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Schlacht am Waterberg

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Die Schlacht am Waterberg am 11. August 1904 sollte die Kämpfe mit den Herero im Aufstand der Herero und Nama in Deutsch-Südwestafrika beenden.

Nach den Kämpfen bei den Onjati-Bergen sammelten sich die Stämme der Hereros südwestlich des Waterberges am Omuramba –u- Omatako, einem etwa 200 m breiten, trockenem Flussbett. Als dort das Weideland abgegrast war, zogen die Hereros in den Raum Hamakari / Waterberg, wo es ausreichend Wasser und Weidefläche gab. Unter Berücksichtigung aller bekannter Faktoren, einschließlich der Wasser- und Weideverhältnisse, wird man davon ausgehen können, dass sich in diesem Raum etwa 25.000 bis 50.000 Hereros versammelt hatten. Schätzungen zufolge befanden sich darunter etwa 3.500 bis 6.000 Krieger, welche zum Großteil mit Gewehren bewaffnet waren. Der Rest führte mit dem Kirri die traditionelle Waffe der Hereros für den Nahkampf.

Die im Raum Hamakari / Waterberg versammelte Masse der Hereros bot Generalleutnant Lothar von Trotha die Gelegenheit, den von ihm angestrebten entscheidenden Schlag zu führen. Anfang August 1904 schien der Abzug der Hereros bevorzustehen. Der Zeitpunkt zum Handeln war daher gekommen. Für den geplanten Angriff verfügte von Trotha über insgesamt 1.625 Gewehre, 30 Geschütze und 14 Maschinengewehre. In jedem Fall stand die Schutztruppe einem zahlenmäßig bedeutend überlegenen Feind gegenüber. Die von der Schutztruppe eingesetzten Geschütze und Maschinengewehre erzielten in dem unübersichtlichen, dicht mit Dornbüschen bestandenen Gelände nur eine stark eingeschränkte Wirkung und konnten die zahlenmäßige Überlegenheit der Hereros nicht vollständig ausgleichen. Die Hererokrieger waren im Gegensatz zu den überwiegend landfremden deutschen Soldaten mit dem Kampf in diesem Buschgelände vertraut und das Klima gewohnt. Zudem verfügten die Hereros über genaue Ortskenntnisse und waren im Besitz der Wasserstellen. Desweiteren hatten die Hereros den taktischen Vorteil der "inneren Linie". Von Trotha dagegen musste seine Truppen auf einer Frontlinie von etwa 100 km verteilen. Von einer Umzingelung oder einer Kessel- beziehungsweise Vernichtungsschlacht konnte daher keine Rede sein. Von Trotha plante vielmehr, durch den Einsatz von sieben Abteilungen die voraussichtlichen Fluchtwege, insbesondere den "Streitwolfschen Weg" nach Südosten in Richtung Omaheke zu sperren, und durch einen konzentrischen Angriff den Gegner im Raum Station Waterberg / Hamakari entscheidend zu schlagen. Die taktischen Ziele der deutschen Abteilungen waren folgende:

  • Abteilung Volkmann: Sperrung der Wege nach Norden, Besetzung einer Signalstation auf dem Waterberg, Stärke: 200 Gewehre, 2 Geschütze, 2 Maschinengewehre;
  • Abteilung Deimling und Abteilung Fiedler: Sperrung der Wege nach Westen, offensives Vorgehen gegen Omuweroumue, die Station Waterberg und weiter auf Hamakari, Gesamtstärke: 658 Gewehre, 8 Geschütze;
  • Abteilung von Estorff: Sperrung der Wege nach Nordosten, offensives Vorgehen gegen die Station Waterberg, Stärke: 247 Gewehre, 4 Geschütze, 4 Maschinengewehre;
  • Abteilung Mühlenfels, Abteilung von der Heyde und Abteilung Winkler: Sperrung des Weges nach Südosten in Richtung Omaheke und offensives Vorgehen gegen die Wasserstellen von Hamakari.
    Entscheidend für das Gelingen des gesamten Schlachtplanes war das Zusammenwirken dieser drei getrennt voneinander anmarschierenden Abteilungen. Gesamtstärke: 520 Gewehre, 16 Geschütze, 8 Maschinengewehre.

Der Schlüssel zu den Stellungen der Hereros im Raum Waterberg waren die Wasserstellen von Hamakari, welche durch dichten Dornbusch und künstlich angelegte Verhaue geschützt waren. General von Trotha mit seinem Stab schloss sich der Abteilung Mühlenfels an, um während der Kämpfe am Schwerpunkt des Angriffes und damit am voraussichtlichen Ort der Entscheidung zu sein. Das strategische Ziel des deutschen Schlachtplanes lautete: Vernichtung der feindlichen Streitkräfte, Gefangennahme möglichst vieler Nichtkombattanten und dadurch völlige Unterwerfung der Hereros.

