Zita von Bourbon-Parma
Zita Maria delle Grazie von Bourbon-Parma (* 9. Mai 1892 in Villa delle Pianore, Italien; † 14. März 1989 in Zizers, Schweiz) war 1916 bis 1918 die letzte Kaiserin Österreichs und Königin von Ungarn.
Abstammung
Zitas Vater, Robert von Parma, war der letzte regierende Herzog von Parma. Von dort wurde er durch die piemontesische Armee vertrieben und fand zusammen mit seiner zweiten Frau Maria Antonia von Braganza in Schwarzau am Steinfeld (Niederösterreich) Zuflucht.
Zitas Bruder Franz Xaver (Francisco Javier) wurde nach dem Aussterben des carlistischen Zweigs der spanischen Bourbonen im Jahr 1936 Regent der carlistischen Bewegung. 1952 erhob er selbst Anspruch auf die spanische Krone, womit er unter dem Namen Javier (I.) als Prätendent die zweite carlistische Dynastie begründete.
Leben bis 1916
Zita von Bourbon-Parma wurde am 9. Mai 1892 in der Villa delle Pianore in Italien geboren. 1903 bis 1908 besuchte sie die Schule im Salesianerinnen-Konvikt in Zangberg, Oberbayern.
Im Schloss Schwarzau lernte sie den späteren Kaiser Karl kennen. Am 13. Juni 1911 erfolgte in der Villa delle Pianore bei Lucca (Italien) die Verlobung und kurz darauf am 21. Oktober des gleichen Jahres die Hochzeit im Schloss Schwarzau am Steinfelde. Unter den zahlreichen Gästen waren auch der österreichische Kaiser Franz Joseph I., der die Festrede hielt, und der Thronfolger Franz Ferdinand. Am 20. November 1912 wurde ihr erster Sohn, Erzherzog Otto in der Villa Wartholz bei Reichenau an der Rax geboren. 1913 zog sie mit Karl ins Schloss Hetzendorf in Wien-Meidling um.
Nach der Ermordung des Thronfolgers Erzherzog Franz Ferdinand am 28. Juni 1914 in Sarajevo wurde Karl Thronfolger von Kaiser Franz Joseph. Nach dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs wurde Karl dem Armeekommando in Teschen zugeteilt und Zita übersiedelte nach Schloss Schönbrunn. Hier wurde sie vom vereinsamten Kaiser Franz Joseph aufgenommen.
Kaiserin von Österreich
Als Kaiser Franz Joseph am 21. November 1916 starb, wurde Karl der Kaiser von Österreich (Karl I.) und König von Ungarn (Karl IV.) und Böhmen. Zita wird Kaiserin von Österreich und Königin von Ungarn. Am 30. Dezember wurde sie in Budapest zur Königin von Ungarn gekrönt.
Ihr voller Name lautete von nun an:
Zita, Kaiserin von Österreich, gekrönte Königin von Ungarn, Königin von Böhmen, von Dalmatien, Kroatien, Slawonien, Galizien, Lodomerien und Illyrien; Königin von Jerusalem; Erzherzogin von Österreich, Großherzogin der Toskana und von Krakau; Herzogin von Lothringen und Bar, von Salzburg, Steyr, Kärnten, Krain und der Bukowina; Großfürstin von Siebenbürgen, Markgräfin von Mähren; Herzogin von Ober- und Niederschlesien, von Modena, Piacenza und Guastalla; von Auschwitz und Zator, von Teschen, Friaul, Ragusa und Zara; gefürstete Gräfin von Habsburg und Tirol, von Kyburg, Görz und Gradisca; Fürstin von Trient und Brixen; Markgräfin von Ober- und Niederlausitz und in Istrien, Gräfin von Hohenems, Feldkirch, Bregenz und Sonnenberg; Herrin von Triest, von Cattaro und auf der Windischen Mark; Großwojwodin der Wojwodschaft Serbien; Infantin von Spanien, Prinzessin von Portugal und Parma.
Zita spielte fortan eine bedeutende politische Rolle. Sie beeinflusste Karl entscheidend, indem sie seine oft schwankende Willenskraft festigte. Die junge Erzherzogin besaß nicht nur Energie und Zähigkeit, sondern auch eine außerordentlich schöne Erscheinung. Zitas erstes Auftreten in der habsburgischen Hauptstadt Wien wurde ein großer Erfolg. In den Herzen des österreichischen Volkes hätte sie sich sicher einen hervorragenden Platz sichern können. Das Schicksal wollte es aber anders.
