Luftkrieg
Der Luftkrieg ist eine Form der Kriegsführung, bei der militärische Operationen hauptsächlich aus der Luft durchgeführt werden. Man unterscheidet
- Krieg aus der Luft: Aufklärung und Bekämpfung von Bodenzielen durch Aufklärungsflugzeuge und Bomber
- Krieg in der Luft: Bekämpfung feindlicher Flugzeuge durch eigene Jagdflugzeuge
- Krieg gegen die Luft: Bekämpfung feindlicher Flugzeuge durch bodengestützte Flugabwehr.
Frühe Lufteinsätze im Krieg
Balloneinsätze
Ballons gehörten zu den ersten Einheiten, die im Luftkrieg eingesetzt wurden. Napoleon bildete schon zum Ende des 18. Jahrhunderts Ballonstaffeln, mit denen er sogar eine Invasion Englands plante. Es stelle sich jedoch heraus, dass Ballons dafür ungeeignet waren, da sie die erforderlichen Mengen an Material und Soldaten nicht befördern konnten und zudem nicht gelenkt werden konnten.
Erster Flugzeugeinsatz
Der erste Einsatz eines Flugzeugs für die Kriegführung war der Flug einer italienischen Maschine, die am 22. Oktober 1911 von Tripolis (Libyen) aus ein türkisches Militärlager aufklärte. Hierbei wurden auch kleine Bomben per Hand abgeworfen.
Erster Weltkrieg
Der Erste Weltkrieg gilt als Ursprung der modernen Luftkriegsführung. Während der Zeit von 1914 bis 1918 wurden viele wesentliche Luftkriegsmethoden entwickelt. Nicht mehr nur die reine Aufklärung stand im Vordergrund, sondern auch der taktische Angriff und die Unterstützung von Bodenstreitkräften mit Flugzeugen.
Anfänge des Luftkriegs
Zu Beginn des Krieges konzentrieren sich die Mittelmächte und die Entente hauptsächlich auf die operative Fernaufklärung. Obwohl man den Flugzeugeinheiten noch nicht die nötige Beachtung schenkte, lieferten die Aufklärer doch schon wichtige Informationen über die feindlichen Truppenbewegungen. Der erste maßgebliche Erfolg der Luftaufklärung bestand in den Meldungen des britischen Royal Flying Corps (RFC), die es möglich machten, den deutschen Vorstoß in Richtung Marne abzufangen. Als sich der Stellungskrieg anbahnte, wurden Fesselballons und zweisitzige, mit Funk ausgerüstete Flugzeuge zur Lenkung des Artilleriefeuers eingesetzt. Um diese Lufteinheiten zu bekämpfen, stellten Frontsoldaten Maschinengewehre und erste improvisierte Flakgeschütze auf, die jedoch wegen ihrer geringen Trefferwahrscheinlichkeit keinen besonderen Erfolg hatten. Ballons und Aufklärer mussten also direkt aus der Luft angegriffen werden.
Am Anfang des Krieges starben Piloten hauptsächlich durch Schäden am eigenen Flugzeug oder durch Gewehrbeschuss vom Boden. Am 26. August 1914 gab es die ersten beiden Toten bei einem Luftgefecht. Der Österreicher Baron von Rosenthal, der mit einer weniger robusten Maschine an der österreichisch-russischen Front zu einem Patrouillenflug unterwegs war, wurde von dem russischen Kapitan Pjoter Nesteroff erspäht. Mit der Absicht ihn zu rammen, flog Nesteroff auf seinen Feind zu. Der Russe war sich offenbar den Folgen seiner Tat nicht bewusst, als er sich in die feindliche Maschine stürzte. Die zwei Flugzeuge waren danach so sehr beschädigt, dass beide Männer die Kontrolle verloren. Bei dem darauffolgenden Aufprall starben die Piloten.
Die Bekämpfung feindlicher Maschinen wurde zunächst mit Gewehren und Pistolen durchgeführt, teilweise auch nur mit Steinen, Flaschen oder anderen Gegenständen. Der britische Flieger Lanoe Hawker führte Handgranaten mit sich, die er aus größerer Höhe auf gegnerische Fluggeräte warf. Mit dieser Kampftechnik gelang ihm sogar einmal die Zerstörung eines deutschen Zeppelins. Dennoch hatten diese Kämpfe im allgemeinen keine entscheidende Wirkung.
