Samurai
Samurai (侍 oder seltener 士) ist die übliche Bezeichnung für einen Krieger im vor-industriellen Japan. Eine passendere Bezeichnung, die während der Edo-Periode gebräuchlich war, ist bushi (wörtlich: "Kriegsmann"). Heute wird Samurai hingegen gewöhnlich für den Kriegeradel verwendet, und nicht z.B. für ashigaru (Fußsoldaten). Ein Samurai der keinem daimyo (Klan) angehörte wurde ronin ("Wellenmann") genannt.
Etymologie
Der Ursprung des Wortes Samurai liegt im Japan der vor-Heian Periode. Es wurde saburai ausgesprochen und bedeutet Diener oder Begleiter. Erst in der frühen Moderne, namentlich der Azuchi-Momoyama Periode und der frühen Edo-Periode des späten 16. und frühen 17. Jahrhunderts bürgerte sich das Wort samurai an Stelle von saburai ein. Zu diesem Zeitpunkt hatte sich die Bedeutung allerding bereits lange Zeit vorher gewandelt.
Ursprung der Samurai
Während der Heian-Periode bezog sich saburai vor allem auf die Wachen des kaiserlichen Palastes und die Schwertträger. Diese Vorläufer derjenigen, die wir heute als Samurai kennen, wurden vom Herrscher ausgestattet. Ihnen war vorgeschrieben, jederzeit ihre Beherrschung der Kampfkunst zu verbessern.
Die eigentlichen Armeen des Kaisers hingegen waren lediglich Gruppen von Wehrpflichtigen, die im Kriegs- oder Rebellionsfalle den entsprechenden Provinzen Japans zugeordnet wurden. Sie waren nach dem Vorbild chinesischer Armeen aufgebaut und bestanden aus einem Drittel der kampffähigen erwachsenen männlichen Bevölkerung. Im Gegensatz zu den kaiserlichen Wachen mußte jeder Soldat selber für seine Waffen und Versorgung aufkommen.
Während der frühen Heian-Periode im späten 8. und frühen 9. Jahrhundert strebte Kaiser Kammu nach einer Konsolidierung und Expansion seines Reiches in der nördlichen Honshu-Region. Er sandte seine Armeen um die rebellierenden Emishi (Nachfahren der Ainu) zu unterwerfen (welche mangels Disziplin und Motivation zu kämpfen unterlegen waren) und führte den Rang des Shoguns ein, worauf er sich bei der Unterwerfung der Emishi auf die starken regionalen Klans verließ.
Diese Klans bestanden usprünglich aus Bauern, welche durch die Tyrannei der -- durch den Kaiser zwecks Verwaltung und Besteuerung eingesetzten -- Magistraten zur Bewaffnung getrieben worden waren. Erfahren im Gebirgskampf und Bogenschießen, wurden sie vom Kaiser bald ausschließlich eingesetzt um die Rebellionen zu beenden, während die Armeen letztendlich vollständig aufgelöst wurden. Zur Mitte der Heian-Periode hatten sie schließlich Rüstung und Waffen japanischer Art übernommen und den Grundstein zum bushido gelegt.
Für den größten Teil der folgenden Feudalperiode -- der Ära der Samurai-Herrschaft -- verblieb der Ausdruck yumitori (Bogenschütze) als Ehrentitel eines ausgezeichneten Kriegers, selbst als der Schwertkampf die größere Wichtigkeit erlangt hatte.
Aufstieg der Samurai
Ursprünglich waren die Samurai nichts mehr als verdingte Soldaten im Dienste des Kaisers und der Adelsstämme. Über die Zeit sammelten sie jedoch genügend Einfluss um die Macht des Kaisers an sich zu reißen und die erste Samurai-dominierte Regierung zu bilden:
Während die regionalen Klans sich zusammenschlossen und Arbeitskraft sowie Ressourcen sammelten, formten sie eine auf den toryo (Anführer) ausgerichtete Hierarchie. Dieser Anführer war entweder ein entfernter Verwandter des Kaisers oder ein rangniedrigeres Mitglied einer der drei Adelsfamilien, der Fujiwara, der Minamoto, oder der Taira. Obwohl sie ursprünglich auf vier Jahre begrenzt als Magistraten in die Provinzen entsandt worden waren, entschlossen sie sich zu bleiben, im Wissen dass sie nach ihrer Rückkehr nur Nebenrollen in der Regierung spielen würden. Ihre Söhne erbten ihre Positionen und leiteten während der Mitte bis zum Ende der Heian-Periode die Klans weiter im Niederschlagen der Rebellionen in ganz Japan.
