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Eutin

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Wappen Deutschlandkarte
Eutin
Deutschlandkarte, Position der Stadt Eutin hervorgehoben
Basisdaten
Koordinaten: 54° 8′ N, 10° 37′ OKoordinaten: 54° 8′ N, 10° 37′ O
Bundesland: Schleswig-Holstein
Kreis: Ostholstein
Höhe: 33 m ü. NHN
Fläche: 41,39 km2
Einwohner: 17.256 (31. Dez. 2023)[1]
Bevölkerungsdichte: 417 Einwohner je km2
Postleitzahl: 23701
Vorwahl: 04521
Kfz-Kennzeichen: OH
Gemeindeschlüssel: 01 0 55 012
Adresse der
Stadtverwaltung:
Markt 1
23701 Eutin
Website: www.eutin.de
Bürgermeister: Carsten Behnk (parteilos)
Lage der Stadt Eutin im Kreis Ostholstein
KarteAhrensbökAltenkrempeBad SchwartauBeschendorfBosauDahme (Holstein)DamlosEutinFehmarnGöhlGremersdorfGrömitzGroßenbrodeGrubeHarmsdorfHeiligenhafenHeringsdorfKabelhorstKasseedorfKellenhusenLensahnMalenteManhagenNeukirchenNeustadt in HolsteinOldenburg in HolsteinRatekauRiepsdorfScharbeutzSchashagenSchönwalde am BungsbergSierksdorfStockelsdorfSüselTimmendorfer StrandWangelsSchleswig-Holstein
Karte

Eutin ist die Kreisstadt des Kreises Ostholstein im Osten Schleswig-Holsteins. Fissau, Neudorf, Sibbersdorf, Sielbeck, Am Redderkrug, An der Schafwehde, Forsthaus Dodau, Forsthaus Wüstenfelde, Sandfeldkrug und Schäferei liegen im Stadtgebiet.[2]

Lage und Gemeindegliederung

Eutin liegt im Naturpark Holsteinische Schweiz zwischen Großem Eutiner See, Kleinem Eutiner See, Kellersee und Ukleisee.

Neben der eigentlichen Stadt Eutin mit rund 12.000 Einwohnern gibt es die vier Dorfschaften Fissau (1946 Einwohner), Neudorf (2855 Einwohner), Sibbersdorf (132 Einwohner) und Sielbeck (214 Einwohner), die eigene Dorfvorstände bilden.

Geschichte

Der Name Eutin (ursprünglich Utin) ist slawischer Herkunft. Seine Bedeutung ist nicht ganz sicher, wahrscheinlich ist er von dem Personennamen „Uta“ abgeleitet. Die slawischen Abodriten besiedelten seit dem 7./8. Jahrhundert n. Chr. das östliche Holstein und errichteten auf der Fasaneninsel im Großen Eutiner See eine Burg.[3] Im Zuge der deutschen Ostsiedlung wanderten seit dem 12. Jahrhundert niederdeutsche und holländische Siedler zu. In und um Eutin siedelten sich Holländerfamilien an. 1156 wurde Eutin Marktort und Residenz der (Fürst-)Bischöfe von Lübeck, die Stadtrechte erhielt es im Jahre 1257. Seit 1439 ist bei der Stadt „vor dem Lübecker Tor“ eine Leprakolonie nachweisbar, die St.-Jürgen-Stift bezeichnet wurde und später im St.-Georg-Hospital aufging. Im Gebäude des Hospitals befand sich später das Kreisheimatmuseum (heute Ostholstein-Museum Eutin).[4]

Neuzeit

In den Hexenverfolgungen 1575 bis 1650 sind 16 Verfahren wegen Hexerei und Zauberei belegt. Mindestens acht Menschen in Eutin wurden in den Hexenprozessen hingerichtet.[5] Als Reiseprediger begleitete Johann Gottfried Herder im Jahr 1770 den Eutiner Erbprinzen Peter Friedrich Wilhelm. Zwischen 1776 und 1829 erlebte Eutin eine kulturelle Blüte. Der Sturm-und-Drang-Lyriker Friedrich Leopold zu Stolberg, der Dichter und Homer-Übersetzer Johann Heinrich Voß, der Dramatiker Heinrich Wilhelm von Gerstenberg, der Philosoph Friedrich Heinrich Jacobi und andere weithin bekannte Schriftsteller lebten hier und bildeten den Eutiner Kreis. Matthias Claudius, Friedrich Gottlieb Klopstock, Wilhelm von Humboldt sowie andere bedeutende Persönlichkeiten kamen nach Eutin und suchten den Gedankenaustausch mit ihnen. Der weltberühmte romantische Komponist Carl Maria von Weber wurde 1786 hier geboren. Der Goethe-Maler Johann Heinrich Wilhelm Tischbein lebte und wirkte seit 1808 bis zu seinem Tode 1829 in der Stadt. Dies trug Eutin die Ehrenbezeichnung Weimar des Nordens ein (siehe unten: berühmte Persönlichkeiten).

