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Adolf Köster

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Außenminister Adolf Köster, ca. 1920

Carl Heinrich Adolf Köster (* 8. März 1883 in Verden an der Aller; † 18. Februar 1930 in Belgrad) war ein deutscher Publizist, Politiker (SPD), Reichsinnenminister, Reichsaußenminister, Diplomat, Kriegsberichterstatter und Schriftsteller. Sein ältester Sohn war der Diplomat Kai Köster.

Familie

Adolf Köster war der Sohn von Franz Peter Hermann Köster und Auguste Köster, geb. Ahrend.

Im Jahr 1910 heiratete er Käthe Mahr, die er 1905/06 während seiner Tätigkeit als Hauslehrer bei der Familie Mahr in Wandsbek kennengelernt hatte.[1] Im Jahr 1913 erwarben er und seine Ehefrau in Blankenese das Anwesen in der „Rutsch 1“.[2]

Aus der Ehe gingen sechs Kinder hervor, eine im Kindesalter verstorbene Tochter und fünf Söhne, darunter Kai Köster (1911–1976).[3] Seinen jüngeren Söhnen Hans Henning (* 18. Mai 1913 in Gauting),[4] Jens Uwe (* 17. März 1915 in Blankenese bei Hamburg) und Peter (* 25. Oktober 1922 in Berlin) wurde ermöglicht,[5][6] das von Martin Luserke geleitete, musisch, sportlich und handwerklich geprägte reformpädagogische Landerziehungsheim Schule am Meer auf der Nordseeinsel Juist zu besuchen.[7][8]

Schule und Studium

Adolf Köster besuchte Schulen in Hamburg und Wandsbek, in Kappeln verbrachte er Ferienzeiten. Seine Reifeprüfung bestand er 1902 auf dem Matthias-Claudius-Gymnasium in Hamburg.[9]

Als Student wurde er Mitglied der SPD. Er studierte Philosophie und Theologie an der Ruprecht-Karls-Universität in Heidelberg, an der Martin-Luther-Universität in Halle (Saale), an der Philipps-Universität in Marburg und an der Universität Zürich.

1905 legte er das erste theologische Examen in Marburg ab. Am 22. Juli 1907 promovierte er an der Friedrich-Alexander-Universität in Erlangen.

Berufliche Entwicklung

Bis 1912 lehrte er an der Technischen Universität in München Literaturgeschichte, ab 1913 war er für die Schwäbische Tagwacht tätig, zunächst als freier Journalist, im Ersten Weltkrieg als Kriegsberichterstatter an der Westfront.

Bis Kriegsende berichtete er in Hunderten von Artikeln nicht nur für die sozialdemokratische, sondern auch zunehmend für die bürgerliche Presse von nahezu allen Kriegsschauplätzen. Dazu kamen später Propagandavorträge im Auftrag des Kriegspresseamtes.

Nach der Novemberrevolution 1918 übernahm er eine Funktion in der Preußischen Staatskanzlei bei Curt Baake, seit Jahresbeginn 1919 in der Reichskanzlei, ab Mai 1919 als Staats-, später auch als Preußischer Staatskommissar (PrStKom) der Provinz Schleswig-Holstein im schleswigschen Abstimmungsgebiet.

Im März 1921 wurde er in den Reichstag gewählt und vertrat dort bis zum Mai 1924 den schleswig-holsteinischen Wahlkreis 14.[10]

Köster war vom 10. April bis 8. Juni 1920 Außenminister des Deutschen Reichs im ersten Kabinett des Reichskanzlers Hermann Müller, einer Regierungskoalition aus SPD, DDP und Zentrum.

Im zweiten Kabinett Wirth (Zentrum, SPD, DDP) vom 26. Oktober 1921 bis zum 14. November 1922 bekleidete er das Amt des Reichsinnenministers.

Von Januar 1923 bis Januar 1928 war er als Gesandter in Riga, Lettland tätig[11] und ab März 1928 in Belgrad.

Er verstarb 46-jährig nach einer Operation an einer Sepsis, wurde nach Deutschland überführt und in Blankenese beigesetzt.[12]

Ehrungen

Nach ihm sind der Adolf-Köster-Damm in Hamburg-Neuallermöhe sowie die Kösterstraße in Lünen benannt.