Mit der fortschreitenden Aggressivität des Krieges änderte sich auch das sonstige Verhalten der Piloten. Die Schusswechsel häuften sich, und oftmals kam es auch zu fatalen Fehleinschätzungen. Da Piloten die länderspezifischen Kennzeichnungen der einzelnen Fluggeräte schlecht identifizieren konnten oder auch schlichtweg ignorierten, kam es nicht selten vor, dass sich Flieger befreundeter Armeen gegenseitig bekämpften.
Gegen Ende des Jahres 1914 nahmen einige Piloten, wie der Brite Louis Strange, Maschinengewehre mit in ihre Flugzeuge. Strange, der eine Avro 504 flog, gab seinem Begleiter ein Lewis-MG, mit dem er ein Schussfeld über und hinter seinem Flugzeug hatte. Viele der MGs waren jedoch so schwer, dass das Flugzeug nicht hoch genug steigen konnte, um eine feindliche Maschine ernsthaft zu gefährden. Um diesem Problem auszuweichen, nahmen einige Piloten Karabiner und leichte Maschinengewehre mit an Bord. Mit dieser Technik war es zwar noch sehr schwer aber nicht unmöglich ein feindliches Flugzeug abzuschießen. Für Piloten, die ohne Begleiter flogen, waren diese Verfahren jedoch ungeeignet, da sie sich nicht gleichzeitig auf das Fliegen und auf das Führen einer Schusswaffe konzentrieren konnten.
Die Deutschen hingegen verließen sich auf die MGs am Boden. Am 22. August wurde das erste britische Flugzeug von Gewehrfeuer getroffen, worauf es über belgischem Gebiet abstürzte. Dauerhaft war dies jedoch keine Lösung, so dass der nächste Schritt die Entwicklung echter Jagdflugzeuge war, welche mit einem fest angebrachten MG nach vorne feuerten. Der Flieger Roland Garros entwickelte das erste echte Jagdflugzeug und inspirierte die Entwicklung des ersten funktionsfähigen Unterbrechergetriebes durch Fokker.
Der damit ausgerüstete Fokker Eindecker errang die Luftherrschaft über dem Himmel von Flandern, bis im Frühjahr 1916 ähnlich bewaffnete englische und französische Jagdflugzeuge die Front erreichten. Der Krieg in der Luft hatte begonnen.
Die Briten gingen während des Ersten Weltkriegs bereits früh dazu über, mehrere Kriegsschiffe zu Wasserflugzeugtendern umzubauen. Diese waren aber lediglich für Wasserflugzeuge geeignet, die vom Deck starteten und nach beendetem Einsatz in der Nähe des Tenders landeten. Spezielle Kräne beförderten sie dann an Bord.
Im Ersten Weltkrieg wurden Jagdflugzeuge bereits zur Bekämpfung von Infanteristen und Panzern eingesetzt. Um gegnerische Soldaten anzugreifen, machten die Jagdpiloten nicht nur vom Bord-MG Gebrauch, sondern warfen mitunter lange, dicke Nägel aus dem Flugzeug. Im Einsatz gegen Panzer verwendeten die Jagdpiloten Bomben, die sie zunächst manuell auf ihr Ziel warfen. Im späteren Verlauf des Kriegs wurden die Bomben von der Unterseite des Flugzeugs ausgeklinkt. Ein weiteres Bodenziel für die Jagdpiloten des Ersten Weltkriegs waren gegnerische Flugzeuge, die sich auf einem Flugfeld befanden. Während alliierte Piloten auf diese Weise zahlreiche am Boden befindliche deutsche Flugzeuge zerstörten, führte man auf deutscher Seite keinen einzigen derartigen Angriff durch.
Bombenangriffe
Bombenangriffe gehörten zu den ersten militärischen Operationen, die aus der Luft durchgeführt wurden. In der Nacht des 24. Augusts wurde Antwerpen als erste Stadt von einen deutschen Zeppelin bombardiert.