Nach der Aufhebung des Hochstifts Lübeck im Reichsdeputationshauptschluss 1803 wurde Eutin mit dem Stiftsgebiet als Fürstentum Lübeck Teil des Großherzogtums Oldenburg.

20. Jahrhundert

Das Eutiner Offizierskorps der 162er rückt ins Kriegslager aus.
Marktplatz mit St. Michaelis
Schloss

Ab 1913 war Eutin eine Garnisonsstadt. Das neue III. Bataillon des Infanterie-Regiments „Lübeck“ (3. Hanseatisches) Nr. 162 erhielt hier seinen Standort. Erst während des Ersten Weltkriegs wurde dessen hiesige Kaserne, die heutige Rettberg-Kaserne, fertiggestellt. Nach dem Krieg war dort das von Otto Dziobek befehligte lübeckische Freiwilligen-Bataillon.

Bereits in der Zeit der Weimarer Republik wurde Eutin eine Hochburg des Nationalsozialismus.[6] 1926 besuchte Adolf Hitler die Stadt. Der Tod des SS-Mannes Karl Radke, der am Abend des 9. November 1931 unter ungeklärten Umständen bei einer Auseinandersetzung durch Messerstiche tödlich verletzt wurde, bewirkte in Eutin einen starken Zulauf für die nationalsozialistische Bewegung.[7][8] Dies nicht zuletzt deshalb, weil der Tod Radkes es der NSDAP in Eutin ermöglichte, einen Märtyrerkult mit seinem Tod im Gau Schleswig-Holstein zu veranstalten. Dazu gehörte auch, dass die SS-Kaserne der 50. SS-Standarte in Flensburg den Namen „Carl Radkehaus“ erhielt. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten unterhielt die SA in Eutin von Juli 1933 bis Mai 1934 das KZ Eutin, ein frühes Konzentrationslager, in dem Angehörige der demokratischen Parteien, Nazigegner und Juden gefangen gehalten und misshandelt wurden.

Ab 1936 versuchte der Eutiner Dichterkreis unter nationalsozialistischen Vorzeichen an die Tradition des historischen Eutiner Kreises anzuknüpfen. Der vom Dichterkreis herausgegebene Almanach enthielt aber vor allem Heimatkunst und stellte sich in den Dienst der Blut-und-Boden-Ideologie. Das machte den Eutiner Dichterkreis zu einer bedeutenden literarischen Gruppe Deutschlands in der Zeit des Nationalsozialismus.[9] Die Novemberpogrome 1938 am 9. November 1938 gingen an Eutin weitgehend spurlos vorbei. Grund dafür war, dass hier nur eine sehr kleine jüdische Minderheit lebte und jegliche jüdische Einrichtungen fehlten, mit Ausnahme des jüdischen Friedhofs, der in der Pogromnacht verwüstet und bis 1945 genutzt wurde.[10] Auf einen Befehl der Geheimen Staatspolizei vom 22. Januar 1945, arbeitsfähige Juden aufzulisten, damit sie zum Geschlossenen Arbeitseinsatz geschickt würden, schickten der stellvertretende Bürgermeister und der Obermedizinalrat im Übrigen eine Krankschreibung für die beiden betroffenen Männer als Antwort. Eine weitere Reaktion der Gestapo blieb offenbar danach aus.[11]

1937 übernahm die Provinz Schleswig-Holstein die Eutiner Gebiete des Großherzogtums Oldenburg durch das Groß-Hamburg-Gesetz als Landkreis Eutin.

