Dokumentations- und Lernort Bückeberg


Das Reichserntedankfest auf dem etwa fünf Kilometer südlich von Hameln gelegenen Bückeberg, umgangssprachlich auch Bückebergfest genannt, fand in den Jahren 1933 bis 1937 jeweils am ersten Sonntag nach dem Michaelistag (29. September) statt. Neben dem Reichsparteitag in Nürnberg und der Feier zum 1. Mai (Tag der nationalen Arbeit beziehungsweise ab 1934 „Nationaler Feiertag des deutschen Volkes“) in Berlin, war es die größte Massenveranstaltung der NSDAP.
Als Festplatz diente eine künstlich abgeflachte Rasenfläche am Nordhang des Berges von etwa 600 mal 300 Metern. An den Reichserntedankfesten nahmen zuletzt über eine Million Menschen aus dem ganzen Deutschen Reich, vorwiegend aus der Bauernschaft, sowie führende Nationalsozialisten wie Adolf Hitler, Joseph Goebbels und Reichsbauernführer Walther Darré teil. Im Vorfeld des Reichserntedankfestes fand in Goslar der Reichsbauerntag statt, bei dem es sich um eine interne Veranstaltung des Reichsbauernrates handelte.
Gründe für den Bückeberg

Die Durchführung der Reichserntedankfeste hatte das Reichspropagandaministeriums unter Joseph Goebbels inne, der den Architekten Albert Speer mit der Ausgestaltung beauftragte.[1] Er sollte einen Platz für „ein bäuerliches Volksfest bisher ungeahnten Ausmaßes in der freien Natur“ zu gestalten.[2] Eine Kommission des Reichspropagandaministeriums bereiste im August 1933 die Gegenden um die Städte Hoya, Bückeburg und Hameln auf der Suche nach einem geeigneten Platz für das große Fest. Waren anfangs noch die Weserwiesen in Hoya für die Massenveranstaltung ins Auge gefasst, entschied sich die Kommission für den Bückeberg bei Hameln. Offiziell wurde dies damit begründet, dass es sich hier um „ureigensten deutschen Boden“ und „germanisches Kerngebiet“ handele. Es sei von „freiem kämpferischem Bauerntum“ erfüllt und die Äcker seien „von den Kämpfen der deutschen Stämme um den deutschen Boden mit Blut getränkt“. Auch mit der angeblich unweit von hier stattgefundenen Varusschlacht wurde argumentiert, dem großen Sieg der Germanen über die Römer. Hauptargument war die Weser, die von der Quelle bis zur Mündung ein deutscher Fluss sei.[3]
All dies traf für Hoya als Austragungsort ebenso zu, sodass die Gründe für die Wahl des Bückebergs eher auf der praktischen Seite zu suchen sind. Das ursprünglich favorisierte Hoya erfüllte nicht die Anforderungen, die An- und Abfahrt der erwarteten Menschenmassen zu bewältigen. Günstige Bahnverbindungen waren Voraussetzung, da die Deutsche Reichsbahn einen großen Teil der Transporte zu leisten hatte. Zudem bot sich der Bückeberg wegen der günstigen Neigung seines breiten Nordhangs als Platz für die geplante Großkundgebung an, da man hier, im Gegensatz zu den Weserwiesen in Hoya, von jedem Standpunkt aus einen freien Blick auf Redner- und Ehrentribüne und einen weiten Blick in die Landschaft des Wesertals hatte. Dies erwies sich ab 1935 als wichtig für die weiträumigen militärischen Übungen und Schaukämpfe, die im Rahmen des Festes einen immer größeren Teil einnahmen.
Der hauptsächliche Grund für die Wahl des Bückebergs zur Austragung des Reichserntedankfestes war auch die Tatsache, dass die ausgewählte Seite des Berges Domänenland im Besitz des Staates Preußen und damit unkompliziert verfügbar war.
Der Festplatz

Beschreibung
Der weiträumige grasbewachsene Festplatz wurde von Albert Speer entworfen und sollte als „Reichsthingplatz“ ausgebaut werden. Es handelt sich um ein zunächst 120.000 m², später 180.000 m² großes, wall- und heckenumstandenes Wiesenareal in ovaler Form. Das Oval war von einem dreifachen, zur Niederung offenen Ring von Fahnenmasten mit Hakenkreuzfahnen umgeben. Sie bildeten einen Binnenraum, der das Gefühl der Zusammengehörigkeit zu einer Volksgemeinschaft stärken sollte.[4] Das Festgelände liegt an einem leicht ansteigenden Hang am östlichen Ortsrand von Hagenohsen und erlaubt einen weiten Blick ins Tal mit der sich dahin schlängelnden Weser. Der Platz wird von unten bis oben von einem 800 Meter langen Mittelweg durchzogen, der seinerzeit „Führerweg“ genannt wurde. Er ist um einen halben Meter dammartig erhöht und acht Meter breit.[5] Am unteren Ende des Weges stand die 40 Meter breite pyramidenähnliche Rednertribüne. Auf ihr standen SA-Angehörige mit Standarten und Fahnen.[6] Am oberen Ende vor dem Waldrand stand die vier Meter hohe und etwa 100 Meter breite, 3000 Personen fassende Ehrentribüne der Nationalsozialisten und Ehrengäste aus dem Reichsnährstand. Im Inneren befanden sich eine Telefonzentrale und ein Rundfunkstudio.[7] Das gesamte Gelände hat eine doppelte Neigung. Die Hanglage ermöglichte allen Besuchern den Blick nach unten zur Rednertribüne. In sich fiel das Gelände von außen zur Mitte leicht ab, so dass an allen Stellen eine gute Sicht auf den Mittelweg herrschte.[8] 76 Lautsprecher sorgten für eine ausreichende Beschallung. Außer den Tribünen war ab 1936 auch der „Führerweg“ mit Mikrofonen ausgestattet. Mehrere Podeste für Film- und später auch Fernsehkameras verteilten sich über den Platz und auch von Zeppelinen aus wurde gefilmt.[9] Beide Tribünen waren aus Holz errichtet, die jeweils nach den Veranstaltungen wieder abgebaut wurden. Die größere Ehrentribüne ruhte auf Fundamenten aus Beton, die noch erhalten sind.[10] Um den Eindruck eines bäuerlichen Festes zu erwecken, bestanden die Installationen meist aus Naturmaterial, wie Holz bei Tribünen, Treppen, Geländern und Fahnenmasten. Die technischen Installationen, wie die Telefon- und Rundfunkzentrale, Elektrokabel, Wasserleitungen, waren möglichst wenig wahrnehmbar gestaltet.[11]
Bau
Mitte August 1933 begannen 1800 Männer des Reichsarbeitsdienstes, den Berg zu planieren und seitlich aufzuschütten. Zwischen 1934 und 1937 wurde an der Erweiterung und Einebnungen des Festplatzes gearbeitet. Hierzu waren ständig 450 Arbeiter des Reichsarbeitsdienstes im Einsatz, die in drei Lagern im Wald und jenseits des Bückeberges in Baracken untergebracht waren (52° 3′ N, 9° 27′ O ). Sie legten Leitungen für Lautsprecher, Mikrophone und Beleuchtung, bauten ein Elektrizitätswerk im benachbarten Dorf Hagenohsen und verlegten im Jahre 1935 eine Drainage auf dem felsigen Gelände.