Um einen Zusammenbruch des Vielvölkerstaates zu verhindern, wurde im Frühjahr 1917 der Versuch unternommen, einen Friedensschluss mit den Ententemächten auszuhandeln. Nach der Veröffentlichung des sogenannten Sixtus-Briefes Karls durch den französischen Ministerpräsidenten wurde Zita durch die deutschnationale österreichische Propaganda als »italienische Verräterin« und Karl als ein »den hohen Frauen welscher Abkunft ausgelieferter Pantoffelheld« dargestellt.
Als Karl am 11. November 1918 eine Verzichtserklärung auf die Ausübung der Regierungsgeschäfte vorgelegt wurde, sagte sie nur:
- Niemals! Ein Herrscher kann seine Herrscherrechte verlieren. Das ist dann Gewalt, die eine Anerkennung ausschließt. Abdanken nie - lieber falle ich hier an Ort und Stelle mit dir - dann wird eben Otto kommen und selbst, wenn wir alle fallen sollten - noch gibt es andere Habsburger.
Trotz Zitas Bedenken verzichtete Karl auf »jeden Anteil an den Staatsgeschäften«, dankte aber nicht ab. Die kaiserliche Familie musste Schloss Schönbrunn verlassen und wurde nach Schloss Eckartsau im Marchfeld bei Wien gebracht. Am 12. November wurde die Republik Deutschösterreich durch die provisorische Nationalversammlung ausgerufen.
Leben ab 1919
Am 24. März 1919 begab sie sich mit ihrer Familie in das Exil in der Schweiz. Am 3. April wurde das Habsburgergesetz beschlossen, in dem alle Mitglieder des Hauses Habsburg-Lothringen aus Deutschösterreich verwiesen wurden. Ihr Vermögen wurde beschlagnahmt.
Zuerst hielt sie sich auf Schloss Wartegg bei Rorschach am Bodensee auf. Am 20. Mai übersiedelte sie nach Prangins am Genfer See. Zita betrachtete die Wiedererlangung des Throns als eine von Gott auferlegte Pflicht, ermunterte Karl, nicht aufzugeben, und unterstützte ihn bei seinen Restaurationsversuchen.
Sie begleitete Karl im Oktober 1921 bei seinem zweiten Restaurationsversuch nach Ungarn. Nach dem Scheitern wurde sie gemeinsam mit Karl am 1. November auf die portugiesische Insel Madeira gebracht, wo sie am 19. November eintraf. Ihre Kinder kamen erst am 2. Februar 1922 in Madeira an.
Am 1. April starb Kaiser Karl an den Folgen einer Lungenentzündung. Ab diesem Zeitpunkt trug sie nur mehr schwarze Kleidung. Zita wurde Vormund für den neuen Thronprätendenten Otto. Die nunmehr 30jährige Witwe musste alleine für ihre sieben Kinder (das achte Kind wird zwei Monate nach dem Tod Karls geboren) sorgen. Am 31. Mai übersiedelte sie in die Villa Uribarren in Lequeitio im Baskenland.
Ab 1929 wohnte sie im Schloss Ham bei Brüssel (Belgien). 1935 gab es Verhandlungen zwischen Otto und der Schuschnigg-Regierung über die Aufhebung des Habsburgergesetzes und die Wiedereinrichtung der Monarchie. Das Habsburgergesetz von 1919 wurde von Kanzler Kurt Schuschnigg teilweise aufgehoben.
Die Annexion Österreichs durch Hitler-Deutschland am 13. März 1938 machte alle Restaurationsaussichten zunichte. Im Mai 1940 floh Zita nach dem deutschen Überfall auf Belgien und Frankreich mit Ihrer Familie über Dünkirchen, Paris und Bordeaux nach Spanien und später nach Portugal. Im Juli reisten die Habsburger in die USA aus. Während Zita und Ihre jüngeren Kinder sich in Québec (Kanada) niederlassen, zog der Rest der Familie in die USA. Otto etablierte sich in New York. Zita traf sich dreimal mit Präsident Roosevelt und warb um ein besseres Verständnis für ihre Heimat. Nach Kriegsende organisierte sie gemeinsam mit Ihrer Familie Care-Paket-Aktionen.
Als 1949 der seit 1928 laufende Seligsprechungsprozess für Kaiser Karl eröffnet wurde, reiste Zita mehrmals nach Europa, um Dokumente für den Prozess zu sammeln. 1953 kehrte sie nach Europa zurück und ließ sich in Luxemburg bei ihrem Bruder Felix nieder. 1962 übersiedelte Zita ins St.-Johannes-Stift in Zizers (Schweiz), um in der Nähe ihrer Kinder und zahlreichen Enkel zu sein.