Eutin blieb während des Zweiten Weltkriegs vom Luftkrieg verschont, da die Stadt mit der dortigen Rettberg-Kaserne keine lohnenswerten militärischen Ziele bot.[12] Während der Schlacht um Berlin, unmittelbar nach dem letzten Geburtstag Hitlers, am 20. April 1945, kamen vorbereitete Evakuierungsmaßnahmen der Reichsregierung, Reichsministerien und dem Sicherheitsapparat zur Ausführung.[13] Alle Reichsminister sollten sich in Eutin sammeln, da der Raum Eutin-Plön zu dieser Zeit noch kampffrei war.[14][15] Die Regierung sowie der Oberbefehlshaber der Kriegsmarine Karl Dönitz hielten sich nur kurz in Eutin auf und zogen weiter ins benachbarte Plön zum Barackenlager der Kaserne Stadtheide, wo sie sich bis Ende April aufhielten.[15] Der Reichsminister für Rüstung und Kriegsproduktion Albert Speer soll sich aber weiterhin mit seinen Mitarbeitern in einer Bauwagenkolonie beim Eutiner See aufgehalten haben.[16] Nach dem Suizid Hitlers wurde Dönitz am 1. Mai 1945 dessen Nachfolger als Reichspräsident. Vor den herannahenden britischen Truppen flohen Dönitz und die Regierung Dönitz am 2. Mai 1945 weiter nach Mürwik. Plön wurde anschließend zur Offenen Stadt.[17] Am 4. Mai 1945 unterschrieb Hans-Georg von Friedeburg im Auftrag von Dönitz die Kapitulation aller deutschen Truppen in Nordwestdeutschland, den Niederlanden und Dänemark.[18] Der Krieg endete schließlich mit der Bedingungslosen Kapitulation der Wehrmacht am 8. Mai.

Von 1945 bis ins 21. Jahrhundert

Nach dem Kriegsende wurde der Landkreis Eutin dem im August 1946 gegründeten Land Schleswig-Holstein zugeordnet. Der Kirchenkreis Eutin nahm nach dem Krieg ideologisch belastete Pastoren auf und distanzierte sich nicht klar vom NS-Unrecht. Erst 2017 verabschiedete die Kirchenkreissynode Ostholstein eine entsprechende Erklärung zur Distanzierung.[19]

1993 wurde Eutin zum heilklimatischen Kurort ernannt.

Politik

Rathaus Eutin; Baujahr 1791

Stadtvertretung

Die Wahl zur Stadtvertretung am 6. Mai 2018 führte zu einer Erhöhung der Sitze von bisher 27 auf 35 und zu folgendem Ergebnis:

Wahl zur Stadtvertretung Eutin 2018
 %
40
30
20
10
0
30,7 %
22,4 %
21,4 %
19,3 %
6,3 %
Sitzverteilung in der Stadtvertretung Eutin seit 2018
     
Insgesamt 35 Sitze

Bürgervorsteher, also Vorsitzender der Stadtvertretung, war bis 2018 Dieter Holst (CDU).

Bürgermeister

Direkt gewählter Bürgermeister ist seit dem 1. August 2016 der parteilose und von der CDU unterstützte Carsten Behnk. Er folgte dem von 2002 bis 2016 amtierenden Klaus-Dieter Schulz (CDU), der zuvor nicht mehr zur Wahl angetreten war.[20][21]

Verwaltungsgemeinschaft

Seit dem 1. Januar 2007 führt die Stadt im Rahmen einer Verwaltungsgemeinschaft die Verwaltungsgeschäfte für die amtsfreie Nachbargemeinde Süsel.

Wappen

Blasonierung: „In Blau ein goldenes Balkenkreuz, der Stamm oben und unten besteckt mit einer goldenen Lilie, der Querarm beidseitig mit einer achtblättrigen goldenen Rose; in den Winkeln die goldenen Großbuchstaben VTIN.“[22]

Das Kreuz verweist auf die Verleihung des Stadtrechts (1257) durch den Lübecker Bischof Johann von Diest, die Rosen sind Zeichen der Gerichtsbarkeit und die Lilien mittelalterliche Symbole für Reinheit, die Inschrift VTIN (also „UTIN“ in lateinischen Lettern) steht für den Ortsnamen.