Die unbefestigten Straßen und Wege in der Umgebung wurden ausgebaut und mit Kopfsteinpflaster versehen. Neue Straßen entstanden auf dem Bückeberg und ein großer Parkplatz wurde an der Ehrentribüne für die Busse der Ehrengäste und Diplomaten angelegt. In Tündern wurde ein viergleisiger „Führerbahnhof“ mit besonders langen Bahnsteigen für Hitlers Sonderzug fertiggestellt. Kurz vor den Veranstaltungen stieg die Zahl der Arbeiter auf bis zu 1500 Menschen an. Neben dem Reichsarbeitsdienst waren auch örtliche Baufirmen im Einsatz.[12]
Pläne Speers und des Reichsbauernführers Walther Darré, die Anlage mit festen klassizistisch angelegten Bauwerken zu versehen, den umlaufenden Wall zu erhöhen und mit acht breiten Zugangstreppen zu versehen, den „Führerweg“ als 600 Meter lange Treppe auszubauen und den Bückeberg an eine neue Autobahn anzubinden, wurden nicht realisiert.
Ideologie
Hitler verfügte 1933, dass das Erntedankfest zentral am ersten Sonntag im Oktober gefeiert werden sollte. Der Erntedanktag, der erste Sonntag nach dem 29. September (Michaelis), galt seit der Bekanntgabe im Reichsgesetzblatt vom 28. Februar 1934 als einer der höchsten nationalen Feiertage des NS-Staates. Hier sollte, besonders auf der Grundlage der Blut-und-Boden-Ideologie, die Bedeutung der Bauernschaft für das Reich hervorgehoben werden.[13]
Die im ländlichen Raum verankerte christliche Tradition des Erntedankfestes erfuhr durch das Reichserntedankfest eine Umformung und Instrumentalisierung durch das NS-Regime. Der Nationalsozialismus verstand das Erntedankfest als ein Fest, das seinen Ursprung und seine Sinngebung in der Verehrung des germanischen Gottes Wotan hatte.
Im Gegensatz zum 1. Mai 1933, an dem aus dem traditionellen Tag der Arbeiterbewegung der Tag der nationalen Arbeit wurde und am Folgetag SA und SS gewaltsam Gewerkschaftshäuser besetzten und ihre Funktionäre verhafteten, wählten die Nationalsozialisten bei der Bauernschaft, deren Organisationen bereits im Reichsnährstand gleichgeschaltet waren, den Weg der Verführung und der Manipulation. Die gigantisch angelegten Reichserntedankfeste sollten die Landbevölkerung idealistisch und emotional an das Regime binden und sind so als ein Teil des Prozesses der Machtübernahme anzusehen.[14]
Das evangelische Landeskirchenamt Hannover setzte dieser Vereinnahmung des kirchlichen Erntedankfestes durch die Nationalsozialisten nichts entgegen, im Gegenteil – in seinem Aufruf zum Erntedankfest im Jahre 1933 hieß es:
„Diese Feier des Dankes gegen den Schöpfer gibt der Kirche Gelegenheit zum Hinweis auf den Gehorsam gegen die göttliche Schöpfungsordnung, wie er uns besonders durch die Gedankenwelt des Nationalsozialismus in neuer Klarheit nahegebracht ist.[15]“
Vorbereitende Werbung
Das Konzept des Reichspropagandaministeriums beinhaltete neben den Plänen zur Gestaltung des Festplatzes und zum Ablauf der Großveranstaltung auch einen vorgeschalteten Werbefeldzug mit Broschüren, Plakaten und Filmen. Presse und Rundfunk waren ebenso eingebunden wie andere Ministerien und Organisationen, insbesondere der Reichsnährstand, Bund Deutscher Mädel (BDM) und Reichsarbeitsdienst. Das Ziel, die Landbevölkerung in großer Zahl zur Teilnahme am Reichserntedankfest zu bewegen, wurde durch drei aufeinander folgende Propagandawellen erreicht, die man jeweils unter ein aussagekräftiges Motto stellte. 1935 waren dies in der ersten Phase ab Juni unter Bezug auf den Volksgemeinschafts-Gedanken „Stadt und Land – Hand in Hand“, in der zweiten Phase ab August „Unser Brot aus eigener Scholle“, welches auf die angestrebte Autarkie der Versorgung anspielte, und in der dritten Phase ab September „Unterm Erntekranz“ als Assoziation zum ursprünglichen christlichen Anlass.[16]
Hitlers Propagandafahrt durch Hameln
1933 bis 1935 wählte Hitler zur Anreise den Luftweg von Berlin nach Hannover. 1933 nahm er dann zunächst an der Versammlung des Reichsnährstands in Goslar teil, um dann im Triumphzug in offenem Pkw über Hameln zum Bückeberg zu fahren. 1934 und 1935 fuhr er von Hannover aus direkt nach Hameln, wiederum triumphmäßig in offenem Pkw, und erst nach Abschluss des Reichserntedankfestes nach Goslar, das mittlerweile zur Reichsbauernstadt erhoben worden war. Die Fahrten durch das damals 28.000 Einwohner zählende Hameln wurden von der dortigen Verwaltung gründlich vorbereitet. Die Aufforderung an die Hamelner Bürger durch Oberbürgermeister Detlef Schmidt und Kreisleiter Ahlswede lautete:
„Zum Empfang muss ein nie da gewesener Schmuck die Häuser der Straßen der Stadt zieren. Es steht nunmehr bestimmt fest, daß der Führer auf seiner Fahrt zum Bückeberge folgende Straßen der Stadt berühren wird: Rohrsen, Morgensternstraße, Deisterstraße, Osterstraße, Bäckerstraße, Mühlenstraße, Hafenstraße, Ohsener Straße usw. Hamelenser, seid euch dieser Ehre bewusst. Es ist eine Selbstverständlichkeit, daß nunmehr sofort jedes Haus mit Girlanden und Kränzen, mit Hakenkreuzfahnen und Hoheitsabzeichen geschmückt wird. Bringe jeder seine Verehrung zum Führer dadurch zum Ausdruck, daß er mit dazu beiträgt, seinem Haus einen unübertrefflichen Schmuck zu geben. Wir erwarten, daß sich niemand ausschließt. Hameln muss am Sonntag einen Festschmuck aufweisen, der bislang in keiner Stadt erreicht worden ist. Wir Niedersachsen wissen, was wir unserem Führer schuldig sind.[17]“
Die Stadt stellte 1000 Wagenladungen Birkengrün zur Ausschmückung der Häuser kostenlos zur Verfügung. Auf dem Bahnhofsvorplatz war eine riesige Erntekrone aufgehängt mit dem umlaufenden Schriftzug „Der deutsche Bauer – Deutschlands Stärke – Dem Volke Brot – Dem Führer Treue“. Transparente waren über die Straßen der Stadt gespannt mit den Aufschriften „Das Bauerntum ist der Lebensquell des deutschen Volkes!“, „Ein starkes Bauerngeschlecht – durch das neue Erbhofrecht!“, „Die schwielige Bauernhand – schafft Brot für jeden Stand!“, „Spendet für das Winterhilfswerk des deutschen Volkes!“ und „Stadt und Land – Hand in Hand!“[18]
Ab 1936 benutzte Hitler zur An- und Abreise seinen Sonderzug, der direkt in Hagenohsen hielt. Damit entfiel die Pkw-Triumphfahrt nach und durch Hameln, was auf den Unbill der Stadtoberen stieß.