1966 konnte Otto von Habsburg nach einem zu seinen Gunsten ausgefallenen Gerichtsurteil des Verwaltungsgerichts zum ersten Mal nach Österreich zurückkehren. Er hatte bereits am 31. Mai 1961 auf seine persönlichen Thronrechte verzichtet. Unter Vermittlung des spanischen Königs Juan Carlos gestattete die österreichische Bundesregierung Zita 1982 auch ohne Verzichtserklärung die Rückkehr nach Österreich. Die neunzigjährige Zita kehrte nach dreiundsechzigjährigem Exil in das Land zurück.
Nach ihrem Tod in Zizers wurde sie am 1. April 1989 in der Kapuzinergruft in Wien feierlich beigesetzt. Ihr Herz wird im Kloster Muri in der Schweiz aufbewahrt.
Nachkommen
- Franz Josef Otto Robert Maria Anton Karl Max Heinrich Sixtus Xaver Felix Renatus Ludwig Gaetan Pius Ignatius von Österreich (20. November 1912)
- Adelheid Maria Josepha Sixta Antonia Roberta Ottonia Zita Charlotte Luise Immakulata Pia Theresia Beatrix Franziska Isabella Henrietta Maximiliana Genoveva Ignatia Marcus d'Aviano von Österreich (3. Januar 1914 - 3. Oktober 1971)
- Robert Karl Ludwig Maximilian Michael Maria Anton Franz Ferdinand Joseph Otto Hubert Georg Pius Johannes Marcus d'Aviano von Österreich (8. Februar 1915 - 7. Februar 1996)
- Felix Friedrich August Maria vom Siege Franz Joseph Peter Karl Anton Robert Otto Pius Michael Benedikt Sebastian Ignatius Marcus d'Aviano von Österreich (31. Mai 1916)
- Carl Ludwig Maria Franz Joseph Michael Gabriel Anton Robert Stephan Pius Gregor Ignatius Marcus d'Aviano von Österreich (10. März 1918)
- Rudolf Syringus Peter Karl Franz Joseph Robert Otto Antonius Maria Pius Benedikt Ignatius Laurentius Justitiani Marcus d'Aviano von Österreich (5. September 1919)
- Charlotte Hedwig Franziska Josephina Maria Antonia Roberta Ottonia Pia Anna Ignatia Marcus d'Aviano von Österreich (1. März 1921 - 23.Juli 1989)
- Elisabeth Charlotte Alphonsa Christina Theresia Antonia Josephina Roberta Ottonia Franziska Isabella Pia Marcus d'Aviano et omnes Sancti von Österreich (31. Mai 1922 - 6. Januar 1993)
Literatur
- H. Andics: Die Frauen der Habsburger. Wien 1985.
- J. Balsano: Les Bourbons de Parme. Biarritz 1966.
- G. Brook-Shepherd: Anschluss. The Rape of Austria. London 1962.
- G. Brook-Shepherd: Um Krone und Reich. Die Tragödie des letzten Habsburgerkaisers. Wien, München, Zürich 1968.
- G. Brook-Shepherd: Zita. Die letzte Kaiserin. Wien 1993.
- E. Crankshaw: Der Niedergang des Hauses Habsburg. Wien 1971.
- E. H. P. Cordfunke: Zita. Kaiserin von Österreich. Königin von Ungarn. Wien, Köln, Graz 1986.
- Erich Feigl: Kaiserin Zita. Kronzeugin eines Jahrhunderts. Wien, München 1989.
- Erich Feigl: Zita. Kaiserin und Königin. Wien, München 1991.
- E. Gehrig: Umjubelt. Verkannt. Verbannt: Kaiserin und Königin Zita. Wels 1962.
- T. Griesser-Pecar: Zita. Die Wahrheit über Europas letzte Kaiserin. Bergisch-Gladbach 199?.
- B. Harding: Crépuscule impérial. Histoire de Charles et Zita d'Autriche-Hongrie. Brüssel 1947.
- E. Hoor: Österreich 1918-1938. Staat ohne Nation, Republik ohne Republikaner. Wien 1966.
- G. Praschl-Bichler: Das Familienalbum von Kaiser Karl und Kaiserin Zita. Wien 1996.
- J. Sévillia: Zita. Kaiserin ohne Thron. Düsseldorf, Zürich 1998.
- H. Frh. von Werkmann: Der Tote auf Madeira. München 1923.
Weblinks
Personendaten | |
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NAME | Zita von Bourbon-Parma |
KURZBESCHREIBUNG | letzte Kaiserin Österreichs und Königin von Ungarn |
GEBURTSDATUM | 9. April 1892 |
GEBURTSORT | Villa delle Pianore, Italien |
STERBEDATUM | 14. März 1989 |
STERBEORT | Zizers, Schweiz |