Städtepartnerschaften

Partnerstädte von Eutin[23] sind

Öffentliche Einrichtungen

Kirchen

  • evangelisch-lutherisch
    • St. Michaelis, Kirchplatz
    • Martin-Luther-Kirche, Krete (Eutin-Fissau), z. Zt. (2019) wegen Sanierung geschlossen
    • Friedenskirche, Beuthiner Straße (Eutin-Neudorf), ab Februar 2019 keine Nutzung für Gottesdienste mehr
  • römisch-katholisch
    • Marienkirche (kath. Pfarrhaus), Plöner Straße
  • Sonstige Glaubensgemeinschaften
    • Freie evangelische Gemeinde (FeG), Industriestraße
    • Evangelisch-Freikirchliche Gemeinde (Baptisten), Plöner Straße
    • Neuapostolische Kirche, Plöner Straße
    • Leuchtfeuer-Gemeinde, Friedrichstraße

Schulen

Allgemeinbildende Schulen

Schülerzahlen aus dem Schuljahr 2019/2020[24]

  • Grundschule
    • Gustav-Peters-Schule mit den Standorten Blaue Lehmkuhle, Am kleinen See (Lübsche Koppel) und Auestraße (Fissau), 643 Schüler in 29 Klassen
  • Gemeinschaftsschule
    • Wilhelm-Wisser-Schule (Gemeinschaftsschule Eutin) mit den Standorten Elisabethstraße und Roggenkamp (Hutzfeld), 657 Schüler in 28 Klassen
  • Gymnasien
    • Carl-Maria-von-Weber-Schule (Europaschule), Plöner Straße, 646 Schüler in 28 Klassen
    • Johann-Heinrich-Voß-Schule, Bismarckstraße, 536 Schüler in 24 Klassen
  • Förderzentrum (FöZ)
    • Albert-Mahlstedt-Schule (FöZ Lernen), Bahnhofstraße, 132 Betreute

Berufsbildende Schulen

Schülerzahlen aus dem Schuljahr 2019/2020[25]

  • Berufliche Schulen des Kreises Ostholstein, Wilhelmstraße, 2877 Schüler in 160 Klassen (an zwei Standorten in Eutin sowie an jeweils einem Standort in Malente und Bad Schwartau)
  • Ausbildungszentrum für Berufe im Gesundheitswesen (Krankenpflegeschule), Hospitalstraße, 84 Schüler in 5 Klassen
  • DRK Fachschule für Altenpflege, Meinsdorfer Weg, 117 Schüler in 13 Klassen

Polizei

Am 1. Juni 1956 wurde die 1951 in Eckernförde-Carlshöhe aufgestellte Bereitschaftspolizeiabteilung, die Bereitschaftspolizei Schleswig-Holsteins, nach Eutin-Hubertushöh in eine neu errichtete Polizeiunterkunft verlegt. Im August 1957 zog zudem die Landespolizeischule in die Polizeiunterkunft Eutin-Hubertushöh um. Die Schule war im Oktober 1945 in der Nachrichtenschule in Flensburg-Mürwik als Polizeischule der Provinz Schleswig-Holstein aufgestellt worden. Im März 1946 war sie nach Eckernförde (Kaserne Carlshöhe) verlegt worden, wo sie in Landespolizeischule umbenannt wurde. Ab Juli 1950 war sie dann in Kiel-Wik beheimatet,[26] bis sie dann nach Eutin verlegt wurde. Im Juli 1974 wurde die Landespolizeischule schließlich unweit von Eutin in einen Neubau in Kiebitzhörn, Gemeinde Malente-Gremsmühlen verlegt. Am 1. April 1994 wurden nach Maßgabe eines neuen Polizeiorganisationsgesetzes die zwischenzeitlich als Bereitschaftspolizeiabteilung bezeichnete Polizeidienststelle und die Landespolizeischule zu einer einheitlichen Polizeibehörde zusammengelegt. Unter einem gemeinsamen Dach waren nun Ausbildung, Fortbildung und Einsatz angesiedelt. Die Bezeichnung der neuen Eutiner Polizeibehörde lautete nun: Polizeidirektion für Aus- und Fortbildung und für die Bereitschaftspolizei Schleswig-Holstein, abgekürzt: PD AFB. Die PD AFB ist neben den acht Polizeidirektionen in Schleswig-Holstein eine sog. Fachdirektion. Zurzeit befindet sich die Landespolizeischule wieder in Eutin selbst.[27][28]

Bundeswehr

Eutin ist Standort des Aufklärungsbataillons 6 der Heeresaufklärungstruppe (Bundeswehr).

Die Rettberg-Kaserne wurde nach Karl von Rettberg, dem Regimentskommandeur des Infanterie-Regiment „Lübeck“ (3. Hanseatischen) Nr. 162 benannt. Dessen III. Bataillon wurde im Oktober 1913 hier garnisoniert.