An- und Abreiselogistik
Für die An- und Abreise wurden bis zu 215 Sonderzüge mit mindestens 1000 Menschen pro Zug eingesetzt, die den Hamelner Bahnhof oder einen der acht weiteren Haltepunkte in der Umgebung des Bückebergs anfuhren. In den letzten Stunden vor Festbeginn hielten die Züge im Zweiminutentakt am Hamelner Bahnhof. Besucher aus ganz Deutschland reisten an, wobei die meisten aus einem Umkreis von etwa 100 km kamen. Einige Teilnehmer nahmen eine Fahrtzeit von 30 Stunden in Kauf.[19]

Für die mit Bussen, Kraftwagen und Pferdegespannen Anreisenden waren abgeerntete Felder in der Umgebung des Bückebergs als Großparkplätze hergerichtet. Für die Fahrzeuge der 3000 Ehrengäste standen jeweils Parkplätze unmittelbar an der Ehren- und Rednertribüne zur Verfügung. Viele Teilnehmer reisten mit Weserschiffen an, für die eigens Anlegestellen geschaffen wurden. Pioniere schlugen, zusätzlich zur festen Weserbrücke zwischen Kirchohsen und Hagenohsen, mehrere Pontonbrücken über den Strom. Schmale Zufahrtsstraßen waren als „Aufmarschwege“ extra verbreitert worden, so zum Beispiel die Reichsstraße durch das Tal der Emmer zwischen Hämelschenburg und Kirchohsen.
Die Teilnehmer, die übernachteten, fanden Quartier in Hameln oder in riesigen Zeltlagern rund um den Bückeberg.[20] Alle Besucher wurden am Veranstaltungstag bei ihrer Ankunft an den Bahnstationen und Schiffsanlegern über Lautsprecher begrüßt und zu Sammelplätzen geleitet, von wo aus sie den teilweise weiten Weg zum Festplatz gemeinsam antraten.
Obwohl das Reichserntedankfest ein Fest des Bauernstandes sein sollte, waren Bauern zahlenmäßig in der Minderheit. Um dies zu kaschieren, waren Trachtengruppen optisch überrepräsentiert. Ein Großteil der Besucher stammte aus Städten, wie Hannover, Braunschweig, Minden und Herford. Einen relativ großen Anteil am Publikum hatten Frauen und Kinder, die ausdrücklich zur Teilnahme aufgefordert waren. Dadurch unterschied sich das Reichserntedankfest von anderen NS-Massenveranstaltungen, bei denen Männer dominierten.[21]
Ablauf der Reichserntedankfeste

Am Morgen des Reichserntedankfestes schwebten über dem Gelände Fesselballone der Wehrmacht, um den Besuchern den Weg zu weisen. Sie gelangten auf breiten Straßen zum Festplatz, der von Fahnen umstanden war. Von dem an der Weser liegenden Ort Hagenohsen führte ein Treppenweg hoch zum Festgelände, auf dem die Besucher zu sechst nebeneinander im Gleichschritt hinaufmarschieren sollten. Nach dem Vorprogramm mit Trachtengruppen und Formationen der SA und des Reichsarbeitsdienstes schritt die Prominenz des NS-Staates mit zahlreichen Mitgliedern des Diplomatischen Korps den Führerweg zur Ehrentribüne hinauf.
Erst nach einer Weile erschien Hitler und wurde mit 21 Schuss Salut begrüßt. Dann schritt er die Ehrenkompanie der Reichswehr ab, stieg inmitten der begeisterten Menge unter den Klängen des Badenweiler-Marsches langsam (1933: 45 Minuten) den 600 Meter langen Führerweg zur Ehrentribüne hinauf, wo er bei Fanfarenklängen und mit einer kurzen Begrüßungsrede durch Goebbels empfangen wurde. Eine Bauersfrau überreichte Hitler die geschmückte Erntekrone mit den Worten:
Mein Führer! Sie schützen mit starker Hand
unser Land, unser Volk, unseren Stand!
Als unseres Dankes bescheidenes Zeichen
wir Ihnen die Erntekrone reichen.

Danach ging Adolf Hitler zusammen mit den Reichsministern den Führerweg wieder hinunter zur Rednertribüne, von der er und Reichsbauernführer Darré inmitten von Fahnen der SA, der SS und des Reichsarbeitsdienstes je dreißigminütige Reden hielten, die Höhepunkt und Ende des Reichserntedankfestes sein sollten. Schließlich folgte die erste Strophe des Deutschlandlieds und das Horst-Wessel-Lied. Ein Großfeuerwerk beendete das Fest.[15]
Im Jahre 1933 war der Beginn des offiziellen Festteils noch auf 19 Uhr festgelegt, was allerdings beim Abmarsch der Menschenmassen in der hereinbrechenden Dunkelheit zu einem Chaos führte. Deshalb wurde der Beginn ab 1934 auf die Mittagszeit vorgezogen und das Abschlussfeuerwerk durch den Abwurf von Hunderten kleiner Fallschirme mit daran befestigten Hakenkreuzfahnen ersetzt. Ein Lichtdom aus rund um den Platz aufgestellten Scheinwerfern, deren Kegel einige Kilometer in den Himmel reichten, sollte die Bevölkerung zusätzlich beeindrucken.
