Woodcraft
Die Woodcraft-Bewegung ist eine von Ernest Thompson Seton am Anfang des 20. Jahrhunderts entwickelte Erziehungsbewegung, die auf dem Leben in Zeltlagern, Naturerlebnis und handwerklicher Betätigung basiert. In sein Konzept integrierte Seton zahlreiche Elemente, die er den nordamerikanischen Indianer zuschrieb. 1902 gründete er die Woodcraft Indians, die schnell wuchsen und 1910 in den Boy Scouts of America aufgingen.
In den USA wurden Setons Ideen anfänglich in der Pfadfinderbewegung angewandt, daneben beeinflussten sie aber auch zahlreiche Organisationen in anderen Ländern. In Großbritannien gründete der Quäker und Pazifist Ernest Westlake 1916 den Order of Woodcraft Chivalry als Abspaltung der Scout Association. Wenig später entwickelte der Pfadfinderführer John Hargrave Setons Ideen weiter und gründete 1920 die Kindred of Kibbo Kift. Nach Setons Trennung von der Pfadfinderbewegung entstand 1915 in den USA die Woodcraft League of America unter seiner Führung, die nach kurzer Zeit 5.000 Mitglieder zählte.[1]
Auch die Pfadfinderbewegung in Deutschland und Luxemburg übernahmen zahlreiche Elemente und Methoden von Woodcraft in ihre Arbeit. Hervorzuheben sind insbesondere die Féderation nationale des Eclaireurs et Eclaireuses du Luxembourg, die Sturmtrupp-Pfadfinder, eine Deutsche Waldritterschaft, und die Neupfadfinder in Deutschland, die das Konzept der Stammeserziehung in die deutsche Pfadfinderarbeit einführten.
Während der Zwischenkriegszeit entstanden in Europa zahlreich Woodcraft-Gruppen. Insbesondere zu nennen ist die tschechische Woodcraft-Liga, die schon 1912 von Milos Seifert gegründet wurde. Obwohl sie mehr als ein halbes Jahrhundert verboten war, zuerst von den Nationalsozialisten und später von den Kommunisten, konnte sie im Verborgenen überleben. Nach dem Fall des Kommunismus wurde sie erneut öffentlich aktiv. Heute ist sie ein kleiner, tatkräftiger Verband mit Mitgliedern in allen Altersstufen.
Außer in der tschechischen Republik gibt es auch in zahlreichen anderen Staaten Europas kleine Organisationen, die sich der Woodcraft-Bewegung, wie sie von Seton entwickelt wurde, zurechnen, in Deutschland etwa sporadisch am linken Niederrhein.
The Woodcraft Folk in Großbritannien dagegen ist der Jugendverband der britischen Genossenschaftsbewegung und arbeitet mit sozialdemokratischen Jugendverbänden wie der SJD-Die Falken zusammen. Er entstand 1924 aus einer Abspaltung von Kibbo Kift.
Quellen
- ↑ http://www.infed.org/thinkers/seton.htm, aufgerufen am 21. Juli 2006