Wegen ihrer militärischen und ökonomischen Stärke entwickelten sie die Klans zu einer neuen Macht in der Politik am Kaiserhof. Ihre Beteiligung in die Hogen Rebellion gegen Ende der Heian-Periode trug noch zur Konsolidierung ihrer Macht bei und spielte schließlich während der Heiji Rebellion 1160 die rivalisierenden Minamoto und Taira gegeneinander aus. Der siegreich aus der Rebellion hervorgehende Taira no Kiyomori wurde kaiserlicher Berater, der erste Krieger der eine solche Position erreichte, und ergriff schließlich die Kontrolle über die Regierung. Auf diese Weise bildete er die erste Samurai-dominierte Regierung und reduzierte den Kaiser zu einer bloßen Symbolfigur.
Japan der Feudalzeit
Im Laufe der Zeit wurden mächtige Samurai-Klans zu Kriegsadeligen (buke) die nur nominal der Aristokratie des Hofes (kuge) unterstanden. Während die Samurai höfische Sitten wie Kalligraphie, Dichtkunst und Musik übernahmen, wurden im Gegenzug von den Kuge auch Samurai-Fähigkeiten übernommen. Trotz verschiedener Intrigen und kurzer Perioden unter der Herrschaft diverser Kaiser lag die wahre Macht in den Händen der Shogune und Krieger.
Sengoku jidai ("Periode der Kriegs-Staaten") zeichnete sich durch eine im Kastensystem noch verbliebene Flexibilität aus. In andere soziale Klassen geborene konnten sich manchmal als Krieger einen Namen machen und de facto zu Samurai werden. Formaler bushido-Status war bei 150 gleichzeitig um Einfluss kämpfenden Kriegsherren nicht viel Wert.
Die änderte sich, als Toyotomi Hideyoshi, selber Sohn einer armen bäuerlichen Familie, erster Minister wurde. Er erließ ein Gesetz (1586), das die Samurai-Kaste als permanent und erblich festschrieb und es Nicht-Samurai verbat, Waffen zu tragen.
Während der Tokugawa-Periode wurden Samurai vermehrt Höflinge, Bürokraten und Administratoren anstelle von Kämpfern und daisho, das Schwertpaar der Samurai (Katana und Wakizashi) wurde mehr ein symbolisches Emblem der Macht denn eine Waffe des täglichen Gebrauches. Samurai besaßen weiterhin das Recht, jeden Bürger niederzuschlagen der nicht den gebührenden Respekt erwies; in welchem Maße von diesem Recht gebrauch gemacht wurde ist nicht bekannt. Als die Regierung schließlich die daimyo zwang die Größe ihrer Armeen zu reduzieren, wurden arbeitslose ronin zu einem großen gesellschaftlichen Problem.
Schüler schrieben das bushido in seiner schlussendlichen Form während der Tokugawa-Periode fest. Aus dieser Periode stammt auch das berühmteste Buch des kenjutsu, Miyamoto Musashis Das Buch der Fünf Ringe (1643).
Meiji Restoration
Die letzte Sternstunde der ursprünglichen Samurai kam 1867, als Samurai der Choshu und Satsuma die Provinzen die kaisertreuen Streitkräfte des Shogunates bezwangen. Kaiser Meiji hob den Samurai-Status zugunsten einer moderneren, westlich orientierten Armee auf und behielt lediglich das Katana für Offiziere bei.
Japanische Soldaten behielten bis zum zweiten Weltkrieg eine gewisse Ähnlichkeit zum bushido. Manche Blutlinien der Samurai, wie das Haus Honda, haben Einfluss sowohl in der japanischen Wirtschaft als auch der Politik.
Externe Links
- http://www.samurai-archives.com/ (englisch)