Ab 1935 nahmen Teile der Wehrmacht am Reichserntedankfest teil. Nachdem Adolf Hitler auf der Ehrentribühne die Erntekrone entgegengenommen hatte, folgte auf dem unterhalb des Festplatzes in der Ebene gelegenen Areal ein Manöver fast aller Waffengattungen mit Artillerie, Panzern und Bombenflugzeugen. In Brand geschossen wurde dabei ein eigens von Pionieren errichtetes kleines Dorf, anfangs „Bückedorf“, später verunglimpfend „Meckererdorf“ genannt. Die Wehrmachtsvorführungen dauerten 1937 über 60 Minuten. Hierbei wurde auch eine Brückenattrappe über die Weser zerstört.[15]
Entwicklung
Hameln wurde zum „Nürnberg an der Weser“, zum „Nürnberg des Nordens“ proklamiert. Die „vor Blut- und Bodenkitsch triefende Programmgestaltung“[22] wurde ab 1935 auch durch Schaukampfdarbietungen der Wehrmacht ergänzt.
- Anfang August 1933 verlautbarte der Landesbauernführer Hartwig von Rheden die Abhaltung eines Reichserntedankfestes auf den Weserwiesen in Hoya
- Anfang August 1933 fiel die Entscheidung des Reichspropagandaministeriums für den Bückeberg als Austragungsort
- Mitte August 1933 war der Beginn der Bauarbeiten am Bückeberg
- 1. Oktober 1933 fand das 1. Reichserntedankfest in den Abendstunden mit etwa 500.000 Teilnehmern statt
- Dezember 1933 erhob Goebbels den Festplatz zur Reichsthingstätte Bückeberg und verkündete den Bückeberg als ständigen Veranstaltungsort
- 30. September 1934 – 2. Reichserntedankfest, ab jetzt in den Mittagsstunden, mit etwa 700.000 Teilnehmern
- 6. Oktober 1935 – 3. Reichserntedankfest ab jetzt mit Wehrmachtsvorführungen, Teilnehmerzahl unbekannt
- 4. Oktober 1936 – 4. Reichserntedankfest, Teilnehmerzahl unbekannt
- 3. Oktober 1937 – 5. Reichserntedankfest mit etwa 1,2 bis 1,3 Millionen Teilnehmern
- 2. Oktober 1938 – geplantes 6. Reichserntedankfest auf dem Bückeberg, abgesagt am 30. September (!) wegen „Inanspruchnahme von Transportmitteln“ zu anderen Zwecken (Verlegung von Wehrmachtsteilen an die Grenze zur Tschechoslowakei, siehe Sudetenkrise)
Die Angaben über Teilnehmerzahlen stammen vom Veranstalter, dem Reichspropagandaministerium, und sind sicher großzügig nach oben gerundet, zeigen aber dennoch den großen Zuspruch, den die Veranstaltung hatte.
Das Fest fand nur insgesamt fünf Mal statt. 1938 wurde es angesichts der Sudetenkrise wegen seiner „Inanspruchnahme von Transportmitteln“ kurzfristig abgesagt, weil die Jubelmassen mit stark verbilligten Sonderzügen herbeigeschafft wurden, die nun zum Transport von Soldaten benötigt wurden. Nach Beginn des Zweiten Weltkriegs am 1. September 1939 war diese Art von Freiluftveranstaltung nicht mehr durchführbar.[23] Ein weiterer Grund für das Nichtfortführen der Feste bestand auch darin, dass die Bevölkerung indoktriniert war und dass das nationalsozialistische Regime in dieser Zeit politisch so gefestigt war, dass es der Zustimmung der Bevölkerung nicht mehr weiterhin bedurfte.
Aus den Reden Hitlers und Goebbels
1934 Goebbels begrüßt Hitler:
Mein Führer! (…) Diese 700.000 deutsche Bauern, mit denen sich in dieser Stunde, durch die Wellen des Äthers verbunden, die ganze deutsche Nation vereinigt, legt Ihnen ihre Huldigung zu Füßen. Sie haben ein Reich der Bauern, Arbeiter und Soldaten wiederaufgerichtet. Wie tief dieses Reich im Herzen des ganzen Volkes befestigt und verankert ist, das konnte Ihnen diese Fahrt von Goslar zum Bückeberg durch bestes deutsches Bauernland zeigen, die einem wahren Triumphzug geglichen hat. (…)[24]
1935 Hitler:
(…) Die Vorsehung hat es uns ermöglicht, in diesem Jahr nicht nur wirtschaftlich eine reiche Ernte einzubringen, sie hat uns auch noch mehr gesegnet: Erstanden ist uns wieder die deutsche Wehrmacht. Erstehen wird die deutsche Flotte. Die deutschen Städte und die schönen Dörfer, sie sind geschützt, über ihnen wacht die Kraft der Nation, wacht die Waffe in der Luft. Weit darüber hinaus wollen wir aber noch für eine besondere Ernte danken: Wir wollen in dieser Stunde den Hunderttausenden und Hunderttausenden deutscher Frauen danken, die uns wieder das schönste gegeben haben, das sie uns schenken konnten: viel Hunderttausende kleine Kinder! (…)[25][26]
1937 Hitler:
(…) Ich lasse Ihnen nicht umsonst hier bei jedem Erntedankfest die Übungen der Wehrmacht vorführen. Sie sollen Sie alle erinnern, dass wir hier nicht stehen würden, wenn über uns nicht Schild und Schwert Wache halten würden. (…) Wir haben keine Lust, mit irgend jemandem Händel anzufangen. Aber es soll auch jeder wissen: den Garten, den wir uns bestellt haben, den ernten wir auch allein ab, und niemand soll sich einbilden, jemals in diesen Garten einbrechen zu können! Das können sich die internationalen jüdischen Bolschewistenverbrecher gesagt sein lassen: wo immer sie auch hingehen – an der deutschen Grenze stoßen sie auf ein eisernes Stop! (…)[27]
Heutiger Zustand und Umgang mit dem Festgelände
Das frühere Gelände der Reichserntedankfeste steht gegenwärtig wie zum Zeitpunkt der Feste in staatlichem Besitz; heute ist der Eigentümer das Land Niedersachsen.[28] Das Areal ist bis auf einen kleineren landwirtschaftlich genutzten Bereich in der Ebene und eine Bebauung durch einzelne Wohnhäuser am unteren westlichen Rand weitgehend erhalten geblieben. Es ist als gestaltete Landschaft mit dem erhöhten „Führerweg“, inszenierten Baumgruppen, gepflasterten Straßen und Alleen noch heute erkennbar. Bauliche Relikte sind Treppenbauten an der Weser, ein Wasserhochbehälter, Reste der Arbeitsdienstlager, Tribünenfundamente sowie Verteilerkästen. Die Fundamente der Ehrentribüne sind heute noch sichtbar, aber stark überwuchert. Eine Bepflanzung seitens der Gemeinde Emmerthal in den 1990er Jahren sollte sie unsichtbar machen.[29] Die kopfsteingepflasterte Straße von Hagenohsen hinauf zur Ehrentribüne ist erhalten und steht unter Denkmalschutz (heute Bückebergstraße, 1933 Hellweg). Das Kopfsteinpflaster der Emmerthaler Straße zum Vorwerk Ohsen ist ebenso bis heute erhalten.