Am 22. September 1914 starteten 4 Flugzeuge des Royal Naval Air Service (RNAS) zum Angriff auf eine Zeppelinhalle bei Düsseldorf. Nur ein Flieger fand das Ziel. Es wurde eine Bombe abgeworfen, die jedoch nicht explodierte. Ein zweiter britischer Angriff fand am 21. November am Bodensee statt. Dabei wurde eine Zeppelinhalle zerstört. Wenige Zeit später griffen auch die Deutschen an. Der erste erfolgreiche Bombenabwurf über britischem Boden gelang einem Aviatik-Flieger am 24. Dezember bei Dover.
Für die Deutschen waren Zeppeline die geeignetsten Bombenträger. Die Luftschiffe waren zwar leicht auszumachen, doch die Wirkung ihrer Bomben war beträchtlich. Der Kaiser sträubte sich anfangs gegen eine Bombardierung Londons, da er mit dem britischen Königshaus verwandt war. Doch Großadmiral Alfred von Tirpitz konnte den Kaiser überreden, seine Zustimmung doch zu geben. Seine Hoffnung war es, die Briten mit Bomben einzuschüchtern.
Am 19. Januar 1915 wurde der erste Bombenangriff auf London geflogen, wobei 4 Menschen starben. Fast zeitgleich wurden die ersten Bombenzielgeräte entwickelt, wie das Dorana-Bombenzielgerät und das Lafay-Zielgerät. Sie waren zwar noch sehr primitiv, aber die Trefferwahrscheinlichtkeit wurde dadurch erheblich verbessert.
1916 wurden die Bombenattacken verstärkt. Nun wurden zusätzlich zu den Sprengbomben auch Brandbomben eingesetzt, mit denen besonders in England großer Schaden angerichtet wurde. Den verheerendsten Angriff führten die Deutschen in der Zeit vom 31. März bis zum 6. April durch. Die Briten waren nun gezwungen, die Arbeitsstätten bei Gefahr zu verdunkeln oder ganz stillzulegen.
Ein weiterer schwerer Angriff erfolgte am 2. September mit 14 Luftschiffen. Doch diesmal gelang es einem englischen Flieger einen Zeppelin abzuschießen. Es war der erste Abschuss über britischem Gebiet.
Ab 1917 wurden in Deutschland als strategische Bomber Großflugzeuge, später auch Riesenflugzeuge gebaut. Sie lösten die Zeppeline als wichtigstes Mittel zur Bombardierung ab. Die Großflugzeuge waren schneller und schwieriger abzufangen. Die britische Antwort bestand in der Stationierung zusätzlicher Jagdstaffeln zum Schutz Englands.
Insgesamt betrachtet, hatten die Bombardierungen einen militärischen und strategischen Nutzen, der weit über die materiellen Schäden hinausging. Großbritannien mußte erhebliche Mittel in den Aufbau einer Luftabwehr stecken und eine große Zahl von Fliegereinheiten für die Heimatverteidigung statt für den Kampf an der Front einsetzen. Die Produktionsausfälle durch Bombenalarme waren ebenfalls größer als der direkt angerichtete Schaden.
Flugabwehr und Bewaffnung
Die Flugabwehr war zu Beginn des Krieges eigentlich nicht vorhanden. Um Aufklärer abzuwehren, mussten die Bodenstreitkräfte oftmals improvisieren. Beispielsweise wurden Artilleriegeschütze einfach senkrecht aufgestellt und festgemacht. Die Feindmaschine musste sich jedoch schon im strikten Geradeausflug befinden, damit man sie anvisieren und treffen konnte. Flakabschüsse waren deshalb eher selten.
Sehr viel effektiver waren da schon die Maschinengewehre. Da sie häufig zur Verteidigung von Beobachtungsballons verwendet wurden, war es sehr risikoreich einen Angriff auf einen solchen zu unternehmen. Ballons waren wichtige Einheiten, da sie den Beschuss der Artillerie koordinierten. Nur diejenigen Piloten, die die Technik des Sturzangriffs perfekt beherrschten, griffen solche Ziele an. Die bekanntesten deutschen Jagdflieger für solche Einsätze waren Friedrich von Röth und Heinrich Gontermann. Auch der Amerikaner Frank Luke spezialisierte sich auf Ballonangriffe. Es war fast unmöglich, dass ein Flugzeug unbeschädigt von so einem Einsatz wiederkehrte, da die MGs immer einige Treffer landeten. Für Frank Luke wurde dies im September 1918 zum Verhängnis, als seine Maschine beim Angriff auf drei Beobachtungsballons durchlöchert wurde und er hinter feindlichen Linien zu Boden ging.