Gericht

Eutin ist Sitz des Amtsgericht Eutin. Der Gerichtsbezirk des Amtsgerichts Eutin umfasst die Gemeinden Ahrensbök, Bosau, Eutin, Kasseedorf, Malente, Scharbeutz, Schönwalde am Bungsberg, Süsel und Timmendorfer Strand.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Seepromenade von Eutin vor dem Umbau anlässlich der Landesgartenschau 2016

Die Eutiner Altstadt ist um den historischen Marktplatz gruppiert und umfasst sowohl frühneuzeitliche Fachwerkhäuser als auch klassizistische Bauwerke.

Von der Bundesstraße 76 abgehend, steht an einem kleinen Forstweg im Dodauer Forst die 500-jährige Bräutigamseiche mit eigener Postanschrift. Sie dient der Zusammenführung von Ehewilligen.

Unter dem Motto „Eins werden mit der Natur“ fand vom 28. April bis 3. Oktober 2016 die Landesgartenschau Eutin 2016 in Eutin statt. Es war die dritte Landesgartenschau in Schleswig-Holstein. Die Staudengärtnerei der Gärtnermeisterin Hänse Herms und ihres Ehemanns, des Kunstmalers Ludwig Herms, war von 1927 bis 1973 in Eutin-Neudorf angesiedelt. Mit dem Potsdamer Staudenzüchter und Gartenphilosophen Karl Foerster standen sie über Jahrzehnte in freundschaftlicher Verbindung. Das Ziergras Panicum Virgatum ‚Hänse Herms‘ und die Silberkerze Cimicifuga simplex ‚Frau Herms‘ sind nach der Gärtnermeisterin benannt.[29]

Besondere Bauwerke

Spätklassizistische Häuser (Plöner Straße)
Ostholstein-Museum
Freibadeanstalt von 1913 an der Fissauer Bucht des Großen Eutiner Sees

Regelmäßige Veranstaltungen

Um Pfingsten herum wird auf dem zentralen innerstädtischen Marktplatz das „Bluesfest Eutin“ veranstaltet. An einem Augustwochenende findet jedes Jahr das Eutiner Stadtfest samt Trödelmarkt in der gesamten Altstadt statt. Das renommierteste Sportereignis im Jahr ist der jährliche „Rosenstadt-Triathlon“.

Zu Ehren Carl Maria von Webers finden seit 1951 im Schlossgarten auf einer Freilichtbühne die Eutiner Festspiele (ursprünglich Eutiner Sommerspiele) statt. In den Sommermonaten werden hier vor fast 2000 Besuchern Opern und Operetten aufgeführt, gelegentlich auch Webers Opern, vor allem Der Freischütz. Das Hausorchester sind die Hamburger Symphoniker, die in Eutin bereits Opernstars wie Hanna Schwarz, Leandra Overmann, Ruth-Margret Pütz, René Kollo, Kurt Moll, Nicolai Gedda, Theo Adam und Hermann Prey begleiteten. Seit 2007 veranstalten die Eutiner Festspiele auch ganzjährig monatliche Schlosskonzerte. Die Freilichtbühne fasst 1886 Sitzplätze und hat bisher, außer einem optionalen Dach für den Orchestergraben, keine Überdachung. Am 17. Januar 2008 wurden erstmals Pläne für einen Opernpavillon vorgestellt, dessen Finanzierung aber noch ungesichert ist.

Am Tag des offenen Denkmals findet das Histotainment Vielerley Feierey statt.

Seit 2004 findet im Winter in Eutin „Eutin in Flammen“ statt. Das bedeutet, dass Häuser und Bauten wie das Eutiner Schloss mit Scheinwerfern in verschiedenen Farben ausgeleuchtet werden. Bekannt ist die Lichtkunst-Aktion auch unter der Bezeichnung „Lichterstadt Eutin“.

Der Weihnachtsmarkt Werkstatt der Engel findet Ende November am und im Eutiner Schloss statt und hat Stände von 100 Ausstellern mit handwerklichen und bodenständigen Weihnachtsartikeln. Zum Flair tragen bei: die Feuerkörbe am Eingang mit brennendem Holzscheiten, eine Weihnachtskrippe mit lebenden Darstellern und Tieren und ein Konzert auf einem mobilen Carillon.[30]

