Zum Inhalt springen

Seyran Ateş

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 6. September 2006 um 17:52 Uhr durch 130.149.202.242 (Diskussion). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Seyran Ateş (* 20. April 1963 in Istanbul / Türkei) ist eine bekannte deutsche Frau türkischer Herkunft die bis August 2006 als Rechtsanwältin in Berlin arbeitete und sich vornehmlich mit Strafrecht, Familienrecht und der Integrationsdebatte beschäftigte.

Leben

Jugend

Im Alter von sechs Jahren zog sie zu ihren Eltern nach Berlin-Wedding, die schon Jahre vorher weggezogen waren, ohne sie über diese Absicht zu informieren. In der Berliner Ein-Zimmer-Wohnung hatte sie die islamisch-orthodoxe Frauenrolle zu erfüllen. Sie musste die Brüder und die Eltern bedienen und durfte nicht alleine das Haus verlassen. Für Ungehorsam wurde sie geschlagen und beschimpft. In der Schule bleibt sie als Türkin sozial isoliert, doch nutzte sie die Chance zu einem sehr guten Bildungsabschluss. Ihre Mitschüler wählten sie zur Schulsprecherin. Die Entfremdung zwischen repressiver Erziehung und schulischer Anerkennung hielt sie nicht mehr lange aus. Mit 18 Jahren verließ sie heimlich das Elternhaus und lebte bis zum Abitur in einer Wohngemeinschaft und bei einer befreundeten Rechtsanwältin.

Attentat

Zur Finanzierung ihres Jurastudiums arbeitete sie in dem Kreuzberger Frauenladen TIO (Treff- und Informationsort für Frauen aus der Türkei) für türkische und kurdische Migrantinnen, die sich vor der häuslichen Gewalt schützen wollten. 1984 erschoß während der Beratungszeit ein Mann eine Besucherin und verletzte Ateş lebensgefährlich. Der Täter wird von ihr später als Mitglied der faschistischen Grauen Wölfe und Auftragskiller eingestuft. Die Genesung und Heilung von den Folgen des Attentats kostete sie sechs Jahre ihres Lebens. 1997 schloss sie ihr Studium an der FU Berlin mit dem zweiten Staatsexamen ab.

Sozialpolitisches Engagement

Seyran Ateş kämpft gegen das Kopftuch(dabei muss angemerkt werden, dass auch ihre Mutter ein Kopftuch trägt), gegen Zwangsheirat und Ehrenmorde. Sie setzt sich für mehr Sozialarbeit in türkischen Familien ein und fordert ein Gewaltschutzgesetz, das Frauen besser vor gewalttätigen Ehemännern schützt. Sie gehörte zu den Unterstützerinnen der Mahnwache für Hatun Sürücü.

Aufgabe ihrer Anwaltstätigkeit

Nach einem Scheidungstermin wurden sie und ihre Mandantin am 7. Juni 2006 von dem geschiedenen Ehemann bei einem Kreuzberger U-Bahnhof in übelster Weise beleidigt, bedroht und zusammengeschlagen, ohne daß einer der Passanten eingegriffen hätte. [1] Danach folgten weitere Bedrohungen von anderen Verfahrensgegnern. Im August 2006 gab Seyran Ateş ihre Anwaltszulassung zurück. Sie begründete diesen Schritt mit häufigen Bedrohungen und tätlichen Angriffen durch Verfahrensgegner ihrer Mandantschaft. Nur indirekt wies sie auch auf einen Mangel an Personenschutz durch die Polizei hin. Dennoch gab Ateş bekannt, weiterhin politisch tätig bleiben zu wollen mit Vorträgen, Podiumsdiskussionen und Interviews. Hier wäre ein Personenschutz gewährleistet. Ateş erfuhr von Berliner Politikern eine verbale Unterstützung.

Zitate

  • Die Linken und Liberalen sind immer nur ratlos und veranstalten Tagungen und suchen den Konsens - das ist zu wenig.[2]
  • Wenn ich sage, dass ich in beiden Kulturen lebe, heißt das nicht, dass ich mir aus beiden nur die Rosinen picke. Das geht überhaupt nicht. Man kommt nicht drumherum, auch die negativen Seiten zu nehmen.[3]
  • Multikulti ist die organisierte Verantwortungslosigkeit.[4]
  • Erst einmal muss akzeptiert werden, dass wir in einem säkularen Staat leben. [...] Danach erst kommen die Antworten auf Fragen der religiösen Gefühle.[5]

Zur Verurteilung der freiwillig gewählten Deutschpflicht an der Herbert-Hoover-Oberschule in Berlin-Wedding durch die Grünen und türkische Verbände:

  • ...eine böse, integrationsfeindliche und rassistische Allianz.[5]
  • Die türkischen Verbände müssen ihre eigene Verantwortung für die Nicht-Integration der Mehrheit der hier lebenden Türken und Kurden übernehmen.[5]
  • Sie sind mitverantwortlich für die verhärteten Fronten, weil sie alles immer schön zugedeckelt haben. Wir brauchen eine Politik des offenen direkten Wortes.[5]

Mitgliedschaften

  • Vorstandsmitglied im »Bund gegen ethnische Diskriminierung in der Bundesrepublik Deutschland (BDB)« [6]
  • SPD-Mitglied seit 2004 und Bundestagskandidatin 2005 für den Ortsverband Berlin-Mitte

Auszeichnungen

Quellen

  1. Anna Reimann: „Türken und Ehescheidungen: "Ich werde es Dir zeigen" “, Spiegel Online, 9. Juni 2006
  2. Jan Feddersen: "Multikulti ist verantwortungslos", taz, 28. Februar 2005, Interview
  3. Dilek Güngör: „Kurze Haare“, Berliner Zeitung, 11. Juli 2003
  4. Heinrich Wefing: „Ätsch, ich darf stolz sein“, FAZ, 1. Februar 2006
  5. a b c d Anna Reimann: "Grüne und Türken-Verbände bilden rassistische Allianz", Spiegel Online, 8. Februar 2006
  6. Bund gegen ethnische Diskriminierung in der Bundesrepublik Deutschland (BDB)
  7. Deutscher Staatsbürgerinnen-Verband e.V.: „Ehrung unserer Frau des Jahres 2005“ 5. November 2005
  8. Senat von Berlin: „Seyran Ateş erhält Berliner Frauenpreis“, 13. Februar 2004 (pdf-Datei)

Werke

  • 2003: Große Reise ins Feuer. Die Geschichte einer deutschen Türkin. Berlin: Rowohlt Berlin, 249 S., ISBN 3-87134-452-4
    - Rezension, Süddeutsche Zeitung, 19. Mai 2003
  • 2004: Religionsfreiheit nicht auf Kosten von Frauen und Mädchen - Durchsetzung der Grundrechte auf Gleichberechtigung und Selbstbestimmung. Eingangsstatement zum Forum "Gesetz und Religion" auf dem FJT am 8.5.2004 in Frankfurt/Main. In: Streit, Vol. 22, No. 3, 99 - 103. ISSN 0175-4467
  • 2005: Individualität: Ich sein oder Ich haben? Flensburger Hefte Bd. 87, mit einem Beitrag von Ateş. Flensburg: Flensburger Hefte Verlag, 223 S., ISBN 393567922X

Artikel

Interviews