Zum Abschuss von Ballons und Luftschiffen wurde aus Maschinengewehren verschossene Brand- und Leuchtspurmunition, welche bereits seit 1910 in den USA entwickelt wurde, sowie Luft-Luft-Raketen (Le Prieur-Raketen) verwendet.
Weitere Entwicklungen

Den Alliierten war es aus eigener Kraft nicht gelungen, Fokkers Unterbrechergetriebe nachzubauen. Die neue Maschine der Alliierten, die Airco DH-2, hatte aus diesem Grund einen Motor, der hinter dem Piloten angebracht war. Die dafür erforderliche Gitterschwanzkonstruktion war aber mit einem erheblichen Luftwiderstand verbunden, der die Leistung der Maschine begrenzte und ihre Eignung als Jäger einschränkte. Am 8. April 1916 geschah ein Ereignis, das dem Luftkrieg eine neue Wendung gab. Bei einem Routineflug verlor sich ein deutscher Pilot mit seiner Fokker E.III über alliiertem Gebiet. In Unkenntnis darüber, dass er sich bereits auf der anderen Frontseite befand, steuerte er einen britischen Flugplatz an, auf dem er die Fokker unversehrt landetet. Die Alliierten hatten nun eine vollkommen intakte Maschine, deren Unterbrechergetriebe für die eigenen Modelle kopiert werden konnte.
Bald wurde auf der Seite der Alliierten die Taktik des Luftkampfes geändert. Bisher flogen die Flugzeuge nur in kleinen Einheiten. Der englische Flieger Lanoe Hawker war der erste, der die Luftverbände des RFC in Staffeln organisierte. Des weiteren legte man fest, dass sich die Flugzeuge nur noch in zuvor festgelegten Formationen bewegen sollten. In einer weiteren Änderung stellten die Alliierten ihre Staffeln als seperate Streitkräfte auf, die unabhängig von der Heeresleitung operieren durften.
Wenig später kamen regelmäßige Patrouillenflüge hinzu, durch die die Franzosen und Briten bald die gesamte Westfront kontrollieren konnten. Kombiniert mit der zahlenmäßigen Überlegenheit alliierter Kräfte, verloren die Deutschen sehr rasch die Lufthoheit.
Wenig später fassten auch die Deutschen ihre Flugzeuge zu Geschwadern zusammen, mit denen sie Sperrflüge versuchten. Bei dieser Taktik mussten die deutschen Besatzungen nahe der Front stationiert werden, um den Luftraum durch ständige Überwachungen zu sperren. Durch häufige Sperrflüge konnten feindliche Maschinen am Überfliegen der Front effektiv gehindert werden. Allerdings waren für ein solches Vorgehen sehr viele Jagdflugzeuge notwendig, die konzentriert in einem engen Gebiet operierten und deshalb für andere Aktionen nicht verfügbar waren.
Da die Übermacht der Gegner sich trotzdem als zu stark erwies, wandte sich die deutsche Führung an Oswald Boelcke. Er organisierte spezielle Kampfgeschwader aus jeweils 9 Flugzeugen (Jagdstaffeln oder Jastas genannt), die bald sehr erfolgreich waren. Im Oktober 1916 kam es zu einer Umstrukturierung der Luftwaffe, die nun als eigenständige Streitkraft neben Heer und Marine aufgestellt wurde.
Boelcke ging noch weiter, in dem er die besten Flieger holte und ausbildete. Um seine Erfahrungen weiterzugeben, fasste er in der Dicta Boelcke die 8 wichtigsten Grundlagen des Luftkampfes zusammen.

Mit Boelckes Wissen und den Jagdstaffeln, die mit modernen Flugzeugen wie der Albatros D.II und der Fokker D.II ausgerüstet wurden, errangen die Deutschen wieder die Lufthoheit. Zwar waren die alliierten Jäger wie die Spad 7 oder die Nieuport 11 exzellente Kampfflieger, doch andere Maschinen wie ihre Aufklärer waren hoffnungslos veraltet.
