Lemmini
Die Lemminge sind eine Gattungsgruppe der Wühlmäuse (Unterfamilie Microtinae) mit 4 Gattungen und 13 Arten.
Sie gehören zu den Nagetieren. Ihr Verbreitungsgebiet umfasst Nordeuropa, Nordamerika und Nordasien, also klimatisch recht kalte Zonen.
Ihre Größe schwankt zwischen 7 und 15 cm.
Den Winter verbringen sie unterirdisch unter der Schneedecke.
Sie halten also keinen Winterschlaf.
Die Lemminge sind vor allem bekannt für ihre regelmäßig wiederkehrende Massenvermehrung und ihre Wanderungen (Lemmingzüge), bei denen sie oft auch an der Meeresküste nicht Halt machen. Sogar schwimmend vermögen sie geographische Hindernisse zu überwinden. Zu einem kollektiven Massenselbstmord, wie immer wieder behauptet wird, kommt es nach wissenschaftlichen Erkenntnissen bei ihnen aber nicht.
Nicht eindeutig geklärt ist, wie es zu der regelmäßig alle 3 bis 5 Jahre stattfindenden explosionsartigen Massenvermehrung kommt. Nach den Untersuchungen des 1991 verstorbenen Ökologen Charles Elton betätigen sich die Lemminge als "flinke, fleißige Mähmaschinen", die die in der pflanzenarmen Tundra nur spärlich zur Verfügung stehenden Moose, Flechten und Gräser heißhungrig abgrasen. Jedoch taugt nur rund ein Drittel des von ihnen aufgenommenen Pflanzenmaterials zur Energiegewinnung, der Rest verlässt ungenutzt den Verdauungstrakt, was zu einer stattlichen Kotschicht im Lemmingland führt. Das begrenzte Nahrungsangebot stellt wohl einen Regulator der geheimnisvollen Populationszyklen dar. Der mit dem Populationswachstum verbundene Futtermangel bremst ein weiteres Wachstum, es kommt zu einer vermehrten Konkurrenz um die spärliche Nahrung und zu Stress und aggressivem Verhalten unter den Tieren, was sich negativ auf den Hormonhaushalt und die Fortpflanzungsrate auswirkt; die Würfe werden kleiner. Stress schwächt zudem während eines Dichtegipfels das Immunsystem der Tiere und sie werden anfälliger für Infektionen und Parasiten. Etliche Tiere verhungern im Extremfall. Bei geringerer Populationsdichte erholt sich die Vegetation wieder, was dann allerdings auch wieder die Zahl der Lemminge anwachsen lässt. So kommt es zu ständigen periodischen Populationsschwankungen.
Einen gewissen Einfluss auf die Dichte der Lemmingpopulation mögen auch die im Gebiet lebenden Beutegreifer haben: Hermelin, Schneeeule und Polarfuchs. Wegen der Massenvermehrung ihrer Beute können sie sich ebenfalls gut vermehren und beenden dann das immense Populationswachstum der Wühlmäuse, zerstören aber gleichzeitig ihre eigene Nahrungsgrundlage. Wenn viele Räuber verhungern, werden wieder weniger Lemminge erbeutet und es kommt wieder zu einem Anstieg der Wühlmauspopulation. Im Winter scheint nach jüngeren Studien der Einfluss des Hermelins recht groß zu sein. Der Einfluss der Futterpflanzen auf die Lemmingpopulation dürfte aber, über das ganze Jahr betrachtet, wesentlich größer sein als die der Räuber-Beute-Beziehung.
Um die periodische Massenvermehrung der Lemminge abzuwehren, hat das Gras, von dem sich die Lemminge ernähren, eine besondere Waffe entwickelt. Alle paar Jahre wird über grosse Flächen alles Gras giftig. Die Lemminge finden in diesen Jahren plötzlich zu wenig Futter und versuchen deshalb aus diesen Gebieten in Nachbargebiete abzuwandern. Es kommt zu den bekannten Wanderungsbewegungen in alle möglichen Richtungen, die aber nichts mit der Absicht eines Massenselbstmords zu tun haben, auch wenn bei den Wanderungen etliche Tiere zu Tode kommen.