-
Denkmalgeschützte Straße in Hagenohsen mit Kopfsteinpflaster und 20 % Steigung hinauf zum Festgelände
-
Wasserbehälter zur Wasserversorgung der Besucher, 1934 auf dem Bückeberg angelegt
-
Emmerthaler Straße mit Kopfsteinpflaster und Alleebäumen unterhalb des Berges; rechts das aufsteigende Gelände
-
Reste der Ehrentribüne als Betonfundamente am oberen Platzende
-
Mit Teer überdeckter, gepflasterter Parkplatz für damalige Ehrengäste und Diplomaten oberhalb der Ehrentribüne
-
Für die Besucher geschaffene Treppen, von der Weser hinauf zum Festgelände
Heutige Bedeutung
Historiker messen dem Gelände der Reichserntedankfeste am Bückeberg bei Hameln eine Bedeutung als historischer Erinnerungsort auf nationaler Ebene bei. Es gehöre neben dem Reichsparteitagsgelände in Nürnberg, den Ruinen des KdF Seebades Prora auf Rügen und dem einstigen Reichssportfeld Berlin zu den wenigen noch bestehenden Orten, an denen die Nationalsozialisten um Zustimmung in der Bevölkerung warben und die Volksgemeinschaft manipulativ inszenierten.[30] Das Niedersächsische Landesamt für Denkmalpflege betrachtet das Gelände als hochrangiges Kulturdenkmal und stufte es 2011 mit seinen restlich erhaltenen Anlagen als Baudenkmal im Sinne des Niedersächsischen Denkmalschutzgesetzes ein.[31] Diese Bewertung beruht auf der Tatsache, dass das Gelände noch heute als solches erkennbar ist. Das gesamte Gelände ist wegen der umfangreichen Planierarbeiten, Abtragungen und Aufschüttungen in den 1930er Jahren als bauliche Anlage zu sehen. Laut dem niedersächsischen Landesarchäologen Henning Haßmann ist es „eines der am besten erhaltenen und eindrucksvollsten Zeugnisse monumentaler Landschaftsarchitektur und gestalteter Kulturlandschaft aus der Zeit des Nationalsozialismus“.[32] Jens-Christian Wagner von der Stiftung niedersächsische Gedenkstätten erklärte 2015, „dass die NS-Verbrechen ohne ihren gesellschaftlichen Rahmen gar nicht erzählt und auch nicht verstanden werden können. Bergen-Belsen und der Bückeberg gehören zusammen, sind Teil eines Systems“.[33]
Aufnahme ins Denkmalverzeichnis 2011

Anfang 2001 beantragte der Historiker Bernhard Gelderblom aus Hameln, den Bückeberg wegen seiner historischen Bedeutung unter Denkmalschutz zu stellen. Im Jahr 2002 wies die Gemeinde Emmerthal das Gelände der Reichserntedankfeste als Wohngebiet aus und plante, es bebauen zu lassen. Seither gibt es eine Kontroverse um die weitere Zukunft des Areals. Unter Historikern regte sich Widerstand gegen eine Bebauung, die eine Zerstörung des historischen Ortes bedeutet hätte.[34] Der mögliche Denkmalstatus des Geländes führte zu Widerstand seitens der Gemeinde Emmerthal, die eine Aufnahme in das Denkmalverzeichnis anfangs ablehnte. Man befürchtete bei einer Einstufung eine Aufwertung der Stätte, die Rechtsextremisten als „Wallfahrtsort“ hätten entdecken können, zumal bereits an einem 20. April („Führergeburtstag“) Blumen niedergelegt wurden. Als oberste Denkmalschutzbehörde, die in Dissensfällen über den Denkmalstatus zu entscheiden hat, rief das Niedersächsische Ministerium für Wissenschaft und Kultur im September 2009 ein Symposium unter Teilnahme von Experten und lokalen Entscheidungsträgern ein.[35] Im Ergebnis einigte man sich, das Gelände im Denkmalverzeichnis zu führen und in seinem gegenwärtigen Zustand zu erhalten. 2011 erfolgte die Ausweisung als Kulturdenkmal und die Aufnahme im Denkmalverzeichnis.[36] Die Einrichtung einer Gedenkstätte oder eines Dokumentationszentrums wurde ausgeschlossen. Dennoch stellte sich nach der Denkmaleinstufung die Frage nach einem Vermittlungskonzept für das Gelände, was in die Zuständigkeit des Niedersächsischen Ministeriums für Wissenschaft und Kultur und der Stiftung niedersächsische Gedenkstätten fällt.
Da während der Tiefbauarbeiten 1938 am Fuße des Bückeberges ein größeres Gräberfeld aus dem Übergang der Bronzezeit in die vorrömische Eisenzeit um etwa 1000 v. Chr. entdeckt wurde, stellt das Gelände zusätzlich ein Bodendenkmal dar.