Sport

In der Eutiner Stadtgeschichte ist die Existenz mindestens dreißig eigenständiger Sportvereine belegt. Erster Sportverein der Stadt war der Männerturnverein von 1880 Eutin, dreizehn Jahre später entstand mit dem Turnverein „Eichenkranz“ von 1893 der erste Arbeitersporterverein in der Stadt.[31] In den kommenden Jahrzehnten gab es mit der Sportabteilung des Eutiner Reichsbanners, die unter anderem am Fußball-Spielbetrieb teilnahm, sowie dem Eutiner Fußball-Klub von 1930 weitere Sportvereine aus dem Umfeld des Arbeitersports, die jedoch mit dem Aufstieg des Nationalsozialismus verboten wurden oder sich im Hinblick auf die bevorstehende Gleichschaltung selbst auflösten.[32]

Historisch erzielten Eutiner Vereine vor allen Dingen im Handball überregionale Erfolge: In den 1950er und 1960er Jahren war zunächst der PSV Eutin der erfolgreichste Verein der Stadt und gehörte sowohl im Feld- als auch im Hallenhandball der Männer für mehrere Jahre den jeweils höchstmöglichen Spielklassen an.[33] In den 1980er Jahren stellte die TS Riemann Eutin phasenweise die größte Handballabteilung des Landes Schleswig-Holstein und erreichte im Jugendbereich neben mehreren Titeln auf Landes- und Regionalverbandsebene eine Deutsche C-Jugend-Meisterschaft. Im folgenden Jahrzehnt waren die Riemann-Handballer (zeitweise gemeinsam mit dem HTC Eutin) für mehrere Jahre auch Teil der Männer-Regionalliga.[34] Neben der TS Riemann gibt es mit Eutin 08, dem HSC Rosenstadt Eutin und dem TSV Sielbeck insgesamt vier aktive Handballabteilungen in der Stadt – in einer kreisangehörigen Gemeinde gibt es im Land nur noch in Schleswig eine ebenso große Anzahl an Handballvereinen.

Auch im Fußball waren mehrere Vereine auf regionaler Ebene erfolgreich: In der Vorkriegszeit gehörte der VfL Eutin für ein Jahr der damals erstklassigen Bezirksliga Lübeck-Mecklenburg an. Nach 1945 stellte mit einer Ausnahme (1997/98: BSG Eutin) stets die Eutiner SV 08 die stärkste Seniorenmannschaft in der Stadt, wobei den Blau-Roten mit den Aufstiegen in die drittklassige Fußball-Oberliga Nord 1990/91[35] sowie die viertklassige Fußball-Regionalliga Nord 2017/18 zwei Mal der Sprung in den überregionalen Fußball gelang. Auch im Fußball ist die Stadt über Eutin 08, die BSG Eutin, den TSV Fissau und den Neudorfer SV mit vier Vereinen im Spielbetrieb der Saison 2020/21 vertreten, was im Kreis Ostholstein ebenfalls den Höchstwert darstellt.

Verkehr

Bahnhof

Seit dem 31. Mai 1866 gibt es eine Eisenbahnverbindung nach Kiel und nach Neustadt durch die Altona-Kieler Eisenbahn-Gesellschaft. Seit dem 10. April 1873 gibt es eine Eisenbahnverbindung nach Lübeck durch die Eutin-Lübecker Eisenbahn-Gesellschaft (ELE). Die Bahnstrecke Kiel–Lübeck betreibt heute die Deutsche Bahn durch ihre Tochter DB Regio. Die Verbindung nach Neustadt wurde stillgelegt und das Gleis zurückgebaut.

Die Bundesstraße 76 verbindet Eutin mit Kiel und der Bundesautobahn 1 nach Lübeck und Fehmarn.

Die nächsten Flughäfen sind der Flughafen Lübeck (45 km) und der Flughafen Hamburg (75 km). Der Flugplatz Sierksdorf/Hof-Altona ist 12 km entfernt.

Seit über 100 Jahren finden auf dem Großen Eutiner See Schifffahrten statt. Heute verkehrt Ostern und zwischen Mai und Oktober ein Fahrgastschiff der Eutiner Seerundfahrt.

Persönlichkeiten

Ehrenbürger

Söhne und Töchter der Stadt

Weitere Persönlichkeiten, die in Eutin wirkten

Trivia

In Eutin und Umgebung, auch im Schloss, wurde 1972 der Film Cabaret mit Liza Minnelli gedreht, 1977 der Tatort-Klassiker Reifezeugnis mit Nastassja Kinski und Klaus Schwarzkopf.

2017 fand das dritte Deutschlandtreffen der Urban Sketchers in Eutin statt.

