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Rudolf Schock

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Rudolf Schock (1915-1986), Kammersänger, deutscher lyrischer Tenor, Opern- Lied- und Operettensänger

Rudolf Schock wurde am 4. September 1915 in einer musikalischen Arbeiterfamilie in Duisburg am Rhein geboren und hat von Kindheit an in der Familie und in verschiedenen Chören mit Freude und Talent gesungen. Nach dem frühen Tod des Vaters (1923) haben er und seine vier Geschwister, die später alle Berufssänger wurden, die Mutter finanziell dadurch unterstützt, dass sie bei Festen und in Lokalen mit volkstümlichen Liedern und Operettenmelodien auftraten.

Anfänge

Noch als Amateure wurden Rudolf Schock und seine Schwester Elfriede 1932 in den Opernchor des Duisburger Stadttheaters aufgenommen, wo er bald auch kleine Solorollen übernehmen durfte, nachdem er mit Gesangsstudien bei Prof. Pilken in Köln angefangen hatte. 1936 wurde er dann als 1. Chortenor in den Chor der Bayreuther Festspiele aufgenommen. Dies darf man als eigentlichen Beginn seiner Karriere betrachten. In Bayreuth begegnete er nämlich u.a. dem Heldentenor Laurenz Hofer, der sein Lehrer wurde und ihn noch bis in die 50er Jahre hinein betreute.

1937 erhielt er seinen ersten Solisten-Vertrag, und zwar beim Landestheater in Braunschweig. Dort lernte er die Tänzerin Gisela Behrends kennen, die er 1940 heiratete. Das Paar, das erst durch den Tod des Sängers getrennt wurde, hatte zwei Töchter, Isolde und Dagmar. Bald erhielt Schock auch Abendverträge von der Wiener Staatsoper [1]und der Berliner Städtischen Oper (heute: Deutsche Oper Berlin[2]). Seine Laufbahn wurde aber 1939 durch den Krieg unterbrochen, da er zur Wehrmacht eingezogen wurde und – von kleineren Unterbrechungen für Auftritte in Wien und Berlin abgesehen - bis Kriegsende 1945 Soldat bleiben musste. Nach dem Krieg verdiente er zunächst als Landarbeiter im Harz den Lebensunterhalt für seine Familie, kehrte dann aber, vom Intendanten der Oper in Hannover dazu bewogen, an die Opernbühne und in den Konzertsaal zurück.

Die Karriere

1947 wurde er für die Schallplatte entdeckt und hat dann bis zu seinem Tode unzählige Aufnahmen für Electrola/EMI [3] gemacht, die ihn in der ganzen Welt bekannt gemacht haben.

1949 wurde er als erster deutscher Sänger nach dem Kriege an die Londoner Covent Garden Oper geholt. Rudolf Schock ist im Laufe seiner Karriere u.a. in Berlin und Wien, an der Deutschen Oper am Rhein Düsseldorf/Duisburg [4], in Hamburg, in München, bei den Salzburger Festspielen[5], bei den Edinburgher Festspielen[6] usw. aufgetreten und hat Tourneen durch Australien (1949 mit dem Programm, das noch für den 1948 verstorbenen Richard Tauber vorgesehen war), durch Amerika und die Niederlande und Belgien gemacht. Ein Höhepunkt seiner Karriere war sein Engagement als Stolzing in der Bayreuther Aufführung der Meistersinger im Jahre 1959.

Außerdem hat er in den fünfziger Jahren in etlichen Musikfilmen mitgewirkt, besonders bekannt wurde er als Verkörperung von [Richard Tauber] in dem Film „Du bist die Welt für mich". Später ist er auch erfolgreich im Fernsehen aufgetreten. Außerdem hat er mit Robert Stolz zusammengearbeitet.

Die Ausflüge in die Unterhaltungsmusik sind Rudolf Schock von vielen Kritikern als Verrat an seiner eigentlichen Berufung angekreidet worden. Er selbst hat aber immer wieder betont, dass er dadurch seiner Arbeit als Opern- und Liedersänger nicht schade, im Gegenteil, dass er gerade durch Auftritte mit volkstümlicher Musik der ernsten Musik viele neue Freunde gewonnen habe.

Seine Erfolge in allen Bereichen seiner Tätigkeit geben ihm da Recht. Für seine künstlerischen Leistungen ist er 1957 in Wien zum Kammersänger ernannt worden, und 1961 wurde ihm der Goldene Electrola-Ring verliehen. Gerade für seine Verdienste um die Verbreitung der sog. ernsten Musik wurde er mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande, Erster Klasse ausgezeichnet. Seine Heimatstadt Duisburg hat ihn für seine Leistungen mit der Mercator-Medaille geehrt und nach seinem Tode eine Straße nach ihm benannt.

