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Detroit Techno

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Detroit Techno ist ein Stilart des Techno. Es entstand in den 80er Jahren und ist eine Mischung aus Funk-, Electro Funk-, Kraftwerk- und EBM-, und House-Einflüssen und gilt als Wegbereiter und Ursprung für Techno.


Das Konzept

Detroit Techno ist schamlos modern in seiner Anschauung. Es ist ein hypnotisierender Untergrund von neuer Musik, der in die Zukunft blickt, mit der Vergangenheit bricht und europäischen Industrial-Pop mit schwarzem amerikanischem Garage Funk mischt. Derrick May meinte, dass "seine Musik über den Beat hinausgeht". Es ist nicht einfach nur Dance Music sondern eine Abfolge von Sound-Experimenten, die der Logik der einfachen und unkomplizierten Dance-Sounds wie Chicago House trotzen. Derrick May: "Die Philosophie, die seit Beginn hinter dem Begriff Techno aus Detroit steht, meint Individualität, Innovation, to be first and on top, und befindet sich in erklärtem Gegensatz zu dem, was wir schon immer unter bürgerlichem Konformismus verstanden haben, unter Industriedienlichkeit und Kommerzialisierung. Techno sollte den Menschen eine Alternative sein." May wandte sich immer wieder gegen die Kommerzialisierung und gegen die Unwissenheit der Geschichte und der Herkunft des Techno.


Die Ursprünge

The Electrifying Mojo

Dieses Synonym steht für den Übervater dreier Generationen von Detroit Techno Aktivisten. The Electrifying Mojo (Charles Johnson) ist bekannt durch seine markante Radiostimme. In seinem Programm setzte er sich über die musikalische Apartheid in den US-Radiostationen hinweg und spielte in einem einzigartigem Mix James Brown, Pink Floyd, The Parliament, Joni Mitchell, Aretha Franklin, Kraftwerk, Prince, The B-52s, The Clash oder auch frühe Electro- und House-Produktionen und ebnete somit europäischen Sound den Weg in die Detroiter Clubszene.

Charivari

Am Anfang der 80er Jahre gab es in Detroit zahlreiche High School Partyorganisationen. Deren Partys liefen so gut, so daß jede Organisation in der Lage war, eigene Identifikationsplatten zu produzieren und pressen zu lassen. Eine solche war Charivari. Es verband alle in New Yorker Clubs vorkommenen Electro Funk Ideen und kreierte daraus einen gaunz eigenen Stil, den man später Techno nannte.

Alvin Toffler

Der Buchautor schrieb zwei maßgebende Bücher für Detroit Techno. The Third Wave handelt von der dritten Stufe der technologischen Entwicklung als eine Art Zukunftsvermächtnis ohne Angst vor den Auswirkungen der techologischen Revolution, in der wir uns befinden. In Zukunftsschock geht es um darum, daß die Gesellschaft eine enorme Wandlung durchgeht, eine Revolution von einer industriellen Gesellschaft zu einer "Superindustriellen Gesellschaft". Diese Wandlung überwältigt die Menschen, die beschleunigte Geschwindigkeit der technologischen und sozialen Veränderungen koppelt sie ab und sie leiden unter zermürbenden Streß und Disorientierung - sie sind zukunftsgeschockt. Toffler vertritt die Meinung, daß der größte Teil der sozialen Probleme Symptome des Zukunftsschock sind.


Die ersten Schritte

Die Herkunft von Detroit Techno geht auf die in Amerika verdrängten Synthesizer-Gruppen der 70er Jahre wie Kraftwerk und Yello und auf die poppigeren britischen Bands Heaven 17, New Order und The Human League zurück. Deren Musik hat den Syntesizer zum kreativen Kern neuer Musik erhoben, die eine ganze Generation veranlaßt hat, ihre Wohnungen in semiprofessionelle Studios zu verwandeln. Das schwarze Amerika hat - in Europa weitgehend unbekannt - mit zunehmender Faszination diese Musik gehört und zum ersten Mal wurde Schwarze Musik von europäischer Musik beeinflußt.