1917 wurden die Alliierten wieder überrascht. Die Deutschen brachten die Albatros D.III an die Front. Der manövrierfähige und mit zwei MGs ausgerüstete Jäger sorgte somit für den blutigen April (443 Abschüsse) unter den Alliierten.
Um eine noch engere Zusammenarbeit der Luftstreitkräfte zu gewährleisten, fassten die Deutschen gegen Ende des dritten Kriegsjahres ihre Staffeln zu Jagdgeschwadern (JG) zusammen. Die JG 1 wurde von Manfred von Richthofen geführt.
Im Kriegsjahr 1917 stellte man auf deutscher Seite so genannte Schlachtstaffeln auf, deren Flugzeuge speziell für den Einsatz gegen Bodenziele gedacht waren. Die Flugzeuge der Schlachtstaffeln waren an ihrer Unterseite gepanzert und griffen tieffliegend in Bodenkämpfe ein. Durch ihre Spezialisierung auf die Unterstützung der Infanterie war der Nutzen der Schlachtstaffeln jedoch beschränkt. Auf alliierter Seite setzte man reguläre Jagdflugzeuge für derartige Zwecke ein, die zusätzlich in Luftkämpfe eingriffen.
Als 1918 die Amerikaner eintrafen, konnten die alliierten Luftstreitkräfte die deutschen durch ihre zahlenmäßige Überlegenheit fast erdrücken. Die Luftwaffe mußte sich darauf beschränken, wenigstens in einem begrenzten Gebiet eine Luftüberlegenheit zu erringen. So konnten sogar bis Ende April 1302 Abschüsse erzielt werden, was eine alarmierende Zahl für die Alliierten darstellte.
Gegen Ende des letzten Kriegsjahres entwickelten sich die Luftkämpfe zu wahren Massenschlachten. Die deutschen Jagdgeschwader trafen zunehmend auf eine große Anhäufung von britischen und französischen Staffeln, die übereinander flogen und sich somit gegenseitig deckten.
Zum Ende des Krieges hatten die Jagdstaffeln extreme Nachschubprobleme, weswegen der Widerstand der Deutschen schrumpfte.
Fliegerasse
Im Ersten Weltkrieg wurde von der französischen Presse der Begriff Fliegerass für Piloten mit mindestens 5 Luftsiegen geprägt. Das erste Fliegerass war Alphonse Pegaud, die drei führenden Asse des ersten Weltkrieges waren Manfred von Richthofen (Deutschland), René Fonck (Frankreich) und Billy Bishop (Großbritannien). Obwohl der Krieg in der Luft von Anfang an mit Erbitterung geführt wurde, schuf die Presse (später auch der Film) das romantische Bild von Fliegerassen als modernen Rittern der Lüfte. Das berühmteste Beispiel dafür ist der Bericht von Ernst Udet über seinen Kampf gegen Georges Guynemer.
Zwischenkriegszeit
Die von 1914 bis 1918 entwickelte Luftkampftaktik bildete den Grundstein der modernen Luftkriegsführung. Die Strategie des Luftkrieges wurde von Theoretikern wie William L. Mitchell und Giulio Douhet neu überdacht und sah die Durchführung uneingeschränkter Bombenangriffe als Mittel, den Krieg schnell und ohne die im ersten Weltkrieg erfahrenen schweren Verluste bei den eigenen Truppen zu entscheiden. Die Luftwaffen mehrerer Großmächte, darunter die USA, Großbritannien und Deutschland, legten solche Überlegungen beim Aufbau ihrer Luftflotte zugrunde.
Zweiter Weltkrieg
Beginn des Luftkriegs in Europa
Als der Zweite Weltkrieg begann, war das erste Ziel der deutschen Luftwaffe die Lufthoheit über Polen zu erlangen, um somit die eigenen Truppen in ihrem Blitzkrieg-Feldzug zu unterstützen. Die miliärischen Erfahrungen vieler Piloten aus dem Spanischen Bürgerkrieg waren der Luftwaffe hierbei von Nutzen (teilweise Zerstörung der baskischen Stadt Guernica bei einem Terrorangriff durch die Legion Condor, 26. April 1937).