Die späteren Jahre

Mit 60 Jahren hat Schock 1976 seine Opernkarriere beendet, ist aber weiterhin als Liedersänger und mit Arienabenden aufgetreten.

Drei Ereignisse haben seine letzten Lebensjahre geprägt.

1968 ist seine geliebte Mutter, der er so viel verdankte, in seinem Haus in Starnberg gestorben, während er in Berlin auf der Bühne stand. Danach musste er etliche Auftritte absagen.

1969 erlitt er einen Herzinfarkt, der ihn wiederum zum Pausieren zwang, von dem er sich aber doch so gut erholt hat, dass er wieder auftreten konnte.

1980 musste er dann erfahren, dass seine Tochter Isolde an Krebs erkrankt war. Er und seine Frau zogen von Starnberg nach Düren, wo sie lebte, um ihr und ihrer Familie helfen zu können. Aber sie ist im Sommer 1983 ihrem Leiden erlegen. Auch als Therapie für den Schmerz um den Tod seiner Tochter ist er weiterhin öffentlich aufgetreten.

Am 13. November 1986 ist Rudolf Schock dann ganz unerwartet in seinem Heim in Düren an Herzversagen gestorben.

Er ist in Düren begraben. Die Stadt hat 1992 dem Platz vor dem "Haus der Stadt" seinen Namen gegeben.

Würdigung des Sängers

Die Würdigungen seines Lebens und Schaffens nach seinem Tod ließen noch einmal deutlich werden, warum Rudolf Schock als einer der größten Tenöre des zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts verehrt wird.

Da ist einmal seine wunderschöne Tenorstimme mit ihrem besonderen fast italienischen Timbre, mit ihrer großen Höhe und dem verführerischen Klang beim Mezzavoce-Singen. Dazu kommt seine ungeheure Vielseitigkeit, er hat 75 Partien auf der Bühne und auf Schallplatten gesungen. Dabei galt er zunächst als ausgesprochener Mozarttenor, hat aber von Anfang an auch in den lyrischen Rollen des italienischen Fachs und in französischen Opern, sowie in einigen slavischen Opern auf der Bühne gestanden. Auch in der Rolle jugendlicher Helden, wie z.B. im Stolzing in den „Meistersingern“ war er erfolgreich. Außerdem war er ein erfolgreicher Sänger des deutschen Kunstlieds, der viele oft gerühmte Liederabende gegeben hat, deren Programme er immer selbst zusammenstellte.

Von Dirigenten, Kollegen und Regisseuren werden seine natürliche Musikalität, seine musikalische Intelligenz, seine schauspielerischen Fähigkeiten und sein hohes Berufsethos gelobt. Auch als schon berühmter Solist bereitete er sich sorgfältig auf jeden Auftritt vor, wirkte bei Proben und Aufführungen stets mit großer Konzentration und vollem Einsatz mit. Starallüren waren ihm fremd, er ordnete sich immer ins Ensemble ein und war bereit, unerfahreneren Kollegen zu helfen. Dazu kam, dass der sportbegeisterte Sänger auch gut aussah und bis ins Alter eine schlanke Figur hatte, so dass er jeden jugendlichen Liebhaber überzeugend darstellen konnte.

Die Wirkung seines Erscheinungsbildes, seiner künstlerischen Fähigkeiten und seiner schönen Stimme wurde durch seine Menschlichkeit noch verstärkt. Er war ein liebenswürdiger Mensch, charmant und bei allem beruflichen Ernst von ansteckender Fröhlichkeit, und ein Künstler mit großen Ausstrahlungskraft, der es verstand, musikalisch Gebildete mit seinem Gesang genau so anzusprechen wie die einfachen Leute, die den berühmt gewordenen Mann aus ihren Reihen auch dafür liebten, dass er seine Herkunft nie vergessen hat und in seinem Repertoire auch an ihre Wünsche dachte.

Es ist daher nur zu begrüßen, dass in letzter Zeit etliche CDs mit Neuauflagen seiner Schallplattenaufnahmen, vor allem aus seiner Frühzeit, auf den Markt gekommen sind. Wer sich genauer über Rudolf Schock informieren möchte, kann dies auf der mit viel Liebe gestalteten niederländischen Homepage zu Rudolf Schock tun [7]. Die Seite enthält auch deutschsprachige Texte, umfassende Informationen, dazu viele Bilder und einige Tonproben.

Rudolf Schock hat in Zusammenarbeit mit Rolf Ulrici auch eine Autobiografie verfasst: "Ach, ich hab' in meinem Herzen" erschienen 1986 bei F.A. Herbig Verlagsbuchhandlung München und Berlin, ISBN 3-7766-1363-7.