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Franz Zdralek

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Franz Ernst Zdralek (* 10. Juli 1894 in Kupp, Kreis Oppeln, Provinz Schlesien; † 19. März 1970 in Nürnberg) war ein deutscher Jurist und Politiker (SPD).

Leben und Wirken

Franz Zdralek, in Oberschlesien geborener Sohn der Elisabeth Zdralek (geborene Ebelnith) und des Justizrates, Rechtsanwalts und Notars Franz Zdralek, besuchte von 1900 bis 1903 die Mittelschule und von 1903 bis 1912 das humanistische Königliche Gymnasium in Kattowitz, an dem er am 28. Februar 1912 das Abitur unter Erlass der mündlichen Prüfung ablegte. Im Anschluss studierte er Rechtswissenschaft an den Universitäten in Freiburg im Breisgau (Sommersemester 1912) und Breslau (Wintersemester 1912 bis Sommersemester 1914). Nach Teilnahme am Ersten Weltkrieg vom 1. August 1914 bis 15. November 1918 setzte er sein Studium fort. Als Leutnant der Reserve legte er am 6. November 1918 das Erste Juristische Staatsexamen ab und absolvierte nach Ernennung zum Gerichtsreferendar am 15. November das Referendariat am Amtsgericht Ohlau in Schlesien.[1] 1919 wurde er bei Richard Schott mit dem Dissertationsthema Die Deckung der Haftung aus Vertrag bei einer Haftpflichtversicherung zur Erlangung der juristischen Doktorwürde der Rechts- und Staatswissenschaftlichen Fakultät der Universität Breslau zum Doktor beider Rechte promoviert.

Zdralek war vom 1. April 1919 bis zum 30. Juni 1921 aus dem Staatsdienst beurlaubt und schied anschließend aus diesem aus.[2] Er begann seine berufliche Laufbahn in der Privatwirtschaft und arbeitete von 1919 bis 1925 als Prokurist und alleiniges Vorstandsmitglied in Werken der rheinischen und hessischen Metallindustrie in Bad Godesberg. In dieser Zeit war er auch Ratsmitglied der Stadt, Vorsitzender der Verbände heimattreuer Oberschlesier für Bonn und Umgebung sowie Teilnehmer an der Volksabstimmung in Oberschlesien.[3] Danach kehrte er in seine schlesische Heimat zurück. Er war von 1. Januar 1926 bis 31. Dezember 1928 Leiter (Prokurist) der Finanz- und Rechtsabteilung sowie der Abteilung für den Landarbeiterwohnungsbau der Wohnungsbaugesellschaft „Oberschlesische Heimstätte“ und fungierte gleichzeitig als alleiniger Geschäftsführer der Baustoffbeschaffung GmbH in Oppeln. Von 1. Januar 1929 bis 31. Dezember 1931 war er Stadtkämmerer der Provinzialhauptstadt Oppeln.[4] Zudem war er Aufsichtsratsmitglied der „Oberschlesischen Heimstätte“. Im Januar 1932 wurde er Erster Bürgermeister der Stadt Reichenbach (am Eulengebirge).

Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten wurde Zdralek, der römisch-katholisch war und dem Zentrum angehörte, am 25. März 1933 zunächst als Bürgermeister beurlaubt (bzw. von der NSDAP gewaltsam entfernt) und am 22. Dezember 1933 schließlich als „politisch unzuverlässig“ nach § 4 BBG entlassen. Er arbeitete dann zunächst als Versicherungsagent.[5] In den folgenden Jahren arbeitete er als Justiziar in der Privatwirtschaft und in kirchlichen Verwaltungen. So war er Geschäftsführer der Solidaris Treuhandgesellschaft für Schlesien und die Lausitz (Deutscher Caritasverband), sowie, ernannt von dem Bischof Joseph Martin Nathan, Justitiar für das Generalvikariat der Erzdiözese Olmütz, Justitiar der Heil- und Pflegeanstalt vom St. Marienstift in Branitz und ab 1. Oktober 1936 Justitiar des Klosterstifts der Magdalenerinnen in Lauban.[6]

Zdralek wurde im Januar 1946 aus Polen ausgewiesen und ließ sich in Bayern nieder. Am 27. März 1946 bevollmächtigte ihn der Breslauer Weihbischof Joseph Ferche als seinen Stellvertreter als Präses der Breslauer „Marienstiftung“. Zdralek trat im Juni 1946 in den bayerischen Verwaltungsdienst ein, wurde am 16. Juni Leiter des Finanzamtes Nürnberg-Nord und im Mai 1947 Oberregierungsrat. Von Ende September 1947 bis Ende März 1949 versah er das Amt des Berufungshauptklägers für Nürnberg-Fürth bei der Berufungskammer Nürnberg und leistete als solcher dem Staatsminister für Sonderaufgaben, Ludwig Hagenauer, mit seiner Mitarbeit beim Vollzug des Befreiungsgesetzes, Hilfe bei der Durchführung der Entnazifizierung. Vom 1. April 1951 bis zum 31. Oktober 1952 war er Präsident des Bayerischen Landesentschädigungsamtes in München.[7] Am 1. November 1952 wurde zum Regierungsdirektor ernannt und erhielt die Leitung des Zentralfinanzamtes Nürnberg, die er bis November 1959 innehatte. Danach war er bis zu seinem Eintritt in den Ruhestand im Juli 1962 bei der Oberfinanzdirektion Nürnberg tätig.