Bei dem so genannten Fall Weiß, dem Angriff auf Polen, waren zwei deutsche Luftflotten beteiligt. Bereits in den ersten Stunden des Krieges gelang es einem Flieger des zweiten Stuka-Geschwaders "Immelmann" ein polnisches Flugzeug abzuschießen. Es war der erste Abschuss im Zweiten Weltkrieg. Ebenfalls in den ersten Stunden des Krieges wurde die Stadt Wielun zum großen Teil durch Bombenangriffe zerstört.
In den nachfolgenden Tagen konnten die Deutschen die Lufthoheit erlangen. Die Propaganda meldete sogar die totale Vernichtung der polnischen Luftwaffe, obwohl diese durchaus noch intakt war. Allerdings waren ihre Flugzeuge meistens hoffnungslos veraltet. Viele der polnischen Bomber, wie die Karas-Maschinen, sind nicht in der Lage gewesen, die deutschen Panzerverbände wirkungsvoll zu bekämpfen. Nur einige wenige moderne Flugzeuge, wie die Los-Bomber, konnten in einem begrenzten Umfeld Panzer-Kolonnen zielsicher bombardieren. Die Verluste auf polnischer Seite waren dabei ausgesprochen hoch, da besonders die deutsche Flugabwehr sehr effektiv arbeitete.
Mit der Begründung, die eigenen Soldaten zu schonen, entschied man sich, die polnische Hauptstadt Warschau mit einem Wirkungsfeuer zur Kapitulation zu zwingen. Neben massivem Beschuss durch die Artillerie waren natürlich auch die Sturzkampfflugzeuge beteiligt. Aufgrund der schweren Angriffe musste Warschau, das in den ersten Kriegswochen schon ca. 10% seiner Bausubstanz eingebüsst hatte, am 28. September 1939 kapitulieren.
An der Westfront begannen die Alliierten sowie die Deutschen nur recht zögerlich mit dem Luftkrieg. Die Franzosen begnügten sich mit Aufklärungseinsätzen in Westdeutschland, während die Briten Flugblätter aus ihren Bombern warfen. Ernsthafte Angriffe gab es praktisch nicht, so dass auch die Truppenbewegungen auf beiden Seiten ohne große Störungen erfolgen konnten.
Das britische Vorkriegskonzept für den Luftkrieg hatte Langstrecken-Bombenangriffen auf feindliche Ziele bei Tage vorgesehen. Das inzwischen zur Einsatzreife entwickelte deutsche Radar erlaubte der deutschen Luftwaffe aber erfolgreiche Abfangeinsätze, so dass die RAF nach anfänglichen Verlusten zu Nachteinsätzen übergehen mußte.
Nach der Niederlage Frankreichs sollte Großbritannien durch eine großangelegte Invasion erobert oder von der Luftwaffe in die Knie gezwungen werden. Die resultierende Luftschlacht um England führte jedoch zu einer Niederlage der Luftwaffe, an der nicht zuletzt das britische Radarleitsystem Anteil hatte.
Bombenangriffe auf Deutschland
Als Antwort auf die Ende 1940 durchgeführten deutschen Nachtangriffe begann die RAF zum Ende des Jahres, großangelegte Flächenangriffe auf deutsche Städte zu fliegen. Da militärische Aktionen auf dem europäischen Festland für die Briten nach der Besetzung Frankreichs durch deutsche Truppen nicht mehr möglich waren, erschienen Luftangriffe als die einzige Möglichkeit, Deutschland zu schaden. Tagesangriffe waren ebenso wie Präzisionsangriffe bei Nacht unmöglich, so dass das Bomber Command der RAF Flächenangriffe gegen deutsche Städte durchführte.
Als Arthur Harris die Führung des Bomber Command übernahm, entwickelte er den Plan zu einem Tausend-Bomber-Angriff mittels eines Bomberstroms, der die Wirkung auf das Ziel maximieren und gleichzeitig durch die Sättigung des deutschen Nachtjäger-Leitsystems die britischen Verluste verringern sollte.