Juan Atkins, ein Schüler an der Belleville High School und begeisterter Kraftwerk-Fan, fing erst an mit einfache Drum Pattern auf einer alten Roland DI55 und verfeinerte seine Technik in den folgenden Jahren soweit, bis er hochkomplexe von Europa stark beeinflußte Syntesizer-Tracks schreiben konnte. In der Blütezeit des Electro Funk schrieb er mit seiner Gruppe Cybotron einige Tracks, von denen er eine Hommage an Detroit einfach Techno City nannte. Zunächst dachte er, sein Sound wäre ein einzigartig gewagtes Stück synthetisierter Funk und eher in Einklang mit deutscher Musik als mit Schwarzer Musik. Doch dann lernte er auf einem entmutigendem Trip nach New York den Track Planet Rock von Afrika Bambaataa kennen und stellte fest, dass seiner Vision von einem spartanischem elektronischen Dance Sound die Schau gestohlen wurde. Er ging zurück nach Detroit und erneuerte seine Freundschaft mit seinen ehemaligen Mitschülern Derrick May und Kevin Saunderson. Die drei fingen an in ihren ganzen eigenen Sound zu kreieren: Detroit Techno!


Detroit

Derrick May gilt als Philosoph des Detroit Techno. Er sieht die Musik als Post-Soul und glaubt, dass es ein wohl durchdachter Bruch mit den Traditionen Schwarzer Musik ist: "Die Musik ist wie genauso wie Detroit - ein kompletter Fehler. Es ist, als wenn man George Clinton und Kraftwerk in einen Fahrstuhl mit einem Sequencer einsperrt, um sie gesellig zu halten."

Die namensgebende Stadt und besonders die subjektive Wahrnehmung Detroits der 80er Jahre spielt für die Protagonisten eine große Rolle. Sie wird als kaputt, niedergehend, kalt und bedrohend empfunden. Daher ist Detroit Techno nicht positiv und hell, sondern dunkel und kalt.

Derrick May: "Techno ist unzweifelhaft die Musik Detroits, aber es hat nichts von dem Optimismus des Motown-Labels. Die Stadt wird in der Musik in einer beunruhigenden Art reflektiert. Fabriken machen dicht und die Menschen driften ab. Das alte industrielle Detroit fällt auseinander, die Strukturen zerfallen. Es ist die Mordhauptstadt Amerikas. Sechsjährige tragen Waffen mit sich und Tausenden Schwarzen ist es egal, ob sie jemals wieder Arbeit finden. Wenn man in solcher Umgebung Musik macht, kann sie nicht fröhlich sein. In Großbritannien gibt es New Order - bei uns gibt es New Disorder."

Die Zunahme an Rassendiskriminierung, Gewaltkriminalität und Jugendarbeitslosigkeit haben in diesem Kontext auch einen Einfluß auf die Musik genommen. Eddie Flashin' Fowlkes: "Detroit hat sein eigenes Gesicht. Du gehst eine Straße entlang, jemand fährt plötzlich an dir vorbei, kurbelt die Wagenscheibe runter und versucht dich abzuknallen. Mit dem Ende von Motown und dem Niedergang der Automoblindustrie nahmen soziale Konfliktpotenziale und die damit verbundene Kriminalität automatisch zu. Die dadurch entstandene Spannung, diese spezielle Form der Aggression, wurde von da an in der Musik reflektiert. Der Synthesizer wurde so gesehen zur Waffe.


Motown

Detroit war bisher musikalisch nur für Motown bekannt. Juan Atkins, der sich selber als der Kapitän der Detroit Techno Bewegung sieht, ist ein deutlicher Gegner der Motown-Vorherrschaft: "Berry Gordy hat Motown auf den selben Prinzipien wie die Förderbänder von Ford aufgebaut. Heutzutage werden Autos von Robotern und Computern gebaut und ich bin eher an Ford's Robotern interessiert als an Gordy's Musik."


Chicago

In Chicago hat sich zeitgleich die House-Musik entwickelt. Zahlreiche Tracks aus Detroit hatten dort Erfolg - sei es Ride 'em Boy von Blake Baxter oder Nude Photo und Strings von Derrick May, die in Chicago als Acid House adaptiert werden. Dennoch glaubt May, dass es große Unterschiede zwischen Chicago und Detroit gibt: "Es ist ein Unterschied des Respekts. House hat sein Herz immer noch im Disco der 70er Jahre, das wir nicht für die Vergangenheit haben. Wir machen Zukunftsmusik und haben eine stärkere Neigung zum Experiment."

Beeinflussende Musikgruppen


Produzenten

Erste Welle

Zweite Welle

Dritte Welle

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