Literatur

  • Marion Heine: Ein Lebensweg für die Stauden. Die Geschichte der Staudengärtnerei Herms in Ostholstein. In: Jahrbuch für Heimatkunde Eutin 2010 (Teil I) und Jahrbuch für Heimatkunde Eutin 2011 (Teil II), ISSN 1866-2730.
  • Ernst-Günther Prühs: Geschichte der Stadt Eutin. 2. Auflage. Eutin 1994, ISBN 3-923457-23-5.
  • Gustav Peters: Geschichte von Eutin. Neumünster 1971.
  • Klaus Langenfeld: Rosenstadt Eutin. Lübeck 1998.
  • Klaus Langenfeld: Die Geschichte Eutins von der Stadtgründung bis heute. Die komplette derreporter-Serie. Eutin o. J (2008).
  • Klaus Langenfeld: Dichter und Denker, Maler und Musiker im Eutin der Goethezeit. Eutin/Bad Schwartau 2011.
  • Horst Schinzel: Eutiner Straßenlexikon. Sutton Verlag, Erfurt 2006, ISBN 3-86680-081-9.
  • Lawrence D. Stokes: Kleinstadt und Nationalsozialismus: Ausgewählte Dokumente zur Geschichte von Eutin 1918–1945 (= Quellen und Forschungen zur Geschichte Schleswig-Holsteins, Band 82). Wachholtz, Neumünster 1988, ISBN 3-529-02182-2.
  • Lawrence D. Stokes: Der Eutiner Dichterkreis und der Nationalsozialismus 1936–1945: Eine Dokumentation (= Quellen und Forschungen zur Geschichte Schleswig-Holsteins, Band 111). Wachholtz, Neumünster 2001, ISBN 3-529-02211-X.
  • Lawrence D. Stokes: „Meine kleine Stadt steht für tausend andere …“. Studien zur Geschichte von Eutin in Holstein, 1918–1945. Struve’s Buchdruckerei, Eutin 2004, ISBN 3-923457-72-3.
Commons: Eutin – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikivoyage: Eutin – Reiseführer
Wikisource: Eutin – Quellen und Volltexte
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Einzelnachweise

