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Maria Montessori

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Maria Montessori (* 31. August 1870 in Chiaravalle bei Ancona; † 6. Mai 1952 in Nordwijk aan Zee) war eine italienische Ärztin, Reformpädagogin, Philosophin, Feministin und Philanthropin.

Leben

Maria Montessori auf der ehemaligen 1000-Lire-Note Italiens

Montessori wurde als erste italienische Frau zum Medizinstudium zugelassen. Mit ihrer hervorragenden Promotion im Jahre 1896 ist sie die erste "Dotoressa" Italiens.

Bereits in ihren letzten beiden Studienjahren arbeitete Montessori als Assistentin an einer psychiatrischen Klinik in Rom. Sie spezialisierte sich auf Kinderheilkunde und setzte diese Tätigkeit als Assistenzärztin in der Abteilung für Kinderpsychiatrie der römischen Universitätskinderklinik fort. Ihr besonderes Interesse galt den dort nur notdürftig versorgten geistig behinderten Kindern. Sie war von dem würdelosen und verwahrlosten Zustand, in dem diese Kinder lebten, tief bewegt und bemühte sich um Abhilfe. Dabei stieß sie auf die in Vergessenheit geratenen Arbeiten von Jean Itard und Edouard Séguin, dessen Lehrbuch über die "Physiologische Methode" (Edouard Séguin, 1846: Traitement moral, hygiène et éducation des idiots et des autres enfants arriérés. Paris: J.B. Baillière) sie ins Italientische übersetzte. Wie ihre beiden Vorgänger war Montessori davon überzeugt, dass die Behandlung der "Schwachsinnigen" oder "Idioten" kein medizinisches, sondern ein pädagogisches Problem ist. Sie forderte daher die Einrichtung spezieller Schulen für die betroffenen Kinder.

1899 erhielt sie vom italienischen Erziehungsminister Guido Bacelli den Auftrag, vor Lehrerinnen in Rom eine Vortragsreihe über die Erziehung geistig behinderter Kinder zu halten. Aus diesem Kurs ging die "Scuola magistrale ortofrenica" ("Heilpädagogisches Institut") hervor, die sie als Direktorin zwei Jahre leitete. Sie entwickelte in dieser Zeit spezielle didaktische Materialien zum Sprachunterricht und zur Mathematik.

1901 verließ Montessori das Institut und nahm ein Studium der Anthropologie, Psychologie und Erziehungsphilosophie auf. 1904 hielt sie Vorlesungen zur Anthropologie und Pädagogik am Pädagogischen Institut in Rom.

Am 6. Januar 1907 eröffnete sie eine Tagesstätte für Kinder aus sozial schwachen Familien, die so genannte Casa dei Bambini (Kinderhaus), im römischen Arbeiterbezirk San Lorenzo. Ein Schlüsselerlebnis aus dieser Zeit war ihre Beobachtung eines dreijährigen Mädchens, das völlig selbstverunken in seine Beschäftigung mit Einsatzzylinderblöcken, sich auch durch massivste Ablenkungen nicht stören ließ. Der Ausdruck konzentrierter Aufmerksamkeit, den Montessori an diesem Kind beobachten konnte, bezeichnete sie später als "Polarisation der Aufmerksamkeit", deren experimenteller Erforschung sie einen Großteil ihrer weiteren Arbeit widmete.

Aus den in dieser Zeit gemachten Erfahrungen entwickelte sie die Montessori-Methode ("L'autoeducazione", 1916 und "il methodo", 1928) zur Erziehung von Kindern, die heute inzwischen bei fast allen Kindern angewendet wird und in vielen Teilen der Welt populär geworden ist. Obwohl ihre Methode in den frühen 30ern und 40er Jahren viel Kritik ausgesetzt war, ist sie heute weitgehend anerkannt.

Ab 1913 entwickelte sich in Nordamerika ein starkes Interesse an ihren Erziehungsmethoden, das später wieder erlahmte und erst 1960 mit der Gründung der Amerikanischen Montessori Gesellschaft (American Montessori Society] durch Nancy McCormick Rambusch wieder auflebte.

Während der Zeit des Zweiten Weltkrieges wurde sie unter Benito Mussolini exiliert und lebte in Indien, wo sie insbesondere das Prinzip der "Kosmischen Erziehung" und den "Erdkinderplan" entwickelte. Bis zum Ende ihres Lebens verbrachte sie ihre Zeit in den Niederlanden, wo sich heute auch das Hauptquartier der Association Montessori Internationale (AMI) befindet.

1898 Wurde ihr Sohn Mario geboren, ohne dass sie verheiratet war. Sie gab ihn in Pflege und besuchte ihn auf dem Lande. Später diente er ihr bis zu ihrem Tode als Sekretär und wahrscheinlich auch als Hersteller der von ihr erdachten Entwicklungsmaterialien. Erst als er über 40 Jahre alt war, bekannte sie sich zu ihm als ihrem Sohn. Nach Ihrem Tod 1952 leitete Mario Montessori die Montessorigesellschaft bis zu seinem Ableben 1982.

Pädagogik

Die wichtigsten Beiträge Maria Montessoris zu einer neuen Pädagogik waren vor allem folgende Gedanken:

  • Bau einer Sonderschule
  • Kinder mit seelischen Störungen sind benachneiligt
  • Vorgeschrieben für Lehrer: Keine Hilfe für das Kind. Es lernt allein.
  • Ausbildung von Kindern in Drei-Jahres-Altersklassen. Damit soll den sensiblen Phasen der Kinder entsprochen werden (Beispiel: 3-5, 6-9, und 9-12jährige).
  • Kinder sind als kompetente Wesen zu betrachten, die zu eigenständigen Entscheidungen und Denken ermutigt werden sollen.
  • Beobachtungen der Kinder in ihrer Umwelt sollen als Basis für die Entwicklung des Lehrplanes dienen (aufeinander aufbauende Übungen sollen die Fähigkeiten und das Wissen vermehren).
  • Kindgerechte Möbel und die Gestaltung einer den Kindern entsprechend großen Umgebung (Mikrokosmos), die es jedem Kind ermöglicht, seine eigene, funktionierende, kindliche Welt zu gestalten.
  • Beteiligung der Eltern an der Ausbildung des Gesundheits- und Hygienebewusstseins der Kinder als unabdingbare Voraussetzung für den Schulbesuch.
  • Die Bedeutung des "absorbierenden Geistes", der unbegrenzten Motivation von Kindern den Umgang mit ihrer Umgebung zu erlernen und ihre Fähigkeiten und ihr Verständnis zu verbessern, wie es ihrer jeweiligen sensiblen Phase entspricht. Das Phänomen beruht auf der Fähigkeit des Kindes zur Wiederholung von Aktivitäten innerhalb ihrer Entwicklungsepoche (Beispiel: das ständig wiederholte Gebrabbel als Sprachübung zum Erreichen von Sprachkompetenz)

Literatur

  • Rita Kramer, Maria Montessori - Leben und Werk einer großen Frau, Hamburg 1995
  • E.M. Stading, Maria Montessori. Leben und Werk; (engl. orig. M.M. Her life and work; Stuttgart 1959