Das Vorrücken der Schutztruppe an die feindlichen Stellungen erfolgte am 10. August 1904. In der Nacht zum 11. marschierten die deutschen Abteilungen zum Angriff auf. Die oben erwähnten Fehleinschätzungen des Generals von Trotha führten auf deutscher Seite zu einer folgenschweren Friktion. Der Abteilung Winkler gelang es nicht, den Anschluss an die Abteilung v. d. Heyde herzustellen und in die Schlacht einzugreifen. Die Abteilung v. d. Heyde wich aufgrund Orientierungsschwierigkeiten bei dem Marsch in der Nacht zum 11. August durch den Dornbusch nach Norden vom Weg ab. Maßgeblich schuld an dieser Friktion war das Fehlen eingeborener Hilfstruppen, deren Dienste bei der Aufklärung unersetzlich waren. So kam es nicht zu dem geplanten Zusammenwirken der drei Abteilungen Mühlenfels, v. d. Heyde und Winkler mit dem Ziel, die Wasserstellen von Hamakari zu nehmen und ein Entkommen der Hereros entlang des Streitwolfschen Weges nach Südosten und damit in Richtung Omaheke zu verhindern.

Die Hereros erkannten die Schwierigkeiten auf deutscher Seite und nutzten diese entschlossen aus. Während gegen die von Westen anmarschierende Abteilung Deimling lediglich hinhaltender Widerstand geleistet wurde, stellten sich die Hereros bei Hamakari mit äußerster Hartnäckigkeit der Abteilung Mühlenfels entgegen. Die isolierte Abteilung v. d. Heyde wurde in dem unübersichtlichen Dornbusch nördlich des Streitwolfschen Weges massiv angegriffen. Den Vorteil der inneren Linie ausnutzend, konnten die Hereros an diesen beiden Stellen mit großer Übermacht auftreten.

Hier einige Auszüge aus dem amtlichen Werk des Generalstabes über die Kämpfe bei der Abteilung v. d. Heyde:

„Hier war der Feuerkampf auf das heftigste entbrannt, und es zeigte sich, dass die kleine deutsche Schar einen vielfach überlegenen Feind gegenüber hatte. Beide Flügel waren umklammert, und schon tauchten im Busche zahlreiche schwarze Gestalten im Rücken der Deutschen auf.“
„Immer kühner drängten die Hereros vor, laut „Kajata“ und Assa“ brüllend.“
“Den vorstürmenden Hereros gelang es diesmal, bis auf 10 – 20 m heranzukommen. Die Lage wurde äußerst bedrohlich.“
„An dem kaltblütigen Feuer der todesmutigen deutschen Reiter zerschellte auch dieser Angriff des Feindes.“

Zeitweise drohten die Abteilungen Mühlenfels und v. d. Heyde vom Gegner überrannt zu werden. Es waren allein dem Durchhaltewillen und -vermögen der deutschen Soldaten zu verdanken, dass sich die Abteilungen Mühlenfels und von der Heyde behaupten konnten. Schließlich gelang es der Abteilung Mühlenfels, am Nachmittag des 11. August die Wasserstellen von Hamakari zu nehmen und gegen die heftigen Gegenangriffe der Hereros zu halten.

Hauptmann Bayer schildert den Kampf um die Wasserstellen von Hamakari folgendermaßen: „Die Sonne stand schon ziemlich tief, und die ganze Atmosphäre war mit Staub und dem Rauch des Geschütz- und Gewehrfeuers erfüllaut Es herrschte düstere Gewitterstimmung. Durch den fahlen Dämmer zuckten und blitzten die Schrapnells und Granaten, die in rasendem Schnellfeuer über Visier und Korn auf 100 Meter in die anstürmenden Schwarzen hineingesandt wurden. Ohrenbetäubend donnerten die Geschütze und ratterten die Maschinengewehre. Am zweiten Geschütz waren unmittelbar hintereinander vier Mann verwundet worden, und das Geschütz wurde unter größter Gefahr zurückgebracht. Die Munition fing an knapp zu werden.“

