Zum Inhalt springen

Straßenkind

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 6. September 2006 um 12:20 Uhr durch Amphibium (Diskussion | Beiträge) (unnötige Links raus, Formulierung). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Als Straßenkinder werden meist Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren aus ärmeren Ländern bezeichnet, die obdachlos, oft von Zuhause weggelaufen oder auch ohne Angehörige sind und für sich selbst sorgen müssen, indem sie sich durch kleine Jobs eine warme Mahlzeit erarbeiten oder Geld, Lebensmittel und Zigaretten von Passanten oder Touristen erbetteln. Straßenkinder leben zumeist an Bushaltestellen, in Bahnhöfen und in leerstehenden Gebäuden, auf Bürgersteigen und in U-Bahnschächten.

Der Begriff des Straßenkindes wurde allerdings zu einer Art "Catch All" Begriff, der sehr unterschiedliche Phänomene umfasst (Unterschiede zwischen Straßenkindern in Industrie- und Entwicklungsländern, arbeitende Kinder etc.). Einen Versuch, den Begriff zu ordnen, unternahm UNICEF durch eine Unterscheidung in Kinder auf der Straße und Kinder der Straße, wobei erstere einen Großteil des Tages auf der Straße verbringen, um zu arbeiten etc., während letztere tatsächlich ihren Lebensmittelpunkt auf der Straße haben und dort schlafen. Beide Begriffe geraten jedoch regelmäßig unter Kritik, so argumentiert Liebel (2000), der Begriff leiste einer Opferperspektive Vorschub und schlägt vor, nur noch von arbeitenden Kindern zu reden. In Brasilien wird häufig kritisiert, der Begriff Straßenkind errege den Anschein, Straßenkind sei ein statischer Zustand. Daher ist in wissenschaftlichen Beiträgen zunehmend von "Criancas e Adolescentes em Situacao de Rua", also Kindern und Jugendlichen in der Lebenssituation der Straße zu lesen, der auf die Dynamik hinweist, die Kinder und Jugendliche Zeitweise auf die Straße führen, jedoch immer die Möglichkeit einer Veränderung dieser Lebenslage beinhaltet (vgl. Schwinger 2005)

Das Leben auf der Straße zwingt viele Kinder zu Diebstahl und Prostitution. Des Weiteren ist der Substanzmissbrauch (wie das Schnüffeln von Lösungsmitteln) weit verbreitet, um von Hunger und Schmerz abzulenken.

Weltweit wird die Zahl der Straßenkinder, die überwiegend in Metropolen zu finden sind, auf über 100 Mio. geschätzt. Auch in wohlhabenden Ländern wie Deutschland gibt es solche Kinder und Jugendliche.

In vielen Ländern gibt es Initiativen, um diesen Kindern zu helfen und sie von der Straße zu holen. Dafür wurden von verschiedenen karitativen Organisationen unter anderem Waisenhäuser und Wohnheime sowie Ausbildungsstätten für betroffene Kinder und Jugendliche eingerichtet. Konzeptionell unterscheiden sich diese häufig stark. Zum einen gibt es Einrichtungen, die sich einem Fürsorge-Konzept verschrieben haben, dass Straßenkinder als völlig hilflose Sozialwaisen betrachtet, während andere sich dem Empowerment dieser Kinder und Jugendlichen verpflichtet haben und ihre Aufgabe darin sehen, ihnen ein selbstbestimmtes Leben zu ermöglichen.

Siehe auch

Literatur

  • Manfred Liebel 2000: Straßenkinder gibt es nicht. Über die verschlungenen Wege einer paternalistischen Metapher. In: Soziale Arbeit Nr. 4, S.122-130
  • Michael Schwinger: Du kannst sogar Fotograf sein! Medienpädagogische Arbeit mit brasilianischen Straßenkindern. IKO, Frankfurt 2005