Der erste Tausend-Bomber-Angriff erfolgte am 30. Mai 1942 auf Köln. Mit insgesamt 1455 Tonnen Bomben wurden in 90 Minuten über 3300 Häuser vollständig zerstört und 474 Menschen getötet. Die RAF verlor dabei deutlich weniger Flugzeuge als bei ihren üblichen Angriffen. Maßgeblich an den Attacken waren die Flugzeuge von Typ Vickers Wellington beteiligt, aber auch der Langstreckenbomber Avro Lancaster wurde gegen Köln eingesetzt.
Im Kriegsjahr 1942 traten auch die amerikanischen Luftflotten in den Luftkrieg ein. Sie flogen am Tag auf Sicht Präzisionsangriffe auf Ziele in Nordfrankreich, erlitten aber 1943, als sie dazu übergingen, Ziele im Deutschen Reich anzugreifen, mangels Begleitschutz schwere Verluste durch die deutsche Jagdabwehr. Im Laufe des Jahres 1944 erlangten die Alliierten durch den Einsatz von Langstrecken-Jagdflugzeugen vom Typ North American P-51 die Lufthoheit. Die deutsche Industrie musste ihre Produktion in Höhlen oder Tunnel verlagern, um überhaupt noch Kriegsmaterial herstellen zu können.
Im Rahmen der Flächenbombardements setzten die Alliierten 1943 das erste Mal Täuschungstechniken gegen die deutschen Radaranlagen ein und konnten so während der Operation Gomorrah große Teile Hamburgs zerstören - der erste Höhepunkt des Bombenkrieges gegen Deutschland. Der zweite Höhepunkt wurde am 13. und 14. Februar 1945 mit dem Luftangriff auf Dresden erreicht.
Insbesondere die historische und die völkerrechtliche Bewertung der alliierten Luftkriegsstrategie im Zweiten Weltkrieg - der bis heute bedeutendsten Anwendung von Bombardierungen - sind bis heute umstritten. Die Kontroverse über die historische Einschätzung ihres Hauptvertreters, des oben erwähnten Marschalls Arthur Harris, ist hierfür symptomatisch.
Für gesellschaftlichen Kontroversen sorgte im Jahr 2002 das von dem Privatgelehrten Jörg Friedrich veröffentlichte Buch "Der Brand" (ISBN 3549071655), das die Angriffe der Alliierten als Kriegsverbrechen schildert.
Neue Waffen
Im Krieg aus der Luft wurde von Deutschland 1944 mit dem Marschflugkörper V1 und der Boden-Boden-Rakete V2 neuartige Waffen eingesetzt. Für den Krieg in der Luft wurden ungelenkte, ferngelenkte und zielsuchende Luft-Luft-Raketen entwickelt. Ohne Erfolg wurde die Entwicklung einer Flugabwehrrakete für die Kriegführung gegen die Luft versucht.
Nachkriegszeit
Seit dem Zweiten Weltkrieg wurde das Konzept des Luftkriegs hauptsächlich von Großbritannien, Russland und den Vereinigten Staaten verfolgt.
Militärische Bedeutung
Das Konzept des Luftkrieges wurde bereits früh als Möglichkeit begriffen, die Moral des Gegner durch Zerstörung seiner Städte zu brechen und die Bevölkerung zu Aufständen zu motivieren. Obwohl dies nicht nur im Zweiten Weltkrieg mißlang, wurde die Strategie im Vietnam-Krieg und in weiteren Kriegen wie dem Kosovo-Krieg, dem Afghanistan-Krieg und den Golf-Kriegen erfolglos angewandt und bis heute verwendet. In all diesen Kriegen zeigte sich, dass zwar die zivilen Opferzahlen extrem hoch waren, das Ergebnis aber in der Regel kein Sturz der Regierung war, sondern eher apathisches Abfinden mit dem Schicksal.
Weblinks
- Dröhnender Himmel... Luftkrieg über der "Ostmark" umfangreiche Erörterung der alliierten Luftkriegsoperationen gegen das Gebiet des heutigen Österreichs. Nützlich um sich der parallelen Legenden von der angeblichen militärischen Nutzlosigkeit bei gleichzeitiger angeblich höchster Grausamkeit zu entledigen.
- Gedanken zur fortlaufenden Debatte um den Bombenkrieg Von Kurt Pätzold wider deutsche Opfermythen und neue Nationallamoyranz