rolle wohl zum Aufgabenbereich Ordnungsdienst.

Militärischer Verkehrsdienst

Der Militärische Verkehrsdienst beinhaltet die Überwachung und Regelung des militärischen Straßenverkehrs und erfolgt in enger Zusammenarbeit mit der Polizei. Die Kontrollen dienen der Sicherheit im Straßenverkehr sowie der Abwehr von Gefahren für die Streitkräfte. Der militärische Verkehrsdienst gliedert sich in folgende Aufgaben: Erkunden und Kennzeichnen von Straßen, Aufnahme von Verkehrsunfällen mit Bundeswehrbeteiligung, Militärische Verkehrskontrollen, Militärische Verkehrsregelung, Begleiten und Kontrolle von militärischen Gefahrgut- oder Großraumtransporten, Mitwirken beim Planen und Überwachen des militärischen Straßenverkehrs, Einrichten eines Verkehrsleitnetzes inkl. Verkehrsleitpunkte, Regeln des Verkehrs im Spannungs- und Verteidigungsfall, soweit dies für die Erfüllung des Verteidigungsauftrages erforderlich ist.

Wahrnehmung von Sicherheitsaufgaben

Bei der Wahrnehmung von Sicherheitsaufgaben werden Feldjäger eingesetzt, um Straftaten gegen die Bundeswehr zu verhindern und rechtswidrige Störungen der dienstlichen Tätigkeit zu beseitigen. Darüber hinaus können sie auch mit dem Schutz verbündeter Streitkräfte beauftragt werden. Feldjäger leisten außerdem Personen- und Begleitschutz für gefährdete Bundeswehrangehörige. Es gibt folgende Sicherheitsaufgaben: Absicherung von Operationszentralen in Gefechtsständen von Großverbänden, Personen- und Begleitschutz, Eskorten- und Lotsendienst, Absicherung von Besprechungen, Ausstellungen und Vorführungen, Überwachen von Liegenschaften der Bundeswehr, Mitwirken beim Schutz von Objekten, Schutz von Transporten sowie der Schutz von Veranstaltungen der Bundeswehr in der Öffentlichkeit (z.B. Feierliche Gelöbnisse).

Erhebungen und Ermittlungen

Motorradstaffel der Feldjäger
Fahrzeug der Feldjäger
Fahrzeug der Feldjäger

Der Aufgabenschwerpunkt Erhebungen und Ermittlungen umfasst die Aufnahme von folgenschweren Unfällen aller Art (Verkehrsunfälle, Luftfahrzeugunfälle sowie Unfälle mit Todesfolge von Soldaten), das Feststellen und dokumentieren von Sachverhalten in dienstlichem Interesse, das Mitwirken bei der Aufklärung von Dienstvergehen (auf Ersuchen von Disziplinarvorgesetzten durch Spurensicherung und Sammeln sonstiger Hinweise) sowie die Suche nach unerlaubt bzw. eigenmächtig abwesenden und fahnenflüchtigen Soldaten. Hierfür werden in der Regel speziell ausgebildete Feldwebeldienstgrade in den jeweiligen Feldjägerdienstkommandos bereitgehalten.

Uniform heute

Die Feldjäger tragen rote Barette mit dem preußischen Gardestern (= Stern des Schwarzen Adlerordens) als Abzeichen. Die Kragenspiegel mit preußischer Litzenstickerei in der Waffenfarbe orange unterlegt; ebenso in orange die Vorstöße an den Schulterklappen. Je nach Einsatzart wird weißes Lederzeug (Koppel mit Gurt; Stulphandschuhe) getragen. Nach Tradition des Säbeltragens hängt die Pistolentasche auf der linken Seite des Koppels. Das weiße Koppel wurde inzwischen durch das "Schwarzzeug" ausgetauscht, d.h. schwarze MP-Binde, darüber etwas kleiner der Schriftzug "Feldjäger" sowie schwarzes Koppel mit schwarzem Pistolenholster, Handschließentasche usw. Das "Weißzeug" bleibt der Feldjägertruppe jedoch für repräsentative Veranstaltungen der Bundeswehr in der Öffentlichkeit, wie z.B. den großen Zapfenstreich, und den Eskortendienst erhalten.

Geschichte

Der Begriff "Feldjäger" hatte ursprünglich nichts mit militärpolizeilichen Aufgaben zu tun, sondern bezeichnete Truppen, die sich aus waffenkundigen Forstleuten und Jägern zusammensetzten. Schon 1631 stellte der Landgraf Wilhelm V. von Hessen-Kassel eine solche Einheit in seiner Armee auf. Der Große Kurfürst, Friedrich Wilhelm, übernahm diese Truppenteilkonzept einige Jahre später.

Das Königlich Preußische Reitende Feldjäger Corps / Feldjäger Corps zu Fuß

Am 24. November 1740 erfolgte auf Schloss Rheinsberg in Brandenburg durch König Friedrich II. von Preußen der Aufstellungsbefehl an den Aufseher Schenck des Jägerhofes in Potsdam. Dieser wurde zum "Capitaine de Guides" ernannt und sollte die preußische Armee mit guten Wegweisern versorgen. Aus ihnen ging das Garde-Jäger-Bataillon hervor.

Bedeutung erlangte dieser Truppenteil im Vorfeld der Schlesischen Kriege. Die Einheit, die sich im Gelände orientieren konnte, war gewandt, zuverlässig und auch im Umgang mit Waffen geübter als die meisten regulären Truppenteile. Auch in den napoleonischen Kriegen hat sich diese "Truppe ohne Mannschaft" bewährt. Vor allem als Späher und Kuriere waren sie überaus geschätzt. Bis 1919, als das Feldjäger-Corps im Rahmen der Reduzierung der deutschen Truppen auf die Stärke von 100.000 Mann gemäß Versailler Vertrag aufgelöst wurde, waren Feldjäger sogar den deutschen Botschaften im europäischen Ausland als Kuriere zugeordnet.