Erst bei völligem Dunkelwerden endeten die Kämpfe bei Hamakari. Mit der Einnahme der dortigen Wasserstellen war es der Schutztruppe gelungen, unter ungünstigsten Bedingungen einen bedeutenden taktischen Erfolg zu erkämpfen. Die Abteilung v. d. Heyde hatte mittlerweile die schweren Angriffe der Hereros abweisen können. Allerdings war diese Abteilung durch die Angriffe der Hereros daran gehindert worden, in Richtung Hamakari vorzustoßen und den Anschluss an die Abteilung Mühlenfels zu gewinnen. Aufgrund völliger Erschöpfung sowie Munitions- und Wassermangel sah sich die Abteilung v. d. Heyde genötigt, in der darauf folgenden Nacht den Rückzug anzutreten. Infolgedessen konnte die Masse der am Waterberg lagernden Hereros im Laufe des 11. und 12. August mit ihrem Vieh entlang des Streitwolfschen Weges in Richtung Südosten abziehen. Major von Estorff, der spätere Kommandant der Schutztruppe, beurteilte diese Entwicklung so: „Es war ein schwerer Fehlschlag, dass der Masse der Herero dieser Durchbruch gelang, wenn auch in der Flucht“.

Telegramm des Generals von Trotha an Seine Majestät den Kaiser (Auszug):

"Hamakari, 12. August. - Der Feind, der mit außerordentlicher Zähigkeit kämpfte, erlitt, trotz sehr gewandter Aufstellung im dichtesten Dornbusch, schwere Verluste. Tausende von Vieh erbeutet. Zersprengt und im Rückmarsch nach allen Seiten begriffen, bewegt sich die Hauptmasse des Feindes nach Osten (in Richtung Omaheke, Anm. d. Verf.), wohin ich ihm den Abzug mit den vereinigten Abteilungen Deimling, Mühlenfels und v. d. Heyde verlegen werde, wobei Estorff von Norden her mitwirkt."

Die deutschen Verluste betrugen in der Schlacht am Waterberg 26 Gefallene und 60 Verwundete. Die Verluste der Hereros sind nicht bekannt. Es kann davon ausgegangen werden, dass die kämpfenden Hereros in den einzelnen Gefechten am 11. August teilweise hohe Verluste hinnehmen mussten. Das Ziel des Kampfes, eine Vernichtung oder Übergabe der waffentragenden Hereros, wurde jedoch nicht erreicht. Dagegen gelang es den Hereros, sich der Schutztruppe zu entziehen und in Richtung Omaheke Bewegungsfreiheit zu gewinnen. Das amtliche Werk des Generalstabes bemüht sich zwar, die Schlacht als einen Erfolg darzustellen, muss aber zugeben: „So endeten die bedeutsamen Kämpfe am Waterberge. Ihr Verlauf war ein ganz anderer, als er von der obersten Führung beabsichtigt worden war.“

Somit muss die Schlacht am Waterberg trotz einiger taktischer Erfolge als eine strategische Niederlage für die Schutztruppe angesehen werden. Die zwei Wochen später aufgenommene Verfolgung der Hereros in die Omaheke war militärisch ebenfalls erfolglos und führte die Schutztruppe an den Rand des völligen Zusammenbruches.

Verwendete Literatur

  • G roßer Generalstab, „Der Feldzug gegen die Hereros“, Berlin 1906;
  • Großer Generalstab, „Sanitätsbericht der deutschen Truppen in Südwestafrika 1904 – 1907“, Berlin 1908;
  • Dincklage-Campe, Friedrich v. (Hg.). Deutsche Reiter in Südwest. Selbsterlebnisse aus den Kämpfen in Deutsch-Südwestafrika. Nach persönlichen Berichten bearbeitet. Berlin, 1908;
  • von Leutwein, Theodor, „Elf Jahre Gouverneur in Deutsch-Südwestafrika“, Berlin 1907;
  • Hauptmann Bayer, M. „Mit dem Hauptquartier in Südwestafrika“ Berlin 1909;
  • Rust, Conrad. Krieg und Frieden im Hererolande. Aufzeichnungen aus dem Kriegsjahre 1904. Leipzig 1904;
  • Lau Brigitte: „Ungewisse Gewissheiten“, Windhoek 1989;
  • Lorenz, Klaus: „Geschehnisse am Waterberg 1904“, Swakopmund 2001;
  • Warriors Leaders Sages and Outcasts in the Namibian Past. Narratives collected from Herero for the Michael Scott Oral Records Projekt 1985-86, ed. By A.Heywood, B.Lau, R.Ohly, Windhoek 1992;
  • Major von Estorff, Ludwig: „Wanderungen und Kämpfe in Südwestafrika, Ostafrika und Südafrika 1894 – 1910“.