Bei den Landtagswahlen 1950, 1954 und 1958 wurde Zdralek jeweils als Abgeordneter in den Bayerischen Landtag gewählt, dem er bis 1962 angehörte. Im Parlament vertrat er den Wahlkreis Mittelfranken. Er war Mitglied des Rechts- und Verfassungsausschusses des Bayerischen Landtags und des Geschäftsordnungsausschusses sowie vielen Unterausschüssen und Sonderausschüssen des Landtags maßgeblich beteiligt (so im Unterausschuss für Ablösung der Holznutzungsrechte und im Spielbanken-Untersuchungsausschuss). Zudem war er Berichterstatter für das Bayerische Rechtsbereinigungsgesetz und das Bayerische Stiftungsgesetz. Ab 1950 war er Mitglied des Bayerischen Verfassungsgerichtshofes. Zdralek wirkte zudem als 1. Vorsitzender der Vereinigten Landsmannschaften in Nürnberg und später in dreijährigem Turnus wechselnd als Vorsitzender des Bundes der Vertriebenen. Er war stellvertretender Vorsitzender der schlesischen Landsmannschaft Bayern und ab 1950 1. Vorsitzender des Schlesierbundes Nürnberg. Weitere Mitgliedschaften waren im Hauptausschuss der Flüchtlinge und Heimatvertriebenen in Bayern sowie im Beirat des Bayerischen Staatsministeriums für Arbeit und Soziale Fürsorge, wo er als Vorsitzender des Lastenausgleichsausschusses wirkte und Mitglied im Kulturausschuss war. Von 1950 bis 1955 betreute er Jugendliche im Lehrlingsheim der Arbeiterwohlfahrt, deren Mitglied und Berater in steuerrechtlicher Hinsicht war. Franz Zdralek starb im März 1970. Sein gleichnamiger Sohn war zu dieser Zeit bei den von Gustav Schickedanz gegründeten Vereinigten Papierwerken Schickedanz & Co. tätig.[8]

Auszeichnungen

Im Ersten Weltkrieg erhielt Zdralek das Eiserne Kreuz I und das Eiserne Kreuz II. Er bekam den Schlesischen Adlerorden 1. und 2. Klasse, das Frontkämpfer-Ehrenkreuz und die Goldene Nadel der Schlesischen Landsmannschaft verliehen. Am 13. Dezember 1965 wurde dem in Fürth lebenden Regierungsdirektor a. D. der durch den Ministerpräsidenten im November verliehene Bayerische Verdienstorden ausgehändigt.[9][10]

Literatur

  • Franz Zdralek Internationales Biographisches Archiv 09/1953 vom 16. Februar 1953, im Munzinger-Archiv
  • Benedikt Ignatzek: Dr. iur. utr. Franz Ernst Zdralek (1894–1970). Das Leben eines Schlesiers. In: Medizinhistorische Mitteilungen. Zeitschrift für Wissenschaftsgeschichte und Fachprosaforschung. Band 36/37, 2017/2018 (2021), S. 265–288.

Einzelnachweise

  1. Benedikt Ignatzek: Dr. iur. utr. Franz Ernst Zdralek (1894–1970). Das Leben eines Schlesiers. 2021, S. 275.
  2. Benedikt Ignatzek: Dr. iur. utr. Franz Ernst Zdralek (1894–1970). Das Leben eines Schlesiers. 2021, S. 275.
  3. Benedikt Ignatzek: Dr. iur. utr. Franz Ernst Zdralek (1894–1970). Das Leben eines Schlesiers. 2021, S. 275.
  4. Benedikt Ignatzek: Dr. iur. utr. Franz Ernst Zdralek (1894–1970). Das Leben eines Schlesiers. 2021, S. 275.
  5. Benedikt Ignatzek: Dr. iur. utr. Franz Ernst Zdralek (1894–1970). Das Leben eines Schlesiers. 2021, S. 275.
  6. Benedikt Ignatzek: Dr. iur. utr. Franz Ernst Zdralek (1894–1970). Das Leben eines Schlesiers. 2021, S. 275, 277, 279 und 282.
  7. Benedikt Ignatzek: Dr. iur. utr. Franz Ernst Zdralek (1894–1970). Das Leben eines Schlesiers. 2021, S. 275, 281 und 283.
  8. Benedikt Ignatzek: Dr. iur. utr. Franz Ernst Zdralek (1894–1970). Das Leben eines Schlesiers. 2021, S. 270 und 276 f.
  9. Franz Zdralek. bayerischer-verdienstorden.de, abgerufen am 31. Januar 2016.
  10. Benedikt Ignatzek: Dr. iur. utr. Franz Ernst Zdralek (1894–1970). Das Leben eines Schlesiers. 2021, S. 276 und 284 f.