Neben der berittenen Truppe stellte Friedrich der Große vier Jahre später 1744 das Feldjägerkorps zu Fuß auf, rekrutiert aus dem einheimischen Forstpersonal und deren Söhnen. Die zu Beginn 300 Mann starke Einheit, die ihre eigene Bewaffnung mitbrachte (die Jagdgewehre waren zu dieser Zeit den Infanteriewaffen in Punkto Treffgenauigkeit deutlich überlegen), wuchs bis zu Friedrichs II. Tod auf rund 1.000 Mann an und gilt als Vorläufer aller Jägerbataillone.

Den aus dem militärischen Dienst ausgeschiedenen Mitgliedern wurde eine Übernahme in den Forstdienst garantiert. Nach Schulungen traten Mannschaftsdienstgrade meist in den unteren Forstdienst ein. Anzumerken bleibt, dass der Anteil der forstlichen Ausbildung, insbesondere bei den Offizieren des Corps, gegenüber der militärischen überwog. Die Offiziere studierten dabei an der Preußischen Forstlichen Hochschule Eberswalde, an der zeitweise auch Georg Ludwig Hartig lehrte. Diese akademische Tradition des Königlich Preußischen Reitenden Feldjäger Corps (Emblem "RFC") wurde nach der Auflösung des aktiven Corps 1919 durch die sogenannten Akademischen Feldjägergesellschaften sowie später durch den Feldjägerverein weitergeführt.

Da mit wachsender Truppenstärke nicht alle in den Forstdienst übernommen werden konnten, wandelte sich im Laufe der Zeit der Aufgabenbereich der Truppe. Sie wurde vollständig zu "normaler" Infanterie.

Feldgendarmerie

In der Zeit nach den Napoleonischen Kriegen bis zum Ende des Dritten Reiches war die Bezeichnung "Feldgendarmerie" für die Polizei im Militärdienst üblich.

bis 1. Weltkrieg

Die Funktion der Feldpolizei wurde von der Feldgendarmerie und somit von den einzelnen Feldgendarmen wahrgenommen. Durch französisches Vorbild bildete sich die Waffengattung erst zögerlich nach den napoleonischen Kriegen in Deutschland. Die Feldgendarmerie bestand in Deutschland bis zum 1. Weltkrieg zumeist in Kriegszeiten und wurde erst bei der Mobilmachung aufgestellt. Eine erste Bedeutung erlangte die Truppe in den Kriegen 1866 und 1870/71. Zusammengesetzt aus zur Armee übergetretenen Landgendarmen und abkommandierten Unteroffizieren und Mannschaften berittener Einheiten bestand der hautsächliche Verwendungszweck im Ordnungsdienst in der Etappe, dem Verkehrsdienst und auch sicherheitspolizeilichen Funktionen Spione.

Bei Kriegsbeginn 1914 gab es in Deutschland ca. 33 Einheiten der Feldgendarmerie die im Verlauf des Krieges auf über 100 erweitert wurden.

Erkennungsmerkmal waren der Ringkragen und teilweise auch nur eine Armbinde.

2. Weltkrieg

Im Zweiten Weltkrieg und besonders zum Ende des Krieges hin fielen den deutschen Feldgendarmen Zehntausende »Fahnenflüchtiger« in die Hände und wurden entsprechend Hitlers Parole „Der Soldat kann sterben, der Deserteur muss sterben“ exekutiert. Im Volksmund wurden die Feldgendarmen als Kettenhunde bezeichnet. Darüberhinaus wurde die Feldgendarmerie der Wehrmacht als Heldenklau berüchtigt, da sie selbst die Flüchtlingstrecks aus dem Osten noch nach potentiell waffenfähigen Männern absuchten. Die Rolle der Feldgendarmerie zählt bisher zu den am schlechtesten aufgearbeiteten Kapiteln der NS-Gewaltherrschaft und des Zweiten Weltkriegs.

Die neue Feldjägertruppe der Bundeswehr

Die Bundeswehr übernahm schließlich die traditionsreiche preußische Bezeichnung "Feldjäger" für ihre militärische Ordnungstruppe. Nach Unterzeichnung des Aufstellungsbefehl Nr.1 für die Bundeswehr am 6. Oktober 1955 durch den damaligen General Heusinger wurde im ehemaligen Luftwaffenlazarett in Andernach u. a. eine Militärpolizei-Lehrkompanie aufgestellt. Am 30. Januar 1956 wurde der Begriff "Militärpolizei" durch den damaligen Staatssekretär Rust durch "Feldjäger" ersetzt.

Ursache dafür sind neben den traditionellen Gründen besonders rechtliche Bedenken: Entgegen einer „Polizei“ und auch den Befugnissen der Militärpolizeien anderer Streitkräfte verfügt die Feldjägertruppe nicht über eigene disziplinare Gewalt - das ist dem jeweiligen Disziplinarvorgesetzten des betroffenen Soldaten vorbehalten. Weiterhin liegt die Namensgebung an der Tatsache, dass die Polizei Aufgabe der einzelenen Bundesländer ist. Die Bundeswehr jedoch als Bundesbehörde (wenn man das mal so nennen will) ist Aufgabe des Bundesverteidigungsministeriums.- Seit dem Beginn der Teilnahme der Bundeswehr an multinationalen Auslandseinsätzen (UNOSOM, spätestens aber IFOR) aber nimmt die Feldjägertruppe wenigstens äußerlich mehr und mehr das Bild einer „Miltärpolizei“ an (s. dazu oben „Aufgaben heute“ bzw. „Uniform heute“).