Konflikt im Nigerdelta
Konflikte im Nigerdelta basieren neben den ethnischen Differenzen im Vielvölkerstaat Nigeria auf einem bis heute ungelösten Streit um die Erdölförderungen im Nigerdelta zwischen den betroffenen Ethnien einerseits und den vor Ort tätigen internationalen Erdölkonzernen und der nigerianischen Zentralregierung andrerseits.
Die Erdölförderung schädigt seit den 1960er Jahren immer mehr die Ökologie und damit die Landwirtschaft, Aquakultur und Fischerei, aber der Gewinn aus der Erdölförderung wird nach der Ansicht der betroffenen Ethien sehr ungerecht verteilt. Seit den 1990er Jahren werden die Konflikte immer militanter, die Strafverfolgung immer schwieriger und die Täter bleiben immer häufiger straffrei.
2006
Ab Jahresbeginn tritt eine bisher unbekannte militante Bewegung für die Emanzipation des Nigerdeltas auf, die insbesondere mit ihren Attacken auf Anlagen der Royal Dutch Shell die Erdölproduktion empfindlich traf.
Am 14.08.2006 warnt das Auswärtige Amt vor Reisen in die Bundesstaaten Delta, Bayelsa, Rivers und Akwa Ibom nicht zuletzt angesichts der erhöhten Gefahr von Geiselnahmen[1].
Am 15. August verkündete Präsident Olusegun Obasanjo den militärischen Kampf gegen Geiselnehmer und eine ständige Küstenüberwachung an. Am 20. August 2006 wurden von der Joint Task Force (JTF) des nigerianischen Militärs zehn vermeintliche MEND Mitglieder getötet, die aber Mitglieder einer Delegation gewesen sein sollen, die nach einer erfolgreichen Verhandlung den am 8. August entführten Shell-Mitarbeiter aus der Geiselhaft befreit hatten. Die Geisel ist vermutlich auch ums Leben gekommen.
Am 22.08.2006 empfiehlt die US-amerikanische Regierung ihren Staatsangehörigen, dem Nigerdelta fernzubleiben [2].
Einige Entführungsfälle im August 2006
Datum | Entführung | Täter | Quelle |
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03.08.2006 | Ein deutscher Mitarbeiter der Baufirma Bilfinger Berger in Port Harcourt wird entführt. Zu der Geiselnahme bekennt sich eine bislang unbekannte Rebellengruppe. Die Entführer bekräftigten ihre Forderung nach einer Entlassung zweier ihrer Anführer aus nigerianischer Haft. Der Deutsche wurde am 20.08. wieder aus der Geiselhaft entlassen. | Bewegung für das Volk des Niger-Deltas (MONDP) | FAZ[3] TAZ[4] |
04.08.2006 | Drei philippinische Ölarbeiter werden von Bewaffneten aus einem Bus nahe Port Harcourt entführt. Sie werden zehn Tage später freigelassen. | ||
08.08.2006 | Ein Shell-Mitarbeiter wird entführt und ist vermutlich am 20. August in einem Gefecht mit der Joint Task Force (JTF) des nigerianischen Militärs ums Leben gekommen. | Al-Dschasira[5] Vanguard[2] | |
09.08.2006 | Zwei Norweger und zwei Ukrainer werden von einem Versorgungsschiff vor der nigerianischen Küste als Geiseln genommen und am 16.08.2006 wieder freigelassen. | ABC[6] | |
10.08.2006 | Ein belgischer Arbeiter und sein marokkanischer Kollege werden in Port Harcourt entführt. Beide kommen am 14. August wieder frei. | ||
13.08.2006 | Mindestens fünf ausländische Ölarbeiter (ein Deutscher, zwei Briten, ein Ire und ein Pole) werden kurz vor Mitternacht aus einem Nachtclub in Port Harcourt verschleppt. Der Deutsche Staatsangehörige wurde am 23.08.2006 wieder frei gelassen. | WELT[7] n-tv[8] Vanguard [2] |
Weblinks
Umweltschäden und Entwicklungshilfe
- Doris Danler/Markus Brunner(1996) Öl und Umweltschäden - Am Beispiel von Shell im Niger Delta
- ZEIT online Sebastian Bräuer (28.06.2006): Shell gefährdet Ölförderung
Militante Konflikte
- WELT 15.08.2006 Chronik: Entführungen von Ausländern in Nigeria
Eine Chronik der Entführungen vom 10.01.2006 bis zum 15.08.2006. - Vanguard-Online Cover Stories (27.August 2006): Anger in N-Delta
They killed 10 negotiators, hostage, mistaking them for militants