  1. Statistikamt Nord – Bevölkerung der Gemeinden in Schleswig-Holstein 4. Quartal 2023 (XLSX-Datei) (Fortschreibung auf Basis des Zensus 2022) (Hilfe dazu).
  2. Schleswig-Holstein-Topographie. Bd. 3: Ellerbek – Groß Rönnau. Flying-Kiwi-Verl. Junge, Flensburg 2003, ISBN 978-3-926055-73-6, S. 68 (dnb.de [abgerufen am 21. April 2020]).
  3. Karl Wilhelm Struve: Zum slawischen Ursprung Eutins. In: Die Heimat 80, 1973, S. 209–214.
  4. Siehe Daten der Gesellschaft für Leprakunde unter Archivierte Kopie (Memento vom 10. Dezember 2014 im Internet Archive)
  5. Historiker ermittelt 29 Hexenprozesse in Eutin.
  6. Lawrence D. Stokes: Kleinstadt und Nationalsozialismus: Ausgewählte Dokumente zur Geschichte von Eutin 1918–1945.
  7. Der Fall Radke. In: Nationalsozialismus im Eutinischen. Ein Projekt des Leistungskurses Geschichte in den Klassenstufen 12 und 13. Carl-Maria-von-Weber-Gymnasium, Eutin.
  8. Lawrence D. Stokes: „Meine kleine Stadt steht für tausend andere …“. Studien zur Geschichte von Eutin in Holstein. 2004.
  9. Lawrence D. Stokes: Der Eutiner Dichterkreis und der Nationalsozialismus 1936–1945: Eine Dokumentation.
  10. Die Kirche und die Judenfrage. In: Nationalsozialismus im Eutinischen. Ein Projekt des Leistungskurses Geschichte in den Klassenstufen 12 und 13. Carl-Maria-von-Weber-Gymnasium, Eutin
  11. Rettete ein Arzt die Eutiner Juden? Flensburger Tageblatt vom 26. Januar 2015; abgerufen am 15. Oktober 2018.
  12. Die Ausgebombten, Flüchtlinge und Vertriebenen. 8. Juli 2017.
  13. Stephan Link: „Rattenlinie Nord“. Kriegsverbrecher in Flensburg und Umgebung im Mai 1945. In: Gerhard Paul, Broder Schwensen (Hrsg.): Mai ’45. Kriegsende in Flensburg. Flensburg 2015, S. 20 f.
  14. Ernst Piper: Alfred Rosenberg. Hitlers Chefideologe. München 2005, S. 620.
  15. a b LN suchen Zeitzeugen – Vor 70 Jahren ging der Zweite Weltkrieg zu Ende. Lübecker Nachrichten vom 14. Februar 2015; abgerufen am 7. Juli 2017.
  16. Ob es sich bei dem Eutiner See um den Kleinen oder den Großen Eutiner See handelte, ist in der Quelle nicht angegeben. Vgl. Jörg Wollenberg: Spurensuche hinter den Mauern des Vergessens. In: Heinrun Herzberg, Eva Kammler (Hrsg.): Biographie und Gesellschaft: Überlegungen zu einer Theorie des modernen Selbst. Frankfurt am Main/New York 2011, S. 202.
  17. Institut für schleswig-holsteinische Zeit- und Regionalgeschichte: VIMU. Kriegsende, abgerufen am 31. Mai 2017.
  18. Die Kapitulation auf dem Timeloberg. (PDF, 16. S.; 455 kB)
  19. Synode im Kirchenkreis Ostholstein. Kirche bekennt sich zur Mitschuld an Nazi-Verbrechen. Evangelische Zeitung vom 10. Mai 2017; abgerufen am 7. Juli 2017
  20. „Eutin ist einfach eine tolle Stadt“, Ostholsteiner Anzeiger
  21. Carsten Behnk geht für die CDU ins Rennen, Mitteilung der CDU Eutin
  22. Kommunale Wappenrolle Schleswig-Holstein
  23. Städtepartnerschaften der Stadt Eutin, abgerufen am 7. Mai 2018
  24. Statistisches Amt für Hamburg und Schleswig-Holstein: Verzeichnis der allgemeinbildenden Schulen in Schleswig-Holstein 2019/2020
  25. Statistisches Amt für Hamburg und Schleswig-Holstein: Verzeichnis der berufsbildenden Schulen in Schleswig-Holstein 2019/2020
  26. sh:z: Treffen der letzten „Carlshöhe-Polizisten“, vom 11. April 2011; abgerufen am: 14. August 2016
  27. sh:z: 90 Flüchtlinge in der Landespolizeischule, vom: 14. Juli 2015; abgerufen am: 14. August 2016
  28. sh:z: Polizeischule Eutin: Breyer: Verdacht wegen falscher Verdächtigung ist vom Tisch, vom: 10. August 2016; abgerufen am: 14. August 2016
  29. Marion Heine: Ein Leben für die Stauden. Hänse und Ludwig Herms in Holstein. 1920–1973. Sonderdruck aus Anlass der Ausstellung Gartenjuwelen – die Eutiner Staudengärtnerei Herms (1927–1973), vom 11.3.–29.5.2016 im Ostholstein-Museum Eutin. Original in: der Staudengarten, Mitgliederzeitschrift der Gesellschaft der Staudenfreunde e.V., ISSN 0178-837X, Heft 4-2012, 63. Jahrg., S. 24–31 (PDF des Sonderdruckes: Staudengärtnerei Herms).
  30. Weihnachtsmarkt Werkstatt der Engel am und im Schloss Eutin
  31. Das Feld des Fußballsports. Eine sozial- und kulturgeschichtliche Untersuchung zu den Anfängen des Fußballs in Schleswig-Holstein 1890-1914 (Dissertation von Dr. Tim Cassel)
  32. Lawrence D. Stokes: Kleinstadt und Nationalsozialismus: Ausgewählte Dokumente zur Geschichte von Eutin 1918–1945 (= Quellen und Forschungen zur Geschichte Schleswig-Holsteins, Band 82). Wachholtz, Neumünster 1988, ISBN 3-529-02182-2, Seite 446
  33. Harald Klipp: Nationalspieler zwischen den Pfosten. In: shz.de. 30. Mai 2014, abgerufen am 13. August 2020.
  34. Harald Klipp: Handball: Guido Bock hilft Talente zu entwickeln. In: shz.de. 29. April 2020, abgerufen am 13. August 2020.
  35. Hardy Grüne: 105 Jahre - Eutin 08 feiert Geburtstag. In: shz.de. 12. August 2013, abgerufen am 13. August 2020.
  36. https://www.mecklenburgisches-staatstheater.de/mitarbeiter-detail/bein-svea.html