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Franz Joseph Pilgeram

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F.J. Pilgeram im Alter von 47 Jahren

Franz Joseph Pilgeram (geb. 20. März 1836 in Kirchheimbolanden; gest. 7. November 1894 in Mainz) war ein deutsch/englischer Kunstverleger, Stifter und erster Ehrenbürger seit 1891

Leben & Wirken

Franz Joseph Pilgeram war ein Händler von Gemälden bedeutender Kunstmaler und Kunstdruckverleger derselben in London, auf dem Kontinent und in den USA und ab 1891 erster Ehrenbürger der Stadt Kirchheimbolanden.

Er wurde als viertes der 9 Kinder des Weinhändlers Franz Pilgeram (* 1802 in Frankfurt a.M.; † 1862 in Kirchheimbolanden) und der Anna Maria geborene Brogino (* 1810 in Kirchheimbolanden; † 1884 in Kirchheimbolanden) geboren.

Alma Tadema "" Confidences" Radierung von Leopold Löwenstam im Verlag Pilgeram & Lefèvre 1869. Handsigniert von beiden Künstlern, Familienbesitz
Erneuerter Grabstein des Ehrenbürgers

Die Vorfahren Pilgeram waren deutsch-reformierte Glaubensflüchtlinge aus den ehemaligen „Spanischen Niederlanden“ und wurden vor allem in Frankfurt am Main sesshaft.. Die katholischen Vorfahren Brogino kamen um 1700 von Berzona im Tessin zunächst nach Göllheim und gegen 1800 nach Kirchheimbolanden. Bindeglied war die Mainzer Faktorenfamilie Ackermann.

Pilgeram ging nach der Volks- und Lateinschule durch alle Klassen in Kirchheimbolanden zu einem “Handelscurs” an die technisch-landwirtschaftliche Bildungsanstalten zu Kaiserslautern. Seine Lehre absolvierte er in Zweibrücken. Von 1853 bis 1856 lebte und arbeitete er in Paris.

Ab Februar 1856 arbeitete er in London bei Ernest Gambart, einem in Belgien geborenen englischen Kunstverleger- und Händler, der in der Londoner Kunstwelt Mitte des 19. Jahrhunderts eine tragende Rolle spielte. Anfänglich als „Sekretär“, eigentlich aber als Manager und rechte Hand von Ernest Gambart, wird Pilgeram bald Mittler zwischen dem Londoner Unternehmen und Geschäftspartnern auf dem internationalem Parkett.

Ein New Yorker Ausstellungskatalog von 1866 jedenfalls nennt den nun 30-jährigen als Sekretär eines Comitees, das unter Gambarts Führung eine Ausstellung englischer,französischer und holländischer Kunst vorbereitet hat, und als Ansprechpartner vor Ort.

Nachdem FJ Pilgeram und Gambart 14 Jahre erfolgreich zusammengearbeitet haben, übergibt der kinderlose Gambart mit dem aufgebauten Vertrauensverhältnis 1870 die  Firma an Pilgeram und seinen Neffen Lefèvre. Seitdem firmiert das Unternehmen als „Pilgeram & Lefèvre“, eine Provenienzbezeichnung, der man bis heute begegnet, wenn viktorianische Kunst auf Auktionen unter den Hammer kommt.

1871 erwarb Pilgeram die britische Staatsbürgerschaft. In den folgenden Jahren bis 1881 wird weiterhin die Zusammenarbeit mit maßgeblichen Künstlern der Epoche vorangetrieben. Beispielhaft die Zusammenarbeit mit Alma Tadema, dessen Gemälde, von Pilgeram & Lefèvre zur Umsetzung an den damals besten Kupferstecher der Epoche Leopold Lowenstam beauftragt, weit verbreitet werden. Durch die hohen für die Drucke bezahlten Lizenzgebühren sicherte die Firma den Künstlern ein gehobenes Einkommen "by no doubt funded partly by the print trade".

Pilgeram bleibt bis 1881 in London. Seinen Lebensabend verbrachte er überwiegend in Mainz und trug zur Linderung der sozialen und kirchlichen Probleme seiner Heimatstadt auf vielfältige Weise bei. Er starb ledig am 7. November 1894 nach langer schwerer Krankheit und wurde auf dem Friedhof in Kirchheimbolanden beigesetzt.

Stifter und Mäzen

Pilgeramstift

Er schenkt der Stadt Gelände und Gebäude mit Kindergarten und Höherer Töchterschule

Kath. Schwesternhaus

Weitestgehende Finanzierung vom Schwesternheim des" Vereins für Krankenpflege durch barmherzige Schwestern" (Kircheimbolander Anzeiger Nr.17 v. 21.01.1895)

Kirchliche Stiftungen

Nach einem Blitzschlag der die Kirchturmuhr zerstört hat, spendete Pilgeram eine neue Uhr mit vergoldeten Ziffern und Zeigern

sowie die mit 1,5 to schwerste und größte Kirchenglocke (Annaglocke) mit Seilen an die Kirchengemeinde

Laufende direkte finanzielle Zuwendungen an die Kirche

Ein von Pilgeram speziell angelegtes Konto bei der Sparkasse, dessen Zinserträge für arme und kranke Bürger der Stadt verwendet werden

Stiftungen an Museen

Von jedem neuen Druck seines Verlags stiftete er jeweils ein Exemplar an das Britische Museum

Die städt. Galerie Mainz (späteres Landesmusum Rheinland-Pfalz) erhält 15 wertvolle Kupferstiche

Ehrungen

Erster Ehrenbürger seit 1891

In der Sitzung des Stadtrats von Kirchheimbolanden vom 04.03.1891 wird beschlossen Franz Joseph Pilgeram seiner Verdienste um die Stadt wegen zum Ehrenbürger zu ernennen. Er ist damit der erste Bürger der Stadt, der diese Auszeichnung des Ehrenbürgerrechts bekommt. Seine Schenkung erhält zu seinem Andenken den Namen "Pilgeramstift".

Straßenbenennung

1996 Beschließt der Stadtrat von Kircheimbolanden eine neue Straße auf dem Kupferberg "Pilgeramstraße" zu benennen.

Grabstein

Anlässlich der Freischärler Gedenkfeier am 16.06.1997 wird das irrtümlich aufgelassene und nun wieder hergerichtete Pilgeramgrab eingeweiht.

Ehrentafel Landesmuseum Mainz

F.J. Pilgeram erhält einen Platz auf der Gedenktafel "Andenken an die Förderer der Gemälde Galerie" des Landesmuseums Rheinland-Pfalz in Mainz. Die marmorne Tafel befindet sich direkt am Eingang des Museums

Quellen

Chronik Kirchheimbolanden. Stadt- und Familienchronik. Hrsg. von Detlef UhrigKircheimbolander Anzeiger No. 17 vom 21.01.1895 (Verein für Krankenpflege)

Literatur

  • Edith Starck-Welsch: Franz Joseph Pilgeram *1836, +1894. Ehrenbürger der Stadt Kirchheimbolanden.
  • Stefanie Weberpals: „Ein fast vergessener Ehrenbürger. Vor 125 Jahren starb der Mäzen Franz Joseph Pilgeram“ (in: Heimatbrief Nr. 62, Dez. 2019, S. 131–134)
  • Barbara Till: „Der Wohltäter aus London“. (in: Die Rheinpfalz, Nr. 3 vom Samstag, 4. Januar 2020)