Tag des offenen Denkmals 2013

Am 8. September 2013 eröffnete die damalige niedersächsische Ministerin für Wissenschaft und Kultur Gabriele Heinen-Kljajic in Hameln landesweit für Niedersachsen den Tag des offenen Denkmals,[37] dessen Motto „Jenseits des Guten und Schönen – Unbequeme Denkmale?“ lautete. Im Mittelpunkt der Veranstaltung stand die Stätte der Reichserntedankfeste am Bückeberg.[38]
2013 jährte sich das erste Fest von 1933 (2. Oktober) zum 80. Mal.[39] Damit widmete sich das Land Niedersachsen dem Areal[40] als eines der zentralen Stätten nationalsozialistischer Selbstinszenierung und ließ ihm überregionale Aufmerksamkeit zukommen.[41] Bei der Veranstaltung wurde der 15-minütige Dokumentarfilm Der Bückeberg – ein unbequemes Denkmal[42] uraufgeführt, den Studierende der Europa-Universität Viadrina im Juni 2013 vor Ort gedreht hatten. Am Tag des offenen Denkmals fanden auf dem früheren Festgelände Führungen für Interessierte statt.[43]
Im Anschluss an den Tag des offenen Denkmals gab es in Hameln eine Veranstaltungsreihe zu den Reichserntedankfesten durch Vorträge, Führungen und Lesungen.[44][45] Dabei wurde die 1999 vom Historiker Bernhard Gelderblom konzipierte Ausstellung zu den Reichserntedankfesten gezeigt,[46] die bereits in der Dokumentationsstätte Obersalzberg und im Dokumentationszentrum Reichsparteitagsgelände in Nürnberg zu sehen war.[47]
Weiteres Vorgehen ab 2013
Im September 2013 veranstaltete die Stiftung niedersächsische Gedenkstätten einen Workshop unter Beteiligung von Historikern, Denkmalpflegern, Gedenkstättenmitarbeitern, Landschaftsarchitekten und Vertretern der betroffenen Kommunen, um über den weiteren Umgang mit dem Gelände zu beraten. Im Ergebnis wurden eine Reihe von Handlungsempfehlungen für den Bückeberg als historischer Ort von nationaler Bedeutung entworfen, darunter:
- Etablierung als zentraler Ort der Aufklärung über den Nationalsozialismus
- Die Potenziale der Stätte als Ort für historisch-politisches Lernen müssen präzisiert werden, wobei eine Refaszinierung oder Mythenbildung zu verhindern ist
- Die historischen Quellen zum Reichserntedankfest sind zu erschließen und zu sichern
- Das Festgelände sollte vermessen und die Überreste erfasst werden
- Es ist ein museales Konzept zur Vermittlung zu entwickeln, da weder eine Rekonstruktion von Anlagen noch ein Dokumentationszentrum vorgesehen sind
Im Nachgang des Workshops entstand nach Vereinbarung des Landkreises Hameln-Pyrmont, der Gemeinde Emmerthal, des Niedersächsischen Landesamtes für Denkmalpflege und der Stiftung niedersächsische Gedenkstätten ab dem Jahr 2014 ein Masterplan für den Bückeberg. Außerdem war eine Vermessung des Geländes per Airborne Laserscanning geplant.[48]
Planung einer Dokumentations- und Lernstätte ab 2016
2016 führte der Verein für regionale Kultur- und Zeitgeschichte Hameln e. V. ein Projekt zur Vorbereitung einer Dokumentationsstätte Bückeberg durch. Unter der Leitung von Bernhard Gelderblom erarbeiteten die Historiker Anett Schweitzer und Mario Keller-Holte ein Dokumentations- und Bildungskonzept.[49] Es umfasste die Erschließung des ehemaligen Festplatzes und dessen Infrastruktur, die Konzeptionierung einer Dauerausstellung, den Aufbau einer archivalischen Sammlung sowie die Auswahl eines geeigneten Ortes für eine Dokumentations- und Lernstätte. Dazu erfolgte eine Abstimmung mit der von der Stiftung niedersächsische Gedenkstätten gegründeten „Koordinierungsgruppe Bückeberg“. Die Finanzierung des Projektes erfolgte aus Mitteln der Stiftung, des Landkreises Hameln-Pyrmont, der Gemeinde Emmerthal, der Sparkasse Hameln-Weserbergland, der VGH-Stiftung, der Deister- und Weserzeitung, der Martin-Schmidt-Stiftung Bad Münder, von Privatspendern sowie Eigenmitteln des Vereins.

Im Jahr 2017 lagen mehrere Wettbewerbsentwürfe für eine Dokumentations- und Lernstätte als „historisch-topografisches Informationssystem“ im Bereich des ehemaligen Festplatzes am Bückeberg vor.[50] Eine Jury unter Vorsitz des Landrates Tjark Bartels wählte den Entwurf mit einem rund zwei Kilometer langen Wegesystem aus.[51] Es ist ein niederschwelliges Angebot ohne Gebäude sowie größere Bodenbewegungen, bei dem gemähte Graswege über das Gelände zu acht Inseln mit Informationstafeln führen. Auf einem heutigen Feld am Standort der früheren Rednertribüne war ursprünglich die Aufstellung eines vier Meter hohen und 15 Meter langen Schildes mit dem Wort „Propaganda“ vorgesehen. Am entgegen gesetzten oberen Ende soll über die noch vorhandenen Betonfundamte der Ehrentribüne ein Steg führen. Die Kosten des Vorhabens wurden zunächst mit 350.000 Euro, später mit 450.000 Euro beziffert.[52] Davon sicherten der Landkreis Hameln-Pyrmont die Übernahme von 225.000 Euro, die Niedersächsische Bingo-Umweltstiftung 50.000 Euro und die Stiftung Niedersachsen 50.000 Euro zu.[53] Hinzu kommen für die Instandhaltung und Betreuung des Geländes in den Jahren 2018 bis 2021 Folgekosten in Höhe von rund 300.000 Euro.[54]
Die Entscheidung über die Realisierung der Dokumentations- und Lernstätte trifft der Kreistag des Landkreises Hameln-Pyrmont. Der ausgewählte Gestaltungsentwurf wird Anfang 2018 im Kreishaus in Hameln öffentlich präsentiert.[55] Seine Umsetzung, die auch die Stiftung niedersächsische Gedenkstätten unterstützt[56], ist ab dem Jahr 2018 vorgesehen.[57] Träger der Dokumentations- und Lernstätte soll die noch zu gründende Gemeinnützige GmbH „Dokumentation Bückeberg“ werden.
Kritik an der geplanten Dokumentations- und Lernstätte
Einzelne Kreistagsabgeordnete des Landkreises Hameln-Pyrmont äußerten Kritik an der Höhe der Kosten für die geplante Dokumentations- und Lernstätte, die der Landkreis zu tragen hätte. Sie fürchten ein „finanzielles Desaster“[58] und plädieren für eine kostengünstigere Möglichkeit.[59] Außerdem fordern Kreistagsabgeordnete eine Finanzierung auf Bundesebene, da dem Gelände der Reichserntedankfeste eine nationale Bedeutung zugewiesen wird.
Ende 2017 wurde der Bevölkerung das Konzept der Dokumentations- und Lernstätte in einer Bürgerversammlung vorgestellt, die der Landkreis Hameln-Pyrmont und die Gemeinde Emmerthal durchführten.[60] Das Konzept stieß vor allem aus dem Ort auf Kritik, die mit zu hohen Kosten begründet wurde und einer befürchteten Stigmatisierung des Dorfes Hagenohsen durch das großformatige Schild mit dem Wort „Propaganda“.[61] Einzelne Bürger aus Hagenohsen initiierten eine Unterschriftensammlung gegen eine Umsetzung des geplanten Vorhabens am Bückeberg.[62] Anfang 2018 gab es 1500 Unterschriften gegen die Planungen. Der Gemeinderat Emmerthal plant 2018 eine Bürgerbefragung[63], die Kosten von etwa 10.00 Euro verursachen würde und nicht bindend ist.[64]
Literatur
bis 1945
- Fritz Müller-Partenkirchen: Rund um den Bückeberg. Erlebnisse und Berichte vom 1. Deutschen Erntedanktag am 1. Oktober 1933. Drescher, Möser (Bezirk Magdeburg) 1934.[65]
nach 1945
- Wolfgang Benz, Hermann Grauel, Hermann Weiß (Hrsg.): Enzyklopädie des Nationalsozialismus. 4. Auflage. Deutscher Taschenbuch-Verlag, München 2001, ISBN 3-423-33007-4 (dtv 33007), (5. aktualisierte und erweiterte Auflage. ebenda 2007, ISBN 978-3-423-34408-1 (dtv 34408)).