Werke

  • Die Ethik Pascals. Eine historische Studie. J.C.B. Mohr, Tübingen 1907.
    • Die Ethik Pascals. Inaugural-Dissertation zur Erlangung der Doktorwürde dar Hohen philosophischen Fakultät der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen. Laupp, Tübingen 1908. Internet Archive
  • Die zehn Schornsteine. Erzählungen. Albert Langen, München 1909.
  • Spinoza, Goethe, Kant. Berlin 1910.
  • Die Bange Nacht. Roman. Albert Langen, München 1913.
  • Der junge Kant im Kampf um die Geschichte. Simion, Berlin 1914. Internet Archive
  • Adolph Koester, Gustav Noske: Kriegsfahrten durch Belgien und Nordfrankreich 1914. Buchhandlung Vorwärts, Berlin 1914.
  • Der Tod in Flandern. Kriegsnovellen. Albert Langen, München 1914. (=Langens Kriegsbücher) Staatsbibliothek Berlin
  • Hinter der Somme-Front. In: Bergische Arbeiterstimme, Solingen von 26. Juli 1916. Stadtarchiv Solingen Digitalisat
  • Mit den Bulgaren. Kriegsberichte aus Serbien und Mazedonien. Albert Langen, München 1916. Staatsbibliothek Berlin
  • Wandernde Erde. Kriegsberichte aus dem Westen. Verlag Albert Langen, München 1917. Staatsbibliothek Berlin
  • Die Sturmschar Falkenhayns. Kriegsberichte aus Siebenbürgen und Rumänien. Albert Langen, München 1917.
  • Brennendes Blut. Kriegsnovellen. Albert Langen, München 1916.
  • Die Stille Schlacht. Kriegsberichte aus dem großen Hauptquartier. Albert Langen, München 1917. Staatsbibliothek Berlin
  • Die deutsche Frühjahrsoffensive 1918. Curtius, Berlin 1918. (=Militärische Aufsätze. Band 6)
  • Der Kampf um Schleswig. Verlag für Politik und Wirtschaft, Berlin 1920. Internet Archive Ausgabe 1921
  • Konnten wir im Herbst 1918 weiterkämpfen? Verlag für Politik und Wissenschaft, Berlin 1921.
  • Wilhelm als Diplomat. Ein außenpolitischer Rückblick. Buchhandlung Vorwärts, Berlin 1921.
  • Fort mit der Dolchstoßlegende! Warum wir 1918 nicht weiterkämpfen konnten. Verlag für Politik und Wissenschaft, Berlin 1922.
  • Unser Recht. Verlag für Politik und Wissenschaft, Berlin 1922.
  • Groß-Hamburg. Ein Kapitel deutscher Neugliederung. Walther Rothschild, Berlin-Grunewald 1922.

Literatur

  • Hermann von Kuhl: Die Kriegslage im Herbst 1918. Warum konnten wir weiterkämpfen? Eine Entgegnung auf die Schrift von Adolf Köster: Konnten wir im Herbst 1918 weiterkämpfen? Dob-Verlag, Berlin 1922./
  • Adolf Köster. In: Franz Osterroth: Biographisches Lexikon des Sozialismus. Band I: Verstorbene Persönlichkeiten. J.H.W. Dietz Nachf., Hannover 1960, S. 164–165.
  • Kurt Doß: Reichsminister Adolf Köster 1883–1930. Ein Leben für die Weimarer Republik. Droste, Düsseldorf 1978. ISBN 3-7700-0512-0
  • Rolf Wörsdörfer: Hermann Wendel und Adolf Köster. Zwei deutsche Sozialdemokraten in Südosteuropa 1909–1930. In: Bert Becker, Horst Lademacher (Hrsg.): Geist und Gestalt im Historischen Wandel. Facetten deutscher und europäischer Geschichte 1789–1989. Festschrift für Siegfried Bahne. Waxmann, Münster 2000, ISBN 978-3-89325-849-9, S. 231–256. Google nur teilweise lesbar
  • John Hiden: Adolf Köster und Paul Schiemann in Riga. Deutsche Ostpolitik nach dem Ersten Weltkrieg. In: Norbert Angermann et al.: Ostseeprovinzen, Baltische Staaten und das Nationale. LIT Verlag, Münster 2005, ISBN 3-8258-9086-4, S. 447–458.

Einzelnachweise

  1. Adolf Köster. In: Archiv der sozialen Demokratie, Friedrich-Ebert-Stiftung. Auf: fes.de
  2. Digitalisat, S. 34 ff.
  3. Köster, Adolph. In: Wer ist’s? – Unsere Zeitgenossen. IX. Ausgabe. Verlag Herrmann Degener, Leipzig 1928, S. 840.
  4. Schülerbuch der Schule am Meer, Juist, Blatt 91 (Hans Henning Köster). In: Schleswig-Holsteinische Landesbibliothek Kiel, Handschriftenabteilung, Nachlass Luserke, Martin, Sugnatur Cb 37
  5. Schülerbuch der Schule am Meer, Juist, Blatt 92 (Jens Uwe Köster). In: Schleswig-Holsteinische Landesbibliothek Kiel, Handschriftenabteilung, Nachlass Luserke, Martin, Signatur Cb 37
  6. Schülerbuch der Schule am Meer, Juist, Blatt 210 (Peter Köster). In: Schleswig-Holsteinische Landesbibliothek Kiel, Handschriftenabteilung, Nachlass Luserke, Martin, Signatur Cb 37
  7. Auskunftsblatt über die Schule am Meer auf der Nordseeinsel Juist, Schuljahr 1928/29, S. 14
  8. Auskunftsblatt über die Schule am Meer auf der Nordseeinsel Juist, Schuljahr 1929/30, S. 14
  9. Kurt Doß, S. 17.
  10. So die Friedrich-Ebert-Stiftung. Archiv der sozialen Demokratie. Franz Osterroth schreibt: Bei den Wahlen am 6. Juni 1920 wurde er in den Reichstag gewählt. (S. 165.)
  11. Franz Osterroth.
  12. Zur Beisetzung des Gesandten Dr. Köster. Auf dem Friedhof in Blankenese. In: Hamburger Fremdenblatt vom 21. Februar 1930.