- Helmut Heiber (Hrsg.): Goebbels Reden. 1932–1945. 2 Bände. Lizenzausgabe. Gondrom, Bindlach, 1991, ISBN 3-8112-0885-3.
- Bernhard Gelderblom: Die Reichserntedankfeste auf dem Bückeberg 1933–1937. Verlag CW Niemeyer, Hameln 1998, ISBN 3-8271-9029-0.
- Gerd Biegel, Wulf Otte (Hrsg.): Ein Volk dankt seinem (Ver)führer. Die Reichserntedankfeste auf dem Bückeberg 1933–1937. Vorträge zur Ausstellung. Braunschweigisches Landesmuseum, Braunschweig 2002, ISBN 3-927939-58-7 (Veröffentlichungen des Braunschweigischen Landesmuseums 102).
- Bernd Sösemann: Wie die Nazis ihr Erntedankfest erfanden in: Die Welt vom 14. Oktober 2008 (Online)
- Peter Schyga (Red.), Evangelisch-lutherische Propstei Goslar in Kooperation mit dem Verein Spurensuche Harzregion e.V. und Bernhard Gelderblom: Erntedank und „Blut und Boden“. Bückeberg/Hameln und Goslar 1933 bis 1938. NS-Rassekult und die Widerrede von Kirchengemeinden. Papierflieger Verlag, Clausthal-Zellerfeld 2009, ISBN 978-3-86948-048-0 (Spuren Harzer Zeitgeschichte. Sonderband 2), (Ausstellungskatalog, Goslar, Goslarer Museum, 4. Oktober – 1. November 2009).
- Hans-Jürgen Tast: Bewaffnete Festtage. „Stadt und Land – Hand in Hand“. In: Das Archiv. Nr. 4, Dez. 2009, ISSN 1611-0838, S. 40–44, 4 Abb.
- Hans-Jürgen Tast: Erntedank. Ein Fest im Schatten deutscher Geschichte. Teil 1–2. In: Philatelie. Das Magazin des Bundes Deutscher Philatelisten. 62. Jg., Nr. 400, Okt. 2010, ISSN 1619-5892, S. 1, 66–69, 12 Farb-Abbildungen und Nr. 401, Nov. 2010, S. 56–59, 5 Farb-Abbildungen.
- Die Reichserntedankfeste auf dem Bückeberg bei Hameln als Arbeitshefte zur Denkmalpflege in Niedersachsen 36, Hrsg.: Stefan Winghart, Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege, Hameln, 2010, ISBN 978-3-8271-8036-0
- Bernhard Gelderblom: Das “Reichserntedankfest” auf dem Bückeberg bei Hameln 1933-1937 in: Gedenkstättenrundbrief Nr. 172, 12/2013, S. 42–51. (Online, pdf)
- Bernhard Gelderblom: Braune Verführung auf dem Bückeberg, bebilderter Zeitungsartikel in der Deister- und Weserzeitung vom 6. September 2013 (Online, pdf)
- Juliane Hummel, Rolf Keller: Der Bückeberg bei Hameln. Ein langer Weg zum Kulturdenkmal und Informations- und Lernort in: Gedenkstätten Rundbrief Nr. 176, 6/2014
- Frank Werner: Hier machten alle mit in Die Zeit Nr. 5 vom 25. Januar 2018, S. 18 (Online für Abonnenten)
- Christian Branahl, Frank Henke: Antworten zur geplanten Dokumentationsstätte auf dem Bückeberg in Dewezet vom 26. Januar 2018 (Online)
- Bert Strebe: Sollte ein Gedenkstein an die Feste der Nazis auf dem Bückeberg erinnern? in: Hannoversche Allgemeine Zeitung vom 10. Februar 2018 (Online)
Archive
- Stadtarchiv Hameln, Bestand 2 Acc. 1 Nr. 1001, Reichserntedanktage auf dem Bückeberg 1934 und 1935.
- Deutsches Rundfunkarchiv Frankfurt/Main in Wiesbaden,
- Bildarchiv des Deutschen Historischen Museums, Berlin
Weblinks
- Kurzbeschreibung bei Lebendiges Museum Online
- Die Reichserntedankfeste auf dem Bückeberg auf der Website von Bernhard Gelderblom
- Dokumentation Bückeberg
- Bildergalerie mit 6 historischen Fotos vom Reichserntedankfest
- „Die Reichserntedankfeste auf dem Bückeberg“ Beitrag eines Hamelner Gymnasiums im Geschichtsatlas, 2002
- Dokumentarfilm Der Bückeberg - Ein unbequemes Denkmal (15:46 Minuten) und Weblog zum Dokumentarfilm
- Ärger wegen NS-Mahnmal am Bückeberg bei 17:30 Sat.1 vom 1. Februar 2018 (Video 2:37 Minuten)
Einzelnachweise
- ↑ Die Reichserntedankfeste auf dem Bückeberg. Die Bedeutung des NS-Kultortes Bückeberg bei geschichte-hameln.de
- ↑ Bäuerliches Volksfest als Großkundgebung bei dokumentation-bueckeberg.de
- ↑ Bernhard Gelderblom: Die Reichserntedankfeste auf dem Bückeberg – Warum Bückeberg?
- ↑ Das Oval der Fahnen bei dokumentation-bueckeberg.de
- ↑ Der Mittelweg bei dokumentation-bueckeberg.de
- ↑ Die Rednertribüne bei dokumentation-bueckeberg.de
- ↑ Die Ehrentribüne bei dokumentation-bueckeberg.de
- ↑ Die doppelte Neigung des Platzes bei dokumentation-bueckeberg.de
- ↑ Frankfurter Rundschau vom 28. Februar 2001
- ↑ Die Reichserntedankfeste auf dem Bückeberg. Der Ort. bei geschichte-hameln.de
- ↑ Die Grundelemente der Platzgestaltung bei dokumentation-bueckeberg.de
- ↑ Bernhard Gelderblom: Die Reichserntedankfeste auf dem Bückeberg – Baustelle
- ↑ Enzyklopädie des Nationalsozialismus, 4. Aufl., München 2001, S. 450, 666.
- ↑ Bernhard Gelderblom: Die Reichserntedankfeste auf dem Bückeberg – Die Idee zum Fest
- ↑ a b c Bernhard Gelderblom: Die Reichserntedankfeste auf dem Bückeberg – Das Hauptprogramm
- ↑ Die Rekrutierung der Teilnehmer bei dokumentation-bueckeberg.de
- ↑ Stadtarchiv Hameln, Bestand 2 Acc. 1 Nr. 1001 sowie Deister- und Weserzeitung vom 28. September 1934.
- ↑ Deutsches Historisches Museum Berlin, Bildarchiv, GOS-Nr. BA010203.
- ↑ Woher kamen die Besucher? bei dokumentation-bueckeberg.de
- ↑ Unterbringung und Verpflegung bei dokumentation-bueckeberg.de
- ↑ Wer waren die Besucher? bei dokumentation-bueckeberg.de
- ↑ Kurt Bauer: Nationalsozialismus: Ursprünge, Anfänge, Aufstieg und Fall. UTB, 2008, S. 269
- ↑ ebenda S. 270.
- ↑ Deutsches Rundfunkarchiv Frankfurt/Main, DRA-Nr. C 1237.
- ↑ Völkischer Beobachter, 30. September 1935.
- ↑ Hitlers Reden am Bückeberg bei dokumentation-bueckeberg.de
- ↑ Völkischer Beobachter, 4. Oktober 1937.
- ↑ Aufklärung über das Mitmachen In: Dewezet vom 14. Januar 2018.
- ↑ Bebauen – bepflanzen – vergessen lassen bei dokumentation-bueckeberg.de
- ↑ Detlef Schmiechen-Ackermann: Inszenierte "Volksgemeinschaft": Das Beispiel der Reichserntedankfeste am Bückeberg 1933–1937. In: Die Reichserntedankfeste auf dem Bückeberg bei Hameln.
- ↑ Henning Haßmann: Das Gelände der Reichserntedankfeste auf dem Bückeberg als Kulturdenkmal und seine Umgebung als gestaltete Kulturlandschaft. In: Die Reichserntedankfeste auf dem Bückeberg bei Hameln. Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege, 2010.
- ↑ Christian Branahl, Frank Henke: Antworten zur geplanten Dokumentationsstätte auf dem Bückeberg in Dewezet vom 26. Januar 2018
- ↑ NS-Feierstätte als Ort des Lernens, in: Dewezet vom 30. Dezember 2015, S. 22.
- ↑ Schaumburger Zeitung, Rinteln/Weser, 10. Juni 2008.
- ↑ Bückeberg – der Denkmalschutz rückt näher In: Dewezet vom 1. Oktober 2009.
- ↑ Der Bückeberg wird nach langem Ringen zum Denkmal In: Dewezet vom 1o. März 2011.
- ↑ Tag des offenen Denkmals in Niedersachsen: Eröffnung in Hameln am 8. September 2013. Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege.
- ↑ Bernhard Gelderblom: Die Reichserntedankfeste auf dem Bückeberg. 80 Jahre Bückeberg. Auf Geschichte-Hameln.de.
- ↑ Vor 80 Jahren: Erstes „Reichserntedankfest“. Auf NDR.de vom 3. Oktober 2013.
- ↑ Premiere für ein unbequemes Denkmal. In: Hallo Sonntag vom 14. September 2013.
- ↑ Christian Branahl: Vom Umgang mit einem schwierigen Erbe In: Dewezet vom 14. August 2013 (pdf).
- ↑ Filmprojekt Der Bückeberg – ein unbequemes Denkmal. Auf YouTube.com.
- ↑ Wolfhard F. Truchseß: Der Bückeberg – ein unbequemes Denkmal. In: Dewezet vom 10. Juni 2013, (PDF; 782 kB).
- ↑ Wolfhard F. Truchseß: Spielt man den Neo-Nazis in die Hände? In: Dewezet vom 9. September 2013, (PDF; 625 kB).
- ↑ Der Bückeberg bei Hameln: Ort der "Reichserntedankfeste". Auf: Gedenkstaettenfoerderung.Stiftung-NG.de
- ↑ "Unbequeme Denkmäler" aus der NS-Zeit. ( vom 13. September 2013 im Internet Archive) Auf NDR.de vom 8. September 2013.
- ↑ Die Ausstellung "Die Reichserntedankfeste auf dem Bückeberg". Auf Gelderblom-Hameln.de.
- ↑ Juliane Hummel, Rolf Keller: Der Bückeberg bei Hameln. Ein langer Weg zum Kulturdenkmal und Informations- und Lernort. In: Gedenkstätten Rundbrief. Nr. 176, 6/2014.
- ↑ Projektseite: Dokumentation Bückeberg
- ↑ Dokumentation Bückeberg - Auswahlverfahren zur Gestaltung eines historisch-topographischen Informationssystems
- ↑ Wettbewerb Dokumentation Bückeberg | 1. Preis
- ↑ Was ist das Gedenken wert? in Dewezet vom 19. November 2017
- ↑ Stiftung gibt Geld für Gedenkort am Bückeberg bei ndr. de vom 16. Februar 2018
- ↑ Philipp Killmann: So soll der Bückeberg künftig aussehen in Dewezet vom 3. Januar 2018
- ↑ Philipp Killmann: Ausstellung zu Bückeberg-Plänen im Kreishaus in Dewezet vom 1. Februar 2018
- ↑ Wichtiger Lernort zur Funktionsweise der NS-Diktatur: Stiftung niedersächsische Gedenkstätten unterstützt Pläne für einen Dokumentationsort Bückeberg Pressemitteilung der Stiftung niedersächsische Gedenkstätten vom 2. Februar 2018 (pdf)
- ↑ Frank Henke: „Propaganda“ in großen Buchstaben in Dewezet vom 24. August 2017
- ↑ Philipp Killmann: Doku-Stätte am Bückeberg: Kritische Stimmen werden lauter in Dewezet vom 18. Dezember 2017
- ↑ Philipp Killmann: Kippt Kreistag Bückeberg-Projekt? in Dewezet vom 23. Januar 2018
- ↑ Bückeberg: Pläne für Informationssystem werden vorgestellt in Dewezet vom 19. November 2017
- ↑ Streit um Gedenkort am "Reichsthingplatz" bei ndr.de vom 20. Dezember 2017.
- ↑ Unterschriftenaktion gegen Mahnmal am Bückeberg in Dewezet vom 15. Dezember 2017
- ↑ Christian Branahl: Mehrheit für Einwohner-Befragung in Dewezet vom 30. Januar 2018
- ↑ Emmerthal: AfD setzt im Fachausschuss Bürgerbefragung zum Bückeberg durch - Wie wird der Rat entscheiden? bei Radio Aktiv vom 30. Januar 2018
- ↑ Nach Kriegsende wurden in der sowjetischen Besatzungszone Rund um den Bückeberg (1934) und Heul', wenn's Zeit ist! (1942) auf die Liste der auszusondernden Literatur der Deutschen Verwaltung für Volksbildung in der sowjetischen Besatzungszone gesetzt.
Koordinaten: 52° 